Eine Heimstätte deutscher Bildung in Amerika

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Titel: Eine Heimstätte deutscher Bildung in Amerika
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 467
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[467] Eine Heimstätte deutscher Bildung in Amerika. Man macht sich bei uns in Deutschland, der Heimath eines hoch entwickelten staatlichen Schulwesens, keinen Begriff von den Schwierigkeiten, mit denen unsere Landsleute in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu kämpfen haben, um ihren heranwachsenden Kindern einen gründlichen und umfassenden Unterricht angedeihen zu lassen. Wohl giebt es auch dort öffentliche Schulen, aber weder Lehrplan noch Lehrmethode entsprechen den Anforderungen, welche der Deutsche nach den Ueberlieferungen seiner alten Heimath an solche Erziehungsanstalten zu stellen sich berechtigt glaubt. So sahen sich die deutschen Ansiedler von jeher auf den Weg der Privatschulen verwiesen, und in der That wurden ihrer viele gegründet, brachten es auch zeitweise zu hoher Blüthe, ja sie verfehlten sogar nicht einer erfreulichen Rückwirkung auf die öffentlichen Schulen. Aber leider war die Blüthe an den meisten Orten von kurzer Dauer. Die verschiedensten Umstände, Geschäftsstockungen, Lehrerwechsel, persönliche Mißhelligkeiten oder Parteiungen, eine gewisse Gleichgültigkeit gegen gemeinsame Angelegenheiten, alle diese Gründe zehrten einzeln oder zusammen an dem Mark mancher eben noch so glücklichen Unternehmung und brachten sie zu Fall.

Eine der wenigen Schulen, die in dem Kampfe ums Dasein siegreich das Feld behauptet haben, ist die „Deutsch-englische Akademie“ von Milwaukee. Sie wurde im Jahre 1851 von einer Anzahl deutscher Männer gegründet und allen Anfechtungen zum Trotz, wenn auch oft mit bedeutenden Opfern, erhalten.

Unter der umsichtigen Leitung Peter Engelmanns, der nahezu 23 Jahre lang an der Spitze der Anstalt stand, brachte sie es einmal – im Jahre 1865 – sogar bis auf 450 Schüler. So glänzend freilich steht sie heute nicht da, die Zahl der Zöglinge bewegte sich in den letzten Jahren zwischen 100 und 200. Aber was der „Deutsch-englischen Akademie“ Halt verlieh und ihr in Zeiten finanzieller Bedrängniß immer wieder Rettung brachte, das war der Zusammenschluß ihrer Freunde zu einem festen Verbande, dem Schulverein von Milwaukee oder, wie die übliche amerikanisch-deutsche Mißform lautet, dem „Milwaukee Schulverein“. Auch die Opferwilligkeit des „Milwaukee Frauenvereins“ hat viel zur Erhaltung und Förderung der Anstalt beigetragen. Eine weitere Festigung ward ihr zu Theil, als im Jahre 1879 der „Deutsch-amerikanische Lehrerbund“ sein Seminar gründete und mit der „Deutsch-englischen Akademie“ als einer Musterschule vereinigte; und neuerdings hat sich als drittes im Bunde das Turnlehrerseminar des Nordamerikanischen Turnerbundes angeschlossen, so daß diese Vereinigung als die bedeutendste Schöpfung der Deutschen in den Vereinigten Staaten auf dem Gebiete des Erziehungswesens gelten darf. Eine würdige Wohnstätte für die drei verschwisterten Anstalten ist in den letzten Monaten vollendet worden. Zwei hochherzige Frauen, Elisabeth Pfister und ihre Tochter Luise Vogel, haben sie gestiftet zum Gedächtniß an ihren verstorbenen Gatten und Vater Guido Pfister aus Hechingen im Fürstenthum Hohenzollern, einen Mann, der sich bei seinen Lebzeiten stets als thatkräftiger Freund der Schule bewährt hatte; und so ist dieses Haus ein Denkmal geworden des wackeren Gemeinsinnes, der überall in der Welt Großes erreicht.