Eine Musterhalle deutscher Arbeit

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Autor: Paul Lehfeldt
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Titel: Eine Musterhalle deutscher Arbeit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 295–296
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Eine Musterhalle deutscher Arbeit.

Unter den Vereinen, welche sich in unseren Tagen mit dem Wohl der arbeitenden Classen der Bevölkerung beschäftigen, nimmt unstreitig einen der wichtigsten Plätze der Berliner Handwerkerverein ein. Seit einem Jahrzehent hat er wohl über ünfzigtausend meist dem Handwerkerstande angehörige bildungslustige und bildungsfähige junge Leute in seinen Räumen mit den Gaben der Bildung und Wissenschaft beköstigt und von seinem Platz aus dem Fortschritt gedient, wie wenig gleichstrebende Vereine konnten. Denn zu richtiger Stunde und am rechten Platz wurde das Unternehmen begonnen, verfügte über reiche und seinen Zwecken wohlgeeignete Hülfskräfte, da es die besten Männer der Wissenschaft in Berlin unter seine Lehrer zählt, und fand eine der Zahl nach überaus große, den Leistungen nach unvergleichlich strebsame Hörerschaft. Aber einen der im Statut ausgesprochenen Zwecke vermochte der Verein mit seinen gegebenen Mitteln nicht zu erreichen, die Erwerbung tüchtiger Berufskenntnisse der Mitglieder. Denn wenngleich die Berliner Handwerker, die aus dem Verein hervorgegangen sind, dreist mit allen anderen wetteifern können, wo es sich um weite Auschauungen über die Bestrebungen und Fortschritte unserer Zeit handelt; wenn sie gleich sehr wohl im Stande sind, einen guten Brief zu schreiben, einer geordneten Buchführung sich zu befleißigen, sicher zu rechnen und sich des guten Wortes der Muttersprache zu bedienen; ja, wenn sie gleich gelernt haben, Geschmack zu finden an den Meisterwerken der vaterländischen Kunst und das flache sogenannte Volksvergnügen zu vertauschen mit den edelsten Anregungen, zu denen sich die Nation herangebildet hat, – Eines fehlte unverkennbar: die rechte individuelle Kunstarbeit der kleineren Industriellen. Wo sind die Tage hin, so hörte man oft klagen, in denen alles Handwerk durchduftet war vom Hauch der Künste, die Tage der Dürer, Hans Holbein und Peter Vischer, die auch Meister in ihren Gewerken waren und bescheiden zu Markte saßen mit ihrem kleinen Kram, der jetzt Museen ziert und mit Gold aufgewogen wird?

Die letzten Industrieausstellungen, Märkte aller aufstrebenden Völker, haben gezeigt, zu welchen Erfolgen es ein Volk bringen kann, wenn es sich mit Eifer der gewerblichen Künste befleißigt und wofern nur alle Kräfte richtig zum Ziel geleitet werden. Das Geheimniß besteht darin, die Lehre zur Schule zu machen, das ist: zu wirken, daß das Erlernen der Handgriffe einer Kunst sich verbindet mit rechter Anschauung und Würdigung der höchsten künstlerischen Zwecke. Der thätige Mensch wird zu seinem Wohl gewandelt, er giebt es auf, maschinenmäßig für sein Dasein zu arbeiten, und erwirbt Kräfte, die ihn befähigen, die Arbeit im höchsten letzten Sinne zur schönsten Vollkommenheit zu erheben und damit sich und seinem Abnehmer gleich nützlich zu werden, ja, der ganzen Nation von seinem Platz aus mit zu Ehre und Reichthum zu verhelfen.

Solche und ähnliche Erwägungen waren es, welche vor mehr als drei Jahren Lehrer des Berliner Handwerkervereins veranlaßten, ernstlich zu Rathe zu gehen, wie man für unsere Handwerker diese Wege erschließen, wie man den denkenden deutschen Arbeiter in den Erfolgen ebenbürtig machen könnte dem englischen und französischen, denen bei manchen Abirrungen besondere Vorzüge des Geschmackes und der Erfolgfähigkeit der Werke nicht abzusprechen sind, wozu sich noch die weite Erwägung gesellte, daß erfahrungsmäßig gerade in den besten Werkstätten des Auslandes deutsche Arbeiter die Werkführer bilden.

Ursprünglich wurde beschlossen, zu diesem Zweck in der Nachbarschaft des Handwerkerhauses eine Kunstschule anzulegen, die besten der dort producirten Werke mit den Mustern zugleich zu einer Sammlung anwachsen zu lassen und so von unten herauf ein Unternehmen zu gründen, welches aus sich selbst Alles schöpfen sollte, was zu seinem ferneren Gedeihen nöthig würde. Mit gutem Unterricht im Zeichnen, in Projectionslehre und Ornamentik, mit einem Cursus im Musterausnehmen der Weber und einer von Winter zu Winter wieder eröffneten Baugewerkschule war ein Anfang gemacht; in diesem Sommer sollte, so dachten die Anreger der Idee, weiter gebaut werden. Das größte kriegerische und das größte friedliche Ereigniß des letzten Menschenalters unterbrachen und änderten diese Absichten – der Krieg von 1866 und die Pariser Industrie-Ausstellung.

Der erstere verschob die geplante Ausführung, die letztere änderte sie. Eins wenigstens hat sie deutlich ihren Vorgängerinnen, den großen englische Ausstellungen von 1851 und 1862, gegenüber gelehrt, das ist, daß der Aufschwung des bis dahin gänzlich darnieder liegenden englischen Geschmackes in allen Werken der Kleinkunst, welche die reichen, musterhaften Sammlungen und Schulanstalten des South-Kensington-Museums hervorbrachten, ein auf systematische Weise gewonnenes Resultat war. Der große Kunstgelehrte, Professor Waagen, den wir leider in dem vergangenen Sommer zu früh für viele von ihm begründete und geführte Kunstinstitute verloren haben, – er war Director der Berliner Galerie, Professor an der Universität, Vorstandsmitglied des Gewerbe-Museums und Leiter zahlreicher Vereine – hatte dem verewigten Prinzen-Gemahl von England, dem deutschen Fürsten Albert von Coburg, mit Rath und That zur Seite gestanden, als aus den Revenüen-Ueberschüssen der Ausstellungen das Kensington-Museum gegründet wurde. Die Kronprinzessin von Preußen, eine würdige Nachfolgerin ihres heimgegangenen Vaters in der Bestrebung, die Kunst dem Ideal entgegenzuführen, und in praktischer Ausführung idealer Gedanken, hatte den Statistiker Dr. H. Schwabe veranlaßt, in einer faßlichen deutschen Schrift die Resultate des Kensington-Museums niederzulegen. Diese Erkenntniß hatte sich aber auch gleichzeitig in Wien, in München, in Stuttgart Freunden vaterländischen Fleißes aufgedrängt, und sie waren mit ähnlichen Instituten in ihren Städten hervorgetreten. Alle diese Umstände drängten darauf hin, nun endlich auch in Berlin, welches die kriegerischen Umstände inzwischen zu einer friedlichen Hauptstadt des deutschen Nordens gemacht hatten, vorzugehen und ein deutsches Gewerbe-Museum zu gründen, dessen Inslebentreten nach vielen und mühsamen Vorarbeiten endlich im August gesichert war. An der Spitze des Unternehmens standen u. A. Präsident Delbrück, der gegenwärtige Chef des Bundeskanzleramtes, und der rühmlichst bekannte Architekt Professor Gropius. Auf Veranlassung der preußischen Staatsregierung wurden darauf in Paris für fünfzehntausend Thaler mustergültige Kunsterzeugnisse erworben, dem Gewerbe-Museum zur Aufstellung überwiesen und die Vorstandsmitglieder desselben der Professor Reuleaux, Director der Berliner Gewerbe-Akademie, der Bildhauer Lußmann und Gropius, von dem Commissar des norddeutschen Bundes beim Ankauf zugezogen.

Es galt nun dem jungen Institut eine Heimath zu gründen und einen Mann an die Spitze der Ausführungsarbeiten zu stellen, der mit den erforderlichen Kenntnissen auch die rechte Liebe für die Hebung der Kunstgewerbe verband und mit dem Bewußtsein vom Werth deutscher Kunst die Freundschaft des Arbeiters, der ihr zuzuführen ist, vereinigte. Beides gelang. Am 1. October vorigen Jahres wurde das Haus Georgenstraße Nr. 7 gemiethet und nach kurzem Umbau bezogen, der älteren Generation als das Diorama wohlbekannt, Vielen eine süße, unvergleichliche Kindererinnerung wegen der schönen Landschaften, beweglichen Bilder des Theatrum mundi, der Automaten etc., die früher dort zur Weihnachtszeit ausgestellt zu werden pflegten. Der Mann aber, welchen der Vorstand zum Leiter des ganzen Unternehmens ersah, ist der Architekt Grunow, ein Künstler, den schon die ersten Urheber des ganzen Planes wegen seiner umfassenden Kenntnisse, seines feinen Geschmackes und seines erstaunlichen Sammelfleißes zu gewinnen bestrebt waren und der gleichzeitig am Viaduct der Eisenbahnen, auf den Gerüsten der Fabrikanlagen gelernt hatte, ein ehrlich deutsches Wort mit dem schlichten Arbeiter zu reden und ihn für den hohen Werth seiner Kunst zu erwärmen. Mit diesen Bausteinen, einigen zwanzigtausend Thalern baaren Geldes und der leihweisen Hingabe unzähliger Kunstwerke von Seiten der Kunstfreunde ist dann gearbeitet worden. Es bleibt jetzt noch die Antwort übrig auf die Frage: was denn nun bis jetzt gezeitigt worden ist.

Die Hauptsache ist die Unterrichtsanstalt. Mit dem neuen Jahr 1868 wurde sie in den durch einen Umbau in vortrefflich beleuchtete Classen verwandelten Räume der obersten Etage des Vereinshauses und sogleich mit mehr als zweihundert Schülern eröffnet. Der Handwerker-Verein, der Maschinenbauarbeiter-Verein bestrebten sich sofort, ihre Schüler in technischen Zweigen dem Gewerbe-Museum zuzuführen. Auch Frauen-Vereine, namentlich der Verein zur Beförderung der Erwerbsfähigkeit des [296] weiblichen Geschlechts und der Verein der Künstlerinnen sendeten ihre Schülerinnen seit Ostern. Elementar- und Ornamentzeichnen, besonderer Zeichenunterricht für Bauhandwerker, besonderer für Maschinenbauer, Modelliren in Thon und Wachs, Figurenzeichnen und Zeichnen nach Gypsabgüssen werden theils Sonntags Vormittag, theils an den Abenden in der Woche in hellerleuchteten Classen gelehrt. Nachmittags sind die Curse der Schülerinnen, und täglich, den ganzen Tag hindurch, ist die Compositions-Classe geöffnet. In derselben wird das Entwerfen und Ausführen von Zeichnungen zu kunstgewerblichen Zwecken gelehrt und praktisch betrieben. Zahlreiche Aufträge, deren sich diese junge Classe zu erfreuen hatte, sind theils erledigt, theils in Ausführung begriffen. Leider hat gerade diese Classe durch den Tod ihres Begründers, des so jugendfrüh dahingeschiedenen Baumeisters Kolscher, einen unersetzlichen Verlust erlitten. Ein Künstler von Gottes Gnaden! konnte der Geistliche rufen, der ihm die letzte Ehre erwies, als wir ihn, den Vierunddreißigjährigen, in die frühlingswarme Erde legten. Kolscher, der Erbauer des Handwerkerhauses, der Decorateur des Berliner Rathhauses, hatte sich auf allen Gebieten der ornamentalen Technik versucht. In den Räumen des Gewerbe-Museums sind seine Zeichnungen und Entwürfe jetzt aufgestellt, und es ist erstaunlich, was er in so kurzer Frist auszuführen im Stande gewesen ist. Das Haus des Bürgers und den Prachtbau der Fürsten, große Hallen und Säle für öffentliche Zwecke hat er mit idealem Sinne entworfen und vollendet, aber dieselbe Liebe hatte er für Verschönerung aller der Kleinigkeiten, die uns im täglichen Leben umgeben und unser Erdendasein veredeln. Möbel und Hausrath, Silbergeräth und Teppiche, Eisenbahnwagen und Webemuster, Gefäße und Gewänder, ja die kleinen Muster weiblicher Handarbeit hat er, gleichsam mit seinem Reichthum spielend, ersonnen und ausführen lassen. Mancher Stein- und Metallarbeiter, mancher Fabrikant von Gasbeleuchtungs- und Holzzierrathsgegenständen verdankt seine Londoner und Pariser Medaillen ihm.

Nach Kolscher’s Tode ist der Baumeister Jakobsthal mit Leitung dieser Classe betraut worden. Möchte ihm vergönnt sein, weiter zu pflanzen und Resultate zu ernten, die Kolscher nur ahnen konnte! Neben ihm zählt das Institut Künstler wie den Bildhauer Göritz und die Maler Ewald, Schaller, die Ingenieure Greiner und Scholz zu seinen Lehrmeistern. In beiden Wintern wurden sofort mit diesem technischen Unterricht wissenschaftliche Vorträge verbunden. Professor Rosenthal behandelte die Farbenlehre, Dr. Buff die Chemie, Dr. Bischof die Physik, soweit sie den Technologen angeht, und Dr. Julius Lessing, der bekannte Berichterstatter der Pariser Ausstellung, die Geschichte der Kunstgewerbe.

Die Bibliothek, welche schon über ein reiches Material von werthvollen Vorlagen und Vervielfältigungen künstlerischer Mustererzeugnisse verfügt, steht Schülern und Mitgliedern offen.

Die Sammlungen sind in drei Sälen aufgestellt, denen bald ein vierter folgen wird. Vor Allem galt es neue Zweige des Kunstgewerbes zugänglich zu machen, die in Deutschland noch nicht heimisch sind, und hierbei möglichst so zu verfahren, daß der Schüler lernt, dem einfachen Stoffe durch seine künstlerische Behandlang Werth zu verleihen. Ein Beispiel möge statt vieler hier Platz finden. Als die Franzosen vor einigen Jahren Peking eroberten, fanden sie die bei den Chinesen hoch ausgebildete Kunst der metallischen, namentlich Bronze-Emaillen. Diese in Europa seit dem Mittelalter vernachlässigte Kunst war förmlich verloren worden. Man begann nun in Paris die vielen mitgebrachten emaillirten Kleinodien zu vervielfältigen, lernte das vergessene Verfahren auf’s Neue und schuf so eine Fundgrube für fleißige Arbeiter, denen für geschickte Behandlung nicht allzutheurer Stoffe überaus hohe Preise bezahlt werden. Dies Beispiel zeigt auf’s Deutlichste, wie neben der sittlichen und ästhetischen Seite der Sache auch der volkswirthschaftliche Werth derselben kein geringer ist. Aehnliches ließe sich von den einfach schönen Gefäßen des portugiesischen Landmanns, vom Glas des Venetianers, vom Shawl des Persers, vom Geflecht des Japanesen, vom Ruder des Malayen ausführen. – Dann aber mußten neben diesen Kunsterzeugnissen schon vorhandene Gegenstände in solcher Ausführung vorgeführt werden, daß Nachahmungstrieb und Wetteifer des Handwerkers angespornt wurden. Hierzu dienen vorzugsweise Originale oder doch treue Copien der im Mittelalter in einigen, in der Renaissance- und Rococo-Zeit in anderen Zweigen auf’s Höchste ausgebildeten Stücke der Kleintechnik. Der Schlosser, der Töpfer, der Holzschnitzer, die Spitzenklöpplerin, sie Alle können von ihren Vätern und Müttern gar viel lernen. Hier sind nun Galvanoplastik, Photographie und das Abguß-Verfahren mit Gyps unvergleichliche Hebel der modernen Zeit. Endlich muß auch dem Handwerker die weite Perspective in Gegenwart und Zukunft eröffnet werden. Zahllose neue Erfindungen und Entdeckungen haben ganz neue Gewerbe geschaffen. Der Gewerbfleiß aller Länder und Völker hat sich der Maschine bemächtigt und beutet die neuen Industriezweige aus. Leben und Rührigkeit herrschen auf diesen Gebieten, die nun auch der Verschönerung und der Veredlung erobert werden müssen. Hier hat das Museum seinen Schönsten, seinen allen Laien verständlichsten Beruf. Warum sollte nicht Alles, was unsere Zeit so praktisch hingestellt hat, auch schön sein, von der Locomotive herab bis zum Stahlfederhalter, von der Riesenkanone bis zur Petroleumlampe? Schmückt doch der rohe Reiter der Wüste Sattel und Gurt mit den schönsten Zierrathen, die Gestein und Metall hergeben, und der einsame Insulanerschiffer sein Ruder mit Holzbildern und Perlmuttereinlagen! Warum sollte der kluge Deutsche, der sich in Vorträgen und Büchern die höchsten Geister der Nation zu eigen macht, nicht sein Werkzeug und tägliches Brod verschönern?

Und jetzt folge man mir durch die Säle des jungen Unternehmens und weide seine Augen an den Gläsern und Vasen des Dr. Salviati aus Venedig, der die vergessenen Glaskünste zu neuem Leben wachgerufen hat, und an den englischen und spanischen Kacheln und Fliesen von buntem Thon, welche im Winter den heißen Kamin, im Sommer das kühle Bad schmücken, den zierlichen Kästen und Körben, die der Ostasiat reichlich mit buntem, unvergänglichem Lack und feinem Bild und Ornament überzieht. Man sehe hier die Reihe der Stühle von dem einfachen nubischen Holzgestell mit Bocksleder überflochten, wie es schon Erzvater Abraham am Rande der Wüste stehen haben mochte, bis zu den Prachtsesseln, die golden und durchbrochen der Luxus des vergangenen Jahrhunderts erfand und deren schwellende Roßhaarkissen er mit Brocatstoff und Gobelin überzog. Man betrachte hier das Spitzengewand der reichen Brabanterinnen und dort Fächer und Kamm aus dem zarten Schildkrötenhorn Südasiens geschnitten. Mit den geschnitten Steinen des Alterthums wechselt die Pracht mittelalterlicher Münzen, Medaillen und Siegelbullen.

Ja, das Handwerk hat einen goldenen Boden, denn es nährt nicht nur seinen Mann, nein, es kann, recht angefaßt, auch wohl ein ganzes Volk heben, reich und glücklich machen im Genuß einer schönen Umgebung. Raum genug für Schönheit, Sauberkeit und die edlen Gaben der bildenden Kunst ist in der kleinsten Hütte, und wenn die Schätze, die zum Schmuck der Paläste verwendet werden, nicht der flüchtigen vorübergehenden Mode dienen, sondern dem als ewig schön Gefundenen, so werden sie Zeugniß ablegen, daß auch im kleinen Gewerbe am Bau der Ewigkeiten mitgebaut wird – ein Zeugniß, das dem Lande zum Nutzen, seinen Arbeitern zur Ehre und Allen, die ein offnes Auge haben, zur Freude dienen wird.

Lehfeldt.