Eines fränkischen Ökonomen freymüthige Betrachtungen über die Feldwirthschaft, mit Hinsicht auf die Betreibung des Feldbaues in Franken

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Autor: Anonym
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Titel: Eines fränkischen Ökonomen freymüthige Betrachtungen über die Feldwirthschaft, mit Hinsicht auf die Betreibung des Feldbaues in Franken
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 5, S. 641–656
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Freymüthige Betrachtungen über die Landwirthschaft in Franken, Fortsetzung der freymüthigen Betrachtungen über die Landwirthschaft in Franken
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I.
Eines fränkischen Ökonomen freymüthige Betrachtungen über die Feldwirthschaft, mit Hinsicht auf die Betreibung des Feldbaues in Franken.

 „Menschen, die weder Erziehung noch Unterricht erhalten, niemahls ihren Wohnort verlassen, mit ununterbrochener Arbeit versehen, mit immer höhersteigenden Abgaben geängstigt, und mit Verachtung behandelt werden, haben wahrhaftig! weder Zeit noch Lust, noch Geschick, an Verbesserungen, oder an neue Versuche zu denken, wenn sie auch die Natur mit der besten Anlage beschenkt hätte. Nur von einer wohlgewählten und weisen Polizey, ist eine verbesserte Acker-Kultur zu hoffen.“

 S. Pfeiffers Schriften II. Th. II. B. S. 249.


Erste Betrachtung.
Die abentheuerlichen Meinungen, welche schon seit geraumer Zeit in der ökonomischen Welt unter Ökonomen und| Nichtökonomen, unter ökonomischen Stümpern und Kennern der Ökonomie geherrscht haben, sind Beweise genug, daß die Betreibung des Feldbaues noch nicht auf veststehenden und allgemeingültigen Grundsätzen beruhen müsse. So wie es aber eine unläugbare Wahrheit ist, daß die bisherigen Bemühungen, welche zur Absicht hatten, die Behandlung des Feldbaues auf bessere Grundsätze zurückzuführen, und die Feldwirthschaft zu größerer Vollkommenheit zu bringen, – im Ganzen genommen noch weit hinter der Erreichung ihres Zwecks zurückgeblieben sind; eben so ist es eine offenbare Thatsache, daß die Feldwirthschaft seit einem Jahrzehend durch die vorgeschlagenen Verbesserungen sehr viel gewonnen hat; selbst die überspannten Anpreisungen neuerungssüchtiger Landwirthe und gewinnsüchtiger ökonomischer Schreiber haben nicht wenig dazu beygetragen, bey manchen Zweigen feldwirthschaftlicher Beschäfftigungen Verbesserungen zu bewirken, wenigstens in den Gegenden Frankens, wo theils durch die glückliche Anwendung neuerer Vorschläge und durch verbesserte Einrichtungen, theils durch mißlungene neuere Versuche, neue ökonomische Gedanken in Umlauf gebracht worden| sind, ist dieß merklich sichtbar. Wenn auch die manchfaltigen vorgeschlagenen ökonomischen Verbesserungen nicht das geleistet haben, was manche unberufene ökonomische Schriftsteller im Posaunenton ankündigten: so ist es doch wenigstens billig, diejenigen Verdienste, welche sich denkende Ökonomen um die Ökonomie erworben haben, anzuerkennen. Allein, die Freunde des ökonomischen Schlendrians sind weit entfernt, diese Verdienste einzuräumen, ob sie gleich als wirkliche Thatsachen bekannt sind. Keinem andern, als nur dem gemeinen Bauersmann gestehen sie ökonomische Einsichten zu, und verwerfen daher alles, was ein anderer denkender Kopf über den Feldbau spricht, wenn er auch einen noch so vertrauten Umgang mit der Feldwirthschaft hat, und nur nicht mit dem Pflug in der Hand sein tägliches Brod verdienen muß.
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 Bey allen dem Eifer, welchen man bisher auf Verbesserungen der Oekonomie wandte, ist man noch nicht einmahl darüber einig, ob ökonomische Verbesserungen möglich und nothwendig sind, geschweige daß man darüber einverstanden wäre, wer als ein Verbesserer der Oekonomie den Beruf dazu haben solle. Es ist also begreiflich genug,| warum auch die besten ökonomischen Vorschläge bey dem größten Theil des ökonomischen Publicums kein Gehör fanden: denn die veraltete Anhänglichkeit am Schlendrian in feldwirthschaftlichen Geschäfften beweiset genugsam, daß noch ein zahlreiches Heer größerer und kleinerer Landwirthe in der Meinung stehen müsse, das Feldbaugeschäfft sey schon auf die höchste Stufe der Vollkommenheit gestiegen, und die aufs neue angepriesenen anzubringenden Verbesserungen wären weiter nichts als ökonomische Grillen. So wenig es eines Beweises bedarf, daß es die Natur der Sache selbst mit sich bringe, daß die Feldwirthschaft in die ferne Zukunft eben so einer beständigen Verbesserung unterworfen seyn könne und müsse, wie sie Jahrhunderte hindurch immer verbessert worden ist; eben so wenig scheint es möglich zu seyn, die Anhänger des Alten von dieser Wahrheit zu überzeugen. Da aber zu den manchfaltigen menschlichen Beschäfftigungen, die mit dem Wohl der bürgerlichen Gesellschaft nothwendig zusammen hängen, auch die feldwirthschaftlichen Geschäffte gerechnet werden müssen: so ist es nicht allein der Mühe wehrt, sondern auch Pflicht, nachzudenken, auf welche (erlaubte)| Art die, der Landwirthschaft nachtheiligen und schädlichen Vorurtheile vertilgt werden können.
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 Es kann keiner bürgerlichen Gesellschaft, so ferne sie nicht mit ihrem eigenen Wohl in Streit gerathen will, gleichgültig seyn, ob das Geschäfft des Feldbaues in ihrem Gebiete gut oder schlecht getrieben wird. Ob es also schon keines Beweises bedarf, daß der Feldbau die ersten und notwendigsten menschlichen Bedürfnisse darreicht, so hat doch diese allgemeingeltende Wahrheit noch lange nicht die gehörige Aufmerksamkeit auf die Erzeugung der Nahrungsproducte und auf die Betreibung des Feldbaues im Ganzen erzwingen können. Wenn man die Nothwendigkeit und Unentbehrlichkeit eines solchen wichtigen Nahrungszweiges in Erwägung zieht, so ist es in der That unbegreiflich, daß der Zustand der Landwirthschaft als eine gleichgültige Sache angesehen, und als ein verächtlicher Gegenstand behandelt werden konnte. Es haben sich zwar seit einigen Jahrzehenden verschiedene große Herren und mehrere würdige Gelehrte bemüht, der Landwirthschaft aufzuhelfen; und wenn sie gegenwärtig an manchen Orten nicht mehr in demjenigen Grad| der Geringschätzung steht, wie vor diesem, so ist es mehr dem Ansehen jener einsichtsvollen Männer, die es für keine Schande gehalten haben, auf Verbesserungen der Feldwirthschaft bedacht zu seyn, zuzuschreiben, als ihren eigenen Verdiensten, die sie um das ganze Menschengeschlecht hat. Daß die Feldwirthschaft in einer solchen Geringschätzung steht, rührt größtentheils von der Unwissenheit und von dem Mangel an Sachkenntnissen solcher Personen her, die Amts und Berufs halber eine ausgebreitete Kenntniß von landwirthschaftlichen Gegenständen, und wie sie mit dem Wohl des Staats in Verbindung stehen, besitzen sollten. Diese Unwissenheit erzeugt alsdann die vielen schiefen Urtheile und lächerlichen Behauptungen, die oft der bürgerlichen Gesellschaft großen Nachtheil bringen, wenn eine Anwendung davon gemacht wird. Man darf sich also nicht wundern, wenn man allenthalben die Behauptung hört: daß man dem Bauersmann allein die feldwirthschaftlichen Geschäffte überlassen müsse, dieser sey der beste Oekonom. Der Bauersmann kann zu seinem eigenen Vortheil seinen Feldbau recht gut betreiben; aber es ist eine andere Frage, ob auch diese Art und Weise zu| wirthschaften der bürgerlichen Gesellschaft vortheilhaft sey? Dieser Umstand ist gewiß einer nähern Untersuchung würdig, und verdient die Aufmerksamkeit derjenigen Regenten, welchen das Wohl jedes einzelnen ihrer Unterthanen am Herzen liegt. Es ist eine bekannte Sache, daß es der Bauersmann in der Ersparniß der Taglöhner viel zu weit treibt; daß bey einem Bauerngut viel mehrere Hände beschäfftigt, und dadurch weit mehrere Nahrungsproducte erzeugt werden könnten: allein, wenn eben dieser Bauersmann nicht im Stande ist, zu überrechnen, daß er bey dieser Behandlung einen größern Vortheil für sich erhält, so bleibt er gewiß bey seiner alten Leyer. Ich erwahne nur noch der armseligen Hutweiden, die der Bauer, wie ein geweihtes Heiligthum, in Schutz nimmt, und die doch durch Urbarmachung weit mehrere Gewächse zum Vortheil der Menschen hervorbringen könnten; aber dieß erfordert mehr Arbeit, als die Bauernhaushaltung zu leisten vermag, und so bleibt es beym Alten.
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 Man erwartet also bloß von dem Bauersmann, den man doch so gern in seiner Dummheit erhalten möchte, und der eben so in der Oekonomie, wie in religiösen| Dingen, veraltete Meinungen als ein Heiligthum aufbewahrt, an dem Aberglauben wie eine Klette am Kleid klebt, und neue Erfindungen und Entdeckungen als eine gotteslästerliche Sache verschreyet, – von diesem, sage ich, erwartet man Verbesserungen, Fortschritte und Vervollkommnung der Landwirthschaft. Die Macht der Vorurtheile und der Wust des Aberglaubens sind kräftige Mittel, den Bauersmann bey dem Schlendrian seiner Vorfahren zu erhalten; erst müssen diese Übel vertrieben werden, ehe bessere Begriffe Platz nehmen können. Man ziehe nur die vielen Hindernisse, die den Bauersmann nicht einmahl auf den Gedanken einer möglichen Verbesserung seiner Wirthschaft kommen lassen, in Erwägung; so bedarf man nicht viel Besinnens, das seichte Geschwätz solcher Personen, die manchmahl so aufrichtig sind zu gestehen, daß sie von der Landwirthschaft ganz und gar nichts verständen, aber doch zugleich unaufhörlich darüber urtheilen, wobey sie ganz unwillige Gesichter machen, wenn man Bedenken trägt, ihre Urtheile und Behauptungen als unfehlbare Wahrheiten anzuerkennen, – als das sicherste Kennzeichen ihrer Unwissenheit, wenigstens in diesem Fach anzusehen, und aus| diesen Gründen ihnen keinen Sitz und keine Stimme auf dem ökonomischen Reichstag einzuräumen.
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 Es gereichte in der That unserm Jahrhundert zur Schande, wenn man fragte, oder gar bewiesen haben wollte, ob es auch der Mühe wehrt wäre, über ökonomische Angelegenheiten nachzudenken? Und dennoch fehlt es nicht an solchen sich weise dünkenden Menschen, die mit belehrender Miene sagen: laßt doch den Bauer seinen Feldbau, laßt ihn seine Wirthschaft führen, wie er will; er hat ja den Schaden, wenn er schlecht wirthschaftet. Nein! damit ist die bürgerliche Gesellschaft nicht zufrieden; ihr und ihrem Wohl muß viel daran gelegen seyn, daß sie an dem nothwendigsten Bedürfniß keinen Mangel leide. So wie die Menschen an der Zahl zunehmen, so müssen auch die Nahrungsproducte in gleichem Verhältniß wachsen, wenn nicht Mangel an Nahrungsmitteln eintreten soll, mit welchem eine Theurung unvermeidlich verknüpft ist, und wodurch eine Menge mittelmäßig begüterter Menschen in die Armuth versinken, und zugleich die Zahl der Bettler vermehrt wird. Es sind schon manchfaltige Klagen über das Bettelwesen erhoben worden, welches| dem Staat und besonders denjenigen Menschen, die nicht gerne Allmosen geben, gar sehr zur Last fallen soll; deßwegen war man schon in mehreren Ländern darauf bedacht, diesem Unwesen und diesem Theil des menschlichen Elends so viel als möglich abzuhelfen. Daß aber viele solche Anstalten und Einrichtungen, die in dieser Rücksicht gemacht worden sind, für weiter nichts als einen armseligen und einstweiligen Behelf gehalten werden, beweist genugsam, daß man den Quellen und den Ursachen dieses Elends nicht genug nachgespürt habe, ohne deren Entdeckung man auch die gegenwirkenden und heilsamen Mittel nicht anwenden konnte. Der Mangel an Beschäfftigung, erzeugt den Mangel der nöthigen Nahrungsmittel, wodurch derjenige, der auf dieser Erde weiter nichts besitzt, als etwa einen gesunden Körper, genöthigt wird zu betteln oder im Nothfall zu stehlen.
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 Man wende seine Blicke auf eine andere Menschenclasse, die zwar nicht geradezu bettelt, aber doch zu der armen Menschenclasse gehört; ich meine die Taglöhner, die Tropfhausbesitzer, etc. etc. Wer kann so gefühllos seyn, die kärgliche Nahrungsart dieser Leute ohne Wehmuth zu betrachten?| Haben diese nicht auch Theil an den Gütern, und an der Glückseligkeit dieser Erde; gehören sie nicht auch zur menschlichen, ja auch zur bürgerlichen Gesellschaft? Diese Menschenclasse ist gerade die ohnmächtigste, die, wenn sie auch den besten Willen besitzt, ihre von der Gottheit verliehenen Kräfte zu gebrauchen, nicht den geringsten Widerstand gegen unangenehme Vorfälle zu leisten vermag.
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 Wenn nun die Landwirthschaft sich des Besitzes manchfaltiger Mittel zu rühmen vermöchte, wie solchen Uebeln abgeholfen werden könnte, wäre es wohl nicht der Mühe wehrt, alle Kräfte aufzubieten, und so lange nachzudenken, bis diese heilsamen Mittel gefunden, und zum Vortheil der bürgerlichen Gesellschaft angewendet worden sind? – Die Feldwirthschaft bietet wirklich Stoff genug dar, weit mehrere Hände zu beschäfftigen als zeither geschehen ist, und dadurch einer Menge von Menschen reichliche Nahrung zu verschaffen, und sie der drückenden Armuth zu entreissen. Um diese schätzbaren Vortheile dem Feldbau abzulocken, sind Einrichtungen und Anstalten, eine weise Führung und Leitung von oben herab nöthig, die eben so lobenswürdig wären, so sehr sie| die Pflicht gebietet, wodurch manchem Unheil vorgebeugt würde, ohne sich in die Verlegenheit versetzt zu sehen, Ungerechtigkeiten zu begehen.
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 Ob schon seit einigen Jahrzehenden die Oekonomie stark genug zur Sprache gekommen ist, und sich mehrere würdige Männer bemüht haben, über ökonomische Angelegenheiten mehrere Aufmerksamkeit zu verbreiten: so sind doch bisher in mehreren größern und kleinern Ländern die Ohren taub geblieben gegen alles, was Oekonomie heißt, und die Landesregierungen haben noch lange nicht die gehörige Sorgfalt auf sie verwendet. Soll die Landwirthschaft eines Landes in einen immer blühendern Zustand versetzt werden, so muß die Landesregierung durch Hinwegräumung der Hindernisse, durch Einrichtungen und Anstalten, welche die gute Sache befördern können, durch Unterstützung und durch eine weise Leitung des Ganzen mit Kraft und Nachdruck mitwirken: denn sonst bleibt es dem Zufall überlassen, Ordnung und Unordnung zu stiften, worein sich jeder einzelne Theil gewaltsam fügen muß. Jeder Oekonom, jeder Bauersmann, der sich schon über die alltäglichen ökonomischen Kenntnisse erhoben hat, kann zwar| seine Wirtschaft zu seinem Vortheil recht gut einzurichten verstehen, aber es steht doch nicht immer in seiner Privatgewalt, die Hindernisse und Nachtheile, die von aussen her seine Wirthschaft bestürmen, wegzuräumen. Es ist nicht genug, daß Landwirthe ihre Feldwirthschaft nur zu ihrem Nutzen einzurichten verstehen, sondern ihre Art zu wirthschaften muß auch für das gemeine Beste vortheilhaft seyn: denn dieß kann die bürgerliche Gesellschaft mit Recht fordern.

 Wenn die Bevölkerung eines Landes zunehmen soll, – und der größern Bevölkerung Hindernisse zu setzen, ist wohl niemand berechtigt, und jede Einschränkung, die nicht durch die Gesetze der Sittlichkeit, und durch die Erfordernisse des gemeinschaftlichen Wohls gemacht ist, kann leicht Kränkung der Menschenrechte seyn, – so müssen auch mehrere Nahrungsmittel erzeugt werden. Daher kann die alte Art zu wirthschaften schlechterdings nicht mehr statt finden, und der Bauersmann darf nicht mehr bey den Gewohnheiten, Einrichtungen und bey der Verfahrungsart seiner Vorfahren beharren.

 Das allgemeine Beste der bürgerlichen Gesellschaft enthält also trifftige Gründe, die| Feldwirthschaft aus dem Dunkel zu ziehen, sowohl die einzelnen Theile derselben, als das Ganze zu beleuchten, und sie in einen immer vollkommenern und blühendern Zustand zu versetzen. Wie aber, und durch welche Mittel kann dieß geschehen? Eine Frage, die erst gehörig aufgelöst seyn muß, ehe man zum Zweck schreitet, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß alle Bemühungen fruchtlos bleiben, und die steifen Anhänger des Schlendrians Gelegenheit erhalten, die besten, aber mißlungenen Unternehmungen als unnütz zu verschreyen.
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 Unsere ökonomischen Aufklärer haben immer mit unsern sogenannten Volksaufklärern gleiches Schicksal gehabt, nur mit dem Unterschied, daß erstere wohl verlacht und verspottet, aber nicht verketzert worden sind. Ob die Belehrer durch ihre Belehrungsmethode einige Veranlassung zu solchen Unannehmlichkeiten gegeben haben, oder ob die Schuld einzig und allein auf das Publicum, welches für Belehrungen keine Empfänglichkeit hat, zu setzen ist? sind Fragen, die gewiß eine Untersuchung verdienten, um durch die Kenntniß der Quelle dieses Uebels seine Zwecke künftig besser erreichen zu können. Wer mit der ökonomischen Welt in| einem vertrauten Umgange und in guter Bekanntschaft lebt, wird gefunden haben, daß die Wirkung, welche durch die zahlreichen ökonomischen Schriften, die seit einigen Jahrzehenden erschienen sind, in dem Kreise der Oekonomie hervorgebracht werden sollte, unbedeutend gewesen ist; besonders aber scheinen diejenigen Schriften, die dem gemeinen Bauersmann zur Belehrung dienen sollten, ihren Zweck am meisten verfehlt zu haben; denn selten kommen solche Schriften in diejenigen Hände, für die sie bestimmt sind, und gelangen sie auch an den Ort ihrer Bestimmung, so erhärten sie nur noch mehr die Verstockung und die Anhänglichkeit an dem Schlendrian. Es ist bey Schriften, welche zur Absicht haben, den Bauersmann zu belehren, eine große Behutsamkeit nöthig, wenn sie den gehörigen Eindruck machen und Nutzen stiften sollen: denn die Überzeugung des Bauersmanns, als besitze er allein die Geheimnisse der Feldwirthschaft, und von ihm nur wären Belehrungen und Aufschlüsse zu erwarten, ist zu tief gewurzelt. Kommen in einer solchen Schrift Sachen vor, die der Bauersmann schon weiß, so erklärt er sie mit Recht für längst bekannte Dinge, und das darin enthaltene Neue beschuldigt| er der Unanwendbarkeit; bey dieser Gelegenheit vergißt er nicht nach seiner Art seinen muthwilligen Spott über den Schriftsteller und dessen Schrift auszugießen.