Erste Civiltrauung (Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 18. Mai 1871)
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☉ Leipzig, 17. Mai. Im hiesigen Gerichtsamt, im Bezirksgericht, fand heute Mittag die erste Civiltrauung statt. Der Bräutigam war ein Bekenner der mosaischen Religion, die Braut eine Christin. Der Trauungsact, welchen Herr Gerichtsrath Dr. Jerusalem unter Assistenz des Herrn Assessor Metsch als Protokollanten vollzog, war ein sehr feierlicher und machte auf alle Betheiligten einen tiefen Eindruck. Als Traulocal war interimistisch der kleine Saal im Handelsgerichte gewählt und der Würde der vorzunehmenden Handlung entsprechend eingerichtet worden. Es zeigte sich, daß die hohe Bedeutung der heiligen Handlung in nichts dadurch abgeschwächt wird, daß sie die bürgerliche Behörde anstatt der kirchlichen vollzieht. — Hoffentlich gelingt es, da die Zahl der Ziviltrauungen sich jedenfalls mehr und mehr steigern wird, in Zukunft ein eigenes Local für die Trauungsfeierlichkeit einzurichten, damit die Uebelstände, welche das jetzige an sich ganz angemessene Local doch noch hat (es ist bekanntlich 3 Treppen hoch und steht in unmittelbarer Berührung mit dem Wartesaal zum Handelsgericht), beseitigt werden.