Etwas vom guten Vater Haydn
[19] Etwas vom guten Vater Haydn. Moritz von Schwind, der tief musikalische Meister, der selbst die Violine sehr tüchtig spielte und in seiner Jugend mit Schubert in Wien innig befreundet war, erzählte gern von jenen goldenen Tagen. Er selbst hat Beethoven noch dirigieren sehen und aus guter Quelle damals folgende kleine Geschichte gehört, die zu viel innere Wahrscheinlichkeit für sich hat, als daß man sie unter die Klasse der „ben’ trovati“, der „gut erfundenen“, einreihen dürfte.
Bekanntlich war Beethoven zuerst bei Haydn als Schüler eingetreten,
aber ihm auch sehr bald wieder aus der Lehre gelaufen. Das wurmte
den alten Herrn, und als ihm noch zum Ueberfluß ziemlich respektlose
Aeußerungen des jungen Feuerkopfes berichtet wurden, steigerte er sich
in einen seiner Herzensgüte sonst fremden Aerger hinein. Besonders ein
Ausdruck stieß dem Fasse den Boden aus; es hieß, Beethoven habe ihn
einen „alten Parruckenstock“ genannt! Darüber sehr ergrimmt, rief Haydn
aus: „Der junge Mensch! Was untersteht sich der, mich zu tadeln?
Was hat er denn bis jetzt gemacht, daß er sich so aufspielt?! .. Die paar
Sonaten – na, sie sind soweit nicht übel, wenn auch nichts Besonderes
dran ist. Die Quartetten? .. (nachdenklich) Ja, die sind gut! Wirklich
gut! .. Und das Septett?! Ach, das ist wunderschön! Sein Angesicht
leuchtete verklärt von edelster Mitfreude, und den Anfang seiner Rede
hatte er gänzlich vergessen!Br.