Fährmannskind
Ein Frühlingstag! Die Sonne küßte
Die braunen Knospen wach am Strauch;
Berauschend athmet durch die Lüfte
Ein würzig warmer Blüthenhauch.
Die Wellen gehn in stillen Träumen,
Wie Kinderhändchen kost der Wind,
Und ernsthaft schaut in Wind und Wellen
Mit schwarzem Aug’ das Fährmannskind.
Die Ruder regt’s verträumt und träge,
Beschwert von sanfter Müdigkeit;
Es schwelgt in dumpfer Lebenswonne
So matt und wohlig – Frühlingszeit!
Ein Brautpaar sitzt im kleinen Nachen,
Taucht innig Blick in Blick – und schweigt,
Manchmal erröthend eins zum andern
Im Kusse sich hinüberneigt.
Dem Fährmannskind wird’s schwül zu Sinne,
Die Brust ein banges Sehnen schwellt,
Ein fremdes Glück mit seiner Wonne
Wohnt draußen in der fremden Welt.
Die Hände fallen lässig nieder,
Das schwarze Auge blicket weit!
Die heißen Lippen lächeln leise
Wie selig Harren – Frühlingszeit!