Zum Inhalt springen

Frühlingslied zum 22. März

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
>>>
Autor: Karl Weitbrecht
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Frühlingslied zum 22. März
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 189
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[189]
Frühlingslied zum 22. März.

Neue Säfte drängen mächtig
Nach des Baumes jungem Holz,
Wettertrotzend, kronenprächtig
Trägt er seiner Jahre Stolz.
Märzenschnee in leichten Flocken
Deckt im Feld des Pfluges Spur,
Morgen wieder sonnig trocken
Dampft die Scholle auf der Flur.

Auf ein kühnverjüngtes Werden
Spannt sich neu die deutsche Kraft,
Unter Mühen und Beschwerden
Treibt der unverlorne Saft.
Scharfgeriss’ne Furchen bergen
Keime schwellend reicher Saat,
In zersprengten morschen Särgen
Rührt sich junge Lebensthat.

Und der Kaiser überm Volke
Denkt vergang’ner Siege leis,
Durch der Zukunft Schleierwolke
Schaut der ungebeugte Greis:
Milde Friedensstrahlen glänzen
Statt der Kriege düstrem Roth
Und in schwertbeschützten Grenzen
Steht der Arbeit Aufgebot.

Schnell ist eine Schlacht geschlagen,
Langsam wächst des Friedens Bau –
Hoffnungsreichen Frühlingstagen
Trübt sich leicht das reine Blau;
Aber wer in Sturm und Grauen
Seiner Schlachten ruhig stand,
Legt mit ruhigem Vertrauen
Wieder an den Pflug die Hand.

Und der Greis, dem seiner Tage
Sonne langsam tiefer sinkt,
Lächelt letzter Sorg und Plage,
Ob auch fern die Ernte winkt,
Zieht noch Furchen, streut noch Samen,
Der für Andre reifen soll,
Grüßt in seines Gottes Namen
Frühlingstage, zukunftsvoll.

 Karl Weitbrecht.