Friedrich mit der gebissenen Wange hält die Feinde auf, während sein Töchterchen trinkt

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Autor: T.
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Titel: Friedrich mit der gebissenen Wange hält die Feinde auf, während sein Töchterchen trinkt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 53, 67-68
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[53]

Friedrich mit der gebissenen Wange hält die Feinde auf, während sein Töchterchen trinkt.
Nach einer Originalzeichnung von A. Zick.

[67] Friedrich mit der gebissenen Wange hält die Feinde auf, während sein Töchterchen trinkt. (Zu dem Bilde S. 53.) Landgraf Albrecht von Thüringen, dem die Geschichte den wenig schmeichelhaften Beinamen „der Unartige“ verliehen hat, hatte als Gemahlin Margaretha, die Tochter Kaiser Friedrichs II, heimgeführt. Sie schenkte ihm zwei Söhne, Friedrich und Diezmann. Die Ehe schien glücklich zu sein, bis eines Tages mit dem Erscheinen einer neuen Hofdame, Kunigunde von Eisenberg, der Friede für immer schwand. Angezogen von der blendenden Schönheit Kunigundens, begann der Landgraf seine Gemahlin zu vernachlässigen, bis er eines Tages beschloß, durch Mord sich ihrer für immer zu entledigen. Doch der gedungene Knecht warf sich, vom Gewissen aufgerüttelt, der Landgräfin zu Füßen und gestand alles. Da beschloß Margaretha zu fliehen. In der Nacht trat sie an das Bett ihrer Kinder und nahm herzzerreißenden Abschied – für immer. Und als sie ihren Lieblingssohn Friedrich in ihrer Verzweiflung herzte, da biß sie ihn vor Trennungsweh in die Wange. Seitdem trug dieser den Namen „der Gebissene“. Aus einem Laufgang – er heißt noch heute Margarethengang – ließ sich Margaretha an einem Seile in die gähnende Tiefe nieder und entfloh. Sie ist dann auch bald darauf in Frankfurt gestorben – an gebrochenem Herzen, wie das Volk erzählt.

Als die Söhne Albrechts groß geworden waren, verweigerte ihnen der Vater alles Recht und Anspruch am Erbe und gedachte sie zu gunsten eines Sohnes, den ihm Kunigunde geschenkt hatte, zu enterben.

Es fanden sich aber viele Freunde und Helfer für das Brüderpaar. Mit thatkräftiger Unterstützung derselben traten Friedrich und Diezmann in den Kampf ein, und Friedrich that sich so herrlich hervor, daß ihn das Volk den „Freudigen“ nannte. Er hatte die Wartburg sich erobert, und dort oben war’s, wo ihm sein junges Gemahl Elisabeth ein Töchterlein schenkte. Da aber kein Geistlicher auf der Burg war, so bedrückte es die Eltern schwer, daß die Kleine ungetauft bleiben sollte. Denn auf den Höhen ringsum wie drunten im Thale hielten die Kriegsvölker.

Friedrich den Gebissenen aber schreckte keine Gefahr. In einer dunklen Nacht öffnete sich leise das Burgthor, und heraus ritt Friedrich, hinter ihm zwölf mannhafte Kampfgesellen, in deren Mitte die Amme [68] mit dem Kindlein auch auf einem Rosse ritt. Sie waren schon ein Stück in den Wald hinein, als die Belagerer ihnen nachgesetzt kamen. Nun ging’s in schnellem Ritt über Höhen und durch Thäler. Da begann das Kind zu schreien. „Was fehlt ihm?“ forschte der Landgraf. „Es will trinken!“ entgegnete die Amme. Da hieß Friedrich sie absitzen und sich abseits niedersetzen, daß sie das Kind trinken lasse. „Meine Tochter soll trinken!“ rief er aus, „und wenn ganz Thüringen darüber verloren gehen sollte!“ – So geschah es denn auch. Währenddessen aber hielt Friedrich mit seinen Getreuen scharfe Wache, und im Getüinmel des Kampfes ward mancher Gegner zu Boden gestreckt. Dann ging es weiter, bis der kleine Zug Schloß Tenneberg oberhalb Waltershausen erreicht hatte. Hier blieb das Kind, und der Abt von Reinhardsbrunn taufte es auf den Namen Elisabeth. – Unvergessen aber blieb bei dem Thüringer Volke dieser schöne Herzenszug des tapferen Landgrafen. T.