Gebrüder Uebel, Plauen, Netzschkau und Adorf, Vogtl., Mechanische Baumwollwebereien

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Titel: Gebrüder Uebel, Plauen, Netzschkau und Adorf, Vogtl., Mechanische Baumwollwebereien
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Mechanische Webereien
GEBRÜDER UEBEL

PLAUENi/V. NETZSCHKAUi/V. ADORFi/V.


[Ξ]
Gebrüder Uebel,
Plauen, Netzschkau und Adorf, Vogtl.
Mechanische Baumwollwebereien.

Zu den Firmen, deren Entwicklung in jeder Phase neue volkswirtschaftliche oder technologische Gesichtspunkte eröffnet, gehört die Firma Gebrüder Uebel. Ihre hervorragende Stellung in der Großindustrie als eine Hauptvertreterin der sächsischen Textilbranche hat sie sich Schritt für Schritt erkämpft.

Im Jahre 1856 gründete Herr Wilhelm Uebel, von der Handweberei vorwärtsschreitend, in Gemeinschaft mit den Herren Moritz Zimmermann und Richard Ludwig eine kleine mechanische Weberei, wohl mit die erste im Vogtlande, unter der Firma Zimmermann & Co. Mangel an Arbeitskräften, sowie das Vorurteil der Konsumenten gegen mechanisch hergestellte Ware bereiteten dem jungen Unternehmen viel Schwierigkeiten und Verluste. Infolgedessen traten die Herren Zimmermann und Ludwig aus und Herr Wilhelm Uebel wurde alleiniger Inhaber, vereinigte sich aber mit seinem Bruder Herrn Louis Uebel unter der neuen Firma Gebrüder Uebel. Auch diese arbeitete zunächst noch ohne Gewinn, bis sich mit Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges eine günstige Konjunktur bot, welche die Herren Gebrüder Uebel insofern gut ausnützten, als sie kurz vor Beginn der Feindseligkeiten sich noch reichlich mit Garnen deckten und dadurch zum erstenmale einen guten Inventurgewinn erzielten. Der Ertrag dieser glücklichen Unternehmung wurde 1864 zum Bau einer eigenen kleinen Fabrik, in der Nähe des Netzschkauer Bahnhofs, verwendet.

Von da ab hob sich das Geschäft zwar langsam, aber stetig; das Vorurteil gegen die mechanisch gewebte Ware wurde nach und nach durch die Güte und Gleichmäßigkeit derselben überwunden. Eine ungünstige Konjunktur, im Jahre 1864, konnte die einmal errungene feste Stellung des Geschäfts nicht mehr erschüttern. Es begann eine Periode allmählichen Aufblühens; selbst in den Kriegsjahren 1866 und 1870/71 brauchte die Fabrik nicht einen einzigen Tag zu feiern.

Der Friede 1871 brachte mit dem Anschluß der Reichslande der deutschen, bezw. vogtländischen Baumwollindustrie die Konkurrenz der elsässischen Großbetriebe, welcher zu begegnen, alle Hebel in Bewegung gesetzt werden mußten. Nach dem Kriege begann aber andrerseits auch das Geschäft lohnender zu werden. So wurden, nachdem schon 1874 ein Hauptkontor und Lager in Plauen errichtet worden war, 1880 an dem Fabrikgebäude Erweiterungen vorgenommen und ein weites umfangreiches Fabrikgebäude wurde 1884–1887 aufgeführt, so daß die Zahl der Webstühle in Netzschkau auf ca. 1000 anwuchs.

[Ξ] Leider brachte das Jahr 1890 eine schwere Katastrophe, indem die ältere, aber sehr gut eingerichtete Netzschkauer Fabrik in Flammen aufging, mit ihr zahlreiche nicht durchweg versicherte Vorräte von bedeutendem Werte. Den größten Schaden aber bereiteten die durch den Brand entstandenen Betriebsstockungen. An der zweiten Fabrik in Netzschkau wurde nun ein größerer Shed-Anbau und ebendaselbst 1891 ein neues Hochbau-Fabrikgebäude errichtet; ferner wurde auch in Adorf eine Weberei, die jetzt mit ca. 400 Webstühlen arbeitet, sowie eine kleine Versuchsspinnerei in Betrieb gesetzt. Angestrengteste Thätigkeit, sowie das Entgegenkommen einer treuen Kundschaft halfen die Krisis überwinden.

Im Jahre 1891 wurde Herr Friedrich Uebel, der einzige Sohn des Herrn Louis Uebel, nachdem er bereits einige Jahre, ein Jahr davon als Prokurist, im Geschäft thätig gewesen war, als Teilhaber in die Firma aufgenommen.

Zur Zeit beschäftigt die Firma gegen 700 Arbeiter und über 60 Ober- und Unterbeamte. Bei einer Anzahl von ca. 1000 Webstühlen und einer wöchentlichen Produktion von ca. 400 000 m werden in der Hauptsache Futterstoffe aller Art, Rollbooks zu Hutfaçons, Kattune für Militärzwecke und zur Wachstuchfabrikation, sowie Verbandstoffe angefertigt. Das Absatzgebiet ist in erster Linie Deutschland; aber auch der Export nach dem Auslande ist nicht unbedeutend, wenn er auch in den letzten Jahren durch Zollerhöhungen auswärtiger Staaten geschädigt worden ist. Für diese Ausfälle suchten sich die Herren Gebrüder Uebel durch vergrößerten Absatz im Inlande zu entschädigen, und es gelang ihnen auch, u. a. größere Lieferungen in Stoffen für Soldaten­-Bekleidung etc. übertragen zu erhalten, deren Ausführung lobende Anerkennung fand.

Ein Beweis von der Vorzüglichkeit der von der Firma hergestellten Waren ist der große Umsatz; ebenso sind es die auf Ausstellungen erhaltenen Auszeichnungen, zu denen auch der erste Preis nebst dazu gehöriger Medaille von der Centennial International Exhibition in Melbourne 1888 gehört. Eine besondere Anerkennung für die Firma waren die Besuche Ihrer Majestäten des Königs Johann 1860 und des Königs Albert 1889.

Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist das beste. Auch in flauer Geschäftszeit haben die Herren Gebrüder Uebel, mehr das Wohl ihrer Arbeiter als ihr eigenes im Auge behaltend, den Betrieb nicht unterbrochen. Dafür hatten sie aber auch die Genugthuung, daß bei ihnen während der großen, allgemeinen Ausstände in Netzschkau und Umgegend nicht die geringste Stockung eintrat. Unter den Arbeitern sowie im Kontor dienen verschiedene dem Geschäft seit seiner Begründung und viele haben das Diplom für 25-jährige Thätigkeit erhalten.

An arbeiterfreundlichen Stiftungen sei eine Kinderbewahranstalt in Netzschkau hervorgehoben, die später von der Stadt übernommen wurde und durch Ankauf mit namhafter Unterstützung des Herrn Wilhelm Uebel ein eigenes Grundstück erhielt. Auch in Adorf ist eine Kinderbewahranstalt und eine Arbeiterküche eingerichtet.

Die Versicherung der Arbeiter gegen Krankheit und im Alter eingetretene Arbeitsunfähigkeit war durch eine Krankenkasse und eine freiwillige Pensionskasse längst vor dem Inkrafttreten der betreffenden Reichsgesetze geregelt, ebenso war auch schon früher das Personal – ohne Beitragsleistung seinerseits – gegen Betriebsunfälle bei einer Privatgesellschaft versichert. Die übrig verbliebenen Fonds der genannten Kassen wurden sodann einer freiwilligen Hilfskasse zu Grunde gelegt, die in Fällen, in denen die reichsgesetzliche Versicherung nicht ausreicht, helfend eingreift. Der Erfolg der Firma beruht darauf, daß die beiden Begründer, der eine als technischer, der andere als kaufmännischer Leiter, ihre volle Kraft in den Dienst des Geschäfts stellten, ja bis 1864 die gesamte Arbeitslast fast allein bewältigten. Durch strenge Reellität verschafften sie ihrem Namen in der Geschäftswelt einen guten Klang.

Möge der ehrenvolle Ruf, den die Firma Gebrüder Uebel allerwärts genießt, ihr für alle Zeit erhalten bleiben!