Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule/§. 1–4

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Inhalt Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule (1859)
von Karl Friedrich Vierordt
§. 5–16
[3]
Einleitung.

§. 1. Die bisherige Bearbeitung der Geschichte unserer im 16. Jahrhundert gegründeten Lehranstalt ist nur in Einer Druckschrift erschienen und zwar durch meinen sechsten Amtsvorgänger Johann Christian Sachs im Jahre 1787.[1] Während der sieben seither verflossenen Decennien hat aber diese Schule nicht blos weitere bemerkenswerthe Schicksale erlebt, sondern auch durch neueröffnete Quellen etwas mehr Licht für ihre frühere Zeit gewonnen. Aus diesem Grunde und weil jene erste Bearbeitung sich nur noch in sehr wenigen Händen befindet, ferner weil durch die nähere Bekanntschaft mit den Erlebnissen der Anstalt jedem unserer Zöglinge klar wird, wie unendlich Viel sie dem angestammten Fürstenhause von ihrem Beginne an bis jetzt zu verdanken hat, und wie nahe ihr Wohl immer mit dem Wohle unserer Regenten zusammenhing, versuche ich es, unsere Schulgeschichte auf’s neue zu bearbeiten. Doch mag der bei uns übliche Raum einer Programmbeilage und die Rücksicht auf den gegenwärtigen Stand des Lyceumsfonds es entschuldigen, daß ich einstweilen nur die erste Periode von 1586 bis 1724 schildere, die zweite von 1724 bis jetzt, nebst den Biographien der für die Anstalt merkwürdigsten Männer und dem ausführlicheren Bericht über die Stipendien, auf eine spätere Zeit zurechtlege.

§. 2. Ungedruckte Quellen für meinen Gegenstand sind hauptsächlich die Akten der Anstalt selbst, die aber in Folge [4] des orleanischen Krieges nicht über das Zerstörungsjahr 1689 zurückgehen; ferner die Akten Großherzoglicher Dikasterien, zu deren Geschäftskreis die Leitung unserer inneren Angelegenheiten oder die Sorge für unsere Einkünfte und Gebäude gehörte oder noch gehört; endlich Akten des Großherzoglichen General-Landesarchivs, die jedoch in Bezug auf unsere Schule kaum über die Zeit des westphälischen Friedens hinaufreichen und zudem in ihren ältesten Urkunden fast nur Stipendien-Angelegenheiten betreffen. – Außerdem sind zwei ungedruckte Beschreibungen der Anstalt während der Jahre 1660 bis 1689, durch damalige Gelehrte verfaßt, hier dankbar zu erwähnen. Der Eine war Dr. Johann Fecht aus Sulzburg, von 1667 bis 1689 ausgezeichneter Lehrer und zuletzt auch Ephorus der Anstalt; seine Arbeit existirt in mehrfachen Abschriften.[2] Er hatte überdies in einer seiner lateinischen Schulreden 1681 „de Gymnasii nostri origine, progressu et fatis“ gesprochen; aber das Manuscript dieses Vortrags wanderte 1690 mit ihm nach Rostock und war schon dem oben genannten Sachs 1787 unbekannt.[3] – Der andere gleichzeitige handschriftliche Beschreiber unseres Gymnasiums hat in seiner beträchtlich kürzeren Schilderung seinen Namen nicht angegeben; aber er (wie Fecht, ein Badener und früherer Zögling der Anstalt) berührt Manches, was in Fecht unerwähnt gelassen ist. Ich will ihn später unter der Benennung „Anonymus von 1689“ citiren. Seine Arbeit wurde uns [5] durch Johann Jakob Wechsler erhalten, welcher, aus Weissenburg im Nordgau gebürtig, 1706 bis 1742 badischer Pfarrer zuerst in Knielingen, dann in Durlach war und 1745 als Dekan in Pforzheim starb. Unterstützt von seinem innigen Freunde, dem Gymnasialrector Malsch, sammelte Wechsler mit großem Fleiße für die Geschichte der badischen Kirchen und Schulen eine Menge Nachrichten, die durch seinen Schwiegersohn, Jakob Gottlieb Eisenlohr, Pfarrer zu Spöck, später zu Thiengen, noch vermehrt und 1748 zum Drucke geordnet wurden. Diese Sammlung blieb zwar Manuscript, aber Sachs hat sie sowohl in seiner Einleitung zur Geschichte der Markgrafschaft Baden, als auch in seiner Geschichte des Gymnasiums ausführlich benützt.[4] Zu den ungedruckten Quellen habe ich endlich zu zählen ältere Durlachische und Karlsruher Lagerbücher, denen ich Einzelnes entnehmen konnte, ältere Baurisse und geometrische Planzeichnungen und die in dem protestantischen Seminar zu Straßburg aufbewahrte reiche Briefsammlung von Gelehrten des 16. und 17. Jahrhunderts.

Unter den gedruckten Quellen habe ich ganz besonders die Programme der Anstalt zu nennen, welche aber blos aus dem 19. Jahrhundert vollständig und schon für das 18. nur aus wenigen Jahren in unserer Lyceumsbibliothek sich vorfinden. Für das ganze 17. Jahrhundert sind sie, hauptsächlich in Folge ihres sehr verschiedenen Formates, weit dem größeren Theile nach verloren, und selbst die mit ausgezeichneter Liberalität dem Publikum offenstehende Großherzogliche Hofbibliothek besitzt nicht viele derselben. Sie stehen dort in den Miscellenbänden zerstreut, deren Gesammtzahl sich aber auf 433 beläuft,[5] und [6] sind mit Ausnahme des Programmes von 1691 meinem Vorgänger Sachs unbekannt geblieben. Von den Programmen des 16. Jahrhunderts ist gar keines mehr übrig. – Als weitere Quellen von Werth dienten mir Schriften, die durch Lehrer der Anstalt herausgegeben wurden und in den Vorreden Bemerkenswerthes enthalten.

Da übrigens unsere Anstalt in dem 16. Jahrhundert zu Durlach ihren Anfang nahm und erst 1724 in die 9 Jahre vorher gegründete Residenz Karlsruhe verlegt worden ist, so haben wir zuerst von den früheren Zuständen des Unterrichts in der Stadt Durlach zu sprechen.

§. 3. Vor der Einführung der Reformation wissen wir nur sehr wenig von einer Schule zu Durlach. Daß eine solche schon vor dem Schlusse des Mittelalters bestanden habe, sehen wir mit Gewißheit blos daraus, daß in einer Urkunde von 1467 ein dortiger rector scolarium unter der Regierung des Markgrafen Carl I. beiläufig erwähnt wird.[6] Aus der nächstfolgenden Regierungszeit seines Sohnes Christoph I. ist Nichts zu bemerken, als daß der nachmals bekannt gewordene Schweizer-Chronist, Johann Stumpf, geboren 1500 zu Bruchsal, von sich erzählt, er habe, ohngefähr in seinem 12. Lebensjahre, in Durlach eine Zeit lang dürftigen Unterricht genossen und dann bessere Belehrung in Colmar, Straßburg und Heidelberg gesucht, bis er 1520 die Priesterweihe erhielt. – Aus der durch den Markgrafen Philipp I. 1527 geordneten Competenz der Pfarrei Durlach erfahren wir, daß der Stadtschreiber auch hier zugleich Schulmeister war,[7] und bald darauf, daß der Stadtschreiber eine jährliche Besoldung von 10 Gulden und vier Malter Korn genoß.[8] [7] Doch unter des Markgrafen Ernst Regierung im Jahre 1536, in welchem Melanchthon seinen 4 Stunden von Durlach gelegenen Geburtsort nach zwölfjähriger Abwesenheit wieder besuchte, schrieb die städtische Obrigkeit in ihrer neuen Schulordnung dem Schulmeister vor, er habe die Knaben auch im Lateinischen zu unterweisen, dabei den Donat und noch eine andere, ihm selbst beliebige Grammatik zu gebrauchen, ferner einen Poeten und einen Historiographum zu erklären. Wenn er kann und Lust dazu hat, soll er auch im Griechischen und Hebräischen unterrichten. Diejenigen Knaben aber, deren Eltern kein Latein wünschen, hält er, wie alle, dazu an, Gott und die Obrigkeit zu ehren, lehrt sie deutsch lesen und schreiben; sie lernen das Pater noster und den Glauben auswendig und in jedem Monat einen anderen Psalm singen. Er straft die Säumigen mit der Ruthe, genießt freie Wohnung, muß aber jährlich bei Schultheis, Gericht und Rath um Verlängerung seines Dienstes bitten. Beiden Theilen steht das Recht der vierteljährigen Aufkündigung zu.[9]

Aus dieser Schulordnung geht zugleich hervor, daß die Sorge für den Jugendunterricht auch in Durlach ausschließlich dem Stadtrathe überlassen war. Von einem Gebote, die Kinder in die Schule zu schicken, von einer Betheiligung des Staates oder der Kirche an dem Unterricht oder an den Unterrichtskosten, von einem zeitweisen Blicke der Geistlichkeit oder des Beamten, ob die Schule gedeihe, oder auch ob sie noch existire, ist nicht die Rede. Zu einer solchen Sorge fühlten sie sich nicht verpflichtet. Und doch wissen wir aus einer Urkunde von 1502, daß an der Durlacher Pfarrkirche allein, neben welcher noch die Spitalkirche bestand, außer dem Pfarrer allerwenigstens 6 Kapläne bepfründet waren.[10] In dieser Gegend überhaupt sah es damals nur zu [8] Pforzheim mit dem Unterrichte besser aus. In Ettlingen gab es außer dem Stadtpfarrer und seinen Kaplänen ein Stift, in Bretten außer der Pfarrpfründe 13 Frühmeß- und Kaplaneipfründen, und doch mußten 1507 dem gelehrten Unterricht zu Liebe, den sie daheim nicht fanden, Franz Irenicus, Caspar Hedio, Mathias Erb aus Ettlingen, Melanchthon und andere Gleichzeitige aus Bretten nach Pforzheim ziehen. Aber auch in Pforzheim wurde die vielbesuchte Schule nicht etwa durch Geistliche der dortigen 8 Klöster und Stifte, sondern durch 2 von dem Stadtrathe unterstützte gelehrte Laien, Georg Simler und Johann Hildebrand, gehalten, ehe die Stadt 1535 wieder Residenz wurde.

§. 4. Der erweiterte Unterricht seit der Reformationseinführung war eine nothwendige Folge der großen Veränderung, welche durch Karl II, als dieser Markgraf sich öffentlich für die Grundsätze der Reformatoren erklärte, im Jahre 1556 angeordnet wurde. Einer aus Geistlichen und Weltlichen zusammengesetzten Kommission, die das Land nun bereisen mußte, ertheilte er damals unter Anderem den Auftrag, in jeder beträchtlichen Gemeinde, wo bis dahin keine Schule bestanden hatte, eine solche zu gründen; wo nur zuweilen Unterricht ertheilt worden war, für einen ständigen zu sorgen. Ueberall solle künftig der Superintendent (Dekan) jeder Diöcese die Ortsschule jährlich mindestens zweimal visitiren und dem nunmehr gegründeten Kirchenrathscollegium berichtlich schildern.

Was für Einrichtungen damals in Durlach getroffen wurden, [9] ist in Folge der späteren, den Archiven so verderblichen Kriege nicht mehr zu ermitteln. Fast eben so wenig wissen wir von den weiteren Maßregeln, die der Markgraf 9 Jahre später für den Schulunterricht in Durlach anordnete, als er dahin seine Residenz aus Pforzheim verlegte. In Pforzheim hatte schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts jene im vorigen Paragraphen gepriesene Mittelschule geblüht, in welcher nicht blos die dort schon erwähnten, aus Bretten und Ettlingen gebürtigen Irenicus, Melanchthon etc., sondern auch noch manche andere, später berühmt Gewordene, z. B. Nicolaus Gerbel, Berthold Haller, Simon Grynäus u. s. w., ihren Jugendunterricht erhielten; ja bereits am Schlusse des 15. Jahrhunderts hatte Johann Reuchlin öffentlich, in einer Druckschrift von 1494, rühmen können, wie reich seine Vaterstadt Pforzheim an ausgezeichneten und gelehrten Männern sei.[11] Von Durlach war damals nichts der Art zu behaupten. Hier bestand zwar schon lange ein markgräfliches Schloß [12] und es wurde durch Karl II. seit 1563 erweitert und Karlsburg benannt. Es ist aber durchaus unwahrscheinlich, daß er sich begnügt habe, in dieser 1565 zur Residenz erhobenen Stadt blos die Armen durch die damalige Stiftung einer jährlichen Brodspende zu bedenken und zur äußerlichen Hebung des dortigen Bürgerstandes die Leibeigenschaft desselben abzuschaffen,[13] [10] sondern er trug wohl auch Sorge für die weitere Verbesserung des seit der Reformationseinführung 1556 geregelten Schulwesens, schon aus dem Grunde, damit die neue Residenz nicht allzu weit hinter der früheren zurückbleibe, und damit es den Söhnen sowohl der Bürger, als auch der nach Durlach gezogenen Räthe nicht an gelehrtem Unterricht mangle. Wie hätte ferner ein Regent, der so väterlich für die Gründung einer Schule in jedem beträchtlichen Dorfe bedacht gewesen war und seit Melanchthon’s letztem Besuche in seiner Heimath, 1557, immer 16 Jünglinge theils zu Basel, theils zu Tübingen während ihrer Studien unterhielt, die Vorbereitung dieser Jünglinge zur Akademie vernachlässigen können? – Dazu kommt, daß derjenige Gewährsmann, welcher oben als Anonymus von 1689 bezeichnet worden ist, ausdrücklich versichert, ein Theil der Einkünfte des nahe gelegenen, bei der Reformationseinführung aufgehobenen Benedictinerklosters Gottsau sei für die Gelehrtenschule zu Durlach bestimmt worden, wie denn Aehnliches in allen evangelischen Nachbargebieten schon geschehen war. Die Reichsstadt Straßburg hatte schon längst einen Theil ihrer Klöster zu Schulanstalten und reiche Klostereinkünfte zu Schuldotationen bestimmt; der pfälzische Kurfürst hatte die Erträgnisse des Benedictinerstiftes Sinsheim dem Pädagogium in Heidelberg zugewiesen; der Herzog von Würtemberg hatte wie der Kurfürst von Sachsen und andere deutsche Fürsten bei Errichtung der evangelischen Klosterschulen nach gleichen Grundsätzen gehandelt. Zwar in einem 100 Jahre späteren Bericht, welchen die Durlachische Rentkammer 18. Juli 1659 an den damals regierenden Markgrafen Friedrich V. erstattete, wird versichert, „bekanntlich müsse das fürstliche Kammergut die meisten Bedürfnisse des Gymnasiums an Geld und Naturalien liefern“;[14] [11] aber diese Versicherung fällt schon in die Zeit, wo das Kirchengut im Allgemeinen, also auch die Einkünfte des Klosters Gottsau, längst der Verwaltung jener Rentkammer anvertraut und durch diese allmählich mit dem Namen Kammergut bezeichnet worden war. Und wenn überhaupt die erwähnte Behauptung des sehr wohl unterrichteten Anonymus von 1689, Gottsauer Revenüen seien zu gelehrten Schul-Zwecken in Durlach bestimmt worden, mehrfach begründet scheint, so ist wohl nicht anzunehmen, daß die Regierung es erst seit 1583 gethan habe, theils zur Erbauung des Gymnasiums in Durlach, wo niemals ein Kloster existirt hatte, also auch kein Klostergebäude in ein Schulhaus zu verwandeln war, theils zur Erhaltung des Gymnasiums. Wir dürfen vielmehr voraussetzen, daß durch die Regierung schon seit der Reformationseinführung ein Theil jener Revenüen auf die Durlacher Schule verwendet wurde. – Einen weiteren Beweis aber, daß in Durlach eine nicht unbedeutende gelehrte Mittelschule schon vor dem Stiftungsjahre des Gymnasiums 1583 und schon vor dem 1577 erfolgten Tode des Markgrafen Karl II. bestanden habe, liefert Johann Burkhard May, welcher 1687, also in einer Zeit, wo die Gymnasialakten noch nicht verbrannt waren, die Stelle eines Hofbibliothekars und zugleich die Professur der Beredsamkeit in Durlach bekleidete. Er sagt in einem damals gedruckten, aber später in völlige Vergessenheit gerathenen Gymnasialprogramme: Karl II. hat den Grund zu unserer Schulanstalt gelegt, sittlich achtbare, wohl unterrichtete und methodisch gebildete Lehrer an sie berufen, unter denen Andreas Hammer[15] und Johann Premer mit besonderem Danke genannt [12] werden müssen; durch sie ließ er zu Durlach in Religion, Latein und Griechisch wohlgeartete Knaben heranbilden, bis sie nach Basel unter die Aussicht des dortigen Professors Simon Sulzer oder nach Tübingen unter die des Erhard Cellius gebracht werden konnten. – Während alle übrigen fürstlichen Wohlthäter dieser Schule, so fährt das genannte Programm von 1687 weiter fort, Friedrich geheißen haben, nämlich Ernst Friedrich, Georg Friedrich, Friedrich V., Friedrich VI. und der, dessen Namenstag wir jetzt feiern, Friedrich VII., trug der erste Gründer unserer Schule den Namen Karl.

Dabei lasse ich auch den weiteren Umstand nicht unerwähnt, daß May dieses Programm unter den Augen seines früheren Lehrers und nunmehrigen Vorgesetzten, des Kirchenraths und Ephorus Johann Fecht, herausgegeben hat, welcher, wie §. 2 bemerkt wurde, 6 Jahre vorher eine Schulrede über die Geschichte des Gymnasiums gehalten und sehr wahrscheinlich in ähnlichem Sinne geurtheilt hatte. – Doch damit wollte May keineswegs in Abrede stellen, daß die Anstalt zu ihrer größeren Vollständigkeit, von welcher der nächste Paragraph sprechen wird, erst nach dem Tode des Markgrafen Karl II. erweitert worden sei; er ladet vielmehr mit eben diesem Programme zur Feier ihres ersten Jubelfestes auf den Namenstag des damals regierenden Markgrafen, 5. März 1687, ein.

Als weiterer Beweis, daß in Durlach schon vor dem Stiftungsjahre des Gymnasiums eine gelehrte Mittelschule und zwar bereits mit einem Alumnat bestanden habe, möge aus der 1631 in Durlach gedruckten Lebensbeschreibung[16] eines der frühesten Wohlthäter der Anstalt, des Hofpredigers Georg Felder, die [13] Versicherung gelten, er sei 1582 als 15jähriger armer und talentvoller Knabe aus Emmendingen auf Empfehlung der dortigen Beamten in dieses Alumnat der Durlacher Schule aufgenommen und 8 Jahre lang kostenfrei in demselben unterhalten worden.

Schon oben habe ich die Geschichte des Gymnasiums eingetheilt:

I. in die zu Durlach von 1586 bis 1724 zugebrachten 138 ersten Jahre,
II. in die 134 Jahre seines Bestehens in Karlsruhe von 1724 bis jetzt.

In jeder dieser beiden Perioden will ich die äußere Geschichte und die innere Einrichtung getrennt von einander behandeln.


  1. Beiträge zur Geschichte des Hochfürstlichen Gymnasii zu Carlsruhe. Bei der feyerlichen Erinnerung der vor 200 Jahren geschehenen Stiftung desselben und seinem eigenen Amtsjubiläum von Johann Christian Sachs, Kirchenrath und des Gymnasii Rector. Durlach 1787. 224 Seiten in 8°.
  2. Von den Kirchen, dem Gymnasio und gesammten Schulen der Markgrafschaft Baden-Durlach, durch Joh. Fecht, Theol. Lic. Auch in dem Großh. General-Landesarchive befindet sich dieses Manuscript.
  3. Als auf meine gehorsame Bitte 1858 das Großh. Ministerium des Innern sich um Mittheilung dieser handschriftlichen Oratio verwendete, falls sie sich mit anderen Scripturen Fecht’s noch in der Universitätsbibliothek zu Rostock vorfinde, war die officielle Antwort, daß die fragliche Rede auch dort nicht vorhanden, sondern ohne Zweifel nach Fecht’s 1716 erfolgtem Tode mit seinen übrigen Papieren in die Hände eines seiner Söhne übergegangen sei, entweder des 1735 als herzogl. Leibarzt verstorbenen Hofraths Ernst Heinrich Fecht oder des 1741 verstorbenen Protonotars Dr. Gustav Friedrich Fecht.
  4. Sachs citirt diese Sammlung auch einmal, nämlich in seiner Geschichte des Gymnasiums, Seite 80. – In meiner Hand befindet sich das Manuscript durch die Güte des Hrn. Regierungsraths Moriz Eisenlohr zu Konstanz.
  5. Zumal in dem 10., 12., 14., 16. und 17. Bande der Foliomiscellen und in dem 6., 10. und 28. der Quartmiscellen. – In den Octavmiscellen sind blos aus dem 18. Jahrhundert Programme.
  6. Die Urkunde betrifft die Mitglieder der St.-Jakobs-Bruderschaft. Stirbt Eines derselben, so bezieht der Schulmeister für die bei dem Leichenbegängnisse zu versehenden Dienste jedesmal 3 Denare. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 1851, Seite 168.
  7. Gen. L. Archiv, Fascikel Religion, Kirchengut 1629. – Sachs Einleitung III, 177. – Gehres, Geschichte der Stadt Durlach, I, 64.
  8. Eisenlohr, Manuscript, Seite 248.
  9. Sachs Beiträge, Seite 8–12. Gehres a. a. O. I, 64–67.
  10. Die Urkunde steht vollständig in Eisenlohr’s Manuscript S. 87 ff. Sie führt die 7 Geistlichen nebst ihren Pfründen namentlich auf: Der Stadtpfarrer hieß 1502 Niclaus Kneubsch; der Pfründner des St.-Barbara-Altars war Jakob Günterlin, der sich zugleich „Verweser unserer lieben Frauen Pfründe“ nennt; Henericus Schnabel, Sanct Johannsordens, war [8] „Caplan des heiligen Creutzes in Gevardt“; Johannes Erlebach war „Früemesser des h. Creutzaltars der Pfarr-Kirche“; Johannes Wurm „Früemesser des Sanct Niclaussen Altars“; Bechtoldus Wisgerwer, „Kaplan S. Catherin“; Andreas Abschlag, „Kaplan allerheiligen Altars“, alle an der Pfarrkirchen bepfründt. – Noch vier andere Pfründen kommen dort an der gleichen Kirche vor, nämlich: St. Margareth, Johann Baptist, Mariä Magdalenä und Elisabeth. – Einer jener Kapläne, Johann Wurm, erscheint 1509 als Decan in Durlach. (Gen. L. Archiv, Fasc. Religion, Kirchengut 1629.)
  11. Reuchlin nannte seine Vaterstadt bonorum ingeniorum ferax und rühmt den ingens numerus literatorum hominum inde genitorum. (De verbo mirifico I, 1 Ed. 1494 auf der 4. Seite.) – Durlach kann erst später berühmte Männer, die dort geboren sind, wie Drollinger, Ernst Ludwig Posselt, Georg Reichenbach u. s. w. aufweisen.
  12. Mit Unrecht erzählt Sachs Einleitung tom. IV, Seite 140, erst Markgraf Ernst habe das Durlacher Schloß gebaut. – Dieser Fürst gelangte in den Besitz des Unterlandes erst 1535; aber schon in dem Durlacher Lagerbuch von 1532, Fol. 7, wird das Schloß als etwas Bestehendes genannt.
  13. Die Stiftung des Markgrafen Karl II. für die Armen zu Durlach vom 21. Mai 1563 steht in dem baden-durlachischen Kopeibuche „Freiheiten und Begnadigungen 1510–1577,“ Fol. 160; ebenda auch seine Aufhebung der Leibeigenschaft für die Stadt Durlach, d. d. 17. Mai 1567, Fol. 171 (Gen.-Landesarchiv).
  14. Generallandesarchiv zu Karlsruhe, Fascikel Durlach, Studien, Unterhalt des Gymnasiums, 1655 ff. – In dem Rechnungsjahre vom 23. April 1558–59 bestanden die Einkünfte des Klosters Gottsau (Augia Dei) in Geld 2495 Gulden; in Korn 1157 Malter, Dinkel 1013, Haber 664, Gerste 76 Matler; Wein 102 Fuder; Wolle 590 [11] Pfund u. s. w. (Generallandesarchiv, Generalia, Fascikel Relig. Kirchengut. 1629.)
  15. Hammer erhielt später die damals noch badische Pfarrei Liebenzell, wo er in hohem Alter 1604 gestorben zu sein scheint. – May’s Programm findet sich in Nr. 16 des 10. Foliobandes der Miszellen der Großh. Hofbibliothek und hat den Titel: Lectoribus diem Serenissimo Principi in fastis sacrum simulque illustris hujus Gymnasii festum seculare pie celebraturis salutem praefatur Jo. Burchardus Majus, bibliothecae aulicae praefectus ac eloquetiae professor publicus. Durlaci, 1687. Fol.
  16. Verfasser dieser Schrift: Sors et fortuna Tobiae (Felder war zuletzt erblindet) ist der General-Superintendent M. Johann Conrad Göbel; gedruckt wurde sie durch Andreas Senfft in Durlach, 1631. – Ich bekam sie aus der königl. Bibliothek zu Stuttgart. Die im gleichen Jahre zu Durlach gedruckte Beschreibung der zum Andenken an Felder in dem Gymnasium gefeierten Parentatio sive Threnologiakonnte ich mir nicht verschaffen.
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