Geschichte von Kloster Heilsbronn/Die abenbergischen, burggräflich-zollerischen, kurfürstlichen und markgräflichen Grabstätten in der Kirche zu Heilsbronn

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Die gegenwärtig in der Kirche vorhandenen Gegenstände Geschichte von Kloster Heilsbronn
Ortsregister »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[[{{{WIKISOURCE}}}|{{{WIKISOURCE}}} in Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
[302]
E. Die abenbergischen, burggräflich–zollerischen, kurfürstlichen und markgräflichen Grabstätten in der Kirche zu Heilsbronn.

Heilsbronn war, wie in den Beiträgen nachgewiesen wurde, schon vor der Klosterstiftung ein Dorf, daselbst ein abenbergisches Prädium, ein abenbergisches Kastrum (jetzt Pfarrhaus); auch standen dort bereits zwei kirchliche Gebäude. Eines dieser Gebäude steht noch, nämlich die Heideckerkapelle (jetzt Sakristei), eine Grabstätte der vormals um und in Heilsbronn sehr begüterten Herren von Heideck. Nur wenige Schritte davon stand, wie sich bei den Ausgrabungen im Jahre 1853 ergab, ein zweites kirchliches Gebäude: eine oder die Grabstätte der Grafen von Abenberg. Zu diesen zwei kirchlichen Gebäuden kam 1132 ein drittes, die Klosterkirche, deren ursprünglicher Umfang im Grundriß Tab. I durch die grüne Umfassungslinie bezeichnet ist. Sie wurde bei Nr. 153 dicht an die Heideckerkapelle angebaut; aber bis zur abenbergischen Kapelle reichte sie nicht; sie schloß, wie die grüne Umfassungslinie zeigt, vor Nr. 143 und 144 ab, so daß zwischen ihrer Absis und der Kapelle ein Zwischenraum von einigen Schritten blieb. Als die Äbte Rudolf und Heinrich in den Jahren 1280 bis 84 den östlichen Chor verlängerten, da mußte die abenbergische Kapelle weichen; sie wurde abgetragen und ihre Grundfläche dem Chor einverleibt, somit auch die abenbergische Grabstätte, welche sich nunmehr innerhalb der Kirche bei Nr. 139, 142, 143, 144 befand. Die bei den Ausgrabungen i. J. 1853 dort vorgefundenen und ausgegrabenen, aber ebendaselbst wieder niedergelegten 41 Skelette lagen theils neben- theils übereinander, die untersten in der bloßen Erde, die oberen in hölzernen Särgen. Die Begrabenen waren theils Abenberge, theils Zollern, [303] da einige zollerische Burggrafen bei ihren abenbergischen Stammverwandten begraben wurden, vermuthlich schon Konrad II., † 1261, zuverlässig dessen Sohn Friedrich III. † 1297 und dessen Nachkommen, jedoch nur bis 1357; denn Burggraf Friedrich V. † 1398, ließ für seinen 1357 gestorbenen Vater Johann II., für seinen 1361 gestorbenen Onkel Albrecht den Schönen, so wie für sich selbst und für seine Nachkommen in der Mitte der Kirche bei Nr. 78 eine ausgemauerte gewölbte Gruft erbauen. (I, 152 bis 155. 709 bis 716. III, 57.) Seine Relikten erbauten auf der Gruft den noch vorhandenen Sarkophag, auf dessen Deckel die lebensgroße Statue des Burggrafen Friedrich V.[1] liegt. An den Seiten stehen, wie I, 517 berichtet wurde, acht Statuetten, verstorbene Angehörige des Burggrafen darstellend, nämlich 1. seinen Onkel, Burggraf Berthold, Bischof von Eichstätt, † 1365; 2. seinen Großvater, Burggraf Friedrich IV. † 1332; 3. seine Großmutter, Margaretha von Kärnthen, † 1343; 4. seinen Vater, Burggraf Johann II. † 1357; 5. seinen Onkel, Burggraf Friedrich; Bischof von Regensburg, † 1353; 6. seinen Großonkel, Burggraf Johann I. † 1300; 7. seine Großtante, Agnes von Hessen, † 1335, und 8. seinen Onkel, Burggraf Albrecht der Schöne, † 1361. (Beitr. S. 85.) Von diesen acht Verstorbenen wurden 1, 2, 4, 5 (?), 6, 8 in Heilsbronn begraben, und zwar 2, 5 (?), 6 in der abenbergischen Sand–Grabstätte; 1, 4, 8 aber in der neuen gemauerten Gruft. In letzterer wurden fortan bis 1603 alle nach Heilsbronn gebrachten zollern–brandenburgischen Leichen[1] beigesetzt, die der Kurfürstin Anna und der Markgräfin Emilie ausgenommen, über deren Grablegung Folgendes zu berichten ist.

Am 5. (4.) Oktober 1512 starb Sophia von Polen, Markgräfin von Ansbach, und wurde in der gewölbten Gruft bestattet. Am 31. desselben Monats starb die Kurfürstin Anna, welche aber in dieser Gruft nicht bestattet werden konnte, da man erst drei Wochen zuvor die Markgräfin Sophia dort beigesetzt [304] hatte. Man baute daher für sie bei Nr. 84 eine neue ausgemauerte Gruft, auf welcher später der noch stehende sehenswerthe Sarkophag erbaut wurde. (III, 228 bis 230. 304 und Beitr. 124.) Ihre Leiche wurde nicht in einem Sarge, sondern im Sand begraben und mit Kalk überschüttet; Im Jahre 1591 starb die Markgräfin Emilie. Man beabsichtigte, ihre Leiche in die Gruft der Kurfürstin Anna zu legen. Da aber für zwei Leichen nebeneinander kein Raum war, so nahm man die Gebeine der Kurfürstin Anna heraus, machte das Grab tiefer, und brachte dahin den daselbst noch stehenden Zinnsarg der Markgräfin Emilie. Das herausgenommene Skelett der Kurfürstin brachte man in die gewölbte Gruft, in welcher nach dem Tode Georg Friedrichs († 1603) keine Leiche mehr bestattet wurde. Für Georg Friedrichs Nachfolger, den 1625 gestorbenen Markgrafen Joachim Ernst wurde 1630, laut Bericht oben III, 270, eine eigene, gleichfalls gewölbte Gruft bei Nr. 83 erbaut. Situation und Dimension dieser beiden gewölbten Grüfte bei Nr. 78 und 83 ersieht man aus dem unter Tab. III. anliegenden Grundriß, in welchem die Gruft bei Nr. 78 mit A, die Gruft bei Nr. 83 mit B bezeichnet ist. Bei den Ausgrabungen i. J. 1853 ergab sich in den beiden Grüften folgender Befund:

Die Gruft B[2], erbaut für den Markgrafen Joachim Ernst, wurde zuerst geöffnet, und zwar im Frühling 1853 auf Anordnung des Herrn Regierungspräsidenten von Volz zu Ansbach. Sie war (wie auch jetzt wieder) völlig überpflastert; keine Treppe, keine Fensteröffnung, nichts über der Erde deutete an, auf welcher Seite der Eingang zu suchen sei. Um diesen aufzufinden, wurde an der Südseite die Pflasterung abgehoben und das Erdreich ausgeworfen. Bald stieß man auf das Gewölbe der Gruft. Nach Herausnahme einiger Gewölbsteine konnte man in die Gruft hinabsteigen. Die ersten Eindringlinge und Besichtigter waren: Herr Präsident von Volz, Herr Landrichter Forster, der Palier Macht und der Schreiber dieses. Es ergab folgender Befund:

[305] 1. Die Gruft ist zwar 18 Fuß lang und 13 Fuß breit, aber so niedrig, daß nur ein Kind darin aufrecht stehen kann.

2. Die einzige Oeffnung im Gemäuer ist an der Sohle der Gruft bei a. Durch diese Oeffnung wurde die Leiche eingeschoben. Den Sturz dieses niedrigen Pförtchens bildet eine starke Eisenschiene.

3. Die bei b und c durch punktirte Linien bezeichneten Backsteinbögen wurden 1712 eingezogen, um das Gewölbe haltbarer zu machen. Es ist oben III, 270 berichtet worden, daß das auf der Gruft ruhende Monument des Markgrafen Joachim Ernst 1631 von Tilly’s Reitern zerschlagen wurde, dann 81 Jahre lang zertrümmert in der Heideckerkapelle lag und erst 1712 wieder aufgestellt wurde. Bei dieser Wiederaufstellung des sehr gewichtigen Bronce- und Steinmonuments zog man diese beiden Backsteinbögen ein.

4. Bei Gelegenheit dieser Bauveränderung brachte man zu dem Skelett des Markgrafen Joachim Ernst in dessen Gruft B mehrere Skelette aus der mit Gebeinen überfüllten und doch weniger geräumigen Gruft A. Diese Gebeine fanden sich 1853 mitten in der Gruft B bunt durcheinander aufgeschichtet, jedoch nicht unmittelbar auf der gepflasterten Sohle der Gruft, sondern auf einer Unterlage von Steinen, welche einen Fuß hoch aufeinander gelegt waren.

5. In der Ecke bei d sprudelte aus drei Öffnungen eine starke, augenfällig nicht sorgfältig gepflegte Quelle: das Wasser klar, frisch, wohlschmeckend, aber ohne mineralischen Beigeschmack. Zuverlässig war die Quelle, als man beim Graben der Gruft i. J. 1625, oder schon 1132 bei Erbauung der Kirche, auf dieselbe stieß, eine unwillkommene Erscheinung. Um sie unschädlich zu machen, leitete man sie durch einen Dohl in nördlicher Richtung hinaus in den Kreuzgang, in einen Sammelkasten und dann weiter durch den Abfall vom Heilbrunnen in die Schwabach. Somit hatte man sie zwar abgeleitet, aber nicht unschädlich gemacht. Denn bei jeder Verstopfung des Dohls wurde das Wasser in der Quelle aufgestaut, in die Gruft gedrängt, wodurch [306] die dort befindlichen Todtengebeine Schaden litten. Um Schaden zu verhüten, gab man den Gebeinen, wie eben berichtet, eine kochherdförmige Unterlage. Eine Verstopfung des Dohls ergab sich schon 1656, daher folgende Ausgabsposition in der Amtsrechnung: „Drei Gulden für Reparation des Dohls von fürstlicher Begräbniß in die Schwobach.“ Selbstverständlich schreibt der Rechner i. J. 1656 nichts von einer Heilquelle, da die Heilbrunnenfabeln erst im folgenden Jahrhundert in Heilsbronn importirt worden sind. Keine Treppe, keine Thüre führte zu der Quelle, da sie niemals gebraucht, da weder Weih- noch Trinkwasser aus ihr geschöpft wurde. Erst von 1853 an benutzte man sie während der Restaurationsarbeiten zur Mörtelbereitung. (Beitr. S. 45.) Das war der Befund bei Eröffnung der Gruft B im Frühling 1853. Welche Abänderungen sie seitdem erfahren und welche Zuthaten sie erhalten hat, zeigt der Grundriß, in welchem diese Abänderungen und Zuthaten rothfarbig illustrirt sind. Über dieselben ist Folgendes zu berichten:

1. Bei e wurde die Mauer durchbrochen und ein Verbindungsgang zur Gruft A gegraben. Man beabsichtigte nämlich, den Zinnsarg der Markgräfin Sophie aus der St. Lorenzkirche in Nürnberg nach Heilsbronn zu bringen, und zwar in die Gruft A zu dem Zinnsarg Georg Friedrichs, die übrigen fürstlichen Gebeine aber in die Gruft B. Allein der Plan kam nicht zur Ausführung; der Zinnsarg der Markgräfin blieb in Nürnberg, die vorhandenen Gebeine kamen insgesammt in die Gruft A und die Gruft B blieb leer.

2. Bei f wurde eine Mauer eingezogen und die Quelle ganz von der Gruft getrennt, um das Eindringen des Wassers in die Gruft unmöglich zu machen und die Gebeine gegen Schädigung zu schützen. Der Schutz war nicht nachhaltig; das Wasser drang wieder aus der Quelle in die Gruft, so daß neuerlich die Scheidemauer f reparirt und cementirt werden mußte.

3. Der ganze Raum bei g h d wurde mit Steinplatten bedeckt, so daß die Quelle bei d nicht mehr sichtbar ist. Sie wurde nach h geleitet, wo sie jetzt sprudelt.

[307] 4. Zur dauernden Erinnerung an die um 1729 aufgetauchten und in Heilsbronn importirten Brunnenfabeln wurden bei i und k Treppen angelegt, welche zur Quelle hinabführen.

Die Gruft A wurde einige Wochen später als die Gruft B untersucht und zwar in Folge der vom Könige Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gewünschten Aufsuchung und Besichtigung aller abenberg–zollerischen Grabstätten in Heilsbronn. Nach vorgängigen Verhandlungen zwischen Berlin und München wurde preußischerseits der Freiherr von Stillfried, Graf von Alkantara, bayerischerseits der Freiherr von Aretin und der Kustos der königlichen Sammlungen, Dr. von Hefner i. J. 1853 nach Heilsbronn kommittirt und der Landrichter Forster, der Landgerichtsarzt Dr. Ebersberger, der Bauinspektor Schulz, der Maler Jarwart und der Schreiber dieses zur Kommission beigezogen. Das belebende Element, die Seele des ganzen heilsbronner Restaurationswerkes, der Vermittler desselben zwischen Berlin und München war der sachkundige Graf von Stillfried, welcher sich in besonderem Grade für Heilsbronn interessirt und im Schreiber dieses dasselbe Interesse wachgerufen hat. Über den Befund in der abenbergischen Grabstätte im rothumgrenzten östlichen Chor ist vorhin berichtet worden, auch in den Beiträgen Seite 13 bis 16, wo aber berichtigend beizufügen ist, daß der Burggraf Johann II., † 1357, und seine Brüder Albert der Schöne, † 1361, und Berthold, † 1365, nicht mehr in dieser abenbergischen Grabstätte, sondern in der Gruft A begraben worden sind. Diese Gruft A bei Nr. 78 und die Grüfte bei Nr. 83 und 84 sind in der heilsbronner Kirche die einzigen Orte, wo zollerische Familienglieder begraben wurden. Man vermuthete[3] zwar, daß der Kurfürst Friedrich I. und die schöne Else bei Nr. 103, der Markgraf Kasimir und sein Bruder Georg bei Nr. 66 bestattet worden seien; sie wurden aber gleichfalls in der Gruft A begraben. Ebenso der 1536 gestorbene Markgraf Friedrich, doch nur interimistisch. Um die Leiche des Sohnes Georg [308] i. J. 1543 in der Gruft A beisetzen zu können, wurde die sieben Jahre zuvor beigesetzte Leiche des Vaters Friedrich herausgenommen und neben der Gruft bei Nr. 79 bestattet. „Wie man die Begräbniß räumen wollen, ist Markgraf Friedrich seliger am ganzen Leib, ausgenommen Kopf, Arm und Schienbein, noch unverwest gewest. Ist bis in die acht Jahr im Erdreich gelegen und kann noch wohl in zehn Jahren oder mehr nicht gar verwesen; denn er sehr groß und leibig gewest.“ Seine Gebeine wurden 1853 zwar ausgegraben, aber wieder an derselben Stelle unter dem Leichenstein bei Nr. 79 bestattet. Der Leichenstein soll ehemals mit den Buchstaben F. M. Z. B. (Friedrich, Markgraf Zu Brandenburg) bezeichnet gewesen sein.

Bei der Gruft A war, wie bei der Gruft B, keine Treppe, kein Fenster, kein Eingang sichtbar; bei jeder Bestattung mußte, wie dort, das Erdreich ausgegraben werden, um in die Gruft zu gelangen. Wir, die obengenannten Besichtiger von 1853, gelangten leicht dahin, da die Tilly’schen Reiter im Jahre 1631 uns den Zugang gebahnt hatten. Laut Bericht oben schlugen die Reiter, um zu ihrer Beute zu gelangen, die Gewölbdecke theilweise ein. Die eingeschlagenen Gewölbsteine fanden wir noch in der Gruft, überhaupt folgenden Befund: Die Gruft ist 10 Fuß lang und breit, sonach ihre Grundfläche weit kleiner als die der Gruft B. Dagegen ist sie so hoch, daß ein Mann darin aufrecht stehen kann. Die niedrige Öffnung, durch welche die Leichen eingebracht wurden, war an der Westseite bei a. Augenfällig wurde die Gruft, nachdem sie von feindlichen Händen erbrochen und geplündert worden war, auch von befreundeten Händen durchstöbert, insonderheit als man nach Abzug der Reiter den von ihnen ausgebrochenen Stein am Fußende des Sarkophags wieder einsetzte. Von diesen befreundeten Händen wurden einige Gebeine der Gruft entnommen, in die Sakristei gebracht und daselbst „in einen Behälter gelegt, in welchem etliche Gebeine, Köpfe, Schienbeine der Markgrafen und dergleichen verwahrt sind.“[4] Diese Gebeine [309] wurden von 1632 an den besuchenden Fremden als Raritäten gezeigt. Einer dieser Besucher schreibt i. J. 1632: „Die meisten ohne Zettel, nicht mehr zu unterscheiden, folgende aber durch Zettel noch kenntlich: Albrecht Achillis Schedel ohne sutura. Markgraf Kasimirs Schedel; Sophia Markgraf Friedrichs Gemahlin Schedel; Anna Markgraf Achillis Gemahlin Schedel; deßgleichen von Fräulein (Herzogin) von Crossen; drei Schedel ohne Zettel; viele Gebeine, darunter sonderlich ein Schienbein, stark und lang, Achillis Germanorum.“ Der Schreiber des vorliegenden Buches untersuchte alle i. J. 1853 gefundenen Schedel genau, fand aber den des Kurfürsten Albrecht Achilles ohne Naht nicht. Auch das Schienbein des Kurfürsten konnte er nicht ermitteln, da 3 bis 4 Schienbeine gleich lang und stark waren. Nur die Identität des Schedels der Kurfürstin Anna konnte einigermassen konstatirt werden, da er mit Kalk überzogen war. Die Leiche der Kurfürstin war, wie oben berichtet, bei der Bestattung mit Kalk überschüttet worden. Die bezeichneten Gebeine kamen 1712 bei der Wiederaufstellung des Monuments des Markgrafen Joachim Ernst in dessen Gruft, wo sie, wie vorhin berichtet, i. J. 1853 vorgefunden wurden, sonach nicht in der Gruft A, wo sie ursprünglich lagen. In der Gruft A fanden sich nur wenige Gebeine, auch kein Sarg, den Zinnsarg Georg Friedrichs ausgenommen. Der Sarg war erbrochen und zerstückt. Darin lagen Fragmente von Kleidungsstücken und ein Stück von einem werthlosen Kettchen, aber keine Gebeine; diese lagen in einer Ecke der Gruft. Das war der Befund in der Gruft A. Über die Veränderungen an der Gruft seit 1853 und über ihren gegenwärtigen Zustand ist Folgendes zu berichten:

Die Gruft wurde etwas tiefer gelegt, bei b ein Fenster angebracht, bei c die Mauer durchbrochen und eine Thüre angebracht, bei d eine Treppe angelegt, bei e ein Verbindungsgang zur Gruft B gegraben und der ursprüngliche einzige Eingang bei a zugemauert. Der Zinnsarg Georg Friedrichs wurde vollständig reparirt und bei f niedergesetzt. Auf dem Sargdeckel ist ein Kruzifix ciselirt, darunter das Wappen mit zwölf Feldern; [310] dazwischen die Schrift: „Der durchlauchtigste Fürst etc. Georg Friedrich ist geboren in Ansbach am 5. Aug. 1539 und in Gott selig entschlafen d. 26. Apr. 1603, hat also 64 Jahr und 21 Tage gelebt, 47 Jahre regiert.“ Auf einer Seite des Sargdeckels steht: „Anno 1558 den 26. Dez. hat fürstliche Durchlaucht etc. erstlich sein Beilager gehalten zu Cüstrin mit etc. Fräulein Elisabeth, geborene Markgräfin von Brandenburg, weiland Herrn Markgrafen Johannis Tochter, welche zu Warschau 1578 entschlafen, 38 Jahre alt und zu Königsberg im Thumb begraben.“ Auf der andern Seite des Sargdeckels steht: „Anno 1579 d. 3. Mai haben Fürstl. Durchlaucht zum andern Mal Beilager gehalten zu Dresden mit etc. Sophia zu Braunschweig–Lüneburg.“ Die Markgräfin Sophie lebte als Wittwe erst in Ansbach, dann während des 30jährigen Krieges in Nürnberg, wo sie starb und begraben wurde. Das Projekt, ihren Zinnsarg nach Heilsbronn zu bringen, kam nicht zur Ausführung. Bei g wurden am 23. Okt. 1853 die in den beiden Gruften A und B vorgefundenen Gebeine in einem gemeinschaftlichen Sarge niedergelegt. Die zwei Kisten von Eichenholz, welche die Gebeine enthielten, wurden mit dem von Stillfried’schen und mit dem landgerichtlichen Siegel versiegelt, dann, während die Orgel „Ein veste Burg ist unser Gott“ intonirte, von den Werkleuten auf einer Bahre, welcher die Herren: Graf Stillfried, Landrichter Forster und der Schreiber Dieses folgten, in die Gruft getragen und daselbst in einen Steinsarg[5] eingesenkt, welcher leer, ohne Deckel, Schrift und Wappen aufgefunden worden war. Der neugefertigte Sargdeckel erhielt die Umschrift: Hic ossa quiescunt Burggraviorum de Nuremberg, Marchionum et Electorum Brandenburgensium ex sepulturis suis collapsis pie collecta. A. D. 1853. Die in ihrer Grabesruhe schon mehrmals gestörten fürstlichen Gebeine wurden auch hier an ihrem nunmehrigen Standorte schon nach fünf Jahren wieder in ihrer Ruhe gestört, und zwar durch den Schwamm: eine vor 1853 in der heilsbronner Kirche unbekannte [311] Erscheinung. Als man den im Finstern schleichenden Eindringling entdeckte und ihm nachspürte, nahm man Folgendes wahr: Der Schwamm, weder im Holz, noch im Stein, noch in der Erde, sondern in den Knochen entstanden, hatte die Knochen ganz überzogen, war durch alle Fugen der hölzernen Kisten und des Steinsarges herausgedrungen und hatte auch die äußern und innern Flächen der Kisten und des Steinsarges überzogen. Bei der Bestattung am 23. Okt. 1853 wurde eine kleine Papierrolle mit den Namen der dem Akte Beiwohnenden in einem Glasfläschchen auf die Gebeine gelegt. Das Fläschchen war versiegelt, verpfropft, anscheinend hermetisch verschlossen. Gleichwohl hatte der Schwamm einen Weg zwischen Pfropf und Glas gefunden und seine äußerst dünnen Fäden im Innern des Fläschchens gespannt. Es wurde sofort über die fatale Erscheinung an die Oberbehörden berichtet und um Verhaltungsbefehl gebeten. In Folge dessen erhielt der Bauinspektor Becker den Auftrag, die Gebeine reinigen, aber vorerst nicht wieder in die Gruft bringen zu lassen. Die Gebeine wurden in Gegenwart des Bauinspektors und des Schreibers Dieses und des Paliers Seiz sorgfältig gereinigt, abgebürstet, trocken abgerieben, in zwei andere, aus ganz trockenem Holz gefertigte Kisten gelegt, diese mit dem Pfarrsiegel versiegelt und bis auf weitere höhere Verfügung in die Heideckerkapelle gebracht. Schließlich wurde über den ganzen Akt ein Protokoll aufgenommen. Jahrelang standen die fürstlichen Gebeine über der Erde in den zwei versiegelten Kisten, bis sie nach Vollendung der Kirchenrestauration wieder in die Gruft A zurückgebracht wurden. Hier zum Schluß die Namen der 21 Personen, deren Gebeine in dem Steinsarge bei b ruhen. Bei ihren Namen in dem angefügten Personen- und Sachregister findet man Hinweis auf Band und Seite des vorliegenden Buches, wo über sie und ihren Verkehr mit Heilsbronn berichtet worden ist.

1. Burggraf Johann II., † 1375. 2. Burggraf Albrecht der Schöne, † 1361. 3. Burggraf Berthold, Bischof von Eichstätt, † 1365. 4. Elisabetha von Thüringen, Frau des Burggrafen Friedrich V., † 1375. 5. Burggraf Friedrich V., † 1398. [312] 6. Margaretha, Tochter des Kaisers Karl IV., Frau des Burggrafen Johann III., † 1410. 7. Burggraf Johann III., † 1420. 8. Kurfürst Friedrich I. † 1440. 9. Elisabetha von Bayern, die schöne Else, Frau des Kurfürsten Friedrich I. † 1442. 10. Markgraf Johann der Alchymist † 1464. 11. Kurfürst Friedrich II. † 1471. 12. Kurfürst Albrecht Achilles, † 1486. 13. Markgraf Sigmund von Kulmbach, † 1495. 14. Sophia von Polen, Frau des Markgrafen Friedrich von Ansbach, † 1512. 15. Anna von Sachsen, zweite Frau des Kurfürsten Albrecht Achilles, † 1512. 16. Barbara, Herzogin von Crossen, Tochter des Kurfürsten Albrecht Achilles, † 1515. 17. Markgraf Kasimir, † 1527. 18. Markgraf Georg, † 1543. 19. Barbara, Tochter des Markgrafen Georg, unvermählt, † 1591. 20. Markgraf Georg Friedrich, † 1603. 21. Markgraf Joachim Ernst, † 1625.





  1. a b Anders Stillfried S. 164–170.
  2. Vgl. Stillfried S. 178–184.
  3. Vgl. Stillfried S. 79.
  4. Vgl. Stillfried S. 143.
  5. Vgl. Stillfried S. 176.
« Die gegenwärtig in der Kirche vorhandenen Gegenstände Geschichte von Kloster Heilsbronn
Ortsregister »
[[{{{WIKISOURCE}}}|{{{WIKISOURCE}}} in Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).