Gustav Lehmann, Bautzen, Neue Walzenkunstmühle, Mahlmühlen und Graupenfabrik mit Dampf- und Wasserbetrieb

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Gustav Lehmann, Bautzen, Neue Walzenkunstmühle, Mahlmühlen und Graupenfabrik mit Dampf- und Wasserbetrieb
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Neue Walzenkunstmühle, Mahlmühlen u. Graupenfabrik mit Dampf- u. Wasserbetrieb.
Gustav Lehmann
Bautzen


[Ξ]
Gustav Lehmann, Bautzen
Neue Walzenkunstmühle, Mahlmühlen und Graupenfabrik mit Dampf- und Wasserbetrieb.

Als in den sechziger Jahren das Müllereigewerbe infolge der allmählichen Umwandlung von Lohn- zur Handels-Müllerei immer mehr zu florieren begann und namentlich schlesische Mühlen unsere sächsische Oberlausitz zum größten Teil mit Mehl versorgten, weil diese auf nur unbedeutende Konkurrenz stießen, ließ sich der Gründer der Firma Gustav Lehmann, Herr Carl Gustav Adolf Lehmann, der bis Anfang des Jahres 1866 für eine Mühle bei Sprottau die sächsische Oberlausitz als Mehlverkäufer bereiste, im April 1866 in Bautzen nieder und pachtete hier die den Geschwistern Wetzlich gehörige Wassermühle, die sogenannte Frankensteinsche Mühle.

Durch Vervollständigung seiner bereits erworbenen Kenntnisse im Müllereigewerbe, durch seltene Schaffenskraft und unermüdliche Thätigkeit verstand er es, sein damals junges Geschäft allmählich zu einem Umfange zu bringen, daß er sehr bald einsah, daß der Mühlenbetrieb den Anforderungen des Geschäftes nicht mehr ebenbürtig zu nennen war, und so beschloß er schon im Anfang des Jahres 1869 seinen Mühlenbetrieb um einen wesentlichen Teil zu vergrößern.

Leider war die erpachtete sogenannte Frankensteinsche Mühle nicht dazu angethan, vergrößert werden zu können, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich nach einer andern Mühle an der Spree umzusehen. Sehr bald wurde ihm auch Gelegenheit zum Kauf einer unterhalb der Stadt gelegenen Wassermühle, der sogenannten Schleifplanmühle, geboten und in nicht allzulanger Zeit war Genannter so weit, um sein Geschäft mit verdoppelter Leistungsfähigkeit weiter zu betreiben.

Während in der Frankensteinschen Mühle vor Inbetriebsetzung der Schleifplanmühle je nach Bedarf Weizen und Roggen vermahlen wurde, richtete er nach Erweiterung seines Betriebes durch Ankauf der Schleifplanmühle es so ein, daß von nun an in der Frankensteinschen Mühle nur Weizen und in der Schleifplanmühle nur Roggen vermahlen wurde.

Das Geschäft nahm auch in der nächstfolgenden Zeit an Umfang immer mehr zu und als in den Jahren 1873/74 die namentlich im Sommer eingetretenen Wasserzuflüsse der Spree recht knapp geworden waren und dadurch häufig Betriebsstörungen hervorgerufen wurden, richtete Genannter als Hilfskraft in beiden Mühlen eine Dampfanlage ein. Dadurch war er in den Stand gesetzt, seinen Betrieb auch in wasserarmen Zeiten voll ausnützen zu können.

Schon im Jahre 1871 wurde von ihm in dem Seitengebäude der Schleifplanmühle eine weitere Anlage zur Fabrikation von Rollgerste, sogenannten Graupen, geschaffen, und der erzeugte Artikel in der großen Hauptsache nach Böhmen und Ungarn versandt.

[Ξ] Das Geschäft hatte in diesem Umfange schon so manches andere überflügelt, und da Genannter bald genug merkte, daß andere Mühlen sich anschickten, ihren Betrieb nach den neuesten Systemen umzubauen und zu vergrößern, griff er denselben in ihrer Absicht vor und errichtete im Jahre 1884/85 in dem mitten in der Stadt gelegenen käuflich erworbenen Fabrikgebäude, einer ehemaligen Lithographie- und Steindruck-Anstalt, eine weitere der Neuzeit entsprechende Dampfmühle für ausschließlich hochfeine Weizenvermahlung und benannte diese Neue Walzenkunstmühle.

Im Jahre 1886/87 wurde denn auch der Betrieb der Frankensteinschen Mühle vollständig nach den neuesten Systemen umgebaut, auch vergrößert, und zwar so, daß das Werk ausschließlich zur Vermahlung von Roggen eingerichtet wurde, und so steht heut der Gesamtbetrieb als größter und leistungsfähigster unserer sächsischen Oberlausitz da.

In diesen vorgenannten Mühlen werden im Durchschnitt 45 bis 50 Arbeiter beschäftigt.

Zur Betreibung der Walzenkunstmühle dient eine 60–70 Pferdekräfte starke Dampfmaschine, während zur Betreibung der Frankensteinschen Mühle die Wasserkraft verbunden mit einer Dampf­-Maschinenkraft von 25 Pferdekräften erforderlich ist. Die Betriebskraft der Schleifplanmühle (Roggenmühle und Graupenfabrik) beruht zum Teil des Jahres ausschließlich auf Wasserbetrieb, doch hilft bei wasserknappen Zeiten eine 25 Pferdekraft starke Dampfmaschine.

Die tägliche Leistung dieser Mühlenwerke beziffert sich auf 300 Zentner Weizen, 350 Zentner Roggen und 30 Zentner Gerste innerhalb 24 Stunden.

In sämtlichen Mühlräumen ist zur Beleuchtung elektrisches Licht angebracht, das durch je eine elektrische Maschine erzeugt wird. In Reserve dient zur Beleuchtung Gas oder Petroleum.

Den geschäftlichen Verkehr der drei Mühlen mit dem Comptoir vermittelt eine dieselben verbindende Telephonleitung.

Der jährliche Umsatz beläuft sich im Durchschnitt auf 1½ Millionen Mark.

Als Hauptabsatzgebiet für sämtliche Produkte gilt die Oberlausitz und zum Teil Dresden und Umgegend. Vor dem Inkrafttreten der Zollverhältnisse wurde ein nennenswertes Geschäft nach Böhmen, Mähren, Ungarn etc. gemacht, doch hat es damit vollständig aufgehört, seit der Eingangszoll für Getreide und der Ausfuhrzoll für Mühlenfabrikate besteht, auch hat die Oberlausitzer Mühlen-Industrie sehr stark unter dem Gesetz der freien Einfuhr von 3 kg Mehl und Brot zu leiden gehabt und noch zu leiden.

Die erzeugten Fabrikate erfuhren noch Auszeichnungen und zwar die Verdienst-Medaille der Weltausstellung zu Wien vom Jahre 1873, die silberne Medaille der Gewerbeindustrie-Ausstellung zu Görlitz im Jahre 1885, sowie ein Belobigungs-Diplom der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung vom Jahre 1879 zu Bautzen.

Der Gründer der Firma bekleidete das Amt eines Stadtverordneten sowie eines Handelskammer-Mitgliedes, außerdem war er Mitbegründer der s. Z. ins Leben gerufenen Müllerei­-Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen und Herzogtum Altenburg und als deren Sektions­-Vorstand thätig, bis ihn im Jahre 1890 mitten aus seiner Laufbahn der unerbittliche Tod durch Herzschlag von seinem irdischen Wirkungskreise abrief.

Von dieser Zeit an ist das Geschäft in die Hände der Erben des Begründers übergegangen.

Möge es denselben vergönnt sein, das Werk, was der Gründer, Herr Carl Gustav Adolf Lehmann, geschaffen, in unbeschränkter Weise fortzuführen, zum Segen der deutschen Mühlenindustrie, zum Segen unserer sächsischen Oberlausitz.