Hartwig & Vogel, Kakao-, Schokoladen-, Konfitüren-, Marzipan- und Waffel-Fabriken, Dresden und Bodenbach

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Titel: Hartwig & Vogel, Kakao-, Schokoladen-, Konfitüren-, Marzipan- und Waffel-Fabriken, Dresden und Bodenbach
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Hartwig & Vogel, Dresden
Kakao-, Schokoladen-, Konfitüren-, Marzipan- und Waffel-Fabriken.


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Hartwig & Vogel
Kakao-, Schokoladen-, Konfekturen-, Marzipan- und Waffel-Fabriken
Dresden und Bodenbach.

„Kaffee ist Gift!“ entschied seinerzeit der Arzt Voltaires und der geistreiche Spötter soll darauf geantwortet haben: „Gewiß – aber ein sehr langsam wirkendes, denn ich bin dabei achtzig Jahre alt geworden.“ Wenn wir dieser Anekdote auch nichts anderes entnehmen, so bezeugt sie uns doch, daß schon vor mehr denn hundert Jahren der heute als regelmäßiges Morgengetränk beliebte Kaffee von den Ärzten für gesundheitsschädlich gehalten wurde, sofern man sich seiner als täglichen Genußmittels bediente. Ob er solches angesichts der immer lebhafter werdenden Agitation auch bleiben wird, kann erst die Zukunft lehren. Thatsache ist, daß man in vielen Haushalten ihn durch ein anderes Getränk ersetzt hat, und vor allem ist es neuerdings der Kakao, der am ersten dazu berufen erscheint, seine Stelle einzunehmen.

Der Firma Hartwig & Vogel in Dresden gebührt ein großer Teil des Verdienstes, den Kakao erst zu einem vollwichtigen Nahrungs- und Genußmittel gemacht zu haben. Sie war unseres Wissens die erste, welche in Deutschland einen wirklich reinen, entölten, in Wasser leicht lösbaren Kakao in Pulverform in Handel brachte und denselben im Haushalte eingebürgert hat.

Gegründet 1870, begann die Fabrik ihren Betrieb mit 40 Arbeitern und einer 25-pferdigen Dampfmaschine. Noch nicht einmal ein Vierteljahrhundert bestehend, hat sich ihre Produktion wie ihr Umfang seit jener Zeit nahezu verdreißigfacht: sie beschäftigt jetzt ca. 1200 Arbeiter, hat 4 Dampfkessel und 2 Dampfmaschinen von 400 Pferdekräften, sowie nicht weniger wie 300 Hilfsmaschinen im Gange. Ihr Barumsatz beläuft sich auf über 4 Millionen Mark, ihr Verbrauch an Rohmaterialien auf über 2 Millionen Pfund Kakao, 3 Millionen Pfund Zucker und 2 Millionen Pfund andere Rohstoffe z. B. Mandeln, Nüsse, Früchte aller Art, Mehl, Honig, Gewürze und Cedern. Entsprechend diesem kolossalen Betrieb, ist auch ihr Absatzgebiet über die ganze Erde ausgedehnt. Hartwig & Vogel verkaufen ihre Erzeugnisse nicht nur in Deutschland und Österreich – wo sie in Bodenbach eine Zweigfabrik besitzen – sondern sie exportieren auch nach Nord- und Südamerika, England, Holland, Dänemark, Skandinavien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Kleinasien, China und sogar nach Auckland.

Groß und mannigfach ist die Art der Spezialitäten, die aus ihren Etablissements hervorgehen und deren Preisnotierung allein einen 48 Seiten starken, enggedruckten Katalog füllt. Da ist denn in erster Linie der weltberühmte Cacao vero zu nennen. Derselbe wird sowohl in Pulver, wie in Würfelform in den Handel gebracht und übertrifft in seiner Qualität sowohl die holländischen, wie die schweizer Präparate. Er kann thatsächlich auf das Prädikat „leicht löslich“ [Ξ] mit vollem Rechte Anspruch machen, wird aus den feinsten Kakaosorten vermittelst eines äußerst sublimen Verfahrens hergestellt und zeichnet sich vor allen ähnlichen Fabrikaten nicht nur durch vortrefflichen Geschmack, sondern auch durch hohen Nährwert, große Ergiebigkeit, leichte Verdaulichkeit aus und ist vollständig löslich. Ein Aufguß kochenden Wassers ergibt sofort das fertige beliebig zu versüßende Getränk. Zwei weitere, medizinisch hochwichtige Fabrikate von Hartwig & Vogel sind der Albumin-Kakao und die Albumin-Schokolade, die nach Vorschrift des Dr. Disqué hergestellt, Pflanzeneiweiß enthalten und für Kranke ein wahres Lebenselixier bilden, indem sie das Fleisch vollständig ersetzen, ja sogar an Nährkraft bedeutend übertreffen. Sodann verdient noch besonders hervorgehoben zu werden der Eichel-Kakao, unter der Kontrolle des Dr. Schweißinger hergestellt, der chemisch gewonnen Eichelextrakt vollständig löslich enthält. Diesen drei Spezialitäten reiht sich noch eine schier endlose Menge der verschiedensten anderen Erzeugnisse an. Schokolade und Kakao in den verschiedensten Formen, Konfekturen, Attrappen, Figuren und gemalte Schokoladengegenstände, Automatenpackete, Dessert-Bonbons, Karamelbonbons, (Spezialität: englische Rocks und Drops), Traganthwaren, Dragees aller Arten und Zusammensetzungen, Spezialität: Alabaster-Dragees, Gewürz- und Honigkuchen, Nürnberger Lebkuchen, Biskuits, Makronen, Marzipan-Torten und -Gegenstände, Waffeln, gebrannte Mandeln, Weihnachts- und Osterartikel, Puddingpulver, Zitronat und hundert anderes mehr.

Zahlreiche Auszeichnungen wurden der Firma für diese ihre vorzüglichen Erzeugnisse zuteil, darunter Ehrendiplome, silberne, goldene und Staatsmedaillen, die sie sich auf den Ausstellungen in Wien 1873, Dresden 1875, Leipzig 1883, 1887, 1893, Heidelberg 1883, Teplitz 1884, Berlin 1888, Köln 1889, 1890, Stuttgart 1889, Würzburg 1890, Bremen 1890, London 1891, Leipzig 1892, Altenburg 1892 und Schweidnitz 1892 erwarb. Auch haben viele Korporationen, Fachmänner, polytechnische Vereine, Handels- und Gewerbeschulen ihre Einrichtungen zu Studierzwecken besichtigt.

Die außerordentliche Nachfrage nach den Fabrikaten von Hartwig & Vogel machte auch die Gründung einer Reihe von Filialen notwendig. Wir finden solche in Kassel, Berlin, Leipzig, Plauen i. V., Stettin, Potsdam, Hamburg, Bremen und Frankfurt a. M. und außerdem zahlreiche Haupt-Niederlagen fast in allen größeren Städten des Deutschen Reiches, in München befindet sich solche bei Carl Fuhrhans, Maffeistraße 8.

Die Firma Hartwig & Vogel kann in den 23 Jahren ihres Bestehens auf eine überaus glückliche Entwicklung zurückblicken, die nur ein einziges Mal durch eine Katastrophe unterbrochen wurde: 1875, als die Fabrik in Dresden durch Feuer heimgesucht wurde und bis auf das Kessel- und Maschinenhaus abbrannte. Das ist indes auch die einzige Krisis gewesen, die sie zu überwinden hatte. Heute zählt das Etablissement von Hartwig & Vogel zu den größten Fabrik-Anlagen Deutschlands und die Erzeugnisse desselben erfreuen sich eines Weltrufes trotz der für den Export derselben ungünstigen Zollverhältnisse, welche sich nur erst seit vorigem Jahre durch Gewährung von teilweiser Rückvergütung des gezahlten sehr hohen Kakaozolles etwas gebessert haben. Da die Fabrikate der Firma sich ganz besonders auch in Österreich-Ungarn einer überaus regen Nachfrage und ehrender Anerkennung erfreuen, sah sich dieselbe veranlaßt, auf österreichischem Boden eine Kakao-, Schokoladen-, Kanditen- und Waffel-Fabrik unter der Firma Hartwig & Vogel in Bodenbach a. E. zu errichten. Dieselbe wurde mit Beginn dieses Jahres dem Betrieb übergeben und beschäftigt bereits nahe an hundert gutgeschulte Arbeiter.