Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste

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Autor: Johann Jakob Merlo
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Titel: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste
Untertitel: Nach den Urkunden
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Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Selbstverlag des Verfassers
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Erscheinungsort: Köln
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Kurzbeschreibung: Historische Abhandlung über den Gürzenich, eine Festhalle im Zentrum der Stadt Köln.
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Der Gürzenich ist eine Festhalle im Zentrum der Stadt Köln. Namensgeber ist die Familie Gürzenich, auf deren Grundstück das Gebäude errichtet wurde.

Gebaut wurde das Saalgebäude in den Jahren 1441 bis 1447. Es hatte von Anfang an die Funktion eines städtischen Festhauses für verschiedenste Veranstaltungen. Zum einen wurden die Ehrengäste der Stadt Köln im Festsaal des Gürzenich empfangen, zum anderen wurden Adeligen und hohen Bürgern die Räumlichkeiten für private Feierlichkeiten zur Verfügung gestellt. Auch Krönungsfeiern und ein Reichstag sind im Gürzenich abgehalten worden.


Text

[I]
Haus Gürzenich zu Köln,
sein Saal und dessen Feste.


Nach den Urkunden.


Von


J. J. Merlo.



Köln, 1885.
Selbstverlag des Verfassers.


[II]
Separat-Abdruck aus Heft XLIII der Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein.


[III]
Herrn
Professor Dr. Heinrich Düntzer
in Verehrung gewidmet


vom Verfasser.


[1]
I.
Der Hof Gürzenich im Privatbesitz.

     In der Nähe der Stadt Düren liegt, von fruchtbaren Aeckern umgeben, ein grosses Pfarrdorf mit Namen Gürzenich. Hier hatte ein altes Rittergeschlecht, der Stamm der Herren von Gürzenich, seinen Sitz. Diese Edelleute standen in freundschaftlichen Beziehungen zu den Erzbischöfen von Köln, besonders in jenen Zeiten, wo letztere sich für die Herren der Stadt Köln ansahen und in derselben ihre Residenz nahmen. Gleich manchen andern Grafen, Rittern und Herren aus dem Kölner, dem Jülicher, dem Bergischen und den übrigen benachbarten Landen, erwarben sich auch die Herren von Gürzenich in der Stadt Köln ein Absteigehaus, für welches sich naturgemäss die Benennung „Gürzenicher Hof“ oder „Haus Gürzenich“ feststellte. Bei der St. Albanskirche war es gelegen, ebenda, wo man noch jetzt das gleichnamige Gebäude erblickt. Es fehlt nicht an Urkunden, welche nähere Beziehungen der Herren von Gürzenich zu den Erzbischöfen von Köln nachweisen. Beispielsweise sei auf eine solche aus dem Jahre 1174, ausgestellt von Erzbischof Philipp, verwiesen, welche der Eheleute Adulfus de Gurzenich und Adelheidis erwähnt; diese hatten eine Tochter Margaretha im Kloster Rolandswerth und beschenkten es deshalb mit einem Grundstück[1]. Eine etwas spätere von 1192 enthält seitens des Erzbischofs Bruno, des dritten dieses Namens, [2] die Bestätigung eines von drei Schwestern aus Frommsinn eingegangenen Verhältnisses der Zinspflichtigkeit zum Marienaltar im Kölner Dom, und unter den vom Erzbischof zugezogenen Zeugen ist „Herimannus de Gorzenic“ genannt[2]. Als Kölner Bürger kommt noch im Jahre 1298 ein „Everhardus de Gurzinnich“ vor, welcher sich mit drei andern Personen für den Erzbischof Wikbold von Köln verbürgte, als dieser vom Domkapitel ein silbernes, vergoldetes Marienbild entlieh, um es zur Erlangung von Kaiserswerth zu verpfänden. Der Erzbischof bezeichnet die Bürgen ausdrücklich als „nostri cives Colonienses“[3].

     In den alten Schreins- oder Grundbüchern der Stadt Köln beginnen die Nachrichten über den Hof Gürzenich und seine Eigener erst im vierten Dezennium des 13. Jahrhunderts. Sie knüpfen noch eben an die letzten Besitzer aus jenem Geschlecht, wovon das Haus den Namen trägt, an, um seitens derselben die erste Uebergabe in fremde Hände zu melden. Johann von Gürzenich ist als Hauptverkäufer genannt, und neben ihm leisten auch Winand von Gürzenich, Arnold von Bintzvelt[4] und seine Gattin Guda, Heinrich Kune von Bonn mit seiner Gattin Beatrix, Hermann Kune und Lambert von Dorne mit seinem Sohne auf jedwede Berechtigung an dem Eigenthum des Hofes Verzicht. Der neue Erwerber heisst Arnold, ein Sohn Johanns von Frechen; Mitkäuferin ist jedoch seine Grossmutter Helswindis, der das Leibzuchtsrecht zu Theil wird. Die edle Frau Helswindis ist als die Mutter Herrn Arnolds von Gimenich bezeichnet[5]; ob Johann von Frechen ihr Sohn oder ob eine nicht genannte Tochter von ihr die Mutter ihres vorgenannten Enkels Arnold und die Gattin des Johann von Frechen gewesen, bleibt zweifelhaft. Diese erste undatirte Eintragung beurkundet [3] eine Geschäftshandlung, deren faktischer Vollzug unverkennbar in eine etwas frühere Zeit zurückführt als die nachfolgenden Ueberträge von 1233 und 1234. Auch ist sie von anderer Hand geschrieben. Arnold, der sich mit Gertrud verheirathete, hat sich nicht im Alleinbesitz erhalten. Eine Gruppe von andern Personen, seine Anverwandten, treten bald als Miteigenthümer auf. Ihre Namen sind: Johann von Patberch[6], Agnes, die Gattin Wilhelms des Burggrafen von Nidecken, diese als Leibzüchterin, ihre Söhne Adolf und Adam hingegen für Anrechte am Eigenthum, Wilhelm von Herimanshoven mit seiner Gattin Agnes und endlich noch ein Ludolf von Münster (de Monasterio) und seine Gattin Helswindis, welche letztere als die Schwester Arnolds von Frechen bezeichnet ist. Ueberhaupt aber wird man es hier mit den Geschwistern, Schwägern und Neffen Arnolds zu thun haben[7]. Die sämmtlichen Vorgenannten treten in den Jahren 1233 und 1234, Ludolf anscheinend etwas später, den Gürzenicher Hof an einen Kölner Bürger aus einem der ältesten hiesigen edeln Geschlechter ab, an Theoderich Gyr[8], Hartmanns Sohn, und seine Gemahlin Elisabeth. Die Urkunden über das vorhin Berichtete befinden sich in einem schon stark von der Vermoderung ergriffenen und dadurch stellenweise schwierig lesbar gewordenen Schreinsbuch-Rest mit der Ueberschrift: Terminus parrochie sancti Albani. Sie folgen am Schlusse als Nr. 1—7. Auch die Quellen zur Geschichte der Stadt Köln (Bd. II, Nr. 147, S. 149–150) haben diese ältesten, das Haus Gürzenich betreffenden Urkunden nicht übersehen, sich dabei aber ein nicht zu billigendes Verfahren erlaubt: Nr. 4 ist nur theilweise aufgenommen, und durch die Weglassung von Nr. 5 hat das Ganze die falsche Datirung ins Jahr 1234 erhalten. Zudem fehlt es nicht an unrichtigen Lesungen, Ungenauigkeit in [4] Wiedergabe der orthographischen Eigenthümlichkeiten, und mehrmals sind sogar Wörter ausgelassen.

     In dem Hofe Gürzenich nahm Theoderich Gyr seinen Wohnsitz. Wir erfahren dies ausdrücklich aus einer fünf Jahre später eingetragenen Urkunde (Nr. 8), worin er seine Besitzung durch den Ankauf zweier südwärts daneben gelegenen Häuser vergrössert. Hier ist der Gürzenicher Hof als die Gyrsche „mansio“ bezeichnet. Die neuen Häuser lagen zur Kirche der h. Maria im Kapitol hin, welche, gemäss einer im 12. und 13. Jahrhundert häufig anzutreffenden Variante, die Kirche der h. Maria am Malzbüchel genannt ist. Er kaufte von jenem Heinrich Kune von Bonn, den wir bereits aus der frühesten Schreinsstelle (Urk. 1) kennen, und Theoderich Gyr liess denselben bei dieser Gelegenheit die damalige Verzichtleistung auf jedes Anrecht am Hofe Gürzenich bestätigen. Dass die beiden neu erworbenen Häuser oder Häuschen dieselben seien, mit denen sich die Urkunde von 1233 beschäftigt, dürfte kaum zu bezweifeln sein.

     Als nächsten Besitzer, jedoch nur für die Hälfte, finde ich Godefrid aus dem altberühmten Geschlecht der Cleingedank, der mit Elyzabeth vermählt war. Seine Frau wird die Tochter Theoderich Gyrs gewesen sein. Fahne[9] gibt dem letztern eine Tochter Elisabeth, welche mit Ludwig von der Mühlengasse vermählt gewesen sein soll, doch auch eine Tochter Guderad, welche Godefrid Cleingedank geheirathet habe – also wohl unzweifelhaft eine Verwechslung. Im Jahre 1284 werden dann fünf Kinder aus Godefrids Ehe an den Besitz geschrieben, und aus der Urkunde (Nr. 9) ersieht man, wie sich die Zubehörungen des Hofes Gürzenich abermals um ein ansehnliches vermehrt haben. Drei der Betheiligten verzichten sogleich zum Vortheil ihrer Brüder Hildeger und Gobelin (Urk. 10).

     Die andere Hälfte des Gürzenicher Hofes war bei der Gyrschen Erbtheilung an die Eheleute Cono vom Horne und Hadewigis Gyr gekommen. Drei Söhne derselben, Franco, Johann und Cono, erwerben dann auch den Antheil der Familie Cleingedank. Sie beginnen damit im Jahre 1284, wo man in einer vermoderten und verstümmelten Schreinseintragung den Namen „Franco et uxor sua Guderadis, Johannes et Cono fratres, filii quondam Cononis dicti de Cornu“ begegnet; sie erhalten „erga Gobelinum, filium quondam [5] Godefridi, .. partem domus et aree site bovenmuren, vocate Gurtzenich“. Andere Beurkundungen aus demselben Jahre lassen in ihrem fast ganz zerstörten Zustand nur aus einzelnen Wörtern erkennen, dass sie ähnliche Uebergänge enthalten. Dann aber sieht man den Hof Gürzenich sich in der Hand eines einzigen der drei Brüder allmählich wieder zu einem Ganzen vereinigen, in der Hand des Ritters und Schöffen Johann vom Horne (Urk. 11–13 von 1290 und 1297).

     Im Jahre 1330 war Johann vom Horne nicht mehr am Leben, und seine Erben schritten zur Theilung seines Nachlasses, wobei es nicht ohne Schwierigkeiten und Friedensstörungen herging, so dass man Schiedsrichter zu Hülfe nehmen musste. Die Zeiten, aus welchen wir fortan den Nachrichten über unsern Gegenstand nachspüren, führen in die noch wohlerhaltenen und von nun an vollständig vorhandenen Schreinsbücher, vornehmlich in die Bücher Scabinorum, Albani. Hier vernehmen wir, dass in Folge der Theilungsverhandlungen, unter schiedsrichterlicher Mitwirkung der Schöffen zu Köln, der Hof Gürzenich mit seinen vielen Zubehörungen zum Zweck der Theilung in fünf Loose, drei aus dem grossen Haupthaus, zwei aus den Anhängseln gebildet, gebracht wurde. Zu den Erbgenossen gehörte der Ritter Johann Quattermart vom Herzogshaus[10], der mit Johanna vom Horne vermählt war. Die Verhandlungen schlossen damit, dass das Ganze zwei Eigener erhielt, indem der grössere Theil, zum Malzbüchel hin, an den Ritter und Schöffen Hermann Scherfgin kam, welcher Lora, die Tochter Johanns vom Horne, zur Gemahlin hatte; das übrige, zur Marspforte hin gelegen, kam an Loras Bruder Mathias, der von da an den Beinamen Mathias vom Horne genannt von Gürzenich führt. Die Urkunden (Nr. 14–20) sind aus den Jahren 1330 und 1334. Während man aus ihnen entnimmt, dass fünf Erbberechtigte an dem Hofe Gürzenich zur Theilung gingen, finden sich nur vier genannt. Nach der Hornschen Stammtafel bei Fahne[11] muss noch eine Schwester Loppa hinzugetreten sein, welche Nonne geworden, ohne dass sich das Ordenshaus angezeigt findet, welchem sie sich anschloss. Ihren Antheil wird sie ihrem Bruder Mathias abgetreten haben.

[6]      Mit dem Gürzenicher Hof war, während ihn die Herren vom Horne besessen hatten, eine vollständige Umgestaltung vorgenommen worden. Eine „magna domu“, ein grosses Ansiedel, war neu erbaut und zu drei trennbaren Wohnungen eingerichtet worden, wovon zwei an den Ritter Hermann Scherfgin kamen. Dann war der alte „Schopp“ oder Lagerraum in vier neue Häuser verwandelt worden, welche nebst einem Theil des Haupthauses der Schwager des Ritters, Herr Mathias vom Horne, besass. Aber noch eine andere, sehr eingreifende Veränderung nahm man vor, darin bestehend, dass man den alten, ursprünglichen Namen „Gürzenich“ ganz zu unterdrücken und ihn durch „Haus Louvenborg“ oder Löwenberg zu ersetzen beschloss. Die Schreinsbücher mussten sich ein halbes Jahrhundert lang dieser Neuerung fügen – nicht aber that es der Volksmund, der, wie fast immer so auch hier, an einer alten, gewohnheitsmässigen und liebgewordenen geschichtlichen Erinnerung mit Zähigkeit festhielt und dieselbe, sobald sich die Gelegenheit dazu bot, wie wir im spätern Verlauf erfahren werden, wieder in ihre Rechte einsetzte.

     Der vorgenannte Mathias vom Horne hatte von seiner Gattin Bela einen Sohn mit demselben Taufnamen. Dieser wird 1379, nach der Eltern Tod, mit seiner Gattin Sophia an den Antheil des Vaters (zur Marspforte hin) geschrieben. Sogleich an demselben Tage (3. marcii) übertragen diese ihn dem „Geirhardo Roitstock seniori et Blitze, eius uxori“, bis 1386, sabbato post conversionis beati Pauli apostoli „Blitza, relicta Gerardi Roitstock senioris“ die vor sieben Jahren gemachte Erwerbung dem „Mathie de Cornu dicto de Gurzenich et Sophie, eius uxori“ wieder zurückgibt. Eine Urkunde von 1389 (Nr. 22), womit die Liegenschaft verpfändet wird, gibt zuerst dem Haus Gürzenich die veränderte Benennung „Louvenborg“.

     1397, feria 6 ante penthecosten übertragen „Mathys vamme Horne gnant van Gurtznich und Fya, syn elige wyff“ das vorstehende Besitzthum „Belen und Fyen, yren eligen doichteren“ mit der Bestimmung, dass die Letztlebende das Ganze allein behalten solle, wenn die zuerst Sterbende ohne Leibeserben bleibe. Von einem bald darauf eingetretenen Brandunglück, welches das Erbe theilweise zerstörte, gibt eine Urkunde vom Jahre 1410 die erste Nachricht. In derselben tritt „Fye, elige dochter Mathys vamme Hoerne genant van Gurtzenich“, als nunmehrige Alleinbesitzerin, ihr Eigenthum an eine völlig fremde Hand ab. Dem „Johan van Bremen genant van Dynslaken, ind Stine, syme eligen wyve“ veräussert [7] sie „yre veir huser van dem vurdersten deyle der straessen boven muren van der runder duren bis an die poertzen, wilge waren eyn schoppe, bis an die echterste muren, soe wie dat die gelegen sint vur achten unden ind oeven; vort dat oert des huys genant Gurtzenich, dat man nu nennet Loyvenbergh, ind schusst datselve oert zu der Marportzen wert vur achten unden ind oeven mit deme steynwege ind der poertzen, die schusst zu der Marportzen wert, as die gelegen sint, wilchs erfs vurschreven nu eyn deyl verbrant is ... (Datum anno domini MCCCCX, die 20 mensis februarii).“

     Wir brechen hier ab, um die Aufmerksamkeit der an Hermann Scherfgin 1334 gekommenen andern Abtheilung, nämlich der nach dem Malzbüchel gerichteten Ecke, wieder zuzuwenden. Im Jahre 1379 findet sich bei dem Uebergang an Hermanns Sohn Johann, der in der Mühlengasse seinen Wohnsitz hatte, eine genaue Beschreibung (Urk. 21). Dann wird im folgenden Notum die fabrica (Schmiede) von der „domina Yda, relicta quondam domini Johannis Scherfgin in Moelengassin, scabini Coloniensis“ gegen einen erblichen Zins von jährlich sechszehn Goldgulden dem „magistro Rutgero de Libra, fabro, et Catharine, eius uxori“ abgetreten. Die zwei Theile des Hauses Gürzenich „genant Louvenberch“ erhält am 13. Februar 1402 „Costin van Lysenkirghin genant vur Lysenkirghin“ auf seine und seiner Eidgenossen beim Schöffengericht abgegebene Erklärung, dass ihm diese Erbschaft „van doide wilne heren Johan Scherffghins, scheffens zu Coelne, ind vrouwe Yden, elude, synen anigen“ anerstorben und zu rechter Theilung, die er mit seiner nun verstorbenen Mutter „Lysabeth“ eingegangen, zugefallen sei (Scabinorum, Sententiarum).

     Das Brandunglück, dessen bereits in den vorhergegangenen Nachrichten über die andere Hälfte gedacht worden, scheint auch dem Herrn von Lyskirchen die Besitzung verleidet zu haben. Mit seiner Gattin Engelrait übertrug er das Haus „Lovenbergh“ am Remigiustag 1409 an die uns bereits bekannten Eheleute Johann van Dynslachen und Frau Stynchyn, jedoch nicht sogleich zum unbedingten Eigenthum. Drei Jahre lang sollen dieselben einen jährlichen Zins von 29 rheinischen Goldgulden entrichten und wenn sie dann nach Ablauf dieser Zeit die Summe von 400 Goldgulden erlegen würden, so solle im Schrein der Eigenthumsübergang zu ihren Gunsten beurkundet werden. Für diesen letztern Fall war den Ankäufern auch die Begünstigung zugestanden worden, dass [8] die Verkäufer ihnen einen Stuhl in der St. Albanskirche erblich einräumen müssten. Die Klauseln des Vertrags (Urk. 23) sind in mehrfacher Beziehung von Interesse.

     Die drei Jahre verflossen, ohne dass sogleich die Anschreinung erfolgte. Erst 1417, nach Costyn von Lyskirchens Tod, trat für die verwittwete Frau Engelrait die Veranlassung dazu ein (Urk. 24). Die neuen Erwerber verpflichten sich in der betreffenden Beurkundung zur Erlegung einer jährlichen erblichen Rente von 20 Goldgulden. Dann aber belasten sie die ganze Besitzung, sowohl die von Fye vom Horne als die von Engelrait von Lyskirchen erworbene Abtheilung, sogleich noch mit einer Leibzuchtsrente von jährlich 100 Goldgulden. Es ist klar, dass, um dies zu können, die Eheleute Dynslachen zuvor den baulichen Zustand vollkommen hergestellt haben mussten. Unter der Urkunde ist ein nachträglicher Vermerk vom Jahre 1433 beigeschrieben, des Inhalts: „Item so hait Johan van Dynslaichen vurschreven nae doede Styngin, syns wyfs, up die lyfzucht alle der erve vurschreven ussgangen ind darup genzlichen verzegen zo henden Hantze, Karls, Woilters ind Segemontz, synre eliger kindere.“ Die letztgenannten vier Brüder waren nunmehr die Eigenthümer des ehemaligen Hauses Gürzenich in seinem ganzen Umfang, die Schmiede allein ausgenommen. Bald aber sehen wir sie durch eine nicht befriedigte Rentengläubigerin aus dem Besitz gestossen. Vor dem Schöffengericht erschien „Paitzgin (Beatrix), elige huysfrouwe wilne Hermans van Suchtellen, nu elige huysfrouwe Volquyn Roden“ und liess sich daran wältigen „as yr ervallen vur yere veirliche lyfzuchtrente die yr zer rechter zyt nyet bezailt woirden en is. Wilche anweltgeit dieselve Paitzgyn mit willen ind stedehalden Volquyns, yrs eligen mans vurschreven, vort upgedraegen ind erlaissen hait Peter van Baere ind Johanne Ackerbach yn yere beyder naeme stede zo dingen ind nae zo volgen“ (Scabinorum, Sententiarum, 1437, 14. augusti). Die Gebrüder van Dynslachen hatten sich willig in ihr Loos ergeben, ja schon am 16. Mai desselben Jahres 1437, als das gerichtliche Entäusserungsverfahren gegen sie eingeleitet worden, hatten sie sich bereit finden lassen, in einer Urkunde ausdrücklich und in bester Form auf jeden Widerstand Verzicht zu leisten. Der älteste der Brüder, Hantze, war damals nicht mehr am Leben, die drei andern aber trieben sich, obwohl noch immer Bürger von Köln, mit Handelschaft in der Welt herum. Ihre hiesige Besitzung hatten sie dem Verfall preisgegeben, und die Erlegung [9] der hohen darauf lastenden jährlichen Rentbeträge war ihnen äusserst beschwerlich geworden. Die erwähnte Urkunde (Nr. 25) ist im Kölner Stadtarchiv aufbewahrt[12].

     Damit schliesst die erste Periode, nämlich diejenige, in welcher sich das Haus Gürzenich im Privatbesitz befand. Eine Reihe glänzender Namen aus Kölns edeln Geschlechtern sahen wir in ihr an uns vorüberziehen: die Gyr, Cleingedank, vom Horne, Scherfgin, Quattermart, Roitstock und Lyskirchen.


II.
Die Stadt Köln errichtet das städtische Tanzhaus.

     Einer schönern Zukunft, einer neuen Bestimmung ging das Haus Gürzenich entgegen. Nachdem im Jahre 1396 der dritte Stand, das Bürgerthum, die edeln Geschlechter nach wiederholten Kämpfen gestürzt und ihre Vorrechte für immer beseitigt hatte, erreichte unter der nun eingeführten rein demokratischen Verfassung die Stadt Köln den Gipfel ihrer Grösse und ihres Wohlstands. Eine Reihe grossartiger Bauten bezeichnet den Eintritt eines neuen Zeitalters des Reichthums und des Glanzes. Zu denselben gehört auch ein Gebäude, welches man zu dem Doppelzweck zu errichten beschloss, dass die ganze untere Räumlichkeit als Waarenniederlage dem Handelsstand dienen solle – der blühende, nach allen Weltgegenden ausgedehnte Handel war ja der Lebensnerv von Kölns Wohlfahrt – auch solle von den zu Lande eingeführten Waaren hier die Accise erhoben werden. Zugleich aber und vornehmlich handelte es sich um einen grossen Festsaal, auf dem die Bürger sich vergnügen und die öffentlichen Feierlichkeiten der Stadt begangen werden könnten. Auch gedachte man des Umstands, welchen Nutzen und welchen Ruhm ein solcher Saal der Stadt bringen könne, wenn sein Umfang und seine Ausstattung der Art wären, dass er Kaisern und Königen zur Abhaltung [10] feierlicher Staatshandlungen geeignet erschiene. In der Koelhofschen Chronik von 1499 (Bl. 145) ist daher auch Köln gerühmt als „ein überaus schöner Platz, um ritterlichen und fürstlichen Staat zu halten, wie nicht leicht in deutscher Nation mag gefunden werden, es sei mit Stechen, mit Brechen, mit Turnierhalten, mit Tanzen und Springen etc. Darum gemeinlich um der grossen Geschicktheit und Bequemheit willen, Ritter, Grafen, Fürsten, Könige und Kaiser, wenn sie etwas Festliches halten wollen, dahin ihren Tag legen und bescheiden.“

     Den Gedanken zu verwirklichen, bot sich die erwünschte Gelegenheit im Jahre 1437 dar, als sich die Gebrüder van Dynslachen ausser Stande befanden, die auf ihrem Erbe „Louvenberg“ lastende schwere Rentenschuld ferner zu entrichten und die Gläubiger zur Entwältigung gegen sie einschritten. Peter von Baere und Johann Ackerbach waren, zufolge gerichtlichen Erkenntnisses und Uebertrags, im Schöffenschrein an die verfallene Besitzung geschrieben worden. Der Rath von Köln, dem die im Mittelpunkt des wohlhäbigsten und betriebsamsten Stadttheils gelegene Stelle besonders wohlgefiel, trat mit ihnen in Unterhandlungen, die sofort zum Ziel führten. Am 14. August 1437 wurde der Stadt das Eigenthum angeschreint (Urk. 26). Ueber der Urkunde ist eine Krone, das Merkzeichen der Stadt Köln in den Schreinsbüchern, beigezeichnet. Die Rentenschuld, womit das Haus 1417 belastet worden, bestand noch 1505. Sie wurde in zwei Terminen mit je 10 Goldgulden bezahlt. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer aus jenem Jahre meldet: „Item gegeven Peter vamme Waisservaiss van dem huys Lovenberg, dat in dat danzhuyss gezougen is, de termino paschae anno quinto (auch „de termino Remigii“, jedesmal:) 10 gulden rynsch.“ Costyn von Lyskirchen und seine Gemahlin Grietgin waren bis 1438 die Besitzer gewesen, dann übertrugen sie die Rente am 17. Januar des letztgenannten Jahres dem „heren Goedert van deme Wasservasse, burgermeister zerzyt der stede Coelne“ (Scab. Albani).

     Aber um den grossartigen Bauplan in seinem ganzen Umfang zur Ausführung zu bringen, bedurfte es noch mancher andern Abtretungen von Privateigenthum aus der nächsten Umgebung. Da konnte man vor allem die Schmiede nicht entbehren, welche ehemals ein Bestandtheil des Gürzenicher Hofes gewesen und 1379 von Frau Yda, der Wittwe des Ritters Johann Scherfgin, gegen erblichen Zins abgetrennt worden war. Der Rath beauftragte [11] drei seiner Mitglieder, mit dem nunmehrigen Besitzer zu unterhandeln und ein Kaufgeschäft zu vereinbaren. Meister Peter aber, der hier seine Schmiede „zum Blasbalg“ betrieb, mochte ungern den Platz, wo er seine Nahrung fand, räumen; er that deshalb, ehe er sich zum Verlassen entschloss, nicht wenig spröde, so dass die Herren von Mühe und Arbeit zu erzählen wussten, bevor sie zur Einigung mit ihm gelangt waren. Endlich am Vorabend des Himmelfahrtsfestes der h. Jungfrau im Jahre 1439 meldet eine Eintragung in die Rathsprotokolle den Abschluss des Geschäfts, wonach dem Schmiedemeister die Summe von 600 rheinischen Goldgulden in zwei Terminen als Kaufpreis zu zahlen war (Urk. 27). Am 14. November folgte die Ueberschreibung im Schöffenschrein (Urk. 28). Meister Peter hatte die Schmiede theilweise von Meister Wilhelm von Steynvorde, theilweise von der Familie von Lyskirchen erworben.

     Am 15. April und am 27. August 1440 kauft der Rath von den Erben „wilne Ghysen van Glaidbach, kannengiessers“ Bruchtheile des „huys genant Vyrnburch, gelegen up der Santkuylen, intgain deme huyse zom Quattermart“. Ferner tritt am letztgenannten Tage „Johan Juede, der elste elige son heren Johans Jueden, mit willen ind stedehalden Beylgins, syns eligen wyfs“ ihm eine auf der Schmiede lastende Rente ab, nämlich die andere Hälfte der 16 Gulden, welche bereits in der Urkunde über Meister Peters Uebertrag berührt sind (Urk. 28). 1440, am 27. August und 1. Oktober und 1441, am 8. April erlangt er von „Herman van Glaidbach“ und „Johan van Coenynxhoeven, deme koch (an anderer Stelle als „unser heren koch“ bezeichnet) und Coenegunden, syme eligem wyve“, ferner von „Fye, elige wyf wilne Coynraits van Schoenrode“ die übrigen Theile des Hauses Vyrnburch. Bald bemerkt man die Krone, bald das Wort „Civitas“ am Rande der betreffenden Schreinsurkunden.

     Unentbehrlich war dem Rath ferner ein Beguinen-Konvent, dem Hause Quattermart gegenüber auf der Sandkaule gelegen, der unter dem Patronat des Schöffen Heinrich Hardfuyst stand. Dieser und sein Sohn Gumprecht traten, unter Zuziehung des Schöffen Johann Mummersloch, der ebenfalls erbliche Berechtigungen daran besass, am 6. September 1441 diesen Konvent an die Stadt ab, indem sie die anderweitige Unterbringung der Beguinen übernahmen. Zum Ersatz aber gewährte der Rath, ihnen zu Lieb, die Abtretung einer städtischen Grundfläche an das geistliche [12] Brüderhaus „Wydenbach“ bei St. Pantaleon. Dieses Grundstück lag vor dem Wohnsitz der Brüder strassenwärts und sollte als Baustelle dienen, damit die Klostergebäude bis an den Bach vorgerückt würden. Die auch in topographischer Beziehung interessante Urkunde (Nr. 29) bewahrt das Kölner Stadtarchiv [13].

     Nach Westen hin, auf der Sandkaule, war für den beabsichtigten Neubau das Haus „zom yseren Gadom“ erforderlich. Es wurde von dem Kesselschläger Gotschalk von Monheim und Bele, seiner Frau, im Jahre 1442 angekauft (Urk. 30 u. 31). Die städtische Rentkammer entrichtete den Kaufpreis in mehrern Abschlagszahlungen, wovon die letzte erst am 15. April 1461 geschah. Die darüber ausgestellte Quittung (Urk. 32) befindet sich jetzt im Besitz des Verfassers.

     Im Jahre 1445 wurde das auf derselben Strassenseite liegende Haus „zome Hirtzelyne“ mit seinem Nebenhaus nach St. Alban hin von dem St. Klarenkloster durch den Rath erworben. Die Urkunde (Nr. 33), mit der Krone am Rande, enthält das Schreinsbuch Albani, [13] Brandenburg. Die Klosterjungfrauen bezogen noch im Jahre 1507 eine aus diesem Uebertrag herrührende Jahresrente von der Stadt. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer hat folgende Position:

     „Anno etc. xvc septimo, feria quarta, prima decembris. Bezalonge der burger ind manleyn. Item den jonferen van den Klaren van eyme erve, dat in Gurtzenich gezogen is, van zwen jaeren........xvi gulden rynsch.“

     In dieses Buch Albani, Brandenburg, sind die sämmtlichen Erwerbsurkunden für den neuen Bau aus Scabinorum, Albani, wiederholt aufgenommen und zwar in unmittelbarer Aufeinanderfolge, jede mit ihrem besondern Datum: 1. der Uebertrag von Peter von Baere und Johann Ackerbach, 2. der Uebertrag der Schmiede, 3. 4. 6. 7. 8. der Theile des Hauses Vyrnburch, 5. der Rente von Johann Juede, 9. das zuletzt erwähnte Notum über das Haus Hirtzelyne, wovon in Scabinorum, Albani, keine Eintragung steht. Später erst befreite sich die Stadt von einer Rente von 4 Gulden, womit das Haus Vyrnburch beschwert geblieben war. 1453, am 20. April tritt Costyn von Lyskirchen die eine Hälfte, 1459, am 7. September „Geertgyn, elige dochter wilne heren Johans Muyssgyn ind vrauwen Fiegyns, elude“, welche Nonne im Maximinenkloster zu Köln war, die andere Hälfte davon der Stadt ab. Am Rande des erstern Notums ist eine Krone gezeichnet mit der Unterschrift „Dantzhuys“, beim andern wiederholt sich nur die Krone.

     Nach Fahnes Angabe[14] soll auch ein Haus „zum eisernen Gitter“, welches um 1290 von dem alten Gürzenicher Hof abgesplissen worden, 1437 vom Rathe angekauft worden sein. Hier kann nur eine Verwechslung mit dem uns vorhin urkundlich bekannt gewordenen Hause „zom yseren Gadom“ vorliegen. Schon der Ausdruck „Gitter“ ist der damaligen hiesigen Sprechweise völlig fremd, und „Gader“ wäre das entsprechende Wort. Ein Haus „zume iseren Gadere“ lag im Schreinsbezirk Airsbach; seiner ist in einer den Konvent Lechenich betreffenden Urkunde des Columba-Schreins, Liber Latae plateae, von 1336, feria quinta post letare nebenbei gedacht: „sicut hoc scriptum est in cartis scrinii domus de Oirsbuch (sic)“. Man hätte nicht erwarten sollen, dass Ennen [14] (Gesch. der Stadt Köln III, S. 1007–1008), in Uebereinstimmung mit dem Fahneschen Irrthum, berichten würde, dass ein Haus „Eisengader“ oder, wie er es ein ander Mal nennt, „zum eisernen Gatter“ in den Gürzenich-Bau gezogen und dem Rathe „im Jahre 1440“ angeschreint worden sei.

     Die Stadt liess im Jahre 1441, in welchem die Bürgermeister Johann von der Arken und Johann von Heimbach die Regierung antraten, den Gürzenich-Bau beginnen. Die Koelhofsche Chronik berichtet Bl. 308a:

„Anno domini Mccccxli.
Dat dantz huys tzo Coellen
Gurtzenich genoempt.

In dem selven jair begonde die Stat Coelen tzo machen dat groisse koestliche dantzhuys boven Muren dat men noempt Gurtzenich. dae vur plaegen zo syn huysser, smetten, herbergen ind kouffhuser[15].“

     So war denn der alte Name Gürzenich wiederhergestellt und der festliche Frohsinn ward die nächste Bestimmung des Prachtbaus. Eine für die damalige Zeit ungeheuere Summe ist darauf verwendet worden, etwa 80 000 Goldgulden. Im dritten Bande der Rathsverhandlungen (Bl. 36) erhält man den Aufschluss darüber. Hier findet sich eine sieben Seiten füllende Eintragung aus dem Jahre 1474 mit der Ueberschrift: „Dit is geleysen up allen gaffelen ind den burgern ind ingesessen verkundigt, up sondach xiden dag in decembri anno lxxiiii“ und mit dem Passus:

„Gurtzenich.

Ouch is dat huys Gurtzenich in den zyden gebuwet worden dat by lxxxM gulden ind nyet dairunder gekost hait.“

     Das Bauwerk erhielt die Form eines länglichen, rechtwinkeligen Vierecks. Das äussere Mauerwerk ward aus Quader-, Basalt- und Tuffstein, mit Füllwerk aus Ziegelsteinen[16], aufgeführt und mit Zinnen [15] bekrönt. Zahlreiche hohe Kreuzfenster führen sowohl dem untern wie dem obern Raum das Tageslicht zu. An den vier Ecken und in der Mitte der nach Norden und Süden gerichteten Längenseiten springen sechs Erkerthürmchen in zierlicher Konstruktion hervor. Die Haupt-Giebelseite, aus Quadern erbaut, steht gegen Osten zur Strasse Oben-Mauern, der jetzigen Martinsstrasse, hin. Hier sieht man über den beiden grossen, spitzbogigen Einfahrtsthoren auf Steinkonsolen, unter bleiernen Bedachungen[17], die steinernen Standbilder zweier berühmter Helden aus Kölns frühester Vorzeit aufgestellt, des Markus Vipsanius Agrippa, ersten Gründers der Stadt, und des volkstümlichen Marsilius, von welchem sich das Holzfahrtsfest[18] herleitet. Der Sage nach soll bei einer Belagerung die Stadt durch Mangel an Brennholz in die äusserste Noth versetzt, dann aber durch die Tapferkeit und Klugheit des Marsilius mit neuem Vorrath versehen worden sein. Ursprünglich sollen den Statuen goldene Inschriften beigefügt gewesen sein[19]:

„Der herliche Marcus Agrippa eyn Heydensch Man
Vur gotz geburt Agrippinam nu Coelne began.“

[16]

„Marsilius Heyden ind der sere stoultze
Behielde Coelne ind sy voiren tzo houltze.“

     Auch die Westseite besteht aus Quadern, und sowohl hier wie an dem östlichen Hauptgiebel sind je sieben schräg gestellte, länglich viereckige Wappenschilder zwischen den Fenstern angebracht. Die Schilder sind quer getheilt, mit etwas vorspringendem Oberfeld. Sie sollen früher mit einer Wappenfigur (den drei Kronen) versehen gewesen sein(?). Die beiden Längenseiten des Hauses bestehen aus Tuffstein-Mauerwerk mit einer Säulenbasalt-Unterlage, haben jedoch an den vier Ecken eine Fassung aus Quadern, unter Beifügung je eines schräg gestellten, leeren Wappenschilds, den übrigen an Form und Grösse gleich. An der Nordseite, nahe der St. Albanskirche, wurde eine freistehende und bedeckte, breite steinerne Treppe errichtet, welche zum Saal führte. Die Saalthür befand sich in der Mitte der Nordwand, und es führte ursprünglich noch ein zweiter Treppenarm zu ihr, welcher von Oben-Mauern ausging; dieser soll um 1770 abgebrochen worden sein. Das Geländer dieser Treppe war aus Stein-Masswerk. Eine kleine Nebenstiege stellte man an die westliche Ecke. Der Saal, dessen Viereck eine Längenausdehnung von 175 Fuss, eine Breite von 70½ Fuss und eine Höhe von 24 Fuss rheinisch erhielt[20], gehört unstreitig zu den schönsten und geräumigsten Festhallen, welche man auf deutschem Boden anzutreffen vermöchte. Die Zahl der Besucher, welche er fasst, grenzt an 4000. Eine besondere Zierde des innern Saales bilden zwei Kamine von stattlicher Grösse, reich mit kleinen Steinskulpturen von allegorischer Bedeutung geschmückt. Tanz und Kampf sind, in humoristischer Auffassung, auf den Friesen dargestellt. Es sei uns gestattet, aus der sorgfältigen und sehr ausführlichen Beschreibung an der bereits bezogenen Stelle in Prof. Mohrs Schrift: Köln in seiner Glanzzeit[21] hier einiges auszuheben. Diese Heizräume haben eine Höhe von etwa 18 Fuss. Die Wangen gehen bogenförmig an der Wand nach vorn und bilden alsdann ein horizontales Gesims, worauf sich die Friese hinziehen. Ueber dem Fries trägt das Hauptgesims eine durchbrochene gothische [17] Galerie und ist durch 5 für Figuren bestimmte Nischenfialen getheilt. Dann folgt der Kaminaufsatz, der oben wieder mit einer schönen, durch Erker geschmückten Galerie endet. Zwischen Zinnen sieht man verschiedene Gesichter herabschauen. Der Fries des westlichen Kamins ist im Ganzen genommen dem Kampfe, aber nur in scherzhaftem Sinne, gewidmet. Wir stehen vor einem Kunsterzeugniss, das trotz einiger Unvollkommenheit der Gestalten einen höchst erfreulichen Eindruck macht. Die Gestalten bewegen sich im Laubgewinde, das aus länglich geschnittenen, sich vielfältig umschlagenden Blättern besteht. Auf der östlichen Seitenwange sehen wir eine rittlings auf dem Laube mit Lanze, Schwert und Schild den Gegner angreifende Maske; die komische und zutreffende Wirkung ist köstlich. Ueberecks sitzt ein Chronist. Dann folgen auf der Vorderseite zwei Spiessträger im Kampfe und in sehr guter Haltung. Ein Trompeter, als Mittelfigur, bläst mit zurückgeneigtem Kopf und Oberkörper, die Hand in der Seite, zum Angriff. Zu seiner Linken deckt sich ein anderer Kämpe, mit dem Schwert bewaffnet, durch seinen vorgehaltenen Filzhut gegen den Pfeil des Gegners, der eben auf ihn zufliegen soll. Abermals sitzt überecks eine Gestalt in nachdenklicher Geberde, die Hände übereinander gelegt. Auf der Seitenwange hält ein Mann in der Linken seine Tartsche und in der Rechten das dolchartig gefasste Schwert auf den mit einer Maske geschmückten Schild des Gegners gerichtet. Der östliche Kamin ist ganz für den Reigen bestimmt. Auf der Wange rechts tanzen zwei Herren, in der Mitte eine Dame, den Fackeltanz. Die Eckfigur bläst den Dudelsack. Den vordern Fries eröffnen zwei schreitende Stadtmusikanten mit Schalmeien, namentlich in den Geberden vorzüglich dargestellt. Dann folgen zwei tanzende Paare, ein drittes nähert sich dem mit Flaschen und Speisen versehenen Kredenztisch. Da bewährt sich bei dem Herrn, vermuthlich in der Zerstreutheit, das Sprichwort, dass die Linke nicht wissen soll, was die Rechte thut, nur umgekehrt. Die Dame erhebt das Glas, während er den Hut schwenkt. Das fünfte und letzte Paar hat in der Mitte einen Schalksnarren bei den langen Ohren und den Mantelzipfeln gefasst. Die Figur überecks hat nur eine ornamentale Bedeutung und erhebt in der Rechten einen Blumenstrauss. Die andere Seitenwange zeigt einen Jagdgesellen, der die Fanfare bläst, sein Hund sitzt vor ihm; sein Gefährte ist ein Falkenier, der den Stossvogel auf seiner Linken trägt. Allerdings sind die Gestalten an diesen Friesen gedrungen und die [18] Köpfe gross; aber, so bemerkt Prof. Mohr sehr richtig, man denke sich dieselben im akademischen Massverhältniss, dann würden Köpfe und Hände durch ihre Kleinheit verschwinden, der Fries müsste alsdann wesentlich erhöht werden und schliesslich der ganze Kamin unmöglich sein. Der Künstler hat also mit gutem Bewusstsein gehandelt und sein Werk erreicht vollkommen den Eindruck, den es beabsichtigt.

     Die Wände des Saales blieben im übrigen ganz schmucklos, da sie bei Festlichkeiten mit kostbaren Teppichen (oder sog. goldenen Stücken) und Wappen bedeckt wurden. Eine Pfeilerreihe in der Mitte des Saales trug die ursprünglich bemalte Decke. Diese Pfeiler waren achteckig und von Eichenholz, im Durchmesser von 1 2/3 Fuss. Der Balkenlage war eine so treffliche und künstliche Konstruktion gegeben, dass, selbst wenn man die massiven Umfassungsmauern entfernt hätte, das ganze Innere zur selbständigen Erhaltung befähigt und vor dem Einsturz gesichert gewesen wäre[22]. Steinmetz und Zimmermann theilten sich in den Ruhm der gelungenen, kunst- und prachtvollen Leistung. Wir begeben uns deshalb auf das Gebiet der Kölner Kunstgeschichte, um den wackern Meistern nachzuspüren, deren Namen ein direktes Zeugniss der Zeitgenossen nicht überliefert hat.

     Der Ruhm der Kölner Bauhütte behauptete sich in der Periode, die das Tanzhaus Gürzenich ins Dasein rief, noch auf seiner vollen Höhe. Das beweisen die gleichzeitigen Leistungen am Dombauwerk, wo man eben damals mit einem der schönsten, reichsten und selbständigsten Theile beschäftigt war – mit dem südlichen Thurm. Das Werkmeisteramt bekleidete Meister Clais (Nikolaus) von Bueren, der im Jahre 1424 seinen Lehrgesellen die Vergünstigung erwarb, dass sie bei der Aufnahme in die Steinmetzenzunft, statt der üblichen zwei Gulden, nur einen Gulden zu erlegen brauchten. Er hatte 1413 das Bürgerrecht in Köln erworben und ist am 16. Mai 1445 gestorben. Seine Nichte Styngin wurde die Gattin des ihm nachfolgenden Dombaumeisters Konrad Kuene von der Hallen. Von erheblichem Interesse ist für uns an dieser Stelle ein Neffe des Dombaumeisters Clais von Bueren, Styngins Bruder, der Steinmetz Johann von Bueren. Ich trete ohne jedes Bedenken [19] der bereits von Fahne[23] aufgestellten Behauptung bei, dass in ihm der Baumeister des Hauses Gürzenich zu verehren sei, da er um die Zeit seiner Erbauung der Steinmetz und Werkmeister der Stadt Köln war. Und gewiss war er, der Neffe und Schüler eines der trefflichsten Dombaumeister, vor Andern dazu befähigt. Die Schreinsbücher kennen ihn zuerst im Jahre 1438, und am 16. März 1453, gleich nach seinem Hinscheiden, finden sich die letztwilligen Bestimmungen, welche er und seine Gattin Lysbeth festgestellt hatten, eingetragen. Die Urkunden bezeichnen ihn nicht nur als „steynmetzer“, sondern auch als „werkman unser heren der stede Coelne“, als „steynmetzer werkmeister unser heren vamme raede“ – er war, nach der heutigen Ausdrucksweise, der Stadtbaumeister, und so ist es denn wohl eine untrügliche Folgerung, dass er mit der Ausführung des Gürzenich-Baus, eines städtischen Bauwerks, betraut worden.

     Auch dem Zimmerer, der in so ausgezeichneter Weise seine Tüchtigkeit bewährte, suchen wir näher zu treten. Die Stadt Köln hatte nämlich auch jederzeit einen Stadtzimmermann in ihrem ausschliesslichen Dienste. Allem Anschein nach versah zur Zeit der Erbauung des Hauses Gürzenich Meister Gyse von Thore, auch van Thoeren genannt, dieses Amt. In Schreinsurkunden von 1416–1448 ist er als „zymberman“ mit Else, seiner Frau, anzutreffen, und Ennen[24] berichtet, dass Meister Gyse 1430 Stadtzimmermann war, „der Stadt oberster Werkmann vom Zimmeramt“. Auf ihn wird Meister Rychwyn oder Richard von Kenten gefolgt sein, den ich in Urkunden von 1429–1462 als Zimmermann, zuletzt aber als „der stede werkmeister“ mit Beelgin, seiner Frau, genannt finde.

     Zu den Handwerksmeistern, welche beim Gürzenich-Bau beschäftigt wurden, gehörte „Johan van Attendarn, der stede smede“. Das Schreinsbuch Albani, Graloch, nennt ihn 1446 nebst Belgin, seiner Frau. Im Liber parationum des Schöffenschreins findet man ihn 1438 und 1453 als „Johan van Attendarne, slossmecher der stat Coelne“.

     Zur Baugeschichte gehören auch ein paar Notizen über die [20] Beschaffung des Baumaterials an Holz und Stein, die Ennen[25] zuerst bekannt gemacht hat. „Im Frühjahr des Jahres 1437 war das nöthige Holz am Oberrhein angekauft worden. Es waren 200 Balken von einer Länge von 38 Fuss, dann 470 kleinere Balken, 500 halblängliche Bord, 100 Zweilinge, 370 Sparren, 300 Mainzer Hölzer, 400 Blochbord, 200 Bohlenbord, 100 Mainzer Bretter. Für die Herunterführung dieses Holzes ersuchte der Rath im Juli diejenigen Herren, deren Gebiet das Floss passiren musste, um Erlassung des Zolles. Euer Gnaden, heisst es in dem bezüglichen Schreiben, wird wohl kundig sein, dass Fürsten, Herren, Ritter und Knechte zu manchen Zeiten ihren Hof und ihre Gesellschaft binnen unserer Stadt zu halten pflegen. Es ist aber eine Zeit her fühlbarer Mangel gewesen an einem Hause, darin sie solche Gesellschaft mit Tanzen und auf andere Weise halten können. Wir wollen nun zu solchem Zwecke gerne ein Haus machen lassen, wo zur Abhaltung solcher ehrlichen Gesellschaft Gemach und Raum geboten ist, und wir haben darum oben am Rhein einen Theil Holz und Bord kaufen lassen. Wir bitten darum Euer Gnaden dienstlich, dass Ihr uns solches Holz an den Zöllen des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, bei Bacharach und Bonn frei wollet vorbei fahren lassen. Ein Theil der zu dem fraglichen Bau nöthigen Hausteine wurde aus dem dem Herrn von Drachenfels gehörigen Steinbruch am Fusse des Drachenfels bezogen. Noch im Oktober 1444 war man beim Aussenbau des gewaltigen Werks beschäftigt. In einem um diese Zeit an den Zöllner zu Bonn gerichteten Schreiben heisst es: Ihr wisst wohl, dass wir einen grossen Bau vor Händen haben, wozu wir eine grosse Menge Baumaterial bedürfen; wir haben zu dem Bau einen Theil Steine am Drachenfelser Berge bestellt, die wir wünschen herabfahren zu lassen …“

     Im Jahre 1452 beschloss der Rath, dass fortan der Saal Gürzenich für eine jährlichs sich wiederholende Festlichkeit in Gebrauch genommen werden solle, nämlich für das grosse Festessen, welches beim Wechsel der die Regierung führenden beiden Bürgermeister[26] veranstaltet zu werden pflegte. „Den Dienst halten“ nannte [21] man nach altem Herkommen diese Festgebung[27]. Zu gleicher Zeit erhielten die Rentmeister der Stadt den Befehl zur Anschaffung der erforderlichen Tafeln, Bänke und anderer Gerätschaften. Die Neugewählten hatten hingegen das Tischleinen, die Sitzkissen und Anderes beizuschaffen. Die betreffende Beschlussnahme findet sich in die Rathsprotokolle eingetragen (Urk. 34).

     Bei weniger nahen Anlässen, wo es den Herren vom Rath beliebte, ein gemeinsames Mahl zu verzehren, fand dieses im Rathhaus statt; so bei der jährlich abgehaltenen feierlichen Gottestracht, die auf den zweiten Freitag nach Ostern fiel. Der darauf bezügliche Rathsbeschluss aus dem Jahre 1409 (Urk. 35) stellt zugleich den Speisezettel fest, wobei berücksichtigt werden muss, dass es sich um einen Freitag, einen Tag der Fleischenthaltung, handelt.

     Auch finde ich ein Zeugniss, dass der Rath bei den unter den Bürgern sehr beliebten Schützenfesten oder Schiessspielen die zahlreich herbeiströmenden fremden Theilnehmer[28] auf den Gürzenich-Saal beschied, um ihnen hier einen freudigen Willkomm zu bereiten. Es wurde dafür im Jahre 1502 (einschliesslich zweier nicht dazu gehörigen Reisekosten-Vergütungen) der bedeutende Betrag von 335 Mark und 9 Schillingen in Rechnung gebracht[29]. Das Ausgabebuch der Mittwochs - Rentkammer berichtet bei dem genannten Jahre:

„Feria quarta. Item Wilhem durworter van der zerongen, do de schuytzen up Gurzenich willkom geheyst ind getoeft worden, vort van zwen reysen der geschickter in der Orsbachs sachen zo Moelhem gegeven … iiicxxxv mr. ix sch.“

[22]      Aus den Jahren 1507–1509 enthält dasselbe Ausgabebuch verschiedene andere, das Haus Gürzenich betreffende Posten:

„Anno etc. septimo, feria quarta, xxii septembris.
Glasewerter Gurtzenich.

     Item dem glasewerter gegeven, as hie unden in Gurtzenich gemacht hait zo dem nuwen kouf, dair nu eyn stove gemacht ys dem zynsmeister ... xxix mr. viii s.

Anno etc. septimo, feria quarta, x decembris.

     Item dem glasewerter in dem nuwen koufhuys gemacht hait ind up den thornen zosamen ... xxvi mr.

     Item gegeven vur eynen nuwen budell den heren in dat koufhuys Gurtzenich ... v mr.

Anno etc. xvc ind achte, feria quarta, xii ianuarii.

     Item unser heren meyler gegeven van taifelen zo schriven up die raitzkameren ind in dat nue koufhuys  viii mr. iiii s.

Anno etc. octavo, feria quarta, xxix martii.

     Item Kryn wagemeister im koufhuys Gurtzenich gegeven vur roit doich zo syner cleidungen, wie dat alhier up die kamer geurkunt ist ... x mr. vi s.

Anno etc. octavo, feria quarta, 3. maii. Meler.

     Item gegeven dem meler im koufhuys ind am Blyportzgin gemailt ... vii mr. vi s.

Anno etc. octavo, feria quarta, decima septima maii.

     Item gegeven vur eyn kistgin, dat zo Gurtzenich steit, dae man die bestaedtzeichen in doet ... iiii mr.

Anno etc. octavo, feria quarta, xxiii augusti.

     Item gegeven dem meler vur zwey statwapen up pergament gemacht ind vier breder swarz gemacht zo Gurtzenich ... vii mr. viii s.

(Anno etc. octavo) feria quarta, xxx augusti.

Item Herman mit der eyner haut, der geweist is by myns heren gnaden van Trier, die doicher berurende, die unseren burgeren im koufhuyse gestolen synt, ind van xx dagen hey zo Roedesheym den dief verfolgt hait, bis hey gehangen wart, facit zosamen ... xxv mr. iiii s.

Anno etc. nono, feria quarta, decima sexta maii.

Glaseworter. Item gegeven meister Herman glaseworter[30] van glasevynsteren up Gurtzenich, portzen ind tornen reformeirt xvi mr.“

[23]      Der Gürzenich-Saal begann bald nach seiner Erbauung der Schauplatz grossartiger Festlichkeiten zu werden. Mit einigen derselben wird sich die nachfolgende Abtheilung näher beschäftigen.


III.
Die Festlichkeiten des Gürzenich-Saales im Mittelalter bis zur römischen Königswahl im Jahre 1531.

     Ueber das römisch-deutsche Reich herrschte seit dem Jahre 1440 Kaiser Friedrich III., ein zwar schwacher aber gütiger, wohlwollender Fürst aus dem Hause Oesterreich. Die Regierung keines seiner Vorgänger noch Nachkommen steht an Dauer der seinigen gleich, die bis zu seinem Tod im Jahre 1493, also über ein halbes Jahrhundert, gewährt hat. 1486 war sein Sohn Maximilian, „der letzte Ritter“, der Held des „Teurdank“ und des „Weiss kunig“, zum römischen König, d. h. zu seinem Nachfolger von den Kurfürsten gewählt worden. Beide Majestäten wurden durch die Ereignisse oftmal nach Köln geführt, und auch der Gürzenich-Saal bewahrt das Andenken an ihre Gegenwart.

     Schon im Jahre 1442 hatte die Stadt Köln dem Kaiser Friedrich zu Ehren grosse Festlichkeiten veranstaltet, als er sich, von der Krönung zu Aachen zurückkehrend, mit zahlreichem Gefolge hierselbst befand. Die feierliche Belehnung des Erzbischofs von Köln und anderer Herren fand damals auf dem Domhof unter freiem Himmel vor dem erzbischöflichen Saal statt, darauf die Huldigung seitens der Stadt Köln, welche, da der Gürzenich-Bau erst im Betrieb war, ebenfalls an jener Stelle geschah. Der Abend wurde bei Tanz und köstlicher Bewirthung im Saal verbracht. „Im Jahre des Herrn 1442 auf den 21. Tag in dem Brachmonat, das ist auf St. Albanstag, kam König Friedrich von Oesterreich zu Köln eingeritten mit grosser Herrlichkeit, mit den Kurfürsten und mit Prinzen, die ihm dienten. Und er ward herrlich und ehrlich empfangen mit den Herren, die bei ihm waren, [24] von der Stadt Köln, wie man des pflegt, und die Herren empfingen ihr Lehn auf dem Domhof vor dem Saal auf einem Gesteiger. Und da huldete er der Stadt und die Stadt ihm wieder, und er erneuerte der Stadt Freiheit, wie gewöhnlich ist.“ So die Koelhofsche Chronik von 1499 [31].

     Dasselbe Buch möge nun auch über die Anwesenheit des Kaisers und seines Sohnes Maximilian in den Jahren 1473 und 1474 berichten, wobei man sich zu erinnern hat, dass damals das Erzstift Köln sich in schweren Wirrnissen befand, indem das Domkapitel sich genöthigt gefunden, dem Erzbischof Ruprecht die Ausübung seiner Würde zu entziehen und dem Landgrafen Hermann von Hessen, Propst zu Aachen und zu St. Gereon in Köln, statt seiner die Verwaltung des Erzstifts anzuvertrauen. „Im Jahre des Herrn 1473 – erzählt der Chronist – auf St. Andreastag kam Kaiser Friedrich mit seinem Sohne Maximilian und andern Fürsten und Herren zu Schiff nach Köln und ward ehrlich empfangen von der Geistlichkeit, sowohl von Pfaffen[32] als von Mönchen, nämlich mit Kreuzen und Fahnen, desgleichen von dem Rath von Köln und von den Bürgern, und ward geleitet in den Dom, da liess man ihn die heiligen drei Könige sehen, und er ging weiter in das Chor und lag da so lange auf seinen Knieen, als man sang: Te deum laudamus, und darauf sang der Weihbischof eine Kollekte, und er ward danach von unsern Herren in des Bischofs Hof in der Trankgasse geleitet.

     Des ersten Tags danach, das war am 1. Dezember, schenkte die Stadt Köln dem Kaiser 10 Stück Wein, 10 schöne Ochsen, 10 Wagen mit Hafer und auf einem jeglichen Wagen 10 Malter, und das macht 100 Malter, 6 Tonnen mit Fischen, Hechten, Karpfen und andern Fischen, und alle die Geschenke waren gezeichnet mit der Stadt Wappen, so der Wein vor den Böden, die Ochsen [25] vor den Häuptern, die Hafer vor den Säcken, die Fische vor den Tonnen.

     Landgraf Hermann kam sehr bald zu dem Kaiser und hatte fast sechshundert wohlgewaffneter Mannen zu Pferde, und er blieb auf die Dauer des Lagers bei dem Kaiser, und die Reisigen zogen nach Bonn.

     Auf den nächsten Sonntag nach St. Luciatag schenkte die Stadt Köln dem Kaiser ein schönes Trinkgefäss, wiegend mehr als 20 Mark Silber, von innen und aussen übergoldet, und darin zweitausend Gulden.

     Ferner des Kaisers Sohn Maximilian ein Paar schöner Kannen und darin sechshundert Gulden. Dem Bischof von Mainz einen übergoldeten Becher und 100 Gulden darin. In des Kaisers Kanzlei 100 Gulden. Auch den andern Herren jeglichem einiges Kleinod und Gold, jeglichem nach Würde.

     In dem Lager, das der Kaiser zu Köln mit andern Herren und seinen Freunden hielt, schenkte der Rath von Köln dem Kaiser, ferner allen andern Fürsten, Herren, Grafen und Rittern, alle Tage den Wein mit den Rathskannen, so dass man der Rathskannen Mangel hatte, und sie mussten die wiederum in den Herbergen kaufen[WS 1] lassen und gaben für 100 Kannen 16 Albus. Und alle Tage verschenkte man nicht minder als 5 Ohm Wein.

     Die Stadt Köln erwarb von dem Kaiser, dass sie gleich den Kurfürsten münzen darf[33] und erwarb ferner viele andere Sachen.

     Zu derselben Zeit erlaubte der Kaiser der Stadt Köln einen Zoll so schwer als der zu Bonn, darum die Stadt Köln sehr beneidet und gehasst ward von Herren und Städten, und die Kurfürsten legten sich in den nachkommenden Jahren so hart dawider, dass der Zoll wieder abkam im Jahre 1494 auf St. Johannis des Täufers Tag der Geburt.

     Auf Dienstag nach Luciatag schickte der Kaiser einen Legaten mit dem Bischof von Eichstädt nach Brühl zu Bischof Ruprecht von Köln, um die Sache zwischen ihm und dem Kapitel zu schlichten. Aber der Bischof gab ihnen keine Antwort, sondern er sandte seine Räthe des Freitags danach nach Köln zu dem Kaiser mit dieser Antwort also lautend: Das Kapitel hätte einen [26] Verwalter gekoren, so hätte er auch gethan, und wenn die beieinander kämen, liesse er sie gewähren, und sein Verwalter würde der Herzog von Burgund sein[34].

     Im Jahre des Herrn 1473 (?)[35] begehrte der Kaiser der Stadt Köln Geschütz und Kriegsgeräth von Büchsen zu sehen, und ihm ward vergönnt, in dem Hause bei St. Klaren alle Wehrschaft zu sehen, viel gute Stücke, und doch alle Thürme und Wichhäuser wohl verwahrt mit Büchsen. Und das gefiel dem Kaiser sehr wohl.

     Des Sonntags vor dem dreizehnten Tag nach Weihnachten[36] liess der Rath von Köln dem Kaiser und seinem Sohn zu Ehren einen Tanz machen auf Gürzenich, was auch der Kaiser begehrt hatte, um die schönen Frauen zu Köln zu besehen. Und des Kaisers Sohn, Herzog Maximilian, hatte den ersten Tanz mit einer Jungfrau von St. Ursulen-Stift[37], das war eine von Vynstingen, und hatte vor sich tanzen, nach fürstlicher Weise, zwei Edelleute von seinem Hofe. Und danach fügte der Bischof von Mainz und der Bischof von Trier, dass sich die Frauen und Jungfrauen mit den Händen nahmen mit Paaren, wohl zu 36 Paaren, und tanzten also ohne Mann vor dem Kaiser auf und nieder. Und man gab da Kraut und Wein, neuen und firnen.

     In demselben Jahre des andern Tags nach St. Antoniustag zog der Kaiser von Köln den Rhein hinauf und fuhr gen Trier.“

     Dies war das erste Kaiserfest auf dem Gürzenich-Saal. Zu einer sehr ernsten Handlung wurde er im Jahre 1475 bestimmt. Der Herzog von Burgund belagerte damals die Stadt Neuss, und [27] auch das übrige Kölner Land, die freie Reichsstadt Köln mit einbegriffen, sah mit äusserster Angst und Sorge der Entwicklung der Dinge entgegen. Da wandten Stadt und Domkapitel sich mit dringendstem Hülferuf an den Kaiser, „und die Herzukunft Kaiser Friedrichs geschah nicht ohne grosse treffliche Liebniss der Stadt Köln an den Kaiser“ (Chronik). Eine mehr als zweideutige Rolle hatte bei diesen Bedrängnissen ein benachbarter Fürst, der Herzog Wilhelm von Jülich, gespielt. Nicht nur unterliess er es, seine Macht zur Abwehr des burgundischen Eindringlings mit zu verwenden, oder doch eine völlig neutrale Stellung zu behaupten — nein, um sein Land vor den Angriffen des gefürchteten Fremdlings sicher zu stellen, hatte er es nicht verschmäht, die wilden Horden desselben mit Lebensmitteln zu unterstützen. Doch hören wir, was die Chronik darüber meldet: „In demselben Jahre (1475) schickte der Kaiser Boten zu dem Herzog von Jülich, zu ihm zu kommen nach Köln, ihm Beistand zu thun. Er kehrte sich nicht daran und kam nicht. Da liess ihn der Kaiser nach Köln vorladen. Da schickte er seine Räthe nach Köln. Und der Kaiser sass zu Gericht auf Gürzenich gegen diesen Herzog und wollte ihn absetzen und seines Landes berauben, und seine Räthe verantworteten ihn vor dem Kaiser und den Fürsten aufs beste, wie sie vermochten, und er musste selbst persönlich nach Köln kommen nach etlichen Tagen, was er auch that. Der Herzog von Jülich speiste den Herzog von Burgund aus seinen Landen nach seinem ganzen Willen, was er auch thun musste, denn wäre dem Herzog das geweigert worden, so wäre er auch überfallen worden.“ Vor dem strengen Richterstuhl seines Kaisers, des Reichsoberhaupts, beugte sich aber bald die Widerspenstigkeit des Herrn von Jülich; er fügte sich dem kaiserlichen Gebot, und der ernste Gerichtssaal verwandelte sich noch an demselben Tage in einen Tempel der Freude. Die Gerichtssitzung fand am 14. April statt. Herzog Gerhard und der Jungherzog Wilhelm waren die Vorgeladenen.

     Das Jahr 1477 brachte ein höchst wichtiges und glückliches Ereigniss für das Kaiserhaus: die Vermählung Maximilians mit Maria, der Erbin von Burgund. Gegen Ende des Monats Juni kam der Erzherzog mit den ihn begleitenden Herren nach Köln; sie verweilten hier fast einen Monat lang. Eine Gesandtschaft von Edelleuten aus Burgund erschien, um den Bräutigam abzuholen. „Auf St. Peters-Abend der Kettenfeier zog des Kaisers [28] Sohn aus Köln nach Brabant, die Lande an sich zu nehmen mit der Jungfrau, des Herzogs Tochter von Burgund. Da zogen mit ihm der Bischof von Trier, Herzog Wilhelm von Jülich und von Berg, der Markgraf von Baden und des Markgrafen Sohn von Brandenburg und viele andere Herren und Ritter zumal herrlich und alle schwarz gekleidet. Und die Stadt Köln schenkte ihm zwei silberne Kannen und Geld darin, das war wohl fünfzehnhundert Gulden werth, und die Stadt sandte auch Pferde mit ihm, ungefähr 25 Pferde“ (Chronik).

     Gewiss hat die Stadt Köln, während sie durch eine so lange Anwesenheit des Kaisersohns beglückt war, alles aufgeboten, damit es demselben nicht an genussreicher Unterhaltung und heiterer Zerstreuung mangele, und wenn auch die Koelhofsche Chronik keine Einzelheiten darüber meldet, so dürfte doch wohl die Angabe späterer Schriftsteller nicht zu bezweifeln sein, dass auch der Gürzenich-Saal, während Maximilians vierwöchentlichem Aufenthalt, ihm Freudenfeste entgegengebracht habe[38]. Ein Gleiches wird bei Kaiser Friedrichs Besuch im Jahre 1485 stattgefunden haben, als er acht Tage in Köln blieb und binnen der Zeit auf dem Altenmarkt den Bischof Hermann, Landgraf zu Hessen, Erzbischof zu Köln, Herzog zu Westfalen und Graf zu Arnsberg, mit den dreien Landen belehnte. Ein grosses, schönes Gesteiger erhob sich an dem Hause „zur Eren“[39], aus welchem der Kaiser mit seinen Fürsten auf das Gesteiger schritt. Eine breite, grosse Treppe führte von dem letztern zum Marktplatz; sie war dicht besetzt mit den Bürgern von Köln, welche prächtige Harnische trugen. Die Belehnung geschah gegen Abend um 4 Uhr. Dann [29] zog der Kaiser nach Aachen, wohin aus Brabant sein Sohn Maximilian kam, den er lange Zeit nicht gesehen hatte.

     1486 war der Kaiser wiederum in Köln. „Im Jahre des Herrn 1486 auf den Abend des dreizehnten Tags nach Weihnachten (d. h. am Vortag des Dreikönigenfestes) kam der Kaiser wiederum aus Aachen nach Köln und sein Sohn mit ihm, und wurden ehrlich empfangen von der Stadt Köln mit Geschenken und anders, und blieben zu Köln bis auf St. Agathatag[40]. Und binnen der Zeit kam der Herzog von Cleve sehr köstlich nach Köln, um sein Land zu empfangen von dem Kaiser. Und er ward belehnt mit dem Lande von Cleve, mit dem Lande von der Mark und mit dem Lande von Gennep, wiewohl etliche Schwierigkeit einige Tage zwischen dem König (Maximilian) und dem Herzog war, nämlich um des Geldes willen für den Kaiser von seiner Lehnschaft und auch der Stadt Soest wegen, die des Herzogs von Cleve Vater dem Bisthum von Köln abgenommen hatte. Und die Herren und Grafen stachen zum öfternmal scharf auf dem Altenmarkt.

     In demselben Jahre auf Donnerstag nach Ostern[41] kamen Kaiser Friedrich und sein Sohn Maximilian von Frankfurt den Rhein herab gefahren nach Köln, um zu Aachen die Krönung zu empfangen, mit vielen Fürsten und Herren: der Bischof von Mainz mit seinen Grafen, Rittern und guten Mannen, der Bischof von Trier mit seinen guten Mannen, der Bischof von Köln mit seinen guten Mannen, der Pfalzgraf mit seinen Herren, Grafen und guten Mannen in merklicher Anzahl, Herzog Ernst, Herzog von Sachsen, mit seinem Bruder Herzog Albrecht mit ihren guten Mannen, ferner sehr viele andere Herren, Grafen, Städte, Freunde, und sie wurden ehrlich empfangen an der Trankgasse durch die Domherren, ferner alle Kollegien mit Kreuzen und Fahnen. Und die Stadt Köln hatte trefflich ihre Freunde an den Rhein geschickt mit zwei goldenen Tüchern, deren eines sie über dem Kaiser und das andere über dem neugekorenen König tragen liess. Und sie gingen von dannen bis in den Dom, und man sang dem allmächtigen Gott Lobgesang, und es war grosse Freude in dem Volk [30] und in den Gästen. Und die vorgenannten Herren hatten zu der Zeit binnen Köln bei viertausend Pferde. Des Montags danach zogen die Herren nach Aachen, um den König zu krönen.

     Danach des Donnerstags kam Kaiser Friedrich mit seinem Sohn, dem römischen König, mit den andern Herren wiederum von Aachen nach Köln zu dem Weierthor herein, und der König sass in einem ganzen Harnisch, und neben ihm ritt der Bischof von Köln auf der rechten Seite, der Bischof von Mainz auf der linken Seite, der Bischof von Trier zunächst vor ihm, die andern Fürsten und Herren ritten, ein jeglicher mit den Seinen, nach dem König sehr ehrentlich. Und ehe der König einritt, so musste er an dem Thor der Stadt Köln geloben und die Stadt Köln ihm wiederum, und den Eid empfing der Bürgermeister von dem König von der Stadt wegen. Und der Kaiser mit seinem Sohn, dem römischen König, einreitend mit den andern Fürsten und Herren, ritt die Bach(strasse) herab, über den Heumarkt, über den Altenmarkt, bis an den Dom. Da nahm der von Neuenar, als ein Erbvogt der Stadt Köln, den Hengst, auf dem der König gesessen hatte, und mehrere andere Pferde gab der König von sich.

     Danach in der Woche nach dem Sonntag Jubilate wollten die Herren eine Freude machen, und der Altenmarkt ward mit Mist bespreitet, und da rannten des Montags danach der König Maximilian selbst persönlich mit Herzog Philipp dem Pfalzgrafen in Beiwesen Kaiser Friedrichs, und der Pfalzgraf rannte ihn ab, darum Kaiser Friedrich lachend mit seinem Sohne scherzte. Und so rasch als der König herabgefallen war, sprang der Pfalzgraf von seinem Hengste, auf seine Kniee fallend, und begehrte von der kaiserlichen Majestät, das nicht für übel aufzunehmen, was zu einer Vergnügung und Kurzweil geschehen wäre[42]. Auch rannte Herzog Albrecht von Sachsen mit einem von Baden, ferner Herzog Wilhelm von Jülich rannte mit einem von Nassau. Und alles mit scharfen Lanzen. Auf denselben Tag rannten zwei mit scharfen Lanzen, und ein jeglicher hatte ein grünes Kränzchen auf seinem blossen [31] Haupt, und jeglicher derselben hatte vor sich ein sehr kleines viereckiges Schildchen und sonst kein Harnisch, und sie rannten sehr hart aufeinander, dass einem seine Lanze brach. Desgleichen an allen andern Tagen in derselben Woche stachen neue Paare von Herren, Grafen etc.

     An demselben Tage, als der König gerannt hatte, wie vorsteht, da wurden die Jungfrauen, deren zu der Zeit viele nach Köln gekommen waren von auswärtiger Herrschaft, von des Königs wegen des Abends auf den Quattermart[43] geladen, und der König that den Fürsten und den Jungfrauen sehr gütlich, und als man gegessen hatte, so tanzten sie auf Gürzenich dem Tanzhaus mit den Jungfrauen.

     Um St. Severinsmesse kam der Kaiser abermals nach Köln und lag da ungefähr vier Wochen.

     Im Jahre des Herrn 1488, im September oder da herum[44] kam Kaiser Friedrich nach Köln, und es ward ein Gerichtstag angesetzt zu den Minderbrüdern wegen etlicher Sachen von einem Theil trefflicher Bürger gegen die Stadt Köln. Und darum forderte und beschied die kaiserliche Majestät einen ehrwürdigen Rath mit allen Räthen und Vierundvierzigern, und unter andern begehrte er da zu sehen und dahin zu bringen der Stadt Privilegien und den Verbundbrief, das doch nicht geschah, und dabei ward gesagt, warum die Stadt Köln nicht schuldig wäre, ihre Privilegien da zu zeigen. Das Wort von der Stadt wegen that der wohlgeborene und ehrwürdige Herr, Herr Johann von Hirtz[45], Doktor in beiden Rechten. Auch liess der Vorgenannte zu derselben Zeit verlauten, dass die Stadt [32] Köln in dem Kriege vor Neuss zu des Reichs und des gemeinen Landes Heil über 8 Tonnen Goldes ausgegeben hätte. Und der Rath begehrte fürs letzte einen gnädigen Urlaub und trat ab“ (Chronik). Gegenstand des Gerichtstags war eine von Johann Muisgin gegen die Stadt erhobene Klage (Cardauns, Chron. d. nd. Städte III, S. 873, Anm. 2).

     Es ist dies Kaiser Friedrichs letzter Besuch in Köln, von dem ich Meldung finde; auch vermisst man bei ihm das freundliche Gepräge, welches die frühern so entschieden tragen.

     Die glänzendsten Festlichkeiten gab es im Jahre 1494, als Maximilian I., auf den nach seines Vaters Ableben nun die höchste Gewalt im römisch-deutschen Reich übergegangen war, mit seiner zweiten Gemahlin nach Köln kam und während eines elftägigen Aufenthalts die feierliche Huldigung der Stadt empfing. Die Chronik gibt darüber einen sehr interessanten Bericht:

     „Im Jahre des Herrn 1494. In demselben Jahre des ersten Tages nach St. Albanstag, das ist auf St. Albins Tag, der zu St. Pantaleon binnen Köln rastet, kam zu Schiff den Rhein herab König Maximilian nach Köln mit seiner Hausfrau, des Herzogs Tochter von Mailand[46], und mit andern Fürsten und Herren, und ward sehr ehrlich empfangen von den Kollegien und von den 4 Orden mit Kreuzen und Fahnen, und kam an der Trankgasse an das Land, und ward sehr ehrlich empfangen von den Bürgermeistern und dem Rathe der Stadt Köln. Und da waren bereit zwei Traghimmel, und unter dem ersten ging der König, und den führten der Bischof von Köln und der Bischof von Mainz, und den Traghimmel trugen die beiden Bürgermeister von Köln mit etlichen vom Rathe. Und vor dem Traghimmel, unter dem der König ging, ging eine grosse Schaar von Grafen, Rittern und andern Edelingen, und vor denen Pfeifer und mancherlei Spiel; desgleichen gingen auch vor, nach fürstlicher Weise, die Trompeter. Hart nach [33] dem König folgte die Königin unter ihrem Traghimmel, und ihr folgten nach viele köstliche Jungfrauen. Und sie gingen also zusammen die Trankgasse herauf durch St. Mariengreden-Kirche[47] in den Dom, und da sang man Te deum laudamus, und von dannen gingen sie zu Fuss über den Domhof und vor der hohen Schmiede[48] hin, und vor den Minderbrüdern hin, bis in seine Herberge bei St. Columba. Auch kamen mit der Königin nach Köln viele, die der Stadt verwiesen waren.

     Auf den andern Tag, nachdem der König gekommen war, da schenkte die Stadt Köln dem König 12 Wagen Hafer, 12 Wagen Wein, 6 Ochsen, dazu viele Fische und anderes. Und der König mit den Fürsten lagen zu Köln 11 Tage, und alle Tage ward der Wein geschenkt mit den Kannen dem König und den Fürsten, auch etlichen Grafen des Königs und anderer Fürsten. Als man aufbrechen sollte, nämlich auf unserer lieben Frauen Tag der Heimsuchung, da schickte der Rath von Köln den Bürgermeister und andere zu dem König und die schenkten ihm zwei silberne Kannen, ganz übergoldet, jegliche haltend 2 Quart und 1 Pint, und in den Kannen eine Summe von Gulden, und desgleichen der Königin 2 silberne übergoldete Kannen und auch etliches Geld darin.

     In demselben Jahre auf St. Peters und St. Paulsabend huldete die Stadt Köln König Maximilian nach Mittag zwischen 5 und 6 Uhr zur Zeit der Komplet, und das geschah also: Auf dem Domhof an dem Saale war ein Gesteiger gemacht mit einer grossen, breiten Treppe, und das ward behangen mit köstlichen Tapeten, die dem König zugehörten. Ein wenig vor der Zeit, ehe der König auf das Gesteiger ging, kam der eine Bürgermeister mit einem Theil Rathsherren und gingen auf das Gesteiger. Bald danach kam der andere Bürgermeister geritten mit 30 Pferden durch die Hachtpforte längs dem Steinweg bei dem blauen Stein herab bis unter die Linde, und da hielt er, bis der König mit seinen Fürsten kam. Dem reitenden Bürgermeister folgten die Gaffeln nach in ihren Harnischen mit den Wappen und standen in Ordnung von dem Steinweg an bis zu der Linde. Ein Theil stand auch von der Hachtpforte an bis an das Gesteiger, um die Bahn [34] zu machen und frei zu halten dem ankommenden König und seinen Fürsten, und da näherte sich der reitende Bürgermeister dem Gesteiger, um den Eid zu thun.

     Als der König kommen sollte, da waren der Stadt Trompeter auf dem Stadtthurm und spielten so lange, bis die Huldigung geschehen war. Zu der Zeit kam der König zu Fuss gegangen und mit ihm viele Fürsten und Herren, als der Bischof von Mainz, der Bischof von Köln, der Herzog von Braunschweig, der Markgraf von Baden, mit vielen andern Grafen, und ging mit denen auf das Gesteiger. Und da hatten Unterredung zusammen der König und der Bürgermeister. Als der König auf dem Gesteiger war, so kam der reitende Bürgermeister zu dem Gesteiger, um dem König den Eid zu thun. Und der Bischof von Mainz, als ein Kanzler des römischen Reichs in deutschen Landen, nahm das Gelöbniss von dem König und dem Bürgermeister, wie sich das dazu behört. Und der König that seinen Eid der Stadt Köln in des Bischofs von Mainz Hand, auch mit aufgereckten Fingern. Aber der Stadt Bürgermeister, der auf dem Gesteiger, und der andere, der unter demselben war, thaten den Eid dem König von der Stadt wegen, mit aufgereckten Fingern und mit lauter Stimme, und der Bürgermeister oben sprach den Eid vor, und der von unten sprach dieselben Worte nach. Und ehe sie den Eid thaten, fragte der Bischof von Mainz den Bürgermeister da unten, ob er und die Bürger der Stadt Köln dem römischen König Maximilian hulden wollten. Der Bürgermeister antwortete: ja, sie wollten ihm hulden. Da sprach der eine Bürgermeister vor und der andere dieselben Worte nach.

     Als diese Huldigung geschehen war, wie vorsteht, so las vor allem Volk der Bischof von Mainz einen kurzen Begriff von der Bestätigung der Privilegien der Stadt Köln. Und damit war das geschehen. Danach ging der König mit den Fürsten von dem Gesteiger in den Dom. Es war ungefähr 52 Jahre, seit die Stadt Köln Kaiser Friedrich, König Maximilians Vater, auch huldete zu dieser Zeit des Jahres.

     Am andern Tage im Juli um den Mittag zog der König mit der Königin aus Köln gen Aachen …“

     Dass auch der Gürzenich-Saal sich den hohen Gästen zu Tanz und Frohsinn erschlossen habe, bedarf kaum einer Erwähnung.

     Auch 1495 war König Maximilian in Köln. 1496 besuchte Herzog Philipp von Oesterreich, sein Sohn, die Stadt und fand ebenfalls eine festliche Aufnahme. Einen neuen Besuch Maximilians [35] meldet die Chronik beim Jahre 1498: „Da kam der römische König nach Köln von niederwärts herauf zu Pferde.“ 1503, wenn nicht schon 1502, verweilte er abermals hier und nahm in dem Hause zum Overstolz in der Rheingasse, dem Wohnsitz Johanns von Merle, seine Herberge. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer hat zu Anfang des Jahres 1503 folgende darauf bezügliche Eintragung:

     „Feria quarta. Item den xx schuytzen, de in heren Johans huys van Merll gewacht hant, as uns her konink daselvst zo herbercht lacht ... vii mr.“

     Alle bisherigen Festlichkeiten aber wurden an Pracht und Grossartigkeit weit übertroffen durch den Königs- oder Reichstag, welchen Maximilian I. im Jahre 1505 zu Köln auf dem Gürzenich abgehalten hat. Martin Fucker, „eyn armer Diener eyns wirdigen Raits der heiliger Statt Coellen“, hat in einem gleichzeitigen, jetzt fast unfindbar seltenen Schriftchen eine genaue und ausführliche Beschreibung davon geliefert, aus der wir das Folgende entnehmen:

     Der Rath von Köln liess, nachdem ihm die Botschaft zugekommen, dass die Stadt für den Reichstag ausersehen worden, sich alle gewünschten und nöthigen Einrichtungen, besonders auch das Unterbringen der ungeheuern Menge vornehmer Gäste, bestens angelegen sein. Vier Rathsherren wurden mit diesen Vorbereitungen beauftragt, und zu ihnen gesellte sich „Henselyn Straisser, der Kön. Maj. Forerer“; auch zwei Diener und Schreiber wurden ihnen beigegeben, zu denen der genannte Berichterstatter Martin Fucker gehörte, den man bei diesem Anlass als „Borchgreiff in der Gebuyr Huys up den Aldenmart“ kennen lernt. Die Bürgermeister, viele Rathsmänner, Patrizier, reiche Kaufherren, auch manche geistliche Anstalten liessen sich für die Ehre der Stadt bereit finden, je nach ihren Räumlichkeiten und sonstigen Verhältnissen den Ankommenden Quartier zu geben, und jedes Fürsten und Herrn Wappenschild wurde an dem betreffenden Hause angeschlagen. Für die Königliche Majestät war „Johan Engelbrechs huys in der Klockergasse“ bestimmt und dabei war für tausend Pferde Stallung gesorgt. Frau Margaretha, Herzogin von Savoyen, des Königs Tochter, kehrte bei „Matthys van Blitterswich“ ein. Erzbischof Hermann von Köln „was gelegert in die Dranckgass in syner Genaden hoff“, der Erzbischof von Trier „in heren Gerhartz huys vam Wasservas, Burgermeister zo der tzyt der stede Coellen“, Philipp, der Pfalzgraf und Kurfürst, „up die Hasenportz [36] by Tilman Brucken“, der älteste seiner drei Söhne bei „Herman van Ae in den Viltzengraven“, die Brüder Friedrich und Hans, Herzoge zu Sachsen, kehrten „zo Falckenstein an dem hoeve in Henrichs huys van Wedich“ ein, Markgraf Joachim von Brandenburg, der Kurfürst, zog „in die Dranckgasse in Henrich Questenberchs huiss“, Herzog Alexander von Baiern „was gelegert vor den minre Broderen by Johan Suderman“, Herzog Georg zu Sachsen „in die Sterngass in Peter Kannengiessers huyss“, Herzog Friedrich zu Baiern „an den Malzbüchel in Peters huyss van der Clocken“, Markgraf Friedrich zu Brandenburg „vur sent Antoin in Arnoltz huyss van Westerburch“, Herzog Heinrich zu Braunschweig und Lüneburg der Alte „vur den Augustinen in Johan Bysen huis“, der Bischof von Bamberg „vor sent Pauls zom Swanen in Metzgins huyss van Stommel“, Herzog Heinrich zu Braunschweig und Lüneburg der Junge mit der Herzogin, seiner Gemahlin, „hinder den Mynre Broderen in des Abtz hoff van Syborch“, der Bischof von Würzburg „an die Paffenportz in des Heselers hoff“, Herzog Erich von Braunschweig „zo der Kronen an dem hoeve in dem fryen huyse van Brabant“, Herzog Wilhelm von Jülich und Berg „hinder sent Marien in Johan Oldendorps huys“, der Bischof von Münster „up dem Doem Kloister in syner gnaden hoff“, Herzog Heinrich zu Mecklenburg „in die Saltzgas in Johans huys van Aiche“, Herzog Ulrich von Würtemberg „hynden sent Laurentz in der Stessen in Gerats huys van Grieffrade“, Landgraf Wilhelm von Hessen „boeven Marportz zo Kaffenberch by Evert Cleppinck“, der Bischof von Worms „zo den groessen sent Merten in dat Kloister“; dann folgen die Gesandtschaften des Papstes, vieler Könige, Fürsten, Bischöfe und Städte. Die Fürsten und Bischöfe erschienen mit grosser Begleitung und zahlreichen Pferden, so hatte z. B. Markgraf Friedrich von Brandenburg 65 Grafen, Herren, Ritter und Edelleute nebst 30 Pferden bei sich.

     Im Gürzenich-Saal war ein Theil des Bodens erhöht worden, und hier errichtete man den Sitz für die Majestät. Zwei Brücken führten aus dem Saal zu den bei St. Alban gegenüber gelegenen beiden Häusern „Quattermart“ und „die Münze“; zwei Kammern in letzterm boten beständig auf gedeckten Tafeln mancherlei Erfrischungen, Wein, Brod, Kraut, Früchte und was überhaupt die Jahreszeit lieferte, den Eintretenden dar, und die Rathsdiener standen zur Aufwartung dabei.

     Am 14. Juni hatte der König von Deutz aus seinen Einzug [37] zu Köln gehalten, und nun begannen die Fürsten auf Gürzenich zu Rathe zu gehen. Am 20. Juni fand der erste Gerichtstag daselbst statt.

     Montag, den 23. Juni, veranstaltete Graf Itel Friedrich von Zollern, des Königs Hofmeister, ein köstliches Bankett, dem die Herzogin von Lüneburg, eine Gräfin von Nassau, mehrere andere Gräfinnen und „viele sauberliche edle Jungfrauen“ beiwohnten. Auch der König beehrte das Bankett mit seiner Gegenwart. Da gerieth er auf einen Einfall, der diesem Tage durch eine eigenthümliche Vergnügung den schönsten Schluss gab; er liess nämlich eine Anzahl Fürsten zum Stadtgraben vor der Bachpforte einladen. Der König bestieg sein Ross, und hinter ihm sass die Herzogin von Lüneburg. Auf dem Neumarkt harrte seiner eine Ehrenbezeugung, die der Bürgermeister von Köln, Herr Johann von Berchem, vorbereitet hatte. Aber als der König in die Schildergasse kam, fiel ein so starker Regen, dass er in dem Zunfthaus der Brauer („Bruwer Gaffel“) Schutz suchen musste. Darüber war die Zeit schon bis gegen 9 Uhr vorgeschritten, und der König ritt nun zum Hahnenthor hinaus über alle Gräben bis an die Bachpforte. Da hatte der ehrsame Rath von Köln auf des Königs Begehren einen ungeheuern Holzstoss zurichten lassen, 9 Karren Klüppelholz, 2000 Schanzen und 8 lange Balkenstücke, und Theertonnen hatte man darauf gestellt. Als der König zum Graben kam, wurden Holz und Theer angezündet, und da gab es einen sehr lustigen und hellen Brand. Dann aber schickte man sich zum Tanz an, da der edeln und schönen Jungfrauen viele anwesend waren, fremde sowohl als einheimische, letztere vornehmlich aus den freiweltlichen Damenstiften von St. Ursula („van sent Revilgen“) und Maria im Kapitol. Den ersten Tanz machte der König mit der Herzogin von Lüneburg, und hatte vier Grafen mit Fackeln zum Vortanz, nach der Majestät folgten die andern Fürsten mit den schönsten Jungfrauen.

     Darauf setzte sich der König mit den Jungfrauen nieder und die königlichen Sänger traten vor die Jungfrauen und sangen, aus der Massen schön. Nun ging es wieder zum Tanz, und der König wählte eine andere Gräfin; einige Fürsten tanzten ihm nach. Zuletzt wurde ein Rundtanz gemacht. Die Trompeter und Heerpauker des Königs und der andern Fürsten und auch die Stadtpfeifer von Köln und Aachen machten die Musik und wetteiferten um den Preis in ihrer Kunst. Der Rath von Köln hatte ein Stückfass [38] Wein und zwei Fässer Bier dahin bestellt, und jeder erhielt davon nach seinem Begehren. Als das Feuer zu erlöschen begann, bestieg der König wiederum mit der Herzogin von Lüneburg sein Pferd, drei Wagen nahmen die Jungfrauen auf und gegen 11 Uhr Nachts zogen die Festgenossen zur Weierpforte herein und begaben sich in ihre Herbergen.

     Donnerstag, den 26. Juni, fuhr der König in dem grossen Schiff des Raths von Köln nach Emmerich, um den dort anwesenden König von Castilien zu besuchen; am 5. Juli kam ein Brief nach Köln, worin er die weltlichen Fürsten zu sich berief, um einem Bankett bei Arnheim beizuwohnen. Im Harnisch, mit Spiessen versehen, zogen sie, in Begleitung ihres gesammten Adels, aus Köln ins Niederland. Bald darauf aber gelangte ein Schreiben des Königs an den Rath von Köln, worin derselbe ersucht wurde, das städtische Tanzhaus Gürzenich für die Abhaltung eines grossen Banketts, welches der König den sämmtlichen Fürsten zu Ehren daselbst geben wolle, einzurichten. Da wurde das Tanzhaus mit kostbaren Tapeten rundum behangen, da, wo der König sitzen sollte, hing man goldene Stücke und die Stelle ward auch mit goldenen Stücken behimmelt. An der Seite nach St. Marien hin wurden, auf erhöhtem Boden, die Speisetafeln aufgestellt, lange, breite Tafeln für die Fürsten, und sechs quadratförmige, die der Rath von Köln mit Speisen besetzen sollte. Nach St. Alban hin wurde, so lang als das Tanzhaus ist, ein Tresor eingerichtet und für jeden Fürsten daran eine Stelle bezeichnet, wo sein Silberzeug aufgestellt würde. Der Rath von Köln stellte sein Silbergeräth unten am Ende des Saales auf, und als auch die Diener der Fürsten alles herbeigebracht hatten, war des Silbers aus der Massen viel, und es war eine Pracht das zu sehen. Für die Bedeckung der Tafeln mit tadelloser Leinwand sorgten die Gattinnen der beiden Stadtrentmeister, nämlich Herrn Johanns von Reyde und Herrn Hermanns von Cleve erfahrene Hausfrauen. Und als so alles aufs beste vorbereitet war, sah man mit Ungeduld der Ankunft der hohen Gäste entgegen.

     Am 15. Juli, es war auf einen Dienstag, da kam der König mit den Fürsten in froher Stimmung aus dem Lande von Geldern den Rhein herauf bis nach Rile vor Köln. Hier wurde das Schiff verlassen, der König und die Fürsten waren alle im Harnisch, und es wurde nun eine Ordnung gebildet, als solle es zum Kampf gehen. Je sieben Geharnischte bildeten ein Glied, und jeder trug [39] einen Spiess. Als Anführer ging Graf Itel Friedrich von Zollern voran; sechs andere Grafen als Hauptleute zu seinen Seiten. Es folgten die Herolde in ihren Wappenröcken. Dann kam der König, zu seiner Rechten die Herzoge Friedrich von Sachsen und Ludwig und Friedrich von Baiern, zur linken Seite der Kurfürst Joachim von Brandenburg, Herzog Heinrich der Alte von Braunschweig und Herzog Wilhelm von Jülich. Hinter der Majestät folgte im nächsten Glied Markgraf Friedrich von Brandenburg, der des Königs Fähnlein trug, das war roth, weiss und grün, und die h. Ursula stand darauf; zur Rechten des Fähnleins schritten Herzog Hans von Sachsen, Herzog Erich von Braunschweig und sein Oheim Herzog Philipp von Braunschweig, zur Linken Herzog Heinrich von Braunschweig der Junge, Herzog Ulrich von Würtemberg und Landgraf Wilhelm von Hessen – „alle in Spiessen und in ihrem Harnisch lustig und fein, aus der Massen köstlich mit Kleinodien von Perlen, edlem Gestein und von Gold“. Auf die Fürsten folgten sechszig Grafen, fünfzig Freiherren, achtzig Ritter und sechshundert Edelleute, und je sieben bildeten immerfort ein Glied, so dass der Glieder an Fürsten, Grafen, Freiherren und Edeln nebst dem Nachzuge von guten, feinen, reisigen Knechten, wohl bei anderthalb Hundert waren. Ueberaus prachtvoll nahm sich in der Mitte des Haufens die Gruppe der Fähnriche aus, jeder seines Herrn Feldfähnlein haltend. So gingen sie längs dem Rhein und hielten ihren Einzug durch die Trankgasspforte, durch die Pfaffenpforte, unter Helmschläger, über den Altenmarkt, bis auf den Heumarkt. Dort angelangt, gaben sich die Trompeter aller Fürsten ans Blasen und die Heerpauker schlugen dazu, auch hatte der ehrsame Rath von Köln viele Büchsen auf die Häuser und auf die Erde stellen lassen, die wurden auch da losgeschossen, und das lautete so grässlich, als wäre die Stadt erobert worden. Dann trat wieder Stille ein, und der König liess allen Fürsten, Grafen, Herren und allem Adel Dank sagen für ihren Gehorsam und die freundlichen Dienste und versicherte sie seiner besondern Gnade. Als das nun alles geschehen war, da gingen die Fürsten mit dem König auf das Stadt-Tanzhaus und legten den Harnisch ab und zogen andere Kleidung an. Und da kamen viele köstliche edle Jungfrauen mit der Herzogin von Lüneburg und mit der Gräfin von Nassau, und auch viele Kölner Bürgerinnen; sie hatten alle dem Handel auf dem Heumarkt zugesehen[49]

[40]
„Wie die Fürsten zu Tische sassen.

     Da ging die Königliche Majestät sitzen, und Seiner Königlichen Majestät an der rechten Seite eine Herzogin von Lüneburg. Danach ein Bischof von Trier. Danach eine junge Gräfin von Nassau. Danach Herzog Friedrich von Sachsen, der Kurfürst. Danach Frau Agnes von Oberstein, Abtissin zu St. Ursula binnen Köln. An der Königlichen Majestät linker Seite eine Gräfin von Nassau, Landgräfin zu Hessen, danach Philipp der Pfalzgraf und Kurfürst, danach eine junge Gräfin von Nassau, danach Markgraf Joachim von Brandenburg der Kurfürst, und also fort Fürsten, Grafen, mit Gräfinnen und edeln Jungfrauen. Ueberquer und der Königlichen Majestät gegenüber sassen Herzog Alexander, Markgraf Friedrich von Brandenburg, Herzog Ulrich von Würtemberg und Landgraf Wilhelm zu Hessen. An den sechs vierkantigen Tischen sassen Bürgermeister, Rentmeister, mit mehr andern Herren, und bei denen die Bürgerinnen, die zu dem Bankett gebeten waren. Als die Fürsten nun also sassen, ward jedem Fürsten seine Speise gebracht, und wurden zu einem Mal dreizehnhundert und sechsundsechszig Schüsseln mit Speisen auf die Tafeln gesetzt, die alle silbern waren, ausgeschieden die auf des Raths sechs vierkantigen Tischen standen, die waren zinnern, und standen auf jeder Tafel achtzehn Gerichte, meisterlich und wohl bereitet, Fisch und Fleisch. Als sie so sassen und fröhlich waren, da standen die sämmtlichen Fürsten und Herren auf, und die Bürgermeister und Rentmeister mussten mit den Bürgerinnen auch von ihren Tischen aufstehen und an die andern langen Tische zu den Fürsten sitzen gehen, und das darum, weil die Fürsten der Speisen essen wollten, die ein würdiger Rath hatte kochen lassen, denn die waren meisterlich und wohl bereitet. Zu allen diesen Festen gab ein würdiger Rath den Trank, Spintlichter, Wachsstümpfe und Fackeln, und sie hatten zwei grosse Stückfässer Wein und drei Fässer Bier, und gaben zu trinken jedermann Wein und Bier, den Auswendigen wie den Inwendigen, so viel ein jeder des begehrte. Da dies nun alles geschehen war, begannen die Fürsten zu tanzen, und das ging also zu:

Den ersten Tanz,

den tanzten die Königliche Majestät mit der Herzogin von Lüneburg, und ihm tanzten vor Herzog Hans von Sachsen, Herzog Erich von


Berichts gehalten. Ein Abdruck befindet sich in der Bibliothek des Verfassers dieser Abhandlung.

[41] Braunschweig, Herzog Philipp von Braunschweig und Herzog Albrecht von Mecklenburg, diese tanzten vor Seiner Königlichen Majestät mit vier Fackeln; danach Herzog Ulrich von Würtemberg mit der alten Gräfin von Nassau, danach der Landgraf mit einer jungen Gräfin von Nassau.

Den zweiten Tanz,

den tanzten ein Bischof von Trier mit der Herzogin von Lüneburg, und Herzog Ludwig von Baiern mit der Gräfin von Nassau, und Herzog Wilhelm von Jülich mit Frau Agnes von Oberstein, und ebenso Grafen und Gräfinnen.

Den dritten Tanz,

den tanzten Herzog Heinrich von Mecklenburg mit der Gräfin von Nassau, und Herzog Wilhelm von Jülich mit der Herzogin von Lüneburg, und so fort Grafen und Herren.

Den vierten Tanz,

den tanzten Herzog Ludwig von Baiern mit der Herzogin von Lüneburg, danach Herzog Friedrich von Baiern mit einer Jungfrau von St. Marien, und so fort Grafen und Herren.

Den fünften Tanz,

den tanzten Herzog Heinrich von Braunschweig der Alte mit Frau Agnes von Oberstein, und Herzog Friedrich von Baiern mit der Herzogin von Lüneburg, und so fort Grafen, Ritter und Edelinge mit Gräfinnen, edeln Jungfrauen und Bürgerinnen.

Den sechsten Tanz,

den tanzten Herzog Friedrich von Sachsen, Kurfürst, mit der Herzogin von Lüneburg, danach ein Herzog von Jülich mit einer Jungfrau von St. Marien, und so fort.

Den siebenten Tanz,

den tanzten Markgraf Friedrich von Brandenburg mit der Gräfin von Nassau, und der Kurfürst von Sachsen mit der Herzogin von Lüneburg, und so fort Grafen.

Den achten Tanz,

den tanzten Herzog Wilhelm von Jülich mit einer Jungfrau von St. Ursulen, und Herzog Erich von Braunschweig mit Tylman Brucken des Jungen Hausfrau, und so fort.

Der neunte Tanz,

das war ein Rundtanz, daran gingen 28 Landesherren mit Herzoginnen, Gräfinnen und edeln Jungfrauen.

Der zehnte Tanz,

da tanzten die Herzogin von Lüneburg mit der Gräfin von Nassau [42] vor, und alle Gräfinnen und edeln Jungfrauen mit den Bürgerinnen zu 26 Paaren.

Der elfte Tanz,

da tanzten dieselben noch einen Tanz wie vorhin, zu 26 Paaren, und das war der letzte Tanz.

     Da ging die Königliche Majestät mitsammt allen Fürsten und Jungfrauen heim, denn es war des Morgens zu drei Uhr.

     Auf Mittwoch, den 16. Tag im Juli, liess die Königliche Majestät ihr Fähnlein durch einen Herold mit Pfeifen und Pauken nach St. Ursulen tragen, da hing es in der Luft mitsammt der andern Fürsten Fähnlein, die mit Seiner Königlichen Majestät in dem Zuge gegangen waren, und deren sind zwölf.

     Gegenüber den Fähnlein hingen die Fähnlein der Fürsten, die belehnt worden sind, und das sind dieselben Fähnlein, mit denen sie belehnt sind worden, und deren sind zwölf.

     Auf Dienstag, Sankt Marien Magdalenen-Tag, das war der 22. Tag im Juli, sang man drei Messen in dem Dom, eine von der heiligen Dreifaltigkeit, die andere war eine Seelenmesse für den edeln Mann, der in dem Niederland ertrunken war, dabei gingen viele Fürsten und Herren mit brennenden Kerzen zu dem Opfer, und die letzte Messe sangen der Römischen Königlichen Majestät Sänger im Diskant von unserer lieben Frau, denn Seine Königliche Majestät war selber da.

     Auf Mittwoch, der heiligen drei Könige Tag, das war der 23. Tag im Juli, da waren auch viele Fürsten und Herren in dem Dom zur Messe, und ein Weihbischof von Köln sang die Messe.

Belehnung in der Königlichen Majestät Kammer.

     Auf Donnerstag, den 24. Tag im Juli, das war auf St. Jakobsabend, hat die Königliche Majestät in ihrer Königlichen Kammer gnädiglich belehnt vor Mittag ins erste den hochwürdigen Fürsten und Herrn, Herrn Georg Bischof zu Bamberg. Zum andern den durchlauchtigen hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Heinrich den Jungen, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, und zum dritten den durchlauchtigen hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Alexander Pfalzgrafen bei Rhein und Herzog in Baiern, Graf zu Veldenz.

Die Belehnung auf Gürzenich.

     Auf denselben Tag hat man der Stadt Tanzhaus, Gürzenich genannt, köstlich zugerüstet, mit goldenen Stücken und [43] andern sehr köstlichen Tapeten behangen, und alle Unterschläge waren abgethan um der Geräumigkeit willen, und da kamen dahin die fünf Kurfürsten mit viel mehr andern Fürsten und Herren, geistlich und weltlich, auch vieler Fürsten und Reichsstädte Botschaften, und mancher edle und unedle, auswärtige und einheimische Mann. Als nun diese Fürsten und Herren eine Weile allda beieinander gewesen waren, kam die Königliche Majestät auf das Tanzhaus und hatte ein goldenes Stück angezogen, lang bis auf die Füsse, und ging also über das Haus und grüsste die Fürsten, und ging also fort über eine kleine Brücke auf ein Haus, genannt die Münze, da Johann der Thürwärter wohnt, und die Kurfürsten, mit Namen ein Erzbischof von Köln, ein Bischof von Trier, Pfalzgraf Philipp, Herzog Friedrich zu Sachsen und Markgraf Joachim zu Brandenburg, diese fünf Kurfürsten gingen über eine andere Brücke auf ein anderes Haus, genannt der Quattermart, da legten sie ihre fürstlichen Habite an, wie sie zu den Belehnungen ihnen zubehören, und als sie sich so hatten angekleidet, da kamen sie wieder auf Gürzenich, und sie hatten rothe lange und weite Mäntel an, mit Latys gefüttert, mit Hermelin-Schwänzchen, und der zweien Bischöfe Mäntel waren scharlachen, und der drei andern Kurfürsten Mäntel waren roth fluweel, auch hatten sie auf dem Haupt eine grosse, weite, lange Bonette, mit breiten Aufschlägen und mit Latys gefüttert und mit Hermelin-Schwänzchen, und der zweien Bischöfe Bonetten waren scharlachen und die drei andern waren roth fluweel. Also gingen sie zu der Königlichen Majestät, die also gekleidet war: zum ersten ein Amict auf dem Haupt, daran standen fünf Rosen von Perlen und andern Gestein, danach eine „Alvell“, die unten, vorne und hinten gestickt war mit Perlen und anderm Gestein, danach eine Stola um den Hals, auch köstlich von Perlen und Gestein gestickt, danach ein Leserock, das war ein golden Stück, an den Aermeln um die Hände aus der Massen köstlich gestickt mit Perlen und anderm Gestein, und zum letzten eine Chorkappe, das war auch ein golden Stück, das war allerköstlichst von Perlen und Gestein, und da setzte man Seiner Königlichen Majestät eine aus der Massen köstliche Krone auf, daran mancher Diamant, köstliche Rubin und anderes köstliche Gestein standen, die da leuchteten, als wären es Sterne gewesen, und also gekleidet kam Seine Königliche Majestät heraus auf das Tanzhaus, und allervorderst ging Graf Philipp von Hanau, Herr zu Lichtenstein, der trug die Scheide von dem Schwert, die ist von lauterm Dukatengold [44] gemacht und daran steht auch mancher köstliche Stein, danach ging Markgraf Joachim zu Brandenburg und trug das Scepter, danach Herzog Friedrich von Sachsen, der trug das blosse Schwert, danach Philipp der Pfalzgraf und Kurfürst, der trug den Apfel, danach kam die Königliche Majestät und ein Bischof von Köln an seiner rechten Seite, und an der linken Seite ging ein Bischof von Trier; diese führten die Königliche Majestät bis an den Stuhl, auf dem Seine Königliche Majestät sitzen sollte, der war mit goldenen Stücken bedeckt und köstlich behangen, auf den ging Seine Königliche Majestät sitzen, und an seiner rechten Seite sass ein Bischof von Köln, danach ein Pfalzgraf, und an Seiner Königlichen Majestät linker Seite sass ein Bischof von Trier, danach Herzog Friedrich von Sachsen, danach Markgraf Joachim von Brandenburg, und da gab ein jeder Kurfürst das, was er vor der Königlichen Majestät getragen hatte, von sich einem Grafen zu halten, und Herrn Wilhelm zu Pappenheim, des heiligen Römischen Reichs Erbmarschalk, dem ward das Schwert zu halten gegeben, welches er auch hielt so lange, bis die Belehnung geschehen war. Also sass die Königliche Majestät mit den Kurfürsten in grosser Ehre und Würdigkeit. Nun standen bei der Königlichen Majestät rund umher diese Fürsten und Herren, und Fürsten- und Herren-Botschafter, als Herzog Alexander, Herzog Hans von Sachsen, Markgraf Friedrich von Brandenburg, Herzog Ludwig, Herzog Friedrich, Herzog Heinrich, Herzog Georg, alle vier Pfalzgrafen bei Rhein, Herzog Heinrich von Braunschweig der Alte, Herzog Heinrich von Braunschweig der Junge, Georg Bischof zu Bamberg, ein Bischof zu Würzburg, Herzog Erich von Braunschweig, Herzog Philipp von Braunschweig, Herzog Wilhelm von Jülich, Herzog Ulrich von Würtemberg, Landgraf Wilhelm zu Hessen, Markgraf Albrecht von Brandenburg, der Legat von Rom, ein Bischof von Laybach, ein Bischof von „Tresch“, ein Bischof von „Kempfen"[50], ein Bischof von Worms, die Geschickten Herzog Albrechts von Baiern, die Botschaft von Venetien, die Botschaft von Hispanien, die Botschaft von Mailand. Diese standen rund um die Königliche Majestät her mit manchem feinen Grafen, Herrn, Ritter und Edelmann, und der Königlichen Majestät gegenüber standen zwei kleine Bänkchen, darauf sassen zwei ausländische Herren, der eine von wegen und in Statt des durchlauchtigsten, grossmächtigsten Fürsten und Herrn, [45] Herrn Karls, Königs zu Frankreich, und der hatte seinen eigenen Herold mit seinem Wappenkleid; der andere von wegen und in Statt des durchlauchtigsten, grossmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Heinrichs, Königs zu England.

Ein Bischof von Münster.

     Als nun die Königliche Majestät mit den Kurfürsten also in grosser Ehre sass, so kamen die Räthe und Geschickten des hochwürdigen Fürsten und Herrn, Herrn Konrads, Bischofs zu Münster und Administrators der Kirche zu Osnabrück, und fielen vor der Königlichen Majestät auf ihre Kniee und begehrten, dass Seine Königliche Majestät ihren Herrn, den Bischof, belehnen wolle, und sassen auf ihren Knieen, bis ihnen solches erlaubt war, da standen sie auf und gingen von dem Hause und holten ihren Herrn, der mit vielen Pferden geritten kam dreimal um das Haus Gürzenich, und da ging er zu Fuss auf das Haus mit dreien Fähnlein: Münster, Osnabrück und die Regalia, das etliche nennen das Blutfähnlein, und seine Gnaden hatte an eine rothe, sammtne, gefütterte „Schuve“, also fiel seine Gnaden der Königlichen Majestät dreimal zu Fuss, ehe er vor die Königliche Majestät zu knieen kam. Als er nun vor der Königlichen Majestät auf seinen Knieen sass, nahmen die Kurfürsten ihre Bonetten ab, und ein Bischof von Köln hielt ihm ein Buch vor und liess ihn lesen und schwören, der Königlichen Majestät gehorsam und dem Reich treu und hold zu sein. Als das geschehen war, gab ihm die Königliche Majestät das blosse Schwert, das Scepter und die Fähnchen, eines nach dem andern, in die Hand, von welchen Fähnchen das Blutfähnlein aus dem Hause geworfen und von dem gemeinen Volk zerrissen ward, und die zwei übrigen wurden auf Befehl der Königlichen Majestät zurückgesetzt, denn sie wurden alle des andern Tags nach St. Ursulen getragen. Da dies also geschehen war, stand seine Gnaden auf und ging an die linke Seite neben die Königliche Majestät stehen. Da ging zu der Königlichen Majestät Schenk Christoffel von Lymburg und nahm Seiner Königlichen Majestät die Krone ab, weil sie sehr schwer ist, und der Stallmeister setzte Seiner Königlichen Majestät ein Bonet auf, und das Abnehmen und Aufsetzen geschah dreimal binnen der Belehnung.

Herzog zu Mecklenburg.

     Da kamen die Räthe und Geschickten des durchlauchtigen, hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Heinrichs, Herzogs zu [46] Mecklenburg, und fielen vor die Königliche Majestät auf ihre Kniee, und begehrten und ward ihnen auch gegönnt wie vorhin. Also gingen sie und holten auch ihren Herrn, der kam auch dreimal um das Haus gerannt und ging da zu Fuss hinauf mit fünf Fähnlein: Schwerin, Rostock, Mecklenburg, Wenden und Stargart und das Blutfähnlein, und seine Gnaden hatte an einen rothen, weiten, langen, sammtnen Herzogsmantel, mit Latys gefüttert und Hermelin-Schwänzchen, und auf dem Haupt einen Hut mit einem langen Abhang hinten und vorne mit einem breiten Aufschlag, derselbe Hut war auch von Sammt und gefüttert mit Latys und Hermelin-Schwänzchen. Also kam seine Gnaden und fiel auch dreimal zu Fuss, ehe er vor die Königliche Majestät zu knieen kam. Da er nun vor der Königlichen Majestät auf seinen Knieen sass, ward ihm mit allen Dingen gethan wie vorhin, und das Blutfähnlein, Schwerin und Rostock wurden abgeworfen, und die andern wurden zurückgesetzt. Dann stand seine Gnaden auf und ging neben den Bischof von Münster stehen.

Herzog zu Würtemberg.

     Da kamen die Räthe des durchlauchtigen, hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Ulrichs zu Würtemberg, und begehrten wie vorhin, was ihnen auch gegönnt ward. Also gingen sie und holten ihren Herrn, der kam dreimal gerannt um Gürzenich und kam dann da hinauf zu Fuss mit fünf Fähnlein: Würtemberg, Teck, Sturmfahn, Mömpelgart und das Blutfähnlein, und er hatte an einen kurzen, rothen, sammtnen Rock, unten mit vielen Falten, und fiel dreimal zu Fuss, ehe er vor die Königliche Majestät zu knieen kam, und es ward seiner Gnaden gethan in aller Massen, wie vorhin vernommen worden, und die Königliche Majestät gab ihm Scepter, Schwert, Fähnlein in die Hand, alles wie vorhin, von welchen Fähnlein das Blutfähnlein und Mömpelgart abgeworfen und zerrissen worden, und die andern wurden auf Seite gesetzt, und da stand der Fürst auf und ging von dem Hause und kam nicht wieder.

     Da stand auf die Königliche Majestät und ging und kleidete sich aus und ward geführt, wie es vorhin beschrieben worden, auch trug ein jeder Fürst Apfel, Schwert und Scepter wie früher. Danach kamen die Kurfürsten heraus und gingen auf den Quattermart, und zogen sich auch aus. Unterdessen war die Königliche Majestät zu den Fürsten auf das Haus gekommen, und sie hatten [47] Rath mit einander. Danach kamen die Fürsten auch wieder auf das Haus und waren lange beieinander. Doch zum letzten ging die Königliche Majestät mit allen Fürsten von dem Hause und sie bestiegen ihre Pferde und ritten in ihre Herberge. Von dem Tage an bis auf Montag, den 28. Tag im Juli, waren die Fürsten alle Tage zu Rathe. Was sie verhandelten, weiss ich nicht und darum setze ich nicht jeden Tag besonders, wie ich vorhin gethan habe.

     Auf St. Peters Kettenfeier-Abend, da war die Königliche Majestät mit allen Fürsten zu Rathe, und da sie also beieinander waren, bekam die Königliche Majestät die Botschaft, dass der Herzog von Geldern mitsammt seinen Städten dem König von Castilien in die Hand gegangen wäre. Da begehrte die Königliche Majestät von einem ehrsamen Rathe, dass sie bestellen wollten, dass des Abends Feuerung gemacht werde, zwischen 7 und 8 Uhr des Abends, und dass dann alle Glocken binnen Köln dem allmächtigen Gott zu Lob und Ehren geläutet würden. Auf dieselbe Stunde geschah das, und ein ehrsamer Rath von Köln liess für die Königliche Majestät 6 Theertonnen auf den Neumarkt, 6 auf den Heumarkt, 6 auf den Altenmarkt setzen, und die wurden auf die Uhr angesteckt, und da läutete man alle Glocken, was manchen Menschen erfreute um des Friedens willen, weil der Krieg einem jeden Menschen zu Köln schädlich war.

     Auf Sonntag, den dritten Tag im August, fuhr die Königliche Majestät mit der Stadt Köln grösstem Schiff zum letzten Mal den Rhein hinab, und es fuhren mit Seiner Königlichen Majestät Herzog Friedrich von Baiern, Pfalzgraf bei Rhein, und Herzog Erich von Braunschweig, mit sehr vielen Grafen, Rittern und Edelleuten[51].“

     Kaiser Maximilian, der Stolz des deutschen Volkes, „einer der vorzüglichsten Menschen, die je einen Thron geziert“[52], starb im Jahre 1519, und sein Enkel, König Karl von Spanien, wurde von den Kurfürsten zu seinem Nachfolger erwählt. Karl V. wurde am 23. Oktober 1520 zu Aachen gekrönt und begab sich dann mit seinem glänzenden Gefolge nach Köln. Die Stadt bot auch [48] diesmal alles auf, dem mächtigsten Fürsten des Erdkreises einen seiner und ihrer würdigen Empfang zu bereiten. Der feierlichen Huldigung folgte ein Festmahl im Hause Quattermart, der Abend brachte einen Fürstentanz auf dem Hause Gürzenich. Zu den Anwesenden gehörte auch der hochberühmte Maler Albrecht Dürer von Nürnberg, der in sein Reise-Tagebuch aufzeichnete[53]: „Ich hab zu Cöln auf dem Tanzhauss des Kaiser Carls Fürstentanz und Panquet gesehen am Sontag zu nacht nach aller heiligentag im 1520 Jahr, das war kostlich zugericht.“ Es war dies bei derselben Gelegenheit, wo er unser jetziges Dombild in der Rathskapelle bewunderte und niederschrieb: „Item hab 2 weiss pf. von der Taffel aufzusperren geben, die Maister Steffan zu Cöln gemacht hat.“ Aus Köln ist auch vom 4. November 1520 die kaiserliche Bestätigung datirt, wodurch der Magistrat von Nürnberg angewiesen wird, die 100 Gulden „Leibgeding“, welche Dürer von Kaiser Maximilian ausgesetzt erhalten, auf kaiserliche Abrechnung jährlichs auszuzahlen.

     Noch einmal zu desselben Kaisers Zeiten wurde Köln für eine ebenso wichtige als feierliche Verhandlung ausersehen. Zur Wahl eines römischen Königs berief Karl V. die Kurfürsten hierher; die Angelegenheiten Deutschlands sollten vorzüglich in dessen Hände gelegt werden, da der Kaiser, bei der ungeheuern Ländermasse, die seinem Scepter unterworfen war, denselben in ihrer Gesammtheit, unter den damaligen schwierigen Zeitverhältnissen, nicht immer selbst die nöthige Sorgfalt zuzuwenden vermochte. Am 5. Januar 1531 fanden sich die Kurfürsten, mit Ausnahme jenes von Sachsen, hier zusammen. Im Dom geschah, nachdem man den göttlichen Beistand angerufen, die Wahlverhandlung, und des Kaisers jüngerer Bruder Ferdinand wurde einstimmig erwählt[54]. Mehrere Tage verweilten die Fürsten in Köln, und grossartige [49] Festlichkeiten fanden sowohl im Gürzenich-Saal als im gegenüber gelegenen Haus Quattermart statt. Der Kaiser und der König hatten ihre Herberge im Hackeneyschen Hof auf dem Neumarkt, den der gleichzeitige Stadtprospekt von Anton von Worms deshalb auch als „C. PALLACIVS“ (sic), d. h. Caesaris oder Caesarum Palatium, bezeichnet. Am 11. Januar salbte und krönte Erzbischof Hermann von Köln den neugewählten König im Dom zu Aachen.

     Das Mittelalter hatte um diese Zeit seinen vollständigen Abschluss gefunden. In ihm ist Kölns Grösse und Bedeutsamkeit zu suchen. Die veränderten Handelsverhältnisse und die Glaubensspaltung brachten die Stadt immer mehr in eine isolirte Stellung, und ihre materielle, sowie ihre geistige Blüthe sieht man fortschreitend welken. Auch in der Geschichte des Hauses Gürzenich findet dieser Wechsel seinen Ausdruck. Da gibt es keine Kaiserfeste mehr, und selbst der Rath von Köln ging von der 1452 eingeführten Sitte ab, dass die Bürgermeister-Essen hier gehalten werden sollten. Wie die untere Räumlichkeit des ganzen Erdgeschosses, so benutzte man auch den Festsaal fortan nur für die Waaren-Niederlagen des Handelsstandes. Die zu ihm hinaufführende steinerne Treppe wurde mit Brettern belegt und erhielt den Namen „die Litsch“, weil die Kaufmannsgüter hier herunter „gelitscht“ wurden[55].

     Als im Oktober 1654 König Karl II. von Grossbritannien mit seiner Schwester, der Wittwe des Prinzen von Oranien, in Köln verweilte und der König am 29. des Monats das Rathhaus besichtigte und den Rathhausthurm bestieg, fand eine Bewirthung seitens des Rathes im Saal des „neuen Baus“, dem Rathhaus gegenüber (jetzt Archiv und Bibliothek), statt. Ebendaselbst wurde im Mai 1659 dem Kardinal und General-Prior der Malteser in Deutschland, Landgrafen Friedrich von Hessen, ein Bankett zubereitet, und 1689 empfing der Kurfürst Friedrich von Brandenburg, der nachmalige erste König von Preussen, mit Gemahlin und fürstlicher Begleitung, nebst zahlreichem Gefolge von hohen Militärpersonen, Ministern, Räthen und Kavalieren, daselbst ein von den Bürgermeistern „unterthänigst angebotenes geringes städtisches Traktament“[56].

[50]
IV.
Des Hauses Verkommenheit bis zum Jahre 1821.
Die Neuzeit.

     Mit dem Aufhören der Bestimmung zu einem Tanzhaus musste sich auch diese Benennung allmählich für das Haus Gürzenich verlieren. Bald war es nur noch als das Kaufhaus Gürzenich gekannt. Den untern Raum hatte man, seiner ursprünglichen Verwendung entsprechend, freilich immer so geheissen, und es wird kaum zu bezweifeln sein, dass sich schon eine Urkunde vom Jahre 1447 „up sent Gereoins avent zo myddaige“ (im Kölner Stadtarchiv), beginnend mit der Hauptstelle:

     „Wir Heinrich van Koevelentz, hallenmeister, Joeris Schoenhaltz ind Joban van Berchem, burgere zo Coelne, doin kunt und bekennen oevermitz desen brief, dat wir sementlichen gewonnen ind gepeicht hain weder die eirsame wyse heren burgermeistere und raide der stat Coelne yrre steide koufhuys assyse die weche vur seven ind vunfzich mark Coeltz paymentz“[57]

eben auf das Kaufhaus Gürzenich bezieht. Dasselbe unterschied man auch durch die Benennung „Eisen-Kaufhaus“ von den andern städtischen Kaufhäusern. Das 1798 bei Haas und Sohn gedruckte „Verzeichnus der Stadt-Kölnischen Einwohner“ nennt bei der Strasse Oben-Mauren in der dritten Kolonelschaft mit der Nummer 1964½ das „Kaufhaus Gürtzenich, vulgo Eisenkaufhaus“. Ueber den geschäftlichen Betrieb daselbst hat der Rath ausführliche Ordnungen festgestellt, die in mehrfachen Ausgaben gedruckt worden sind. Den dort eingeführten Organismus lernt man genau aus den beiden folgenden Schriftchen kennen:

     „Ernewerte Roll vnd Ordnung an der Eyser- vnd Seydenwagen im Kauffhauss Gürtzenich. Gedruckt zu Cölln, Bey Johan Mertzenich in der Lindtgassen in S. Peter, Im Jahr 1623.“ 6 Blätter in 4°.
     „Ernewerte Ordnung Des Kauff-Hauses Gürtzenich in des Heil. Reichs freyer Stadt Cöllen. Daraus zu ersehen, wie sich die Richter, Haussmeister, Kauffhauss-Diener, Bestedere [51] und Kahrbender, wegen Niederlag der Waaren und Vent-Güter, Erlegung des Wag-Fuhr-Lieffer-Hauss-Leger-Gelds und sonsten verhalten sollen. 1707. Gedruckt zu Cöllen, bey Johan Conrad Gussen seel. Wittib auff der Stolckgassen Eck im halben Mond.“ 8 Blätter in 4°.

     Die vom Heumarkt zum Haus Gürzenich führende Bolzengasse, so genannt nach dem dort gestandenen Hause „zum Bolzen“, ist erst im Jahre 1562 angelegt worden, und zwar lediglich zur Bequemlichkeit des Handelsstands. Die Rathsprotokolle enthalten eine Eintragung von Mittwoch, dem 29. Juli 1562, „Boltzen strass belangend … am Heumart, dae die straess durchgebrochen“, welche sich mit der Regulirung einer der neuentstandenen Ecken beschäftigt.

     Dann hatte die Stadt zweitens ein Fisch-Kaufhaus. In dem vorhin bezogenen Adressbuch von 1798 ist dasselbe mit der Nummer 1488½ auf dem Fischmarkt, in der zweiten Kolonelschaft, bezeichnet. Ueber die dortigen Einrichtungen handelt ausführlich ein Schriftchen:

     „Ernewerte Ordnung dess Fisch-Kauffhauses in des Heiligen Reichs Freyer Statt Cöllen. Darauss zu ersehen, wie sich die Ober- vnnd Niederländische Factoren, Wirthe, Haussmeister, Kauff-Haussdiener, Vnderkäuffer, In- und Ausswendige, etc. mit den zugeschickten Wahren, neben Erlegung der Accins, verhalten sollen. Gedruckt zu Cölln, Bey Arnold Kempens hinter den Minderbrüdern, Im Jahr 1651.“ 19 Blätter in 4°, einschliesslich eines Anhangs aus dem Jahre 1697.

     Im Jahre 1508 liess der Rath hier einen neuen Kachelofen aufsetzen. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer berichtet: „Anno etc. octavo, feria quarta, xx decembris. Kacheloven. Item gegeven meister Johan steynmetzer vur drie nuwe kacheloven zo machen, als eynen dem burchgreven under dem raithuyse, eynen im koufhuys am Vischmart ind eynen in der fundelinge huys, vort anderen zo lappen as zo Beyen ind in anderen der steide thornen, portzen ind huyseren ind ouch vur kachelen facit zosamen lvi mark.“

     Drittens gab es noch ein Flachs-Kaufhaus, auch Leinen-Kaufhaus genannt, in der zweiten Kolonelschaft auf dem Altenmarkt mit der Nummer 1638½. Es befand sich unter dem grossen Saal des Rathhauses, den man die Muschel nannte, ebenda, wo jetzt die Stadtwage und ein Theil des Feuerwehr-Lokals ist. Man [52] nannte es auch das unterste oder das alte Kaufhaus, wie aus zwei Eintragungen des Ausgabebuchs der Mittwochs-Rentkammer von 1504 und 1508 ersichtlich ist: „Feria quarta, xiii martii (1504). Item noch dat underste koufhuys up dem Aldenmart zo verwaren xv mark.“ – „Anno etc. octavo, feria quarta, octava novembris. Geluchte. Item gegeven demgenen, der dat Marienbilde, up dem Aldenmart vur dem alden koufhuys staende, anno etc. septimo belucht hait, xv mark.“

     Wir eilen rasch über die Zeiten hinweg, wo man, wie unser geschätzter Gelenius im Jahre 1645, von dem Haus Gürzenich nicht viel mehr zu sagen wusste als: „in ea publicani librant et censent omnis generis merces“[58]. Es kam sogar dahin, dass im darauf folgenden Jahrhundert die Beschreiber der Stadt bei Aufzählung ihrer Sehenswürdigkeiten seiner nicht einmal mehr erwähnten.

     Erst mit dem dritten Dezennium des gegenwärtigen Jahrhunderts trat der Wendepunkt ein, der das Haus zu neuem Ruf, zu neuen Ehren emporhob.

     Die erste Veranlassung bot sich im Jahre 1821, als Polyhymnia, die Muse der Tonkunst, den Gürzenich-Saal zu ihrem Tempel erkor. Der niederrheinische Musikverein war ins Dasein getreten und hatte den Cyklus seiner berühmten Aufführungen 1819 in Elberfeld eröffnet. 1820 folgte Düsseldorf. Für das Pfingstfest, 10. und 11. Juni 1821[59], kam Köln an die Reihe, und da schon allein für Orchester und Sängerchor etwa 400 Mitwirkende angemeldet wurden, so konnte nur der Gürzenich-Saal dem mit der örtlichen Organisation beauftragten Komité als das geeignete, für die Menge der Aufzunehmenden hinreichende Lokal erscheinen. Die städtische Behörde ordnete die Ausräumung des im Dienst des Merkur gänzlich verkommenen Saales an, Kisten, Fässer, Säcke und Päcke mussten weichen, und in den Tagen des Musikfestes erhielt er die schönste neue Weihe. Besonders die Kölner durften sich freuen, ihren altberühmten Gürzenich-Saal wieder zu besitzen, der, wenn auch vorerst nur in einfach nothdürftiger Ausstattung[60], doch [53] einen grossartigen Eindruck nicht verfehlte. Friedrich Schneiders Oratorium: Das Weltgericht, kam am ersten Tage, unter der Leitung des Musikdirektors Burgmüller aus Düsseldorf, zur Aufführung. Im Jahre 1824 wurde das Fest am 6. und 7. Juni zum zweiten Mal in Köln gefeiert und die Zahl der Mitwirkenden hatte sich auf nahezu 480 gesteigert. Ein von Friedrich Schneider für diese Gelegenheit eigens komponirtes grosses Oratorium: Die Sündfluth, mit Text von Everhard von Groote in Köln, wurde für den ersten Tag, den Pfingstsonntag, bestimmt und fand den begeisterten Beifall der den ungeheuern Saal dicht füllenden Zuhörer. Für den zweiten Tag waren hauptsächlich Werke von Ludwig van Beethoven und Ferdinand Ries gewählt, zwei Meister, die das Rheinland mit Stolz zu seinen Söhnen zählt. Im Jahre 1828 brachte Bernhard Klein, ein geborener Kölner, sein Oratorium: Jephtha, am ersten Tage des Musikfestes in Köln zur Aufführung – ein ausgezeichnetes Werk, womit sich der talentvolle Komponist den reichsten Beifall errang. Und so haben noch bis zur Gegenwart die drei Nachbarstädte Köln, Aachen und Düsseldorf (Elberfeld ist seit lange ausgeschieden) an dem edeln Bündniss festgehalten, und bieten, von Jahr zu Jahr abwechselnd, in den schönen Pfingsttagen den Freunden und Verehrern der Musik, der seelenvollsten aller Künste, wahre Hochgenüsse. Die Zahl der Mitwirkenden für Orchester und Gesang ist in jüngerer Zeit bedeutend gestiegen und das Fest auf drei Tage ausgedehnt worden.

     Der Kunst folgte sehr bald der Frohsinn, um da, wo er in frühern Zeiten oft geweilt, von neuem seinen Einzug zu halten. In den Fastnachtstagen 1822 wurde bei einem zum Besten der Armen gegebenen Maskenball zum ersten Mal nach Jahrhunderten wieder in dem Gürzenich-Saal getanzt. Im Jahre 1823 trat dann eine Gesellschaft lebensfroher Männer aus den gebildeten Ständen zusammen, um dem Karneval, dem altherkömmlichen heitern Volksfest der Kölner, einen neuen und dauernden Aufschwung zu geben, ihn aus den Privatkreisen in die Oeffentlichkeit zu tragen und ihm auf diese Weise das Gepräge eines allgemeinen Volksfestes zu verschaffen. Die Verwirklichung dieser Idee bestand darin, dass man die früherhin vereinzelt herumgezogenen kleinen Banden zu einem Ganzen vereinigte und dadurch einen grossen, glänzenden und sinnvollen Maskenzug zu Stande brachte. Der Einzug des Helden Karneval, um die alte Herrschaft über Köln für die ihm angehörenden drei Tage wieder zu übernehmen, war das ebenso glückliche wie [54] nahe liegende Programm dieses ersten Jahres. Bei der Wiederkehr 1824 wurde auch der Gürzenich-Saal in den Plan für das lustige Treiben hineingezogen. Am Karnevals-Montag, dem Tag des grossen Umzugs, wurde hier gegen 9 Uhr Abends ein Maskenball eröffnet, der gegen vierthalbtausend sorgenfreie, glückliche Menschen vereinigte. In dem bunten Gewirr der Masken, der Trachten aus allen Volksstämmen und Zeitaltern, sah man sich auf den Markt der Welt geführt. Der Gürzenich-Saal war in des Wortes schönstem Sinne ein Freudentempel geworden. Nichts natürlicher, als dass, nach dem alle Erwartungen übertreffenden Gelingen des ersten Versuchs, die Gürzenich-Bälle für alle Folgezeit nicht mehr von den Vergnügungen des Karnevals zu trennen waren, um so mehr, als auf die prachtvolle und humoristische Ausstattung des Saales immer grössere Geldmittel verwendet wurden, was die Anziehungskraft noch verdoppeln musste. Es kam später dahin, dass neben dem Montagsball, wo sich die Masken des grossen Zuges zusammenfinden, ein zweiter Ball für den Dienstag eingeführt wurde.

     Auch der Malerkunst machte sich der Gürzenich-Saal dienstbar. Der Kölnische Kunstverein, 1839 gegründet, veranstaltete hier während einer Reihe von Jahren seine Ausstellungen. Gleich im ersten Jahre zählte der Katalog 525 Nummern, wobei sich fast 400 Oelgemälde befanden; im übrigen sah man Aquarelle, Handzeichnungen, Glas- und Porzellan-Malereien, Kupferstiche, Lithographien nebst vielen plastischen Kunstwerken in Marmor, Gips, Wachs und Metall. Die vorzüglichsten Kunstschulen Europas hatten sich, bereitwillig entgegenkommend, durch werthvolle Sendungen betheiligt. Das junge Institut fand eine immer regere Betheiligung und hat sich viele Jahre in den ursprünglichen Einrichtungen erhalten, so dass der Gürzenich-Saal während der schönen Jahreszeit sowohl den Kölnern als den zahllosen Fremden stets einen reichen und belehrenden Kunstgenuss bot. Später trat eine permanente Ausstellung an die Stelle der ursprünglichen periodischen, wofür der Verein ein in der Glockengasse gelegenes Lokal wählte, bis ihm 1861 in dem neu erbauten städtischen Museum Wallraf-Richartz eine Reihe von Sälen eingeräumt wurde.

     Im Jahre 1854 veranstaltete der Verein für christliche Kunst eine Ausstellung altdeutscher und altitalienischer Gemälde in dem Saale des Gürzenich. Die aufgenommenen Bilder waren sämmtlich aus der Stadt Köln gewählt, der bei weitem grösste Theil aus den [55] vielen reichen Privatsammlungen. Im Ganzen waren 500 Bilder vereinigt[61], darunter 11 von Landgerichtsrath Baumeister, einem der Lyversbergschen Erben, 30 von Leonard Beckers, 8 von Maler E. Bourel, 15 von Max Clavé von Bouhaben, ehemals Zanolische Sammlung, 31 von Dr. med. Dormagen, ehemals Kerpsche Sammlung, 9 von Hub. Düster, 10 von Joseph Essingh, 42 von Johann Friedr. Fromm, 12 von Heinrich Aloys Haan, einem der Lyversbergschen Erben, 14 von Theod. Kamper, 15 von J. J. Merlo, 29 von Math. Neven, 3 von Banquier Oppenheim, 20 von J. A. Ramboux, 18 von R. Ruhl, 1 von Frau Wittwe Schaaffhausen, 18 von Dr. Vosen, 4 von J. P. Weyer, 10 von Maler Engelb. Willmes und mehreres von andern Privaten. Eine kleine Anzahl war aus Kölnischen Kirchen genommen, aus St. Andreas, St. Severin und St. Alban, 10 Nummern gehörten dem erzbischöflichen Priester-Seminar und 111 dem städtischen Museum; diese letztern hatten bis dahin, des mangelnden Raumes wegen, in dem alten Museumsgebäude in der Trankgasse Nr. 7 nicht aufgestellt werden können. Die Kölnische Zeitung desselben Jahres brachte in den Nrn. 188 und 189 eine Besprechung aus der Feder eines geschätzten Kenners mit der Ueberschrift: „Die alten kölnischen Maler. Bei Gelegenheit der Ausstellung alter Bilder auf dem Gürzenich“, worin der trefflichen und dankenswerthen Idee des Vereins für christliche Kunst volle Anerkennung gespendet und mit lebhafter Freude auf die bei dieser Gelegenheit erlangte Gewissheit hingewiesen wird, „dass Köln, trotz aller Barbarei der vergangenen Jahrhunderte, und namentlich trotz der unseligen Verschleppung einer Menge der trefflichsten altkölnischen Bilder, noch immer so reich an alten Kunstgegenständen ist, dass die Stadt auch jetzt ein gewichtiges Zeugniss von der Kunstthätigkeit ablegen kann, welche in alten Zeiten am Rhein herrschte …. Wir halten dafür, dass keine Stadt in Deutschland, und selbst Nürnberg nicht ausgenommen, eine so umfangreiche und inhaltschwere Kunstgeschichte aufzuweisen hat wie gerade Köln.“

     In der Geschichte des Gürzenich-Saals sind auch die jährlichen General-Versammlungen des Dombau-Vereins zu nennen. Die erste derselben fand dort am 14. Februar 1842 statt, als der provisorische Ausschuss abtrat, und der statutmässige Vereinsvorstand [56] von 40 Personen gewählt wurde. Bis zum Jahre 1854 haben sich diese Wahlversammlungen von Jahr zu Jahr daselbst wiederholt, 1855 und 1856 wurden sie nach der Aula des katholischen Gymnasiums in der Marzellenstrasse, 1857 nach dem grossen Rathhaus-Saal, von 1858 an nach dem sog. kleinen Gürzenich-Saal in dem neu errichteten Anbau des Hauses Gürzenich verlegt, wo sie bis zur Gegenwart stattzufinden pflegen.

     Im Sommer des Jahres 1848 gab es in Köln Festlichkeiten, die an Glanz und Grossartigkeit mit ähnlichen Begebenheiten im Mittelalter wohl den Vergleich aushalten können. In jener von politischen Stürmen bewegten Zeit beging die Stadt am 14., 15. und 16. August die sechste Säkularfeier der Grundsteinlegung des Kölner Doms. Der Gürzenich-Saal ist dabei so wesentlich betheiligt gewesen, dass wir über den Hergang mit einiger Ausführlichkeit berichten und auch den ältern Mitbürgern eine schöne Erinnerung damit zurückrufen dürfen.

     Der damalige deutsche Reichsverweser, Erzherzog Johann von Oesterreich, war schon am Vorabend des ersten Festtags auf einem reich beflaggten Dampfboot von Frankfurt a. M. eingetroffen und mit Jubel von den Bürgern Kölns aufgenommen worden. Nach dieser freudigen Einleitung begab sich dann Folgendes:

Erster Festtag, Montag den 14. August.

     1. Morgens 11 Uhr: Musikalische Unterhaltung des Männer-Gesangvereins im grossen Kasino-Saal. 2. Nachmittags 1 Uhr: Sitzung des Dombau-Vorstands mit den Deputirten der auswärtigen Hülfsvereine im grossen Rathhaus-Saal. 3. Nachmittags 2 Uhr: Versammlung des Festzugs auf dem Neumarkt. An demselben nahmen Theil in folgender Reihenfolge: a) ein Musikkorps zu Pferde, b) eine Abtheilung der berittenen Bürgerwehr, c) ein Musikkorps der Bürgerwehr, d) die Sängerchöre der beiden Gymnasien und der höhern Bürgerschule mit dem Männer-Gesangverein, e) die sonstigen Gesangvereine, f) die Waisenkinder, g) ein zweites Musikkorps der Bürgerwehr, h) die Dombau-Hütte mit ihrer Fahne und ihren Insignien, i) das Vereinsbanner, gefolgt von k) dem Vorstand des Central-Dombau-Vereins, l) die auswärtigen Deputationen, m) ein Musikkorps des 25. Infanterie-Regiments, n) die Mitglieder des Central-Dombau-Vereins, o) die kleinern Dombau-Vereine, p) ein Musikkorps des 16. Regiments, q) zum Schlusse eine Abtheilung der Bürgerwehr. Die Aufrechthaltung der Ordnung im [57] Zuge war einem zugführenden Komité übertragen. Unter Kanonendonner und Glockengeläute bewegte sich der Zug um den Neumarkt herum durch die Apostelnstrasse, Apernstrasse, am Römerthurm vorbei durch die Mohrenstrasse und Gereonsstrasse zum erzbischöflichen Palast. Nachdem hier der Erzbischof mit der bei ihm versammelten höhern Geistlichkeit durch eine Deputation des Vorstands abgeholt worden, begab sich der Zug über den neuen freigelegten Platz vor das Westportal des Doms. Alle Strassen, welche der Zug durchschritt, waren festlich geschmückt.

     Während des Festzugs hatten sich die hohen Gäste mit ihrem Gefolge in der Dompropstei eingefunden, von wo sie die Ankunft des von der Marzellenstrasse her eintreffenden Zugs mit ansahen und alsdann durch eine Festdeputation zu einer auf dem nördlichen Thurmfundament errichteten Estrade abgeholt wurden. Vor dem Westportal wurde, nach Aufstellung des Zugs, durch die zu einem Chor vereinten beiden Gymnasien, die höhere Bürgerschule und den Männer-Gesangverein der Psalm 121: Laetatus sum in his etc. gesungen. Hierauf folgte eine Ansprache seitens des Vorstands. Sodann Einzug in den Dom. Rede des Dombaumeisters und Uebergabe der neugebauten Theile des Doms an den Erzbischof. Enthüllung der von Sr. Majestät dem König Ludwig von Baiern geschenkten Glasfenster. Erwiderung des Herrn Erzbischofs. Gesang des Psalm 83: Quam dilecta, tabernacula tua etc. Einzug in den Chor. Festkantate, komponirt vom Domkapellmeister Leibl. Ertheilung des Segens durch den Erzbischof.

     4. Abends gegen 6 Uhr Ankunft Sr. Majestät des König-Protektors Friedrich Wilhelm IV. und feierliche Einholung.

     5. Abends 9 Uhr grosser Fackelzug der Bürgerschaft Kölns unter Mitwirkung dreier Musikchöre und aller Gesangvereine, vom Rathhausplatz ausgehend. Derselbe bewegte sich von da durch die Bürgerstrasse, unter Taschenmacher vorbei, über den Hof, durch die Hacht, über den Domhof, das Margredenkloster, in die Trankgasse zur Wohnung des Reichsverwesers; ferner durch die Komödienstrasse zum Regierungsgebäude, wo der König abgestiegen; sodann durch die Mohrenstrasse, über die Gereonsstrasse zur Wohnung des Erzbischofs; weiter durch das Würfelthor, über den Kattenbug, durch die Zeughausstrasse und über den Berlich zur Wohnung des Präsidenten der deutschen Nationalversammlung; hierauf über den Berlich, durch die Filzgasse und Richmodstrasse zur Wohnung des Vicepräsidenten der Nationalversammlung am Neumarkt; endlich [58] durch die Schildergasse, Hochstrasse, Marspforten, unter Goldschmied, durch die Portalsgasse wieder zum Rathhausplatz.

Zweiter Tag, Dienstag den 15. August.

     1. Morgens 7 Uhr begann, gemäss den vom Domkapitel getroffenen Anordnungen, die Konsekration der fertigen Theile des Doms. Der Dom blieb während der Ceremonien nach kanonischer Vorschrift geschlossen und die rings um denselben aufgestellten Schulen, Bruderschaften und sonstigen religiösen Vereine wechselten ab mit Gesang und Gebet.

     2. Morgens 7 Uhr Versammlung des Dombau-Vereins-Vorstands und der Deputationen der auswärtigen Hülfsvereine im grossen Rathhaus-Saal.

     3. Morgens ½8 Uhr Versammlung des Festzugs auf dem Neumarkt. Derselbe bildete sich wie am vorigen Tage; ausserdem aber waren dazu eingeladen und nahmen Theil: Oberbürgermeister, Beigeordnete und Stadtrath von Köln, die Armenverwaltung, die Schulverwaltung, die Handelskammer, der Rath der Gewerbverständigen und alle übrigen städtischen Behörden, Bürgermeister, Beigeordnete und Gemeindeverordnete von Deutz, die Königliche Regierung, die Provinzial-Steuerdirektion, die Polizeidirektion, das Oberpostamt, die Bankdirektion, der Appellations-Gerichtshof und das Parket, das Landgericht und das Parket, das Handelsgericht, die Friedensgerichte, das Barreau, das Notariat, die katholische Pfarrgeistlichkeit, insofern sie nicht bei der Konsekration in Anspruch genommen war, die Kirchenvorstände, die evangelische Pfarrgeistlichkeit, der Vorstand der israelitischen Gemeinde, die Lehrerkollegien der beiden Gymnasien, der höhern Bürgerschule und der städtischen Schulen, sowie die Gymnasien und Schulen, die höhern Militärbehörden und das Offizierkorps, die Kommandantur und die Offiziere der Bürgerwehr, die Direktionen der Dampfschifffahrts-Gesellschaft und der Eisenbahnen, welche in Köln ihren Sitz haben, der Vorstand des Gewerbevereins, der Vorstand des Kunstvereins, das Pompierkorps.

     Der Zug bewegte sich zur Abholung der hohen Gäste unter Glockengeläute durch die Schildergasse, Hochstrasse, unter Fettenhennen vorbei zum neuen freigelegten Platze, und durch das Westportal in den Dom, dessen Mittelschiff bis zum Chor durch ein Spalier der Bürgerwehr abgesperrt blieb.

     4. Morgens gegen ½10 Uhr Eröffnung der Eingänge zum Dom. Einzug des Festzugs ins Mittelschiff und Anrede des Erzbischofs. [59] Einzug in das Chor. Feierliches Hochamt mit Te deum etc. zum Schlusse, welches letztere von dem versammelten Volke abwechselnd mit dem Orchester gesungen wurde. Während dessen Glockengeläute und Kanonendonner; die Zugänge zu den Galerien im Dom waren an den beiden Festtagen den weiblichen Vereinsmitgliedern geöffnet.

     5. Nachmittags 1 Uhr grosses Festmahl auf dem reich geschmückten Gürzenich-Saal, an welchem nur Vereinsgenossen theilnehmen konnten, und wobei die Stadt ihre hohen Gäste bewirthete, Speisung der Armen, öffentliche Volksfeste auf mehrern Plätzen der Stadt.

     6. Abends 9 Uhr allgemeine Beleuchtung der Stadt, des Doms, der Kirchen und öffentlichen Gebäude, sowie der Rheinbrücke mit freier Passage über dieselbe.


Dritter Tag, Mittwoch den 16. August.

     1. Morgens 7 Uhr Parade der Bürgerwehr.

     2. Um 8 Uhr feierliches Hochamt im Dom.

     3. Um 9 Uhr Haupt-Versammlung der Vereinsgenossen auf dem Frankenplatz. Derselbe war zu diesem Zwecke mit Fahnen und Laubwerk festlich geschmückt. Auf der erhöhten Stelle am Fusse des Domchors auf dem Margreden-Berg war eine Tribüne für den Vorstand und die Deputirten der auswärtigen Dombau-Vereine errichtet. Unter der Tribüne, auf der dem „Germanischen Hof“ (jetzt Hôtel du Nord) gegenüber liegenden Seite, und vor dem Eingang zum Frankenplatz waren Musikchöre aufgestellt. Nach Ankunft des Zugs auf dem Frankenplatz stellte sich derselbe zu beiden Seiten auf, der Vorstand begab sich auf die Tribüne und empfing hier die Deputirten der auswärtigen Vereine. Die hohen Gäste, welche dem Genossenschaftsfeste beiwohnten, hatten sich inzwischen in dem festlich geschmückten Gebäude der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft eingefunden. Nach Aufstellung des Zugs wurde durch die anwesenden, nächst der Tribüne aufgestellten Männerchöre, unter Mitwirkung des Orchesters, die Hymne an Papst Pius IX. von Magazzari gesungen. Hierauf folgte eine Anrede des Präsidenten des Dombau-Vereins; sodann die Erstattung des Rechenschaftsberichts durch den Sekretär. Nach diesem wurde ein zweites Lied: „An den König-Protektor“ durch die Männerchöre unter Begleitung der Musik gesungen. Sodann Anrede des Dombaumeisters an die versammelte Bauhütte und [60] Preisvertheilung an die besten Werkgesellen. Es folgte ein Lied: „Gruss an den Reichsverweser“, von Franz Weber komponirt. Darauf Einleitung des Wahlaktes durch den Präsidenten und Wahlgeschäft zur theilweisen Erneuerung des Dombau-Vereins-Vorstands. Die Handlung schloss mit der Absingung des Werkgesellenlieds von Busso von Hagen.

     4. Nachmittags 4 Uhr grosses Konzert auf dem Gürzenich.

     5. Abends 10 Uhr Ball der Vereinsgenossen auf dem Gürzenich.

     Am Sonntag, Montag und Dienstag fanden ausgewählte Vorstellungen im festlich dekorirten Stadttheater statt.

     Ueber das, was an den Tagen des 15. und 16. August auf dem Gürzenich-Saal vorgegangen, darf es hier an einem ausführlichen Bericht nicht fehlen. Die Kirchenfeier hatte am 15. bis fast 1 Uhr gewährt. In der ganzen Stadt waltete Frohsinn, denn es sollten sich Alle des grossen Ereignisses freuen. Unter die Armen der Stadt wurden 36 Ohm Wein und auf jede Flasche ein pfündiges Wurstbrod vertheilt; auch das Bürgerhospital erhielt 2 Ohm, und 1 Ohm das Waisenhaus. Ausserdem wurden in der städtischen Speiseanstalt 5000 Portionen Fleischbrühe und Fleisch vertheilt; selbst die Gefängnissbewohner wurden besser als gewöhnlich beköstigt.

     Punkt 1 Uhr öffnete sich der Saal Gürzenich, und bald waren die sämmtlichen Tische, welche von der für die hohen Gäste bewahrten Tribüne vom westlichen Ende des Saales in sechs Reihen durch den ganzen Saal liefen, besetzt. An den Tafeln der fürstlichen Gäste befanden sich 240 Personen, der Vereinsgenossen und andern Theilnehmer waren gegen 900. Der Saal selbst war in einfach grossartiger Weise ausgestattet und überreich mit Gasflammen erleuchtet. Von den Riesenwänden wallte ein prächtiger Teppich herab, mit den Wappen vieler edler Geschlechter des alten Köln und mit stilgerechten Motiven verziert, von Michael Welter so täuschend gemalt, dass Viele den Teppich für einen echten Gobelin hielten. Die Deckenfelder waren mit schwarzen Reichsadlern auf goldenem Grunde geschmückt und die Säulen mit einfachen gothischen Motiven auf Goldgrund. Ueber den Säulen waren die Wappenschilder der verschiedenen deutschen Staaten aufgehängt. Im Hintergrund der Tribüne prangte in Fasetten die Inschrift: „Ein einiges Deutschland“, rechts: „Eintracht“, [61] links: „Ausdauer“. Mit einem reichen Blumenflor waren die Sitze der Ehrengäste der Stadt von denen der übrigen Teilnehmer des Festmahls getrennt. In der Mitte der Tribüne baute sich ein schöner Springbrunnen, der lustig seinen Strahl bis an die Decke warf. Noch ein besonderer Schmuck des Saales war das alte mächtige Stadtbanner, welches, zwischen den beiden schönen Kaminen aufgestellt, an die Reichsfreiherrlichkeit der Stadt Köln mahnte. Der Totaleindruck des Prachtsaals in der festlichen Beleuchtung war überraschend, das Ganze stand in wahrhaft künstlerischer Harmonie und gab dem Geschmack der Anordner und Ausführer das beste Zeugniss.

     Als der König und sein Ehrengast, der Erzherzog-Reichsverweser, in den Saal traten, wurden sie mit dreifachem Hoch begrüsst; lustig wirbelten dazu die Pauken, schmetterten die Trompeten und jauchzend wurde mit den Tellertüchern geschwenkt. Auf der linken Seite der Tribüne war der Ehrensitz der hohen Gäste, so dass sie den ganzen Saal überschauen konnten. In der Mitte des Tisches sass der König zur Linken des Erzherzogs; auf derselben Seite sass der ehemalige hochverehrte Gouverneur der Rheinprovinz, Prinz Wilhelm, des Königs Oheim, dann die Prinzen Karl und Friedrich, und an der andern Seite der päpstliche Nuntius Monsignore Viale Prela, der Erzbischof, der Präsident der deutschen Reichsversammlung, sowie der Präsident des Reichs-Ministerraths. Vor den hohen Gästen stand ein fast drei Fuss hoher silberner Pokal, ein wahres Kunstwerk der Silberschmiedekunst, mit fein getriebener Arbeit, historisch merkwürdig auch dadurch, dass Franz I. bei der Kaiserkrönung im Jahre 1745 aus demselben getrunken. Und jetzt wurde er dem Enkel desselben, Erzherzog Johann, dargeboten, unter dem, wie man damals hoffte, des deutschen Reiches Herrlichkeit neu erstehen sollte.

     Unter seinem Ehrenbanner geschaart, sass der Kölner Männer-Gesangverein, vereinigt mit der Liedertafel, unter ihren Leitern, den Musikdirektoren Weber und Dorn. Sie trugen 2 Lieder vor. Mit stürmischen Freudenrufen wurde das Festlied unterbrochen, welches den König, den Erzherzog-Reichsverweser und die deutschen Männer von Frankfurt begrüsste. Als sich der Jubel endlich gelegt, trat der König, ein Glas Rheinwein in der Hand, an das Blumengeländer und brachte ungefähr mit folgenden Worten dem Erzherzog-Reichsverweser einen Toast:

[62]

„Mein Toast gilt einem deutschen Manne, einem meiner
bewährten treuen Freunde, dem Manne Ihres Vertrauens,
der auch meine Liebe, mein vollstes Vertrauen besitzt. Er
gebe uns einige und freie Völker, er gebe uns einige und
freie Fürsten – dem Erzherzog Johann, dem Reichsverweser!“

Und bis zur Neige leerte der König unter unbeschreiblichem Jubel sein Glas und machte dann die Nagelprobe nach alter deutscher Sitte. Und munter klangen die Gläser in dem jubelnden Sturm der begeisterten Tafelgenossen. Bald darauf erhob sich der Erzherzog ebenfalls mit seinem Trinkglas und sprach mit fester Stimme:

„Dem Fürsten, der eben meine Gesundheit ausgebracht,
dem Könige von Preussen! Gott erhalte ihn noch lange,
und unsere Eintracht und Ausdauer stehe so fest wie
Kölns Dom!“

Mit gleichem Jubelsturm wurde auch dieser Toast aufgenommen, nach welchem sich die beiden Fürsten umarmten und küssten. Sowohl der König als der Erzherzog sprachen wiederholt, und namentlich brachte der letztere einen Trinkspruch auf die Stadt Köln:

„Der Stadt, die uns das Fest bereitet hat; sie wachse und
gedeihe, sei gleich ihrem Dome stark und kräftig!“

     Der König und der Erzherzog begaben sich von da nach dem Brühler Schloss. Das Bankett auf dem Gürzenich-Saal am 15. August 1848 bleibt als eine der schönsten, freudigsten und glänzendsten Festlichkeiten in Kölns Annalen aufgezeichnet.

     Am nächstfolgenden Tage versammelte ein unter der Leitung der königlichen Musikdirektoren Dorn und Weber von den hiesigen vereinten musikalischen Kräften ausgeführtes Festkonzert um 5 Uhr Nachmittags etwa 1300 Personen in der Saaleshalle des Gürzenich und gewährte denselben einen nicht gewöhnlichen Kunstgenuss. Den Schluss machte ein Festball der Dombau-Vereinsgenossen, welcher in demselben Saal um 10 Uhr seinen Anfang nahm und bis lange nach Mitternacht die fröhlichen Tänzer und Tänzerinnen vereinigt hielt.

     In der neuern Zeit hat Köln wohl nie auf einmal so viele Fremden in seinen Mauern gesehen, wie während dieser drei grossen und unvergesslichen Tage[62].

[63]      Auch sei hier eines Konzerts gedacht, womit ein paar Jahre später die Kölner ein denkwürdiges und erfreuliches Ereigniss in dem Gürzenich-Saal feierten, nämlich des am 13. November 1850 zur Feier der Erhebung des Erzbischofs Johannes von Geissel zum Kardinal der römischen Kirche veranstalteten grossen Konzerts. Dasselbe bildete ein schönes Glied in der Reihenfolge von Festlichkeiten, womit die Stadt diesen Ehrentag auszeichnete.

     In Gemeinde-Angelegenheiten und zu politischen Zwecken ist der Saal in den letzten Jahrzehnten oftmal der Sammelplatz von den verschiedenartigsten Gesinnungen bewegter und erregter Volksmassen gewesen.

     Der untere Raum des Hauses Gürzenich blieb noch lange zur Waarenniederlage bestimmt. Es befanden sich darunter Gegenstände, die ihren keineswegs angenehmen Geruch mehr oder weniger zu dem Saal aufsteigen liessen. Der Gemeinderath verordnete daher im Jahre 1865, dass „Fische, Käse, Butter und dergleichen“ daselbst nicht mehr aufgenommen werden sollten. Seit 1878 ist die Börse dorthin verlegt, nachdem eine genügende bauliche Einrichtung zu diesem Zweck vorgenommen worden.

     Zum Schluss ist noch über sehr eingreifende, die Grossartigkeit des Festlokals wesentlich hebende Veränderungen zu berichten, welche die neueste Zeit gebracht hat[63]. Der so lange verwahrloste Zustand des Saales, die mangelhafte Einrichtung desselben, welche weder den räumlichen Erfordernissen für grosse Festlichkeiten, noch den akustischen Verhältnissen und noch weniger den Ansprüchen unserer Zeit an Bequemlichkeit, Geschmack und Glanz genügte, veranlassten beim jedesmaligen Gebrauch des Saales ausserordentliche Ausgaben für Aufbau von Treppen an der Aussenseite, von Gerüsten und Bühnen im Innern, Ausschmückung und Verzierung des Ganzen. Freilich war dadurch der Phantasie der dekorirenden Künstler ein willkommener Spielraum gelassen, und der Gürzenich-Saal erschien z. B. bei den Karnevalsbällen bald als ein reizender Garten mit Blumen und blühenden Sträuchern, mit Bäumen und Springbrunnen, bald als ein gothischer Rittersaal, oder als ein märchenhafter Aufenthalt, in welchem alte und neue Zeit, Morgen- und Abendland, Ernst und Laune sich ein Stelldichein gegeben hatten und die [64] ehrwürdigen Mittelpfeiler bald wie Titanen den gestirnten Himmel trugen, bald wie riesige Champagnergläser Schaum sprudelten, der die Freude in Regenbogenfarben abspiegelte. Allein alles das zerstob auch immer wieder wie Schaum und liess nichts übrig als den schweren Bodensatz von mehrern tausend Thalern, welche darauf verwandt worden. Und trotzdem machte der schlechte Fussboden, der gänzliche Mangel an Nebenzimmern, an Küchen- und Vorrathsräumen u. s. w. die Benutzung des Saales in einzelnen Fällen geradezu unmöglich. Dieser Umstand und die Ueberzeugung, dass die Stadt Köln eines Festgebäudes, wie es der Gürzenich im Mittelalter zu ihrem Ruhm gewesen, nicht entbehren könne, führte bereits im Jahre 1844 eine kleine Zahl patriotischer Bürger auf den Gedanken, ihrer Vaterstadt ein solches durch zweck- und zeitgemässe Herstellung und Erweiterung des Gürzenichs zu verschaffen, ohne ihr dadurch wesentliche Lasten aufzubürden. Der Bauplan wurde entworfen, die nöthigen Gelder wurden beschafft, kurz, alles zur Ausführung dieses Gedankens vorbereitet. Allein diese scheiterte an dem Wunsch des Stadtraths, den allerdings nothwendigen Bau zu geeigneter Zeit mit städtischen Mitteln auszuführen. Die Sache blieb wiederum einige Jahre ruhen. Als der Eigenthümer des Brauhauses, das Herren-Brauhaus genannt, welches gegen Norden an der Seite des Gürzenichs stand, sich im Jahre 1851 entschloss, dieses Gebäude abzugeben, da traten einige Bürger von Köln, die wohl einsahen, dass Gefahr im Verzug sei, wenn die Sache den gewöhnlichen Gang nehme, mit patriotischem Sinne zusammen, kauften das Herren-Brauhaus an, konstituirten sich als Gürzenich-Baukomité und begannen nun von neuem mit der städtischen Behörde zu verhandeln. Es bildete sich eine anonyme Aktiengesellschaft für den Gürzenich-Bau, welcher die Stadt eine Zinsen-Bürgschaft von 3½ vom Hundert des Kapitals bewilligte. Das nöthige Kapital von 100 000 Thalern wurde beschafft, der Bauplan, aus einer öffentlichen Bewerbung hervorgegangen, von den betreffenden Behörden festgestellt und der Bau am 24. März 1855 begonnen, indem man das Herren-Brauhaus niederlegte, um hier den neuen Anbau aufzuführen. Durch eine jährliche Amortisation einer Anzahl Aktien wird die ganze Anlage in nicht zu entfernt liegender Zeit Eigenthum der Stadt, ohne dass sie irgend ein wesentliches Opfer dafür zu bringen nöthig gehabt. Das Komité, welches die eingegangenen Entwürfe zu prüfen hatte, bestehend aus 4 Sachverständigen und 3 Mitgliedern des Bauvereins, [65] erkannte dem Kölner Architekten Joh. Jak. Claasen den Preis zu. Sein Plan hat jedoch mancherlei Abänderungen erfahren, die von dem Dombaumeister Zwirner, bezw. den damals beim Dombau mitthätigen Architekten Fr. Schmidt und Vinc. Statz herrühren. Die Leitung des Neubaus überwies man dem zweiten Stadtbaumeister Julius Raschdorff und dem Bauführer Krohn.

     Dieser Anbau, mit einer Strassenfronte von 49 Fuss 7 Zoll an der Martinsstrasse und 55 Fuss 8 Zoll an der Westseite bei St. Alban, ist im Aeussern in gleichem Stil mit dem Hause Gürzenich ausgeführt und steht mit dem Hauptsaal durch fünf grosse Glasthüren in Verbindung. Er enthält die breiten steinernen Treppen, welche zum Saal führen; sieben Sterngewölbe mit Oberlichtern in Glasmalerei befinden sich im Treppenhaus. Zu den Räumlichkeiten des Anbaus gehören zwei neue Säle, wovon der eine an Flächengehalt etwa 2000, der andere etwa 1250 Quadratfuss hat. Sie werden hauptsächlich zu musikalischen und gesellschaftlichen, mitunter auch zu geschäftlichen Zwecken (z. B. General-Versammlungen des Dombau-Vereins, des historischen Vereins für den Niederrhein u. s. w.) benutzt. Einen derselben schmücken historische Gemälde von Adolf Schmitz in Düsseldorf, unter denen sich der Einzug der Prinzessin Isabella von England, als Braut Kaiser Friedrichs II., zu Köln im Jahre 1235 befindet, wovon dieser Saal auch „Isabellen-Saal“ genannt wird. Ein Theil der vielen übrigen Räume ist einem Wein- und Speisewirth übergeben, der bei Bedarf auch die Verpflegung in den grossen Sälen zu besorgen hat. Die Baukosten betrugen 189 672 Thaler, ohne die Dekorationsarbeiten und Tapezierungen.

     Beim Umbau des alten Saales wurden die massiven mittlern Pfeiler, welche die Decke trugen, entfernt. Statt ihrer theilen zwei Reihen leichter achteckiger Säulen von Eichenholz (im Ganzen 22) den Saal jetzt in drei Langschiffe, von denen das mittlere oder Hauptschiff 43 Fuss breit und 45 hoch ist (22 Fuss höher als ehedem); die Seitenschiffe haben 11 Fuss, bezw. 19 bis 21 Fuss Breite und 25 Fuss Höhe (2 Fuss höher als zuvor). In den Seitenschiffen sind an den Längenseiten Galerien, an den Querwänden über dem Säulenraum westwärts eine Orgel, an der Ostseite eine Orchesterbühne angebracht. In dem Hauptschiff erhebt sich am Westende eine geräumige, amphitheatralisch aufsteigende Emporbühne, auf welcher 500 Personen Platz finden; nöthigenfalls kann sie nach beiden Seiten hin mehr ausgedehnt werden. Ihre [66] Bestimmung ist eine doppelte: erstens bei grossen musikalischen Aufführungen zur Aufstellung des Chors und Orchesters zu dienen, und zweitens bei Festlichkeiten und Bällen einen bequemen Zuschauerraum für diejenigen zu bilden, welche das Festgewühl lieber zu betrachten, als sich darin zu verlieren vorziehen. Eine besondere Zierde des Saales ist die kunst- und geschmackvolle Balken- und Bogen-Konstruktion der Decke. Die grossen Fenster enthalten in eingebrannten Farben das deutsche Reichswappen und das Stadtwappen von Köln, beide doppelt, ferner die Wappen der während der Erbauungszeit des Gürzenich regierenden Bürgermeister, die Wappen der 22 Zünfte und der Herzogthümer Jülich, Cleve und Berg und der Grafschaft Mark. Ausser den Seitenfenstern bringen vier in der Decke angebrachte Oberlichter dem Saal bei Tage Erhellung. Die prachtvolle abendliche Erleuchtung geschieht durch acht von der Decke herabhängende, vergoldete Kronleuchter, jeder mit 60 Flammen, sechs kleinere mit je 12 Flammen, achtunddreissig Armleuchter mit je 6 Flammen und vierzig einfache Wandleuchter mit nur einem Brenner, so dass die Gesammtzahl der Gasflammen sich auf 820 beläuft. Ueber 1000 antike eichene Stühle mit Strohgeflecht wurden für den Saal angeschafft.

     In naher Aussicht steht dem Saal der Besitz eines Wandschmucks mit Gemälden, welche die Erinnerung an den prachtvollen historischen Festzug bewahren sollen, der gelegentlich der Vollendungsfeier des Kölner Doms im Oktober 1880 veranstaltet worden.

     Die Veränderung nach aussen besteht hauptsächlich darin, dass das alte zweikappige Dach durch ein ungetheiltes, freilich sich recht plump gestaltendes neues ersetzt wurde. Auch traten die stark verwitterten alten Heldenbilder des Agrippa und Marsilius von der östlichen Giebelwand ab, um durch neue Repräsentanten nach den Modellen des Bildhauers Chr. Mohr ersetzt zu werden. Durch die stilistische Vereinigung des alten und neuen Bauwerks aber hat das Ganze an grossartigem Ansehen wesentlich gewonnen.

     Seit der Vollendung des Neu- und Umbaus sind die winterlichen Gesellschafts-Konzerte, welche viele Jahre im grossen Kasino-Saal[64] stattgefunden hatten, in den grossen Gürzenich-Saal verlegt [67] worden. Zuerst wurden sie hier im Winter 1857-1858 gehalten und vereinigen seitdem alljährlich eine ebenso glänzende als zahlreiche Versammlung von Musikfreunden. Dieser ersten Weihe des verjüngten Saales schloss sich ein am 4. Februar 1858 zu Ehren des jetzigen Kronprinzen von Preussen und des deutschen Reiches und seiner Gemahlin, der Prinzessin Viktoria von England, bei Gelegenheit ihrer Brautfahrt daselbst veranstaltetes grosses Festkonzert an, und seitdem hat sich noch manche bedeutsame Veranlassung zur festlichen Benutzung des berühmten und bewunderten Saales eingestellt. Auch des jetzt regierenden Königs und deutschen Kaisers Majestät hat auf dem Gürzenich-Saal wiederholt inmitten seiner getreuen Bürger von Köln verweilt.


Urkunden.

1–7. Schreinsbuch-Rest: Terminus parrochie sancti Albani. 1233. 1234.

     1. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod domina Helswindis, mater domini Arnoldi de Gimenich, et Arnoldus, filius Johannis de Frechene, nepos eiusdem Helswindis, comparaverunt sibi erga Johannem de Gurcenig et uxorem eins …, quicquid habebant proprietatis in hereditate illa, que dicitur Gurcenig, sita prope ecclesiam sancti Albani, ita quod domina Helswindis prescripta usumfructum et Johannes[65] predictus proprietatem post mortem avie sue Helswindis iure et sine omni contradictione possidebit. Et seiendum, quod Winandus de Gurcenig et uxor eius …, Arnoldus de Bintzvelt et uxor eius Guda et Henricus Kune Bunnensis et uxor eius Beatrix et Hermannus Kune et uxor eius … et Lambertus de Dorne et filius suus …[66], quicquid proprietatis habebant in hereditate prescripta, penitus effestucaverunt, ita ut domina Helswindis, usumfructum et Arnoldus, filius Johannis de Vrechene, nepos eiusdem Helswindis proprietatem eiusdem hereditatis iure et sine omni contradictione possidebunt.

     2. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod Theodericus, filius Hartmanni Gir, et uxor eius Elisabeth comparaverunt sibi erga Arnoldum, nepotem Helswindis de Frechene[67], et uxorem eius Gertrudim, quicquid proprietatis [68] in curte, que dicitur Gurtzenigehof, iure hereditario habebant, vel sibi comparaverant, aut ad manus eorum effestucatum fuerat, ita quod sine omni contradictione obtinebunt.

     3. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod Johannes de Patberch partem suam curtis, que dicitur Gurcenigerhof, que ad ipsum hereditario iure devoluta est, per sentenciam scabinorum in figura iudicii ita obtinuit, quod iure et sine omni contradictione liberam quocumque voluerit divertendi habebit potestatem.

     4. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod Theodericus, filius Hartmanni Gyr, et uxor eius Elisabeth comparaverunt sibi erga Johannem de Patberg partem suam curtis, que dicitur Gurcenigerhof, ubicumque eum hereditarie in particione attingebat, ita quod iure et sine omni contradictione obtinebunt. Et sciendum, quod Agnes, uxor Wilhelmi burgravii de Nitecgin, usumfructum, quem habebat in parte sua curtis, que dicitur Gurcenigerhof, ad ipsam hereditarie devoluta, ad manus Theoderici Gir et uxoris sue Elisabeth penitus effestucavit et Adolfus, filius dicte Agnetis, proprietatem suam, que ad ipsum hereditarie devoluta est in curti, que dicitur Gurcenigerhof, ad manus Theoderici Gir et uxoris sue Elisabeth similiter effestucavit et Wilhelmus de Herimanshoven et uxor eius Agnes, quicquid de curte, que dicitur Gurcenigerhof, iure hereditario ad ipsos devolutum fuit, ad manus predicti Theoderici et Elisabeth penitus effestucaverunt.

     5. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod Herimannus Kune Bunnensis et uxor eius … duas domunculas de quatuor, que opposite sunt domui Gerardi vasbendirs versus Maltzbuchel, per sententiam scabinorum ita obtinuit, quod iure et sine contradictione quocumque voluerit liberam divertendi habebit potestatem, ea conditione, quod annuatim duo solidi hospitali sancte Katerine sine contradictione annuatim solventur. Preterea sciendum, quod Theodericus Gyr et uxor eius Elisabeth decem solidos reddituum in eisdem duabus domunculis hereditarie annuatim ipsis solvendos erga Hermannum Kune de Bunna et uxorem eius … sibi comparaverunt, ita quod iure sine contradictione obtinebunt. Actum anno domini mccxxxiii.

     6. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod Adam, filius Agnetis, uxoris Wilhelmi burgravii de Nideggin, super his, que ad ipsum de curte, que dicitur Gurcenigerhof, hereditarie devoluta fuerunt, ad manus Theoderici Gir et uxoris sue Elisabeth penitus effestucavit. Actum anno domini mccxxxiiii.

     7. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod Ludolfus de Monasterio et uxor eius Helsvindis, soror Arnoldi de Vrechene, super hiis, que ad ipsos de curte, que dicitur Gurcenichirhouf, hereditario iure devoluta fuerunt, ad manus Theoderici Gir et uxoris sue Elisabeth effestucaverunt.

8. Ibidem. 1239.

     8. Notum sit tam futuris quam presentibus, quod Theodericus Gyr et uxor eius Elisabeth comparaverunt sibi duas domos contiguas domui mansionis sue, que dicitur Gurciherhouf, versus sanctam Mariam in Maltzbuchele erga Henricum Kunen de Bunna et uxorem eius Beatricem et quicquid ipsi iuris habebant in curte, que dicitur Gurceniherhouf, in Colonia sita, ita quod iure et sine omni contradictione obtinebunt. (Actum anno domini mccxxxix.)

[69]
9–10. Ibidem. 1284.

     9. Notum sit etc., quod Hildegero, Thilmanno, Gobelino, Theoderico et Gertrudi, liberis quondam Godefridi dicti Cleynegedanc et Elyzabeth, cuilibet eorum cessit de morte parentum suorum predictorum una quinta pars medietatis domus et aree site bovenmuren vocate Gurtzenich et domus contigue eidem domui versus scoppum, et cum scoppo et cum domo contigua domui vocate Gurzenich versus domum ad estatem, et cum hereditario censu, qui solvitur singulis annis ad domum Gurzenich de tribus domibus ligneis contiguis eidem domui versus domum ad estatem, et cum fabrica et cum scoppo inter ipsam fabricam et gramen, salvo omni iure hiis, qui ipsum in dicta hereditate habere dinoscuntur, ante et retro, subtus et supra, prout ibidem iacent et ubi ipsos in particione attingent et sicut ipsi dictam hereditatem in sua, habebunt proprietate, ita quod dicti pueri videlicet Hildegerus et uxor sua Margareta, Thilmannus, Gobelinus, Theodericus, Gertrudis et maritus eius Symon, quilibet eorum suam quintam partem dicte hereditatis iure et sine contradictione optinebit. (Actum anno domini mcclxxx quarto, in mense marcio.)

     10. Notum sit etc., quod predicti Tilmannus, Theodericus, Gertrudis, liberi Godefridi dicti Cleynegedanc et uxoris sue Elyzabeth, et Symon, maritus dicte Gertrudis, pure et simpliciter renunciaverunt et effestucaverunt, quilibet eorum super sua quinta parte prescripte hereditatis ad manus Hildegeri et uxoris sue Margarete et Gobelini, fratrum suorum predictorum. (Datum ut supra.)


11–13. Ibidem. 1290. 1297.

     11. Notum sit, quod Johannes, filius quondam Cononis dicti de Cornu, emit sibi erga Hildegerum dictum Kleynegedanc et Margaretam, uxorem eius, quartam partem domus vocate Gurcenich …, prout iidem Hildegerus et uxor eius in sua habebant proprietate, ita quod iure et sine contradictione optinebit in omni iure, quo ipse Johannes, Franco et Cono, fratres sui, ad aliam quartam partem dicte domus sunt asscripti. Actum et conscriptum anno domini mcc nonagesimo, feria sexta post octavas pasche.

     12. Item notum sit, quod Franco, filius quoudam domini Cononis dicti de Cornu, una cum Guderade, uxore sua, et Cono, frater Franconis, una cum Sophia, uxore sua, quilibet eorum donavit et remisit Johanni de Cornu, fratri suo, et Bele, uxori sue, unam terciam partem quarte partis domus et aree site boven muren vocate Gurzenich .., ita quod dictus Johannes et Bela, uxor eius, istas duas tercias partes dicte quarte partis iure et sine contradictione optinebunt.

     13. Item notum sit, quod Johannes de Cornu et Bela, uxor eius, predicti acquisiverunt sibi hereditarie erga Thilmannum…[68] pro se et liberis suis concessit et locavit eisdem Johanni et Bele medietatem domus et aree site boven muren vocate Gurzenich .., prout ipsi Thilmannus et liberi sui, quos habuit de Alverade, uxore sua, in sua habebant proprietate pro tredecim marcis Coloniensium denariorum hereditarii census solvendis singulis annis… [70] Actum anno domini mcc nonagesimo septimo, feria quarta ante festum beati Thome apostoli.

14–20. Scabinorum: Albani. 1330. 1334.

     14. Notum sit, quod cum questio verteretur inter heredes quondam domini Johannis de Cornu, scabini Coloniensis, super hereditate per eum relicta ipsique heredes comparentes coram dominis scabinis acceptaverint, quod quidquid ipsi diffinirent pro iure, quod hoc ipsi heredes ratum tenere deberent, unde domini nostri scabini auditis questionibus et rixis hinc inde arbitrati sunt et pro iure demonstraverunt, quod dominus Hermannus Scherfgin, miles, scabinus Coloniensis, pro se et uxore sua, que senior fuit inter ipsos heredes, dividere deberet domum vocatam Gurzenich cum hereditate attinente et circumiacente in quinque partes et quod iunior eligere deberet primo et iterum iunior preterea ascendendo eligere deberet et quod dominus Hermannus predictus pro se et uxore sua elegerit pro Conone de Cornu, eius sororio, cuius puerilem partem ipse emit, videlicet ordonem, qui est fabrica, usque murum lateralem domus magne de Gurzenich usque retro directe et est pars media muri sua. Item elegit pro se et uxore sua et pro parte Lore, uxoris sue, medium domus Gurzenich predicte, sicut divisa est in tres partes, a capite domus usque retro usque ad murum pomerii, ita quod predictas duas partes pueriles cum Lora, uxore sua, iure obtinebit et convertere poterit, quocumque voluerit. Actum anno domini millesimo cccxxx, crastino beati Nycolai episcopi[69].

     15. Notum sit, quod in divisione facta mediantibus dominis scabinis Coloniensibus inter coheredes quondam domini Johannis de Cornu, scabini Coloniensis, ita videlicet quod dominus Mathias, eius filius, pro sua pueriparte illas quatuor domos ab anteriori parte platee bovenmuren a rotunda ianua usque ad portam, que domus quondam fuerunt schop, usque ad posteriorem murum ante et retro, suptus [sic] et superius, sicut site sunt, iure una cum Bela uxore valeant optinere et convertere, quo voluerint. Datum anno domini mcccxxxiiii, feria sexta post Petri ad vincula, salva tamen ecclesie sancti Albani sua via antiqua et salvo hereditario censui iure suo.

     16. Item notum sit, quod in eadem divisione idem dominus Mathias una cum Bela, uxore sua, debet optinere ordonem domus de Gurzenigh ante et retro, suptus et superius, sicut divisio iacet versus Malzbugkil cum porta suptus et superius, sicut sita est et tendit se ipsa porta versus portam Martis … Datum (ut supra).

     17. Item notum sit, quod in eadem divisione domina Bela, uxor domini Johannis Quattermart, militis, de domo ducis una cum domino Johanne, marito suo predicto, debet optinere ordonem eiusdem domus Gurzenigh, qui tendit versus portam Martis ante et retro, suptus et supra cum lapidea via, sicut divisa est, ita quod convertere valeant, quo voluerint. Datum (ut supra).

     18. Item notum sit, quod dominus Johannes Quattermart, miles predictus, [71] et domina Bela, uxor eius, donaverunt et remiserunt Mathie de Cornu predicto et Bele, uxori sue, ordonem predictum domus de Gurzenigh predicte cum lapidea via … Datum (ut supra).

     19. Item notum sit, quod Mathias de Cornu et Bela, eius uxor, predicti donaverunt et remiserunt domino Hermanno Scherfgin, militi, scabino Coloniensi, ordonem predictum domus de Gurzenigh, qui tendit versus Malzbuggil … Datum (ut supra).

     20. Notum sit, quod Bela, uxor Mathie de Cornu, dedit et contulit Mathie, marito suo predicto, plenam potestatem faciendi cum pueriparte sua in domo vocata Gurzenich et in domo vocata Scop, et cum pueriparte domine Bele, sororis sue, uxoris domini Johannis Quattermart, militis, in eadem domo, ubi ipsis ex iusta divisione cessit, omnem suam voluntatem. Actum (ut supra).


21. Ibidem. 1379.

     Notum sit, quod ex morte quondam domini Hermanni Scherfgin, militis, scabini Coloniensis, cessit domino Johanni Scherfgin, suo filio, scabino Coloniensi, hereditas infrascripta, videlicet due partes magne domus dicte Gurzenich, desuper muros in parochia sancti Albani situate, videlicet due partes domus eiusdem, que site sunt versus Capitolium, videlicet a capite domus predicte usque ad murum pomerii retro, prout ipse due partes pronunc situate sunt et separate ab alia parte, que iacet sub eodem tecto dicte domus versus portam Marthis. Item fabrica sita in ordone contigua dicte domui versus Capitolium, prout ipsa fabrica iacet cum sua area usque ad murum lateralem dicte magne domus Gurzenich usque retro directe, ita quod dictus dominus Johannes dictas duas partes magne domus et fabricam cum sua area predicta cum domina Yda, eius uxore, iure obtinebit et divertere poterit, quo voluerit. Datum anno domini mccclxx nono, feria sexta post Processi et Martiniani.


22. Ibidem. 1389.

     Notum sit, quod Mathias de Cornu dictus de Gurzenich et Sophia, eius uxor, in eorum quatuor domibus ab anteriori parte platee desuper muros a rotunda ianua usque ad portam, que domus fuerunt tugurium prope Schopp usque ad posteriorem murum, sicut site sunt ante et retro, subtus et superius ac in ordone seu cono domus vocate Gurzenich, que nunc dicitur Louvenborg, et tendit dictum conum versus portam Marthis ante et retro, subtus et superius cum via lapidea necnon de porta, que tendit versus portam Marthis, sicut sita est subtus et supra, donaverunt et remiserunt Jacobo et Johanni fratribus dictis vamme Krulle quadraginta florenos aureos boni auri et gravis ponderis reddituum usufructualium … (Datum anno domini mccclxxxix, mensis maii die xiiii.)


23. Urkunde im Stadtarchiv. 1409.

     Wir Costyn van Lysenkirchen ind Engelrait, syn elige wyff, doin kunt allen luden ind bekennen vur uns ind unse erven oevermitz desen brief, dat wir mit gesamender haut ussgedaen ind zo erve geleent haint den eirsamen luden Johanne van Dynslaken ind Styngyne, syme eligen wyve, burgeren zo Coelne, die vur sich ind yre erven weder uns gewonnen ind untfangen haint [72] unse huys, dat genant is zo Lovenbergh, boyven muren geleigen, vur ind achten, unden ind oyven, as dat ymme schryne clierlichen geschreven steit, vur eynen wislichen erflichen jeerlichen zyns, dat is mit namen die yrste drey jair nyest volgende na datum dis briefs, yeklichs der dryer jair eyn, vur nuyn ind zwenzich rynsche gulden gut van goulde ind swair van gewichte, davan dat sey uns eyne helfte verrichten ind waile bezalen soilen zo paischen, ind die ander helfte zo sent Remeys missen, vier wechen na yeklichme termyne vurschreven nyest volgende onbevangen, mit alsulchen vurwerden, dat die vurgenante Johan ind Styngyn of yre erven in ussgange ind up den lesten termyn sent Remeys missen der yrster dryer jaire vurschreven uns of unsen erven, eyne mit vunfziendem halven rynschen gulden van dem halven jair zynse geboirende, verrichten ind waile bezalen soilen vierhundert gude swair rynsche gulden, of bynnen eynen maende na dem vurschreven sent Remeys dage nyest volgende onbevangen. Ind wanne uns die bezalinge der vierhundert rynscher gulden mit dem halven jair zynse vurschreven also geschiet is, so soilen alsdan vortan erflichen ind zo ewigen dagen die vurgenante elude Johan ind Styngyn ind yre erven uns ind unsen erven van deme vurgenanten huyse zo Lovenbergh geldende blyven zwenzich gude swair rynsche gulden, zerzyt der bezalingen genge ind geve, erflichs geltz ind veerlichs zyns, davan sy uns alle jairs eyne helfte bezalen soilen zo paischen ind die ander helfte zo sent Remeys missen of bynnen vier wechen na yeklichme termyne nyest volgende onbevangen, wie vurschreven is, ind darup soilen wir of unse erven die vurgenante elude Johan ind Styngyn of yre erven an dat vurschreven huys zo Lovenbergh mit synen zobehoiren in dat schryn zo geschrichte brengen, as in Coelne erfs recht ind gewoende is. Ind were ouch sache dat die vurgenante elude Johan ind Styngyn of yre erven uns of unsen erven die vurschreven vierhundert rynsche gulden up die vurschreven zyt nyet enbezailden, so moigen sy die behalden eyn jair lank na den vurschreven dryn yrsten jairen volgende, ind darumb soilen sy uns des selven jairs van deme vurschreven huyse zo zynse geven sees ind drissich gude swair rynsche gulden up die vurschreven zwene termyne zo bezalen, ind na dem vurschreven eynen jair ensoilen die vurgenante elude Johan ind Styngyn ind yre erven der vierhundert rynscher gulden vurschreven geynen langeren dach haven ind soilen uns die mit dem erschenen (termyne) onbezailden zynse genzlichen verrichten ind waile bezalen, aen eynge wederreide. Ind were sache dat sy des nyet endeden, so soilen sy uns dan vort van dem vurschreven huyse die vurgenante sees ind drissich rynsche gulden jeerlichs zyns geldende blyven, biz as lange dat wir yn die vurgenante vierhundert rynsche gulden mit dem zynse na der zyt geboerende gerichtlichen angewonnen hain. Ind as uns davan voldaen ind genoich geschiet is, so soilen wir sy an dat vurschreven huys zo geschrichte brengen vur die vurschreven zwenzich rynsche gulden erflichs geltz in alre wys, formen ind maneren, as vurschreven is. Ouch ist gevurwert, oft sache were dat die vurgenante elude Johan ind Styngyn of yre erven dat vurschreven huys zo Lovenbergh namails vryen weulden van den zwenzich gulden erflichs geltz vurschreven, dat soilen sy mit rechte wail moigen doin, as verre sy uns davan bewysent zyn rynsche gulden [73] of me, ind nyet dair beneden, an eyme as guedme erve bynnen Coelne, as unse vrunt an beyden syden dunkent, dat wir damit wail bewart syn. Ind desselven gelychs moigen sy uns ouch die ander zien gulden erflichs geltz, of as vyl als der nochtant onbewyst weren, an eyme anderen erve bynnen Coelne bewysen in alre wys, as vurschreven is. Ind as dat also geschiet were, so sal yekliche partye van uns der ander partyen doin as in Coelne schrynsrecht is. Vortme is under uns gevurwert, dat die vurgenante elude Johan ind Styngyn ind yre erven dat vurschreven huys zo Lovenbergh van nu vortan erfliche ind umberme mit yren coesten buwich halden soilen, ind wir soilen yn darzo eynen stoyl geven ind bewysen in der kirchen zo sent Albane, des sy erflichen gebruchen moigen. Alle ind yekliche punten ind vurwerden vurschreven hain wir vur uns ind unse erven den vurgenanten eluden Johanne ind Styngyne ind yren erven ind sy haint uns des selven gelychs vur sich ind yre erven, as mallich van uns den anderen, die in guden truwen geloift, vaste, stede ind onverbruchlich zo halden aen eyngerleye wederreide, alle argeliste, nuwe ind alde boese vunde, quade behendicheit, excepcien ind alle werwort, behulpnisse ind beschutnisse beyde geystlichs ind werentlichs rechtz ind gerichtz in alle dis briefs punten ind vurwerden genzlichen ind zomaile ussgescheiden. Ind deser dynge zo urkunde ind ganzer stedicheit so hain ich Costyn van Lysenkirchen vurschreven myn ingesiegel vur mich, Engelrait, myn elige wyff, ind unse erven an desen brief gehangen, wilchs myns eligen mans ingesiegels ich Engelrait vurschreven gebeden hain ind gebruchen des mit yem in desen sachen mit mynre rechter wyst ind guden willen. Ind wir hain vort gebeden die eirbere unse lieve maige ind vrunde heren Costyn van Lysenkirchen, ritter, ind heren Werner van der Aducht, scheffen zo Coelne, dat sy yre ingesiegele zo merre kunden ind gezuge mit an desen brief gehangen haint, dat wir Costyn van Lysenkirchen, ritter, ind Werner van der Aducht vurgenant umb beden wille der vurgenanten elude Costyns ind Engelrait gedaen hain, zugen ind erkennen alle punten ind vurwerden vurschreven wair zo syn. Datum anno domini millesimo quadringentesimo nono, in die beati Remigii episcopi et confessoris.

24. Scabinorum: Albani. 1417.

     Kunt sy, dat Engelrait, elige huysfrouwe was wilne Costyns van Lysekirchen, van macht scheffenurdels, dat sy hehalden hait in deme erdinkenisboiche, geschreven up desen selven datum dis geschrichtz, yre huys genant Louvenberch, dat mit namen is zwey deil des groissen huys genant Gurtzenich enboeven moeren gelegen bynnen sente Albayns kirspel, nemeliche die zwey deyle des selven huys, die gelegen synt zo deyme Malsbuchel wert as van deme hoefde des vurschreven huys bis an die muere des boemgarden achten gelegen, so wie dat die zwey deyle nu gelegen ind van deyme anderen deyle under deyme daiche des selven huys zo der Marpoirtzen wert gelegen gescheiden synt, gegeven ind verlaissen hait Johanne van Bremen genant van Dynslachen ind Stynen, syme eligen wyve … (Datum anno domini mccccxvii, die xviii iulii.)

[74]
25. Urkunde im Stadtarchiv. 1437.

     In goitz namen amen. Sy kunt allen ind yeklichen dengenen, die dit untgaenwordige offenbaire instrument soilen sien of hoeren leysen, dat in dem jaire na der geburt uns heren, do man schreyf duysent vierhundert seveninddryssich, in der vunfziender indicien des seeszienden daigs in dem meye, des morgens zo nuyn uyren of umb den trynt, paesdoms des alreheylgesten in goide vaders ind heren heren Eugenius van gotlicher vursichticheit des vyerden pays in syme seesten jaire, in untgaenwordicheit der vursichtiger wyser heren Goedartz vamme Hirtze genant van der Lantzkroynen, zerzyt greven, Heynricbs Hardevuystz ind Johans Canuss, scheffen zo Coelne, unser offenbaire notarien ind der gezuge hernae geschreven in eygenen personen komen ind ersehenen synt die eirsame Karle, Walter ind Sigemund, elige kyndere wylne Johans van Dynslaken ind Styngins, syns eligen wyfs, burgere zo Coelne, ind haint offenberlichen ergiet ind luyden laissen, wie dat sy lange zyt her vur ind nae uysslendich geweist ind koufmanschaft hantiert haven, as sy noch doin, ind vurbas zo synne haven zo hantieren ind sich bynnen Coelne mit yren woyningen nyet nederslayn ader verhalden endeychten. Ind als sy dan nu alhie vergadert weren, so vunden sy erve ind guede bynnen Coelne mit namen Gurtzenich ind Louvenberg genant, mit yren zubehoeren boyven muyren in sent Albayns kirspel geleigen, die yre vader ind moider vurgenant nae yrme doide gelaissen hedden, wilche erven mit hondert gulden lyfrenten ind mit zwenzich gulden erflichs geltz beswert weren, die man alle jaire davan geven moesse. Ind vunden ouch die selve erve also abuwich ind vergenklich, wie wale dat sy vurzyden an Johan van Dynslachen, yren vader vurschreven, ind an die selve erve van yrme eygenen proper gelde ind gude as veel gelacht ind uysgegeven hedden, dat sie des nu vortme nyet langer gedoyn enkonden noch envermoechden zu doyn nae geleigenen sachen, ind besonder ouch umb des besweirnisse wille der vurgenanten hundert gulden lyfrenten ind der zwenzich gulden erflicher renten. Ind up dat sy des alles die vurder sich untslain ind leidich stayn weulden ind van doide yrre alderen vurschreven an die vurgenante erven Gurtzenich ind Louvenberg zo geschrichte nyet komen enweulden noch endeichten zo komen, up dat sy darumb der selver yrre alderen schoult noch ouch die ervallen termyne der lyfrenten ind der erfrenten vurschreven nyet bezailen endoerften, so haint die selven Karle, Walter ind Sigmund vur den vurgenanten heren greve ind scheffen, uns offenbairen notarien ind den gezugen hernae geschreven protiestert, verurkundet ind bezuget van yren guden eygenen moitwillen, also oft sache were dat die lyfzuchterse of der grunthere vurschreven sich an die vurgenanten erven deden weldigen nae gerychtz reichte ind gewoenden der steide Coelne ind also daran qwemen vur yre ervallen reichte, dat sy asdan den selven daeynne nu noch hernaemails geynen wederstant doyn enwillen mit gerychte geistlich of werentlich bynnen of buyssen Coelne in geynrehande wys. Ind haint dat ouch vort in hant der vurgenanten heren greve ind scheffen ind unser notarien hernae geschreven getast ind in guden truwen geloift vur sich ind yre erven vast ind stede zu halden sonder alrekunne argelist, indracht of wederreide. Ind haint darup die selve Karle, Walter ind [75] Sigmund van uns offenbairen notarien gesunnen ind begert, yn eyn of me offenbaire instrumente zo machen in der bester formen, dat man die machen mach, ind die oevermitz die vurgenanten heren greve ind scheffen zu hesegelen. Dit is geschiet zo Coelne in huyse ind woyningen myn Wilhelmus offenbairen notarien in der meyster cameren desselven huys, geleigen up dem Doymhoyve, in sent Johans kirspel by dem doyme geleigen, in dem jaire uns heren, indicien, maynde, dage, uyren ind paysdoms vurschreven. Dae aen ind oever wairen eine mit den vurgenanten heren greve ind scheffen eirbere zuychwirdige lude mit namen Goedart van der Lantzkroynen der Jonge, Johan van Duyren, Daym van Loeven ind Synart van Gynt[70], burgere zo Coelne, die zo desen vurschreven sachen as gezuge sunderlingen geroifen ind gebeyden wairen.

     (In drei Abschnitten folgt die besondere Bestätigung und Beglaubigung von Greve und Schöffen, welche auch ihre Siegel angehängt haben, sowie der Notarien „Wilhelmus de Boicholt alias de Lobbroich“ und „Nicolaus Leporis de Syberg“, deren Notariatszeichen an den Rand gezeichnet sind.)

26. Scabinorum: Albani. 1437.

     Kunt sy, dat Peter van Baere ind Johan Ackerbach van maicht scheffenurdels in Sentenciarum up desen selven datum geschreven die vyer huyser van deme understen deyle der straissen enboeven muyren van der runder duyren bis an die poirtze, wilche waeren eyn schoppe bis an die eichterste muyre, so wie die gelegen synt vur achten unden ind oeven; vort dat ort des huyss genant Gurtzenich, dat man nu nennet Louvenberg, ind schuyst dat selve ort zo der Marportzen wert vur achten unden ind oeven mit deme steynwege ind der poirtzen, die schuyst zo der Marportzen wert, as die gelegen synt, wilchs erfs vurmails eyn deyl gebrant is geweest; vort dat huys genant Louvenberg, dat mit namen is zwey deyl des groissen huyss genant Gurtzenich boeven muyren lygende bynnen sente Albayns kirspel ligende nemelichen die zwey deyl des vurschreven huyss, die gelegen synt zo deme Malsbuchel wert as van deme heufde des vurschreven huyss bis an die muyre des boymgarden dae achten gelegen, so wie dat die zwey deyl nu gelegen, ind van deme anderen deyle under deme daiche des selven huys zo der Marpoirtzen wert gelegen gescheiden synt, gegeven ind erlaissen haint den eirwirdigen vursichtigen vroemen heren, unsen heren vamme raede der heliger stede Coelne … Datum anno domini millesimo quadringentesimo xxx septimo, die xiiii mensis augusti.

27. Rathsprotokolle, Bd. I. 1439.
Blaisbalch smitte boyven muyren.

     Unse heren vamme raide haint bevoilen Gerarde van dem Vyehoyve, Johanne van Tegelen ind Daym van Loeven, dat sy darumb uys weren ind gulden weder Peter van dem Blaisbalge die smitte boyven muyren ind dat huys daby mit yrme zobehoere, zo behoif eyns nuwen danzhuyss zo machen. [76] Also synt die selve geschickde heren, mit veel arbeit ind versoekens, mit dem vurschreven Peter van dem Blaisbalge oeverkomen ind eyns worden ind haint yem dat vurschreven erve affgegoulden in urber unser heren ind yrre steide, as vur viC. r. gulden, dry mark ind vunf schillinge vur yekligen gulden gerechent, zo bezalen half sent Remeys missen neest komende, ind die ander helfte zo paischen darna neest volgende, ind darvur haint die vurschreven dry geloift ind gesprochen, ind unse heren vamme raide haint sy vort davan geloift schadelos zo halden. Verdragen ind geslossen up unser vrauwen avent assumptio anno xxxix.

28. Scabinorum: Albani. 1439.

     Kunt sy, dat Peter zome Blaisbalge ind Druytgin, syn elige wyf, yere zwey halfscheit van eicht kyntzdeil as van zeyn kyntzdeilen der smitten, gelegen up der Smitgassen orde zo deme Malsbuchel wert, alreneiste deme groissen huyse Gurtzenich, as die smit aldae lygt mit yre hofstat, dae nu eyn nuwe huyss upsteit, bis an die sytmoere des vurschreven huys Gurtzenich by der straissen ind bis hynden schiessende up die kuchen des vurschreven huys Gurtzenich ind van der selver smitten up deme orde by der selver Smitgassen bis an die steynen keymenade des vurschreven huyss Gurtzenich in die vurgenante gasse ussgainde mit den wonyngen tuschen der vurschreven smitten ind kemenaden by der Smitgassen up die vurgenante hoefstat gebuwt mit der heimlicher kameren up der vurschreven hofstat gelegen … vort yre dirdeil zweyer kintzdeile, wilche zwey kintzdeile maichent zwey zeyndeile alle der vurschreven erve … vort yere halfscheit van seeszeyne gulden erflichs zins, die man jairs gilt van allen den selven erven … gegeven ind erlaissen haint den eirwirdigen vursichtigen unsen heren vamme raede der heliger stede Coelne … Datum anno domini mccccxxxix, die xiiii mensis novembris[71].

29. Urkunde im Stadtarchiv. 1441.

     Wir Heynrich Hardfuyst, scheffen zo Coelne, ind Gumprecht, syn elige son, doyn kunt allen, den dis brief vurkomende wirt: Als die eirsamen wyse heren burgermeistere ind rait der steide Coelne yetzont eynen buw zo nutze ind urber yrre stat boyven muyren bestaynden haynt ind bynnen begriffe desselven buwes eyn begynen convent lyget, des yn zo dem buwe noit is, wilchs conventz wir Heynrich ind Gumprecht oeversten ind erven syn, so bekennen wir Heynrich ind Gumprecht vurgenant vur uns ind unse erven, dat wir myt den selven heren burgermeisteren ind raide der steide Coelnen eynen wessel ind kuyt angegangen hayn in maissen hirnae geschreven, as dat wir den egenanten heren dat selve convent, as dat bynnen synen muyren ind dache steyt, vrij los ind van allen zinsen of ungelde unbesweirt overgeven ind gelevert, ind yn zo nutze ind urber yrre steide vurgenant des verzegen ind davan reichte werschaf zo ewigen dagen, as erfsreicht zo Collen is, zo doyn geloift hayn, ind overtmitz desen brief overgeven, leveren, verzyen [77] ind geloyven, also dat die egenante heren zo yrre steide nutze yren willen damyt doin moigen. Ind wir Heynrich ind Gumprecht vurscreven soilen ouch die begijnen, die yetzont daeynne synt, in ander convente wijsen ind wat renten in dat convent gehoerent, die soilen wir Heynrich ind Gumprecht ouch keren, war wir willen. Ind alle geistliche besweirnisse des conventz vur diegene, die dat gestift haynt, die solen wir ouch also versorgen, dat die egenante burgermeistere ind rait noch yre naekoemlinge des nyet zo schaffen haven. Ind wurde hernae umber bevunden, dat dis vurgenante convent in dem schryne geschreven stoynde, so soilen wir Heynrich ind Gumprecht of unse erven die egenante heren of yre nakoemlinge burgermeistere ind rait der steide Coelne zerzyt zo urber yrre steide vurgenant daran up yrre steide cost brengen sunder argelist. Ind hervur haynt die vurgenante burgermeistere ind rait vur sich ind yre nackoemlinge uns Heynrich ind Gumprecht zo lieve ind vur dat egenante geistliche convent, den geistlichen priesteren ind broederen in dem hoyve Wydenbach genant, reicht untgayn sent Panthaleoens cloester over der bach bynnen Coellen geleigen yetzont wonende, weder gegeven al den platz, der tuschen deym selven huyse ind hoeve Wydenbach ind der bach geleigen ind yetzont unbebuwet is, also dat die priestere ind broedere vur sich ind yre nakoemlinge zo ewigen dagen, die den selven hof Wydenbach besitzende werden, den platz bis an die bach sunder myddel zo urber des hoifs halden, haven, besitzen ind bebuwen ind des gebruychen mogen zo all yrme nutze ind urber, doch nemant anders damyt zo na of vurder zo overbuwen, dan sich van reicht geburt, sonder argelist. Ind darumb soilen ouch die selve priestere ind broedere die bach up der syden, da der hof Wydenbach steit, van deym hoeve zo deym Jueden an bis unden, da der hof Wydenbach wendt, myt guden unkelsteynen doyn muyren, ind die muyre up yre kost zo ewigen dagen buwelich halden. Ind up die andere syde zo sent Panthaleoens cloister wart soilen sy die bach ouch in vurgenanter maissen doyn muyren van dem hoyve zo deym Jueden an bis an ende der brucgen, die yetzont over de bach in die portze des hoifs Wydenbach dient. Ind als dat deyl also gemacht is, so soilen die selve burgermeistere ind rait die syde vort bis an dat ende des hoifs Wydenbach dan up yrre stede kost ouch also doen muyren ind dan vort die ganze syde zo sent Panthaleoin wart van dem vurgenanten hoeve zo deym Jueden bis an dat ende des hoifs Wydenbach zo ewigen dagen up yrre steide cost buwelich halden, ind all sunder argelist. Ind dis zo urkunde der wairheit ind ewiger stedigeit hayn wir Heynrich ind Gumprecht Hardvuyst mallich syn segel an desen breif vur uns ind unse erven an desen breif gehangen ind hayn vort gebeden Johan Mummersloch, scheffen zo Coelne, dat hee as eyn medeerve des selven conventz desen wessel myt beeift ind des zo urkunde syn segel an desen brief vur sich ind syne erven gehangen hait. Ind zo noch mere vestunge deser saichen hain wir Heynrich ind Gumprecht vurgenant gebeden Werner Oeverstoltz, greven des hoengerichtz zo Coellen, ind den vurgenanten Johan Mummersloch, beide scheffen zo Coellen, dat sy as scheffen zo gezuge ind mere vestungen alre vurgenanten saichen yre segel an desen brief gehangen haynt. Ind wir Werner ind Johan [78] vurgenant (be)kennen, dat wir al vurgenante saichen, as de van Heynrich ind Gumprecht vurgeschreven staynt, also van yn gehoirt ind des unse urkunde untfangen, ind umb yrre beden will mallich van uns syn segel zo gezuge ind sunderlingen ich Johan Mummersloch zo belevungen vur mich ind mynre erven alre vurgenante punte an desen brief gehangen hain. Ind vort (be)kennen wir Nycholaus Dens van Alsfelt, priester, as eyn rectoir zerzijt des vurgenanten huys ind broeder Wydenbach, ind wir broeder gemeynlich, dat wir all punten des briefs, so de heevur gescreven staynt ind uns antreffent, vur uns ind unse nakoemlinge des selven huys beleift ind zo ewigen dagen vast ind stede zo halden geloift hain ind geloeven oevermitz desen brief sunder argelist, ind des zo urkunde der wairheit ind ewiger vestigeit uns gemeynen huys vurgenant segel an desen brief myt unser alre wist ind gueden willen gehangen. In dem jair uns hern dusent vierhundert ind eyn ind vierzich, des sesten dages in septembri.

30–31. Albani: Vlottschiff. 1442.

     30. Kunt sy, dat van doede wilne Cristgin Struysgins anerstorven ind gevallen is eygendom eyns huys genant zom yseren Gadom, up Santkuylen geleigen, untgaen dem Stilken oever, we dat geleigen is, Belen, synre eliger doichter, van yem ind Coenen, syme eligen wyve, noch levendich geschaffen … so dat die vurgenante Bele mit Gotschalk kesselsleger, yrme eligen manne, den vurgenanten eygendom des huys zom yseren Gadom mit reichten behalden, keren ind wenden moegen, in wat hant sy willen … Datum anno millesimo quadringentesimo xl secundo, in profesto Catherine virginis.

     31. Kunt sy, dat Coene vurschreven mit willen ind stedehalden Goebel Smaltzman, nu yrs eligen mans, yre lyfzuycht, vort Gotschalk kesselboetzer [sic] ind Bele, syn huysfrauw, eygendom eyns huys genant zom yseren Gadom up der Santkuylen vurschreven … gegeven ind erlaissen haint den eirsamen vursichtigen heren burgermeistern ind raede der steide Coelne mit reichte mit dem meysten parte zo behalden, zo keren ind zo wenden, in wat hant sy willen, behalden dem erflichen zynse ind mallich syns reichtz. Datum ut supra.

32. Urkunde im Besitz des Verfassers. 1461.

     Wie Gotschalk van Monheym ind Bele, syn elige wyf, elige dochter wilne Cristgyns Struyssgyns ind Coenen, elude, den beyden got gnade, doen kunt ind bekennen vur uns ind unse erven, dat wir upgeburt ind untfangen hayn van den eirsamen vursichtigen unsen gnedigen lieve heren burgermeistern ind raide der steide Coelne up yrre steide rentkameren drissich koufmansgulden zo sulchem gelde, as wir in vurzyden van deser selver sachen weigen vur untfangen hayn, as van deme koufe eyns huyss genant zo yseren Gaedoem up Santkuylen geleigen, untgayn deme Stilken oever, wie dat geleigen is, daran unse heren vurschreven geschreven synt nae ynnehalde des schryns zo sent Albane, ind unse heren vort in yre danzhuyss genant Gurtzenich boyven muyren haynt doen buwen. Ind wir Gotschalk ind Bele, elude, vurschreven sagen darumb die vurgenanten heren burgermeisteren, rait ind yre stat ind gemeynde van Coelne van deme koufe des vurschreven erfs ind so wat daran treffende is, genzlichen loss ledich quyt ind waile bezailt sonder argelist … [79] Gegeven im jaire uns heren duysent vierhondart [sic] ind eynindseeszich up gudenstag, vunfzienden dag in deme maende aprille.

33. Albani: Brandenburg. 1445.

     Kunt sy, dat Rutger van Gymenich, vurgenger ind procuratoir abdissen ind conventz des goitzhuys zo sent Claren in Coelne, … dat huyss genant zome Hirtzelyne ind dat huyss dem alre neeste geleigen zo der kirchen wert zo sent Albaen … gegeven ind erlaissen hait unsen heren vamme raede der steide Coelne … Datum anno mccccxlv, die veneris post dominicam Judica.

34. Rathsprotokolle, Bd. II. 1452.
Danzhuys.

     Up maendach na des heiligen sacramentz daige haint unse heren vamme raide eyndrechtlichen verdraigen, dat van nu vortan as die burgermeistere jairs yren dienst of essen halden soilen, so soilen sy dat essen of dienst halden up dem nuwen unser heren huyse boyven muyren ind unse heren haint dat selft den rentmeisteren doin sagen ind mit bevoylen, taefelen, benke ind ander gereitschaft darzo doin zo machen. Vorder soilen diegene, die burgermeistere werden, dislachen, kussen ind dat selft, dat sy doch anders wae gewoenlichen plient zo haven ind zo besorgen, bestellen. Concordatum referentibus Johan Koelgyn et Herman van der Gans anno mcccclii, die predicta (feria sexta post penthecostes).

35. Rathsprotokolle, Bd. I. 1409.
Van dem essen as man dat sacrament dreegt.

     Yd sy zo wissen, dat unse heren zerzijt vamme raide oeverdragen hant as van dem essen up den dach, as man dat hillige sacrament jairs umb die stat pliet zo dragen, dat unse heren asdan by den ander blyven up yrme raithuse, ind dat essen ind mailzijt alda zo halden ind zu haven, umb dat unse heren anders nyemand besunder moeden of kroeden durfen. Ind van den gerichten zer selver zijt ys unser heren meynonge, dat man luyterdrank geve, as dat gewoenlich is, vort yekligen manne eyn schuttel moys ind eyne gude schuttel mit salmenkloessen. Item zom anderen gange yederman eyne schuttel rys ind zwen mannen eyne schuttel mit galentinen ind darby salmen gebraiden, of kan man den salmen niet gehaven, so mach man gebraiden rumpe myt vornen darvur geven, ind darna keese ind eppel. Alsus sal ment halden, of mant haven mach, of anders, wie yd zo der zijt der mart geeft, na raide ind gutdunken der kuchenmeyster zo der zijt. Ouch hant unse oeverdragen, so wat oeverblyft van eyncherley spysen, dat dat dye kuchenmeister umb got solen geven, ind darinne dat beste proeven. Vort sy zo wissen, dat unse heren jairs plient zo bidden, myt yn zo essen, yrre stede paffen, dye raitzrychter, dye gewelderychter, heren die burgermeister geweyst synt, vort die weigemecher ind den ritmeyster. Wulden unse heren zo eynger zijt yemand me han, den moechten sy myt doin bidden. Scriptum feria sexta ante festum nativitatis sancti Johannis Baptiste (anno mccccix).


[80]
Universitäts-Buchdruckerei von Carl Georgi in Bonn.

  1. Günther, Codex dipl. Rheno-Mosellanus I, Nr. 193, S. 411–416.
  2. Lacomblet, Urkundenbuch I, Nr. 536, S. 373.
  3. Ebendas. II, Nr. 1009, S. 593–594. Ennen (Quellen z. Gesch. d. Stadt Köln III, Nr. 420, S. 403) theilt eine Urkunde vom 8. Oktober 1295 mit, welche diesen „Everhardus dictus de Gurtzenich“ ebenfalls civis Coloniensis nennt.
  4. Name eines bei Düren gelegenen Dorfes mit einer alten Ritterburg.
  5. Nebst ihrem Sohne Arnold ist der „Helswindis de Giemenich, vidua religiosa“ auch in dem Dialogus miraculorum des Caesarius von Heisterbach (Strangesche Ausgabe I, p. 362) gedacht. Die Annales Colonienses maximi, auch Chronica regia oder Chronica Godefredi Coloniensis genannt, kennen den Arnoldus de Gimmenich beim Jahre 1228 als einen streitbaren Mann und Anhänger Kaiser Friedrichs II., der mit dem Reichsvogt von Aachen den dem Kaiser feindlichen päpstlichen Legaten zur Flucht nöthigte.
  6. In der vorhin bezogenen Urkunde des Erzbischofs Bruno III. von 1192 erscheinen neben Herimannus de Gorzenic auch Godescalcus de Patberch et filius eius Godescalcus als Zeugen.
  7. Bei Fahne (Gesch. d. Köln. Geschlechter I, S. 104 u. 128) sind diese Personen in den Stammtafeln der Frechen und Gymmnich in einen genealogischen Verband gebracht, dem man nicht in allen Theilen wird zustimmen können.
  8. Die 1499 gedruckte Chronik zählt die „vam Ghyre“ zu den ersten fünfzehn alten Geschlechtern, welche mit Kaiser Traian aus Rom nach Köln gezogen seien.
  9. Gesch. d. Köln. Geschlechter I, S. 112.
  10. Er war belehnt mit dem Haus des Herzogs von Brabant zu Köln in der Strasse am Hofe und führte daher den Beinamen de domo ducis.
  11. Gesch. d. Köln. Geschlechter I, S. 172.
  12. Unrichtig ist die Angabe Ennens (Gesch. der Stadt Köln III, S. 1007), dass die Gebrüder Dynslachen (Dinslaken) das Erbe Gürzenich an die Stadt Köln abtraten.
  13. Auch Ennen hat in seinen Mittheilungen über das Haus Gürzenich (Gesch. der Stadt Köln III, S. 1008–1009) auf diese Urkunde Bezug genommen und eine lange Stelle aus derselben abdrucken lassen, nicht aber den ersten Theil, der doch allein ihren Zweck und ihre Beziehung zum Haus Gürzenich darlegt. – Der Konvent ist wohl derselbe, von welchem in der Schrift von Dr. J. B. Haass (Die Konvente in Köln und die Beghinen S. 40) aus einer Urkunde vom Jahre 1366 die Stelle vorkommt: „Johannes de Mumbersloch et Wilhelma, eius uxor, donaverunt et remiserunt conventui Beginarum vocato Vrauen Mechtilde Convent, sito op Santkulen in opposito domus Quattermarkt . . .“ Ausserdem bestand auf der Sandkaule später noch ein Konvent, welcher in der Koelhofschen Chronik bei Aufzählung der „geistlichen Plätze binnen Köln“ unter den Versammlungen, Innungen und Beguinen-Konventen als 1499 vorhanden aufgeführt wird: „ein Convent auf der Sandkaule“. Diesen Konvent kennen selbst die gedruckten Adressbücher aus dem letzten Dezennium des 18. Jahrhunderts noch. Auch in der nahen Landskronengasse war ein Konvent. Die Chronik nennt ihn „ein Convent in der Kronengasse zum Lämmchen“. Ich finde desselben auch in einer Schreinsurkunde von 1439 (Albani, Vlottschiff) erwähnt, womit die Zunft Eisenmarkt das „groisse huys genant Sternenberg, geleigen up Santkuylen zo der Lantzcronengassen wert ind dat cleyn huys ind hoifstat, geleigen hinden by deme convente der Bagynen in der Lantzcronengassen“ erwirbt. Als „zerzijt gaffelmeistere der gaffelgeselschaff gemeynlichen van dem Yserenmarte“ sind „die eirsame lude her Mathys Walrave ind Luyffarde van Schyderiche“ genannt. Die Herren vom Eisenmarkt bildeten eine der Ritterzünfte; zuletzt war ihr Zunfthaus am alten Ufer Nr. 15 (alte Nr. 2858).
  14. In seinem Aufsatz „Der Gürzenich“, im Feuilleton der Kölnischen Zeitung von 1842, Nr. 258 u. 259.
  15. Ein älterer Chronist, dessen Aufzeichnungen in Bd. II der Chroniken der niederdeutschen Städte mit der Ueberschrift: „Dit is die Coronica zo Collen“ abgedruckt sind, bemerkt beim Jahre 1441 (S. 184) in knapper Fassung: „In dem selven jair begunte de stat Coelne dat dantzhuis zo machen boven muiren.“ Die jetzige Martinsstrasse nannte man noch im 18. Jahrhundert „Oben-Mauren“.
  16. Prof. Mohr hat in seiner eben erschienenen Schrift: Köln in seiner Glanzzeit S. 242–249 auch dem Tanzhaus Gürzenich einen kleinen Aufsatz gewidmet und darin die Ansicht ausgesprochen, dass dieses Ziegelstein-Füllwerk [15] seit römischer Zeitrechnung die erste nachweisbare Wiederverwendung dieses Materials sei. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer für die Jahre 1370–1380 (Stadtarchiv) enthält jedoch schon eine Menge Positionen, welche die Beschaffung von Ziegelsteinen (Tzeilsteyne) betreffen. Am Mittwoch nach dominica sacramenti 1379 findet sich auch der Ziegelbäcker Johann genannt. In den Rathsprotokollen findet man beim Jahre 1411 eine interessante Eintragung „Von den Zielsteynen“. Es waren damals Klagen eingelaufen, dass die Ziegelsteine nicht mehr in herkömmlicher Weise formirt und gebacken würden. Der Rath verordnete, dass die Ziegelbäcker zum alten Brauch zurückkehren sollen, so dass 4 Ziegelsteine eines Fusses Dicke, jeder einzelne eines Fusses Länge und zwei eines Fusses Breite haben müssten. Dem Stadtwerkmeister Clais wurde die Beaufsichtigung auf seinen Eid anbefohlen.
  17. Sie sind neu angefertigt in ärmlicher Plumpheit; die alten waren kunstreich und schön.
  18. Das Holzfahrtsfest wurde in frühern Jahrhunderten öffentlich gefeiert. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts finde ich dasselbe sogar einmal auf das Gebiet der Heiligkeit versetzt. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer für die Jahre 1370–1380 erwähnt nämlich im Jahre 1375, am Tage „dominica post octavas penthecostes feria quarta post“ einer Ausgabe von 49 Mark 4 Schillingen, welche „unsere Herren am Tage der heiligen Holzfahrt (in die sancti holzfart)“ gemacht.
  19. „Aureus scriptus versiculus“ sagt Winheim in seinem Sacrarium Agrippinae (Ausg. v. 1736) p. 2. Der Wortlaut wird mit Varianten angegeben.
  20. Nach anderer Angabe hat das äussere Gebäude eine Länge von 174 Fuss und eine Breite von 76 Fuss 1 Zoll; der Saal dagegen 168 Fuss 6 Zoll Länge, 70 Fuss 7 Zoll Breite und 24 Fuss Höhe im Lichten.
  21. Es finden sich hier zugleich recht beherzigenswerthe Bemerkungen über die bei der Herstellung des Gebäudes mehrfach übel angewandte Sparsamkeit.
  22. Köln und Bonn mit ihren Umgebungen (Köln 1828, bei J. P. Bachem) S. 93–94. Die kunstgeschichtlichen Angaben rühren hier fast ausschliesslich von M. J. De Noël her.
  23. Diplomatische Beiträge zur Geschichte der Baumeister des Kölner Domes S. 36.
  24. Geschichte der Stadt Köln III, S. 64.
  25. Geschichte der Stadt Köln III, S. 1009–1010, mit Berufung auf die Kopienbücher im Stadtarchiv.
  26. Der Bürgermeister waren sechs. Zwei führten ein Jahr lang gemeinsam die Regierung und hiessen dann die regierenden Bürgermeister, zwei standen der Freitags-Rentkammer und zwei der Mittwochs-Rentkammer vor. [21] Sie lösten sich in diesen Funktionen ab und zwar jährlichs im Juni am Tage der Geburt des h. Täufers Johannes.
  27. Auch bei den Zünften wurde der Ausdruck für das Festessen gebraucht, welches die zu Zunftmeistern (Vorstehern) oder Rathsherren erwählten Personen der Verbrüderung zu spenden verpflichtet waren.
  28. Sehr interessant ist ein gedruckter Einladungsbrief, den Bürgermeister und Rath von Köln im Jahre 1501 an die Schiessgesellen der Armbrust- und Büchsenschützen anderer Städte erliessen. Er ist in Fahnes Forschungen auf dem Gebiete der rhein. u. westphäl. Geschichte, Heft II, S. 106–112 vollständig abgedruckt. Das Stadtarchiv bewahrt ein Exemplar des Originals.
  29. Ein Rathsschluss vom 21. Juli 1536 lautet: „Item den wynmeisteren erleubt und befoilen, den schutzen uf den Neumart in dem gemeynen schiessspyl umb des adels und uiswendigen mans den wyn zu schenken, wie van alders gewoenlich.“
  30. Zwei gleichnamige Meister Hermann Pentelynck, Vater und Sohn, [23] standen nacheinander als Glaser und Glasmaler im städtischen Dienste. Der jüngere hat von 1521–1533 fünfmal die Malerzunft im Rath vertreten.
  31. Einen weit ausführlichern Bericht hat Ennen in einem Aufsatz: Die Anwesenheit hoher Gäste in der Stadt Köln, mitgetheilt. Die obige Stelle der Chronik ist nur eine etwas wortreichere Wiederholung aus den von Cardauns herausgegebenen Kölner Jahrbüchern in Bd. II der Chroniken der niederdeutschen Städte S. 184. Auch dort ist der St. Albanstag für den Einritt angegeben und der Heiligenkalender setzt diesen Tag auf den 21. Juni. Eine Anmerkung von Cardauns bestimmt jedoch den 22. für den Einritt, den 25. für die Huldigung.
  32. Pfaffen und Pfaffschaft nannte man damals die Weltgeistlichen. Der Ausdruck war allgemein gebräuchlich und hatte nicht das mindeste Verletzende.
  33. Kaiser Friedrichs „Privilegium auff die Müntz binnen der Statt Cöllen“ datirt vom 15. Januar 1474 und ist, in deutscher Spräche, in die „Statuta vnd Concordata der H. Freyen Reichs Statt Cölln“ S. 139–141 der zweiten Abtheilung aufgenommen.
  34. Der Erzbischof wollte seine Stellung und seine Ansprüche mit den Waffen behaupten und hatte sich zu dem Zweck mit Karl dem Kühnen von Burgund verbündet und ihn gegen sein Domkapitel und die Stände mit kriegerischer Macht ins Kölner Land gerufen. Vergebens waren alle Bemühungen des Kaisers geblieben, einen Vergleich zu Stande zu bringen.
  35. Durch einen Druckfehler hat die Chronik hier „Anno dni. M.CCCC.lxx“.
  36. „Druytzyendach“, decimus tertius dies a natali domini – also das Dreikönigenfest. Vgl. J. G. Scherzii Glossar. german. medii aevi p. 254.
  37. „Van sent tervilhilligen“, d. h. zu den vielen Heiligen oder ad sanctas virgines? mit Beziehung auf die 11 000 Begleiterinnen der h. Ursula. An andern Stellen hat die Chronik „zo sent triuilgen“ und „Sent der vill hilligen“ (Bl. 51a u. 315b). Schon ihr Verfasser rügt die wunderlichen Entstellungen mancher Kirchennamen, die sich der Volksmund in Köln gestatte. „Ich enkunde zo dem eyrsten niet wissen, wat namen dat waren off wair vp dat gynge …“ Die Stelle scheint zugleich zu beweisen, dass der Chronist kein geborener Kölner gewesen ist.
  38. 1481, gegen Ende Juni, wohnte der Erzherzog den Vermählungs-Festlichkeiten des Herzogs Wilhelm von Jülich und Berg mit Sibylla, der Tochter des Markgrafen Albrecht von Brandenburg, zu Köln bei. Im Felde vor dem Severinsthor war das Brautpaar zusammen gegeben worden, in einem goldenen Wagen war die Markgräfin angelangt, von vielen edeln und schönen Jungfrauen begleitet, und zahlreiche Fürsten und Herren waren als Gäste anwesend. Der prachtvolle Zug begab sich zum Altenberger Hof (Johannisstrasse Nr. 44, jetzt Kaserne), wo die Hochzeit gehalten wurde. Die Festlichkeiten währten drei Tage, „sehr köstlich mit Stechen, Tanzen und anderem“.
  39. Jetzt Altenmarkt Nr. 26, dem Rathhaus gegenüber. Das Häuserverzeichniss in Kreuters Wanderung durch das mittelalterliche Köln, Heft VII, S. 4 nennt beim Altenmarkt Nr. 26 „Winand Schlegt dass Hauss zur Ehren bewhonet und eigenthumbner desselbig“.
  40. Gelenius (De adm. magn. Col. p. 243) gibt den 5. – 21. Januar für die Dauer des Aufenthalts an, während der Agathentag auf den 5. Februar fällt. Eine Note von Cardauns in den Chron. d. nd. Städte III, S. 864 weist darauf hin, dass die Kölner Urkunden Friedrichs den von Gelenius angegebenen Zeitraum umfassen. Am 31. Januar war der Kaiser schon in Frankfurt.
  41. Cardauns ermittelte Freitag den 31. März als Tag des Einritts. Chron. d. nd. Städte III, S. 865, Anm. 2.
  42. In manchen Abdrücken lautet dieser Satz ganz anders: „Ind risch as der konynck aff gevallen was, spranck der Paltzgreue van syme hengste tzo dem konynck ind halp yn widder vp boeren vp syn pert.“ Dies wird eine nachträgliche Korrektur sein, die den Vorfall wahrhaftiger und auch natürlicher darstellt. Auf demselben Blatte finden sich noch viele Textvarianten, worüber Cardauns S. 215–216 der Einleitung zur Koelhofschen Chronik in den Chron. d. nd. Städte, Bd. II nachzusehen ist.
  43. Ueber das Haus Quattermart, die domus publicorum conviviorum, westwärts dem Hause Gürzenich gegenüber gelegen, vgl. meinen Aufsatz in Heft XX der Annalen des hist. Vereins.
  44. Es geschah erst Ende Oktober. Chmel, Regesten Nr. 8322.
  45. Ein Jurist von europäischer Berühmtheit, aus dem alten edeln Geschlecht de Cervo in Köln. Seinen Tod führt die Chronik bei dem Jahre 1495 als ein Ereigniss besonders an: „In demselben Jahr starb Herr Johann von Hirtz in Italien zu Pavia.“ Vorhin (Bl. 100a) berichtete sie von ihm, mit Beziehung auf die Marienkirche im Kapitol: „Auf der linken Seite hat im Jahre des Herrn 1493 eine allzu köstliche Kapelle machen lassen der wohlgeborene und hochgelehrte Herr, Herr Johann von Hirtz, Doktor in geistlichen und kaiserlichen Rechten, vormals Ordinarius in jure canonico in Decretalibus in der sehr berühmten und heiligen Universität der heiligen Stadt Köln und auch nachmals Bürgermeister daselbst.“ 1489 und 1492 hat er den Regierungsstab geführt.
  46. Als sie im Jahre 1511 gestorben war, veranstaltete der Rath von Köln eine Begängnissfeier ihr zu Ehren in der Stiftskirche von St. Marien im Kapitol. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer enthält beim 4. Juni eine Beschreibung. Schon im März war eine einfachere Trauerfeier in der Rathskapelle vorhergegangen, worüber das genannte Buch meldet:
    „Anno etc. undecimo, feria quarta, quinta martii.
    Capella. Wapen. Item gegeven dem meler vur lvi wapen zo begenkniss frauwen Blancka Marien, Romischer keyserynnen, yder imr, facit…lvi mr.“
  47. Die Stiftskirche Maria ad gradus.
  48. An der hohen Schmiede hiess der Strassentheil zwischen Hochstrasse und Unter Fettenhennen, da wo jetzt die Wredesche Apotheke (Nr. 147) steht.
  49. Das nun Folgende ist in der ganzen Ausführlichkeit des Fuckerschen [40] Berichts gehalten. Ein Abdruck befindet sich in der Bibliothek des Verfassers dieser Abhandlung.
  50. Fürst-Abt von Kempten?
  51. Darauf folgt in dem Fuckerschen Büchlein noch die Schlussschrift: „Versammelt ind gemacht durch mich Mertin Fucker eyn armer Diener eyns wirdigen Raits der heiliger Statt Coellen, und sal eyn jeder wissen, dat ich dyt Boechelgyn niet anders gesatzt hain dan waer is, ouch dan ich selffs gesien hain. Getruckt zu Coellen 19. September 1505. ENDE.“
  52. Johannes von Müller, Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft, am Schluss.
  53. Reliquien von Albrecht Dürer (Nürnberg, Campe, 1828) S. 102.
  54. Von verschiedenen neuern hiesigen Schriftstellern wird berichtet, dass diese Wahlverhandlung auf dem Gürzenich-Saal stattgefunden habe, und man beruft sich dabei sogar auf die Chronik von Surius. Bei diesem lese ich jedoch Folgendes: „Anno 1531 pridie Epiphaniae Domini Ferdinandus Coloniae in primario templo, ubi trium beatissimorum Magorum corpora condita asservantur, Electorum principum suffragiis creatus est Romanorum rex et die 11. mensis Januarii Aquisgrani coronatus.“ (Commentarius brevis rerum in orbe gestarum, per Laurentium Surium Carthusianum, Coloniae 1574, p. 205.)
  55. Fuchs, Topographie von Köln. Handschr. im Kölner Stadtarchiv.
  56. Ennens Aufsatz: Die Anwesenheit hoher Gäste in der Stadt Köln (Bellettr. Beilage zu d. Köln. Blättern 1863, Nr. 178–180).
  57. Im weitern Verlauf stellen die Pächter drei Bürgen für die richtige und pünktliche Ableistung der Zahlung „up yrre steide rentkamer“
  58. De admiranda magnitudine Coloniae p. 402.
  59. Bei Raschdorff, Das Kaufhaus Gürzenich 1863, S. 2 ist unrichtig der Monat April angegeben. Der Text des schön ausgestatteten Buches ist leider reich an historischen Verstössen und auch die bildlichen Darstellungen gehen mehrfach von der Wirklichkeit ab.
  60. Das schadhafte äussere Mauerwerk wurde erst 1822 durch den Baumeister Butz restaurirt.
  61. Der Katalog, 24 Seiten nebst 8 Seiten Nachtrag, erschien gedruckt bei J. P. Bachen.
  62. Die Programme des Komités, sowie gleichzeitige Festberichte in Tagesblättern sind zu den obigen Mittheilungen benutzt worden.
  63. Vgl. Der Gürzenich-Bau in Köln, in der Kölnischen Zeitung 1855, Nr. 131 u. 132.
  64. Vordem, bis um 1830, hatten sie in dem grossen Saal des jetzigen Hôtel du Dome (Dom-Hotel) auf dem Domhof bestanden. Man nannte sie [67] ursprünglich Familien-Konzerte, weil sie von einer Anzahl ausgewählter kunstliebender Familien in engerm Abschluss ausgegangen waren.
  65. Offenbar irrig statt „Arnoldus“, was sich auch am Schluss zeigt.
  66. An den verschiedenen mit Punkten versehenen Stellen sind die Namen offen gelassen.
  67. Es ist auffallend, dass Helswindis hier „de Frechene“ genannt wird, während sie bei Caesarius von Heisterbach „de Giemenich“ heisst. Fahne (Köln. Geschlechter I, S. 104) nennt sie „Helsw. v. Gymnich von Vrechen“.
  68. Es fehlt eine abgerissene Stelle.
  69. Am Rande dieser Eintragung ist das Wappen Ritter Scherfgins gezeichnet: zwei rechtsschräge schwarze Balken in weissem (silbernem) Felde.
  70. Er war ein wohlhabender Goldschmied. „Synart van Ghynt, goiltsmede, ind Jutghin, syne elige huysfrouwe“ kommen wiederholt in den Schreinsbüchern als Häuser- und Rentenbesitzer vor. Synart war auch Rathsherr, zuerst im Jahre 1442, zuletzt 1454.
  71. Ennen (Gesch. der Stadt Köln III, S. 1007) lässt „die Eheleute Peter und Druytgen von dem Blasbalge im November 1440 dem Rathe ihr Achtzehntel und ein Drittel zweier Zehntel“ der Schmiede verkaufen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. 'kaufen' wurde ausgestrichen und durch 'leihen' handschriftlich am rechten Seitenrand ersetzt