Heimstätten für Genesende

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Titel: Heimstätten für Genesende
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aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 20
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[20] Heimstätten für Genesende. Es ist ein schwerer, schier endlos scheinender Kampf, den die menschliche Barmherzigkeit gegen menschliches Elend ficht; aber die guten Geister, die auf dieser Wahlstatt gegen die düsteren Schemen Krankheit, Hunger, Noth und Schwäche ringen, sie lassen den Muth nicht sinken, ihr hochherziger Eifer erlahmt nicht, und mit immer neuen Waffen erscheinen sie auf dem Plane, dem Feinde den Sieg zu entreißen.

Solch eine neue Waffe sind die Heimstätten für Genesende. Zwar eine ganz neue Erscheinung sind sie auch bei uns in Deutschland nicht mehr. Schon vor mehr als dreißig Jahren hat der „Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger Rekonvaleszenten“ in München die erste Anstalt dieser Art ins Leben gerufen, eine andere in Frankfurt a. M. folgte, und das berühmte „Lovisa-Hospital“ in Ruprechtsau bei Straßburg, die Gründungen der Johanniter in Lichterfelde, Heinersdorf und Blankenburg, die Schwabesche Stiftung für Leipzig, das „Adelenstift“ in Bremen und ein Heim in Nürnberg erweiterten die Zahl in erfreulichster Weise. Aber immer noch sind das erst Anfänge, kühne, hochherzige Beispiele, deren Nacheiferung im weitesten Maße unsere Aufgabe und die der kommenden Geschlechter bleibt.

Denn in der That, es ist etwas Schönes und Gutes um diese Heime! Allüberall sorgen Krankenhäuser und Krankenkassen dafür, daß dem Kranken, auch dem bedürftigsten, ärztlicher Rath und sorgsame Pflege zu theil werde. Der Segen, der durch diese Einrichtungen gestiftet wird, liegt auf der Hand. Aber noch ist nicht alles erreicht. Das Krankenhaus muß den Pflegling entlassen, wenn das eigentliche Leiden gehoben, die Gefahr für das Leben beseitigt ist. Die völlige Wiederherstellung der Kräfte kann in seinen Mauern nicht abgewartet werden.

Aber auch nicht zu Hause. Denn wir wissen alle, daß gerade die Wohnungen der Bedürftigen zuletzt danach angethan sind, einem eben erst von schwerem Krankenlager Erstandenen die Bedingungen einer raschen und sicheren Erholung zu bieten.

Und da öffnen nun die Heimstätten für Genesende ihre Pforten. Sie bieten Licht und Luft, gesunde Kost und gesundes Leben – und bald wird der geschwächte Körper seine volle Kraft und Leistungsfähigkeit für den mühevollen Kampf ums Dasein wieder errungen haben.

Das ist die Aufgabe der Genesungsheime – sie sind die sinngemäße Ergänzung der Krankenhäuser.

Mit Freuden haben wir darum das Vorgehen der „Freien Vereinigung sächsischer Ortskrankenkassen“ begrüßt, welche es unternommen haben, solche Heime in größerer Zahl zu errichten. Ihre regelmäßigen Einkünfte reichen dazu freilich nicht aus. Aber gewiß verlassen sie sich nicht umsonst auf die Mildthätigkeit der Bewohner Sachsens, und auch wir unterstützen gerne ihre Bitte, Beiträge zu dem menschenfreundlichen Werke an irgend eine der sächsischen Ortskrankenkassen einzusenden, zugleich auch in der Hoffnung, daß die von diesen Kassen gegebene Anregung in weiteren Kreisen unseres Vaterlandes nicht ohne Nachfolge bleiben werde.

Wie sagt doch Esajas Tegnér einmal in seiner Frithjofs-Sage? „Was edel ist und recht, das ist nothwendig!“