Herbstlandschaft in Holland

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Titel: Herbstlandschaft in Holland
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aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 769, 771
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[769]

Herbstlandschaft in Holland.
Nach dem Oelgemälde von Hans Herrmann.

[771] Herbstlandschaft in Holland. (Mit Illustration S. 769.) Kennen Sie Holland, mein Freund? Nicht? Das ist gut, denn es steht Ihnen trotz der vielgerühmten Schweizer Berge ein Genuß bevor, der zwar sich mit der großartigen Wirkung des Hochgebirges nicht messen kann, aber an still-inniger Befriedigung jene übertrifft und dem denkenden Reisenden außerdem ein originelles Kulturbild gewährt. Gehen Sie nach Holland, mein Freund, zur Zeit, da das Birkenlaub fällt, und wenn Sie einige Meilen westlich von Meppen den ersten holländischen Gruß mit seiner gemüthswarmen Tonfärbung in Moll erhalten, dann öffnen Sie Herz und Sinne. Nicht überall ist Holland ein Blumengarten oder ein in saftigem Grün und goldigen Saaten prangendes Gefilde. Wie an den Küsten jenseit der das Land schützenden Deiche und Dünen mageres Sandland sich dehnt, so zieht sich auch längs der binnenländischen Grenze ein minder gesegneter Gürtel vom Dollartbusen nach Süden herab. Langsam mögen Sie die Provinz Drenthe durchwandern. Was eine Flachlandschaft an Reizen bieten kann, werden Sie dort erschauen und empfinden. Wenn nach einem regnerischen Tage, wo die Schafe auf der Heide sich zitternd an einander drängten und dichte Nebel aus Moor und Birkengebüsch aufstiegen, die Sonne zum Abschiedsgruß den Wolkenvorhang zerreißt und gluthrothe Lichter über das braune Moor und die schmalstreifigen Ackerfelder wirft, dann erglänzt die Erde wie eine heiter geschmückte Matrone. In den Heideglöckchen perlen Regentropfen gleich Millionen Diamanten, aus den Birkenzweigen flattern Vöglein zum Abendfluge auf, dicht über dem Horizonte ruht der glühende Sonnenball. Das Mädchen mit der sauberen holländischen Kappe über dem Haar und den ungeschlachten Holzschuhen an den Füßen bringt Ihnen gern ein Glas Milch heraus und plaudert ein Wörtchen. Ein gesundes, frisches, herzhaftes Mädchen! Es lacht der Sonne entgegen und fragt: „Ist unser Holland nicht schön?“ Dann hängt es den Eimer ein, und knarrend fährt der Baum des Ziehbrunnens in die Tiefe. Achten Sie, mein Freund, auf das wunderbare blaue Auge der Holländerinnen; es ist so klar, so unergründlich wie die kleinen, dunklen Seen im Moor.