Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Friedrich Gotthard von Bülow
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[88] Nr. 98. Im Anschluß an Fr. d. Gr. Dresdner Aufenthalt im Dezember 1745 mag auch das Haus Erwähnung finden, in dem am Ende des zweiten schlesischen Krieges in unserer Stadt der Friede abgeschlossen wurde.
Als Bevollmächtigte waren dabei tätig von Sachsen der Geh. Konferenzminister Baron Friedrich Gotthard v. Bülow und der Vizekanzler Graf von Stubenberg; von Preußen der Premierminister Graf v. Podewils und der Geh. Rat v. Vockerodt; schließlich von Österreich der kaiserliche Rat Graf v. Harrach. Für die am 22. Dezember des erwähnten Jahres beginnenden Verhandlungen ordnete der sächsische Hof an, daß die Bevollmächtigten im Hause Bülows zu speisen hätten, damit die Beratungen möglichst wenig unterbrochen würden. Der Königl. Zehrgarten lieferte die Lebensmittel, die Kellerei Weine und Gläser, die Silberkammer das Silberzeug und das Porzellanlager das Porzellangeschirr; dagegen mußte der Gastgeber für das nötige Tischzeug, sowie für Messer, Gabeln und Löffel selbst sorgen. Nach dreitägigen Verhandlungen[WS 1] erfolgte am 24. Dezember in Bülows Wohnung die Unterzeichnung des Friedensvertrages.
Diese Wohnung befand sich nach den Adreßbüchern von 1738 und 1740 auf der Pirnaischen Gasse im Hause des Oberküchenmeisters Freiherrn Adolf v. Seyffertitz. Es ist notwendig, bei den etwas verwickelten Verhältnissen auf die Geschichte dieses Gebäudes etwas näher einzugehen.
Auf seinem Raume standen seit dem 16. Jahrhundert zwei aneinander gebaute, aber nicht getrennte Häuser. Die Schauseite des einen grenzte an die Moritzstraße, die des anderen an die Pirnaische Gasse. Besitzer dieses Doppelgrundstückes waren seit dem Ausgange des 16. Jahrhunderts bis 1709 die sächsischen Kanzler Haubold v. Einsiedel und Dr. Nicolaus Crell, dann der kurfürstliche Rat und Geh. Kammersekretär Moser (Moßer), der kaiserliche Reichsrat und Kämmerer Reichsgraf Wilhelm Kintzky auf Töplitz und seine Erben, hierauf die Freiherren v. Rechenberg. Als der Falkenmeister Gottlob Adolf Graf v. Beuchling (Beichling), der Bruder des Großkanzlers Wolfgang Dietrich Graf v. B., 1709 das Grundstück käuflich erwarb, ließ er laut Kaufbuch 1747 Bl. 367 beide Häuser abbrechen und wieder „durcheinandergehend“ neu aufbauen. Dieser Umstand erklärt es, daß in den Kaufbüchern die Angaben [89] über diesen Dopelbau von einander abweichen. So heißt es 1715: „Haus auf der Moritz Straße und Pirnaischen Gasse“; 1729 nur: „Haus auf der Moritz Straße“; 1748: „Haus auf der Moritz Straße und Hinterhaus“. Nachdem Graf Beuchling 1715 gestorben war, ging sein Grundstück an seine Gemahlin, eine geb. v. Haxthausen, über. Später verheiratete sie sich wieder, und zwar mit dem Oberküchenmeister Adolph Freiherrn v. Seyffertitz, der zufolge der beiden Adreßbücher von 1738 und 1740 „auf der Moritzstraße in seinem Hause“ wohnte. Der scheinbare Widerspruch zwischen dieser Feststellung und der bereits mitgeteilten Angabe über die Wohnung des Geh. Konferenzministers Friedrich Gotthard v. Bülow – in den beiden Adreßbüchern fälschlicherweise Bühlau geschrieben – klärt sich sofort und leicht auf. Seyffertitz, durch seine Verheiratung mit der verw. Gräfin v. Beuchling in den Besitz von deren Doppelhaus gelangt, bewohnte mit ihr das an der Moritzstraße stehende Gebäude, während das dahinter befindliche Haus an der Pirnaischen Gasse an den Minister v. Bülow vermietet war.
Erwähnt sei nur noch, daß 1748 der Oberhofjägermeister Reichsgraf Carl Ludwig v. Wolffersdorf das beide Häuser umfassende bisher Seyffertitz'sche Grundstück in seinen Besitz brachte, es in der Mitte völlig trennen ließ und das an der Pirnaischen Gasse stehende Gebäude an die Gräfin v. Hoym verkaufte, während er das Haus an der Moritzstraße behielt und bewohnte. Nach den Geschoßbücherauszügen sollen die beiden bald zwei Jahrhunderte vereint gewesenen Gebäude bei der Beschießung Dresdens im Juli 1760 mit abgebrannt sein; wahrscheinlich aber sind die Umfassungsmauern in der Hauptsache stehen geblieben, und die Zerstörung hat im wesentlichen das Innere dieser Häuser betroffen. Seit ihrer Wiederherstellung bilden sie noch heute eine hervorragende Zierde unserer Stadt. Das Gebäude, in dem 1745 der Dresdner Friede abgeschlossen wurde, ist das Haus Landhausstraße 6 (O.-Nr. 198), früher Britisch Hotel, und den Bau an der Moritzstraße, jetzt 1 b (O.-Nr. 204) kennt man als Palais de Saxe.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Verhandhandlungen