Kreuzeswissenschaft/Vorwort

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VORWORT


Auf den folgenden Blättern wird der Versuch gemacht, Johannes vom Kreuz in der Einheit seines Wesens zu fassen, wie sie sich in seinem Leben und in seinen Werken ausspricht, – von einem Gesichtspunkt aus, der es möglich macht, diese Einheit in den Blick zu bekommen. Es wird also keine Lebensbeschreibung gegeben und keine allseitig auswertende Darstellung der Lehre. Aber die Tatsachen des Lebens und der Inhalt der Schriften müssen herangezogen werden, um durch sie zu jener Einheit vorzudringen. Die Zeugnisse kommen ausführlich zum Wort, aber nachdem sie gesprochen haben, wird eine Deutung versucht, und in diesen Deutungsversuchen macht sich geltend, was die Verfasserin in einem lebenslangen Bemühen von den Gesetzen geistigen Seins und Lebens erfaßt zu haben glaubt. Das gilt vor allem für die Ausführungen über Geist, Glauben und Beschauung, die an verschiedenen Stellen eingeschaltet sind, besonders in dem Abschnitt: Die Seele im Reich des Geistes und der Geister. Was dort über Ich, Freiheit und Person gesagt ist, stammt nicht aus den Schriften des hl. Vaters Johannes. Es lassen sich bei ihm wohl gewisse Ansatzpunkte dafür aufweisen. Ausführungen darüber lagen seiner leitenden Absicht fern und auch seiner Denkweise. Die Herausarbeitung einer Philosophie der Person, wie sie an den genannten Stellen angedeutet wird, hat sich ja erst die neuzeit­liche Philosophie zur Aufgabe gestellt.

Für die Beibringung der Zeugnisse leisteten gute Führerdienste die Bücher unseres P. Bruno de Jesu Maria, Saint Jean de la Croix, Paris 1929, und Vie d’Amour de Saint Jean de la Croix, Paris 1936, sowie Jean Baruzi, Saint Jean de la Croix et le Problème de l’Expérience Mystique, Paris 1931. Baruzi hat reiche Anregungen geboten. Im Verhältnis dazu ist wenig von ihm angeführt, weil es nicht möglich ist, sich ohne kritische Auseinandersetzung auf seine Ausführungen [2] zu stützen. Eine solche Auseinandersetzung lag aber ganz außerhalb des Rahmens der gestellten Aufgabe. Wer Baruzi kennt, wird die Spuren seines Einflusses entdecken und auch die Ansatzpunkte für eine Kritik. Zu seinen unbestreitbaren Verdiensten gehört der unermüdliche Eifer, mit dem er sich für die Erschließung der Quellen und ihre angemessene Auswertung eingesetzt hat; zu den fraglichen Punkten seine Auffassung, daß von den beiden handschriftlichen Fassungen, in denen uns der Geistliche Gesang und die Lebendige Liebesflamme vorliegen, die spätere – für die Liebesflamme möglicherweise, für den Gesang mit größter Wahrscheinlichkeit – als apokryph anzusehen sei, und daß wir vom Aufstieg und der Dunklen Nacht, bei denen die Überlieferung einheitlich ist, vermutlich nur die apokryphe und verstümmelte Fassung hätten. (Vgl. dazu in dem genannten Werk das I. Buch: Les Textes, S. 3 ff. und die Einleitungen zu den einzelnen Werken in der neuesten spanischen Ausgabe der Schriften: Obras de San Juan de la Cruz Doctor de la Iglesia, editadas y anotadas por el P. Silverio de Santa Teresia C. D., Burgos 1929 ff.)



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