MKL1888:Agāve

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Agāve“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Agāve“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 185186
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Agaven
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Agāve. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 185–186. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ag%C4%81ve (Version vom 27.12.2022)

[185] Agāve L., Gattung aus der Familie der Amaryllidaceen, langlebige Gewächse mit großen, fleischigen, rosettenförmig gestellten, am Rande dornigen Blättern, treiben einen bis 12 m hohen Blütenschaft, welcher aus der Mitte der Rosette sehr schnell emporschießt und eine kandelaberartige Blütenrispe mit oft an 4000 glockenförmigen, honigreichen und schön duftenden Blüten trägt. A. americana L. (Maguey, s. Tafel „Spinnfaserpflanzen“), aus Mexiko, kam aus Südamerika 1561 nach Europa, ist über ganz Südeuropa (nördlich bis Bozen) verbreitet, zum Teil verwildert, findet sich auch in Nordafrika, in [186] Madras, Maissur etc. Die Pflanze hat 1–2 m lange, oft über 20 cm breite und am Grund über 10 cm dicke, graugrüne Blätter, erreicht unter günstigen Verhältnissen in 6–10 Jahren ihre volle Entwickelung, blüht dann und stirbt nach dem Reifen ihrer dattelartigen Früchte ab, während zahlreiche Wurzelschößlinge, die man zur Vermehrung benutzt, hervortreiben. Bei uns in Gewächshäusern gelangt die A. oft erst nach 40–60 Jahren zur Blüte und wird deshalb häufig hundertjährige Aloe genannt. Die Pflanze besitzt einen sehr hohen Kulturwert und wurde schon von den alten Mexikanern angebaut. Sobald sie sich anschickt, ihren Blütenschaft zu treiben, schneidet man die Gipfelknospe heraus, so daß ein Kessel von 0,5 m Durchmesser entsteht. Dieser füllt sich 1–6 Monate lang täglich zwei- bis neunmal mit einem zuckerreichen Saft (8,8 Proz. Zucker, 0,3 Proz. Apfelsäure, 0,5 Proz. Gummi, 1 Proz. Eiweiß), welcher nach der Gärung in ledernen Säcken den Pulque, das Nationalgetränk der Mexikaner, darstellt. Eine Pflanze liefert bis 2000 kg Saft. Die Blätter der Maguey enthalten eine sehr feste Faser, welche auf einfache Weise gewonnen und als Aloehanf (Pita) in den Handel gebracht wird. Die Wurzel benutzt man in der Heimat gegen Syphilis. A. mexicana Lam. wird in derselben Weise verwertet, A. Sisilana in Yucatan liefert den Sisalhanf oder Hennequin. Von einigen Arten wird der Saft, nachdem er vergoren ist, zur Gewinnung von Branntwein destilliert. Bei uns werden zahlreiche Arten und Varietäten als Zierpflanzen gezogen (s. Tafel „Kakteen“).