MKL1888:Astrilds

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Astrilds“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 971972
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Astrilds. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 971–972. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Astrilds (Version vom 20.08.2021)

[971] Astrilds (dünnschnäbelige Prachtfinken, Astrilda), Vögelgruppe aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Webervögel (Ploceïdae) und der Unterfamilie der Prachtfinken (Spermestinae), schlank gebaute, kleine, mehr oder weniger kurzschwänzige und kurzflügelige Vögel mit mehr oder weniger gestrecktem Schnabel und bei den verschiedenen Geschlechten zuweilen ungleich gefärbtem Gefieder, leben in Afrika, Südasien und Australien, vorzugsweise in mit Gras und Buschwerk bewachsenen Ebenen, zum Teil in Dörfern und selbst in Städten, meist in zahlreichen Gesellschaften, fressen Grassamen und Kerbtiere und brüten zu Anfang des Frühlings ihrer Heimatsländer; sie bauen ein ziemlich kunstreiches, überwölbtes, mit seitlichem Eingang versehenes Nest und legen 4–7 kleine, weiße Eier, welche sie etwa 13 Tage bebrüten. Die Jungen verlassen in 3–4 Wochen das Nest und sind in wenigen Tagen selbständig. Die A. werden seit dem vorigen Jahrhundert in immer zunehmender Zahl nach Europa gebracht und sind sehr beliebte Stubenvögel. Sie übertreffen die verwandten Amadinen (s. d.) an Anmut der Gestalt und Bewegung, erfordern zwar eine sorgsamere Pflege, sind aber bei einer solchen kaum weniger ausdauernd und brüten noch leichter. Sie sind sehr gesellig und verträglich, lebhafter als die Amadinen und meist hübsch gefärbt. Sie singen nicht, doch geben manche, wie der Tigerfink, einige angenehme Töne von sich; bezeichnend sind ihre Liebestänze. Man füttert sie wie die Amadinen, gibt aber reichlicher tierische Nahrung. [972] Hervorzuheben sind: der graue Astrild (Habropyga cinerea Cab., s. Tafel „Stubenvögel“), in ganz Mittelafrika, schlank und zierlich, ungemein lebhaft, ausdauernd; das Helenafasänchen (Helenavogel, Wellenastrild, Fasänchen, H. Astrild Cab., s. Tafel „Stubenvögel“), im tropischen Westafrika, eingebürgert auf Madagaskar, auf den Maskarenen und auf St. Helena der häufigste Landvogel, sehr beliebt, aber weichlicher; das Orangebäckchen (H. Melpoda Vieill.), in Westafrika, sehr schön, äußerst zierlich, ausdauernd; der Dornastrild (australisches Fasänchen, H. temporalis Lath.), in Südaustralien und Neusüdwales, ruhig und still, weichlich; das Goldbrüstchen (Auroravogel, H. subflava Vieill.), in Afrika, besonders im Westen, sehr sanft und verträglich, zart, sehr beliebt; der Amarant (Blutfink, Karminastrild, Pytelia minima Vieill.), in Mittelafrika, nistet wie unser Sperling in den Hütten der Eingebornen, sehr schön, ruhig, zutraulich, ausdauernd, brütet leicht; der Rotbürzel (grauer Schönbürzel, P. coerulescens Vieill.), in Westafrika, prachtvoll, sehr beweglich und zierlich, zart; der Tigerfink (P. amandava L., s. Tafel „Stubenvögel“), in Südindien und auf den Sundainseln, sehr beweglich und verträglich, eine der schönsten Arten und ausdauernd; der Schmetterlingsfink (Bengalist, Blaubändchen, Uraeginthus phoenicotis Swns.), im innern Afrika, sehr schön gefärbt, ruhig, zarter; der Granatfink (U. granatina L.), in West- und Südafrika, sehr zart, fehlt gegenwärtig im Handel. Eine Gruppe allerliebster australischer Prachtfinken könnte ihres stärkern Schnabels halber auch zu den Amadinen gestellt werden, so: der Zebrafink (Zonaeginthus castanotis Gould, s. Tafel „Stubenvögel“), im Innern von Australien, von drolliger Beweglichkeit, zutraulich und liebenswürdig, ausdauernd, nistet am leichtesten von allen; der Diamantvogel (Z. guttatus Shaw), in Südaustralien und Neusüdwales, still, ruhig und zutraulich, zarter; der Gürtelgrasfink (Bartfink, Pfaffenvogel, Poëphila cincta Gould), in Ostaustralien, lebhaft, ziemlich ausdauernd, nistet leicht. Mehrfach sind in Vogelstuben Bastarde von A. gezüchtet worden, so vom Grauastrild und Helenafasänchen, Grauastrild und Orangebäckchen, Helenafasänchen und Schmetterlingsfink etc. Vgl. Ruß, Die Prachtfinken (Hannov. 1879).