MKL1888:Dipty̆chon

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dipty̆chon“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 1010
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Dipty̆chon. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 1010. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dipty%CC%86chon (Version vom 27.12.2022)

[1010] Dipty̆chon (griech.), eine aus zwei zusammengelegten Blättern bestehende Schreibtafel, die ursprünglich aus Holz gefertigt und mit Wachs überzogen war, bis sie der steigende Luxus aus Silber, Gold und Elfenbein verfertigte. Bestanden diese Schreibtafeln aus drei und mehreren Blättern, so nannte man sie Triptycha, Polyptycha etc. Prätoren, Ädilen und Konsuln bedienten sich der Diptychen zu öffentlichen Geschenken, was später nur noch den letztern gestattet wurde. In der alten christlichen Kirche wurden zunächst die Namen der Wohlthäter der Kirche in sie eingetragen und bei dem der Konsekration vorangehenden Gebet vom Diakon vorgelesen, während gegenwärtig der Priester bei dem „Memento Domine etc.“ im Meßkanon sie nur noch leise nennt oder auch ihrer nur gedenkt oder, die Diptychen auf den Altar niederlegend, in allgemeinen Worten auf sie hindeutet. Nur die griechische und armenische Kirche haben den Gebrauch der vom Diakon zu recitierenden Diptychen bis jetzt beibehalten. Aus den Diptychen gestrichen zu werden, galt als gleichbedeutend mit der Exkommunikation. Nicht selten sind die Diptychen auch mit bildlichen Darstellungen geschmückt, die sie kunstgeschichtlich interessant machen; sie wurden vielfach als Buchdeckel der Ritualbücher benutzt.