MKL1888:Franklin

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Franklin“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 506508
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Franklin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 506–508. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Franklin (Version vom 14.04.2021)

[506] Franklin, Stadt im nordamerikan. Staat Indiana, 32 km südlich von Indianapolis, mit College der Baptisten und (1880) 3116 Einw.

Franklin, 1) Benjamin, einer der bedeutendsten nordamerikan. Staatsmänner und Schriftsteller, geb. 17. Jan. 1706 zu Boston als 16. Kind eines Seifensieders, der 1682 in Amerika eingewandert war, trat, anfangs zum Geistlichen bestimmt, aber wegen Mittellosigkeit vom Vater wieder aus der lateinischen Schule genommen, in seinem 10. Jahr in das väterliche Geschäft und wurde, da er Widerwillen gegen die Seifensiederei zeigte, im 12. Jahr einem ältern Stiefbruder, einem Buchdrucker, in die Lehre gegeben. Jede freie Stunde widmete er seiner Ausbildung durch das Lesen nützlicher Bücher. Bald versuchte er sich selbst als Schriftsteller und dichtete unter anderm zwei Balladen, die er selbst zum Verkauf in der Stadt herumtrug. Seine ersten prosaischen Versuche waren Aufsätze für eine von seinem Bruder herausgegebene Zeitung. Als dieser später wegen eines mißliebigen Artikels ins Gefängnis gesetzt wurde, übernahm F. die Redaktion des Blattes und ließ es sodann unter seinem Namen erscheinen. Mißhelligkeiten mit seinem Bruder veranlaßten ihn 1723, Boston zu verlassen; er begab sich nach Philadelphia und, da ihm der dortige Gouverneur Sir William Keith seine Unterstützung versprochen, 1724 nach London, um das zur Errichtung einer eignen Druckerei Notwendige einzukaufen. Er gab jedoch diesen Plan wieder auf und nahm in London eine Stelle in der berühmten Palmerschen Druckerei an. Eine metaphysische Abhandlung, in welcher er Wollastons Werk über die natürliche Religion zu widerlegen suchte, veranlaßte seine Bekanntschaft mit mehreren ausgezeichneten Männern, deren Umgang den Kreis seiner Anschauungen bedeutend erweiterte. Von dem pennsylvanischen Kaufmann Denham als Buchhalter engagiert, landete er im Oktober 1726 wieder in Amerika. Der bald darauf erfolgende Tod seines Chefs zwang ihn zur Rückkehr zu der Buchdruckerei; nebenbei versuchte er sich im Gießen von Lettern und erfand mehrere Verbesserungen der Kupferdruckerei. 1728 errichtete er eine eigne Buchdruckerei, die bald zu solcher Blüte gelangte, daß er die Leitung einer Zeitung übernehmen konnte. Auch verheiratete er sich jetzt mit Miß Read, mit welcher er sich schon 1724 verlobte, die aber während seiner Abwesenheit in England einen andern geheiratet hatte und nach unglücklicher Ehe von diesem Mann geschieden worden war. Bald eröffnete er einen Laden als Buchhändler und eine Papierhandlung und gründete einen Verein zur Ausbildung von Kaufleuten und Handwerkern sowie 1731 eine Bibliothek, Anstalten, die bald auch in den übrigen Kolonien Nachahmung fanden. Nebenbei betrieb er zu seiner eignen Ausbildung das Studium neuer und alter Sprachen. Seit 1736 Sekretär des Kolonialparlaments von Pennsylvanien und 1737 auch zum Oberpostmeister von Pennsylvanien ernannt, nahm er nun mehr als früher an den öffentlichen Geschäften teil und bewirkte die Errichtung einer Miliz, eines Feuerrettungsvereins, einer Akademie zur Erziehung der pennsylvanischen Jugend, die Pflasterung der Straßen und andres Gemeinnützige. Der Gouverneur und das Kolonialoberhaus begehrten seinen Rat bei allen öffentlichen Maßregeln und beauftragten ihn unter anderm 1743, den Plan einer Philosophischen Gesellschaft für Amerika zu entwerfen, deren Vorstand sodann F. bis an sein Lebensende blieb. In diese Zeit fallen auch seine elektrischen Versuche, die zu der Erfindung des Blitzableiters und des elektrischen Drachen führten. Seine Ideen über diesen Gegenstand fanden anfangs wenig Anklang; nachdem aber Buffon seine Schrift „New experiments and observations on electricity“ übersetzt und dadurch über ganz Europa verbreitet hatte, ernannte selbst die Königliche Gesellschaft in London F. zu ihrem Mitglied und überschickte ihm 1753 ihre goldene Preismedaille. 1747 zum Mitglied der Kolonialversammlung von Pennsylvanien gewählt, machte er sich bald als eifriger Kämpfer der Volkspartei bemerklich, und 1753 zum Generalpostmeister aller englisch-amerikanischen Kolonien ernannt, faßte er den großen Gedanken einer Bundesverfassung, eines Kongresses und einer Zentralregierung aller nordamerikanischen Kolonien. Die Expedition des englischen Generals Braddock gegen die von Kanada aus mit einem Angriff drohenden Franzosen unterstützte er auf jede Weise mit eignen finanziellen Opfern, und als die Expedition unglücklich ablief, setzte er eine Bill durch, betreffend Bildung einer Miliz von Freiwilligen. Er selbst wurde beauftragt, an der von den Indianern unsicher gemachten Nordwestgrenze eine Linie von Forts zu errichten. Indes war seine militärische Laufbahn nur kurz, da ihn die pennsylvanische Landesversammlung in Angelegenheiten ihres Konflikts mit den Kolonieeigentümern, welche Steuerfreiheit für sich beanspruchten, 1757 nach England sandte. Nach glücklicher Beendigung seines Geschäfts blieb F. als pennsylvanischer Geschäftsträger in London, auch andre Provinzen wählten ihn zu ihrem Vertreter bei der Regierung. 1762 nach Philadelphia zurückgekehrt, ging F., als die verhängnisvollen Unruhen wegen der Stempelakte ausbrachen, 1766 abermals als Agent von Pennsylvanien und andern Staaten nach England und verteidigte hier sogar im Parlament (13. Febr. 1766) ebenso freimütig wie einsichtsvoll die Freiheiten der Kolonien, worauf dann auch die Stempelakte zurückgenommen wurde. Da er aber bei der immer mehr steigenden Unzufriedenheit mit der englischen Regierung die Sache der Kolonien überhaupt kräftig und furchtlos vertrat, wurde er dem König und der Regierung sehr mißliebig, verlor seine Generalpostmeisterstelle und kam bei dem Ausbruch der Feindseligkeiten in Gefahr, festgehalten zu werden. Daher kehrte er im März 1775 nach Philadelphia zurück, wo er zum Kongreßmitglied ernannt und an die Spitze des Sicherheitsausschusses gestellt wurde. In dieser Stellung hatte er hervorragenden Anteil an der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776, die er sodann auch [507] gegen den englischen Friedensunterhändler privatim und öffentlich als unabänderlich verteidigte. Zur Beschaffung der Hilfsmittel für Aufrechthaltung des Beschlusses schlug er die Ausgabe von Papiergeld vor, wozu er aus seinem eignen Vermögen 4000 Pfd. Sterl. gab. Ende 1776 begab er sich nach Frankreich, wo er mit höchster Achtung begrüßt wurde und nach Abschluß des Allianzvertrags vom 6. Febr. 1778 als bevollmächtigter Minister der 13 vereinigten Staaten Nordamerikas auftrat. Er suchte namentlich durch die Presse die öffentliche Meinung für die amerikanische Sache zu gewinnen, die er als Sache der Freiheit und Zivilisation der Menschheit darstellte. Nach langen Mühen errang denn auch endlich seine diplomatische Kunst, die seine Korrespondenz und sein Tagebuch veranschaulichen, den Frieden vom 3. Sept. 1783. Die Rückfahrt benutzte er zu physikalischen Beobachtungen und zur Abfassung einer trefflichen Abhandlung über die Verbesserung der Schiffahrt. In Amerika begrüßte ihn unter Kanonendonner und Glockengeläute der Jubel des Volkes. Dreimal noch wurde er durch die einstimmige Wahl seiner Mitbürger Gouverneur des Staats Pennsylvanien, als dessen erster Abgeordneter beim Kongreß er zur Befestigung der jungen nordamerikanischen Freiheit mitwirkte. Alter, besonders aber Steinschmerzen nötigten ihn endlich, sich 1788 vom öffentlichen Leben zurückzuziehen. Er starb 17. April 1790, nachdem er noch kurz zuvor als Vorsitzender des Vereins zur Aufhebung der Sklaverei eine Denkschrift an das Repräsentantenhaus unterzeichnet hatte. Der Kongreß verordnete zu Ehren seines größten Bürgers eine Nationaltrauer auf einen Monat. Auch die französische Nationalversammlung legte auf Mirabeaus Vorschlag drei Tage Trauer an. Grafschaften, Städte, gemeinnützige Anstalten seines Vaterlandes ehrten Franklins Gedächtnis, indem sie seinen Namen annahmen. Für seinen Grabstein aber hatte F. selbst folgende Inschrift bestimmt: „Hier liegt der Leib Benjamin Franklins, eines Buchdruckers (gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen, und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist), eine Speise für die Würmer; doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern (wie er glaubt) dermaleinst erscheinen in einer neuen schönern Ausgabe, durchgesehen und verbessert von dem Verfasser“. F. erwarb sich nicht bloß um sein Vaterland, sondern auch um die Menschheit große Verdienste durch eine Reihe wichtiger Erfindungen, unter denen die des Blitzableiters, die Verbesserung der Harmonika, der Kupferdruckpresse etc. obenan stehen. Durch eifrige Förderung von Erziehungsanstalten wirkte er für die Bildung der Jugend und für die Belehrung der Handwerker, während er die moralische, geistige und politische Bildung des Volkes durch die Presse, durch Volksschriften und vorzüglich durch seine „Pennsylvanische Zeitung“ und seinen vortrefflichen „Volkskalender“ zu heben suchte. Selbst ein schönes Musterbild eines durch eigne Kraft emporgekommenen, zur höchsten geistigen Bildung und angesehenen Stellung gelangten Mannes, schuf er in seinen Volksschriften, unter denen besonders die „Sprichwörter des alten Heinrich oder die Weisheit des guten Richard“ (Philad. 1757) in der Kunst, die Lehren der Moral auf das Leben anzuwenden, unübertrefflich sind, seinen Mitbürgern ein Handbuch praktischer Moral, sozialer, bürgerlicher und wirtschaftlicher Lebensweisheit, die ohne idealistischen Schwung, aber durchaus human und philanthropisch war. Vor allem aber ist F. als Verteidiger des Rechts, der Freiheit und der Staatseinrichtungen seines Vaterlandes ausgezeichnet. Berühmt ist der in Frankreich auf ihn gedichtete Vers:

Eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis.
(Er entriß dem Himmel den Blitz, den Tyrannen das Zepter.)

1856 wurde ihm in Boston ein Standbild errichtet. Sammlungen von Franklins Werken erschienen zu London 1793 in 2 Bänden und 1806 in 3 Bänden, vollständiger von Franklins Enkel William Temple F. (das. 1818–19) und von Sparks (neue Ausg., Chicago 1882, 10 Bde., mit Biographie); die vollständigste Ausgabe besorgte neuerlich Bigelow (1886, 10 Bde.); eine deutsche Bearbeitung lieferte A. v. Binzer (Kiel 1829, 4 Bde.). Franklins kleinere Schriften und die Korrespondenz wurden mehrfach herausgegeben. Biographien von ihm verfaßten (abgesehen von seiner Autobiographie, hrsg. von Bigelow, neue Ausg., Philad. 1879, 3 Bde.; deutsch von F. Kapp, 4. Aufl., Berl. 1882) Sparks (Bost. 1856), Parton (New York 1856, 2 Bde.), Mc. Master (Bost. 1885), J. Franklin und Headington (4. Aufl. 1880).

2) Sir John, berühmter engl. Seefahrer, geb. 16. April 1786 zu Spilsby (Lincolnshire), nahm 1801 als Seekadett teil an dem Bombardement von Kopenhagen, begleitete 1803 Flinders auf seiner Entdeckungsreise nach Australien, focht 1805 auf dem Bellerophon bei Trafalgar, wurde 1815 vor New Orleans bei der Wegnahme eines amerikanischen Kanonenboots verwundet und kommandierte 1818 bei der Nordpolexpedition des Kapitäns Buchan die Brigg Trent. 1819 unternahm er im Auftrag der Regierung eine Expedition zu Lande nach den Mündungen des Kupferminenflusses, während der Kapitän Parry diese Gegenden zu Schiff besuchen sollte, kam von Fort York aus im Juli 1820 nach unendlichen Mühseligkeiten an Ort und Stelle und untersuchte die eisfreie Küste mit ihren zahlreichen Inseln nordwestlich ca. 900 km weit bis zum Kap Turnagain, wo ihn Mangel an Lebensmitteln zur Umkehr zwang. Schon 1825 aber unternahm er im Auftrag der Regierung mit Leutnant Back, Richardson u. a. eine neue Reise, um eine schiffbare Durchfahrt westlich von der Mündung des Mackenzieflusses zur Beringsstraße, wo ihm Kapitän Beechey aus dem Stillen Meer entgegenkommen sollte, zu entdecken. Er schiffte den Mackenziefluß hinab, erreichte das Arktische Meer, entdeckte die Inseln Parry, Kendall, Pelly etc. und kehrte sodann wegen der vorgerückten Jahreszeit nach dem Fort F. am Bärensee zurück. Dort überwinterte er und kam im September 1829 wieder in England an. F. hatte auf dieser Expedition die Küste auf eine Strecke von fast 36 Längengraden aufgenommen, wichtige Beobachtungen über den Magnet und die Wirkung des Nordlichts auf die Magnetnadel gemacht und reiche naturhistorische Sammlungen, namentlich an Pflanzen, mitgebracht, wofür er zum Ritter und Doktor der Rechte an der Universität Oxford ernannt ward und von der Geographischen Gesellschaft zu Paris die goldene Medaille erhielt. (Vgl. „Narrative of a journey to the shores of the Polar Sea in the years 1819–22“, Lond. 1823, 2 Bde.; deutsch, Weim. 1824, 2 Bde., und „Narrative of a second expedition to the shores of the Polar Sea 1825–27“, Lond. 1828; deutsch, Weim. 1829.) Nachdem F. 1830 ein Linienschiff im Mittelmeer kommandiert hatte, fungierte er 1835–43 als Gouverneur auf Vandiemensland, traf 1845 wieder in England ein und übernahm sogleich auf zwei Schiffen, Erebus und Terror, mit den Kapitänen Crozier und Fitzjames die Leitung einer neuen Nordpolexpedition. Die Mannschaft [508] betrug 158 Personen. Am 19. Mai 1845 segelte die Expedition von Greenhithe in der Themse ab. Franklins offizielle Instruktionen wiesen ihn an, in die Baffinsbai und von da in den Lancastersund einzulaufen, von hier aus, den Spuren der ersten Reise Parrys folgend, längs der Südküste der Parryinseln die Barrowstraße zu passieren und ohne Aufenthalt bis zum Kap Walker oder etwa dem 98° westl. L. v. Gr. zu fahren. Von diesem Punkt aus sollte er in südlicher und westlicher Richtung so direkt wie möglich nach der Beringsstraße steuern. Am 4. Juli warfen die Schiffe zwischen den Walfischinseln und Disko Anker. Von dort aus schrieb F. 26. Juli 1845 an die Admiralität voller Zuversicht und Hoffnung und übergab seine Briefe dem Kapitän Danner vom Prinz von Wales, einem Walfischfahrer, welcher die Schiffe in der Melvillebai unter 77° nördl. Br. und 66° 13′ westl. L. v. Gr. schon vom Eis besetzt angetroffen hatte. Das Jahr 1846 verstrich, ohne daß irgend welche weitere Nachricht eingelaufen wäre; dennoch beunruhigte man sich nicht. Als indessen auch die Sommer 1847 und 1848 ohne eine Kunde von F. verliefen, setzten die Frau und die Freunde des Vermißten die ganze britische Nation in Bewegung. Alle Versuche aber, welche von Europa und Amerika aus, zu Schiffe und zu Lande, in allen Richtungen des nordamerikanischen Polarmeers zur Aufsuchung Franklins gemacht wurden, blieben erfolglos, bis endlich im August 1850 auf dem östlichen Abhang der Beecheyinsel, am Eingang des Wellingtonkanals von den Kapitänen Ommaney und Penny die Anzeichen eines Lagerplatzes und Überreste verschiedener Gegenstände aufgefunden wurden, welche darauf hinwiesen, daß sich Mannschaften britischer Staatsschiffe hier aufgehalten. Penny und John Roß, welche den Ort bald darauf genauer untersuchten, fanden zahlreiche Spuren und auch drei Gräber von verstorbenen Mitgliedern der Expedition, die, mit Inschriften versehen, bewiesen, daß die Expedition hier den ersten Winter von 1845 bis 1846 zugebracht hatte. Weitere Nachrichten von den Vermißten erhielt im April 1854 John Rae (s. d.) an der Pellybai. Auf die Aussage eines Eskimostammes hin, wonach 10–12 Tagereisen weiter gegen W. jenseit des Großen Fischflusses im Frühjahr 1850 eine Anzahl weißer Männer durch Mangel an Lebensmitteln umgekommen sei, stellte er weitere Nachforschungen an, und es gelang ihm, sich in den Besitz verschiedener Gegenstände, namentlich silberner Löffel mit Wappen und Namen der Offiziere, zu setzen, welche über den Untergang wenigstens einer Abteilung der Expedition keinen Zweifel übrigließen (vgl. Brandes, Sir John F., die Unternehmungen für seine Rettung, Berl. 1854). Da die englische Admiralität mit Sicherheit schließen zu können meinte, daß keine Mitglieder der Franklinschen Expedition mehr am Leben seien, gab sie weitere Nachforschungen auf; Lady F. (gest. 18. Juli 1875 in London) aber rüstete 1857 das kleine Schraubenschiff Fox unter Befehl des Kapitäns M’Clintock aus, welches im Mai 1859 ein von den Offizieren Crozier und Fitzjames herrührendes Schriftstück vom 25. April 1848 auffand, wonach die beiden Schiffe Erebus und Terror 12. Sept. 1846 vom Eis eingeschlossen, 22. April 1848 verlassen worden waren, F. aber schon 11. Juni 1847 gestorben war. Die Überlebenden, 105 an der Zahl, waren unter Croziers Kommando in 69° 37′ nördl. Br. und 98° 4′ westl. L. gelandet, von wo sie Backs Fischfluß zu erreichen gedachten, waren aber unterwegs dem Klima und den Strapazen erlegen. Neuerdings hat die Expedition unter Schwatka (s. Nordpolarexpeditionen) weitere Spuren und Überreste gefunden, aber keine Schriften. Vgl. Beesly, Sir John F. (Lond. 1881).

3) Christian Fürchtegott Otto von, Rechtshistoriker, geb. 27. Jan. 1831 zu Berlin, studierte in Breslau und Berlin Geschichte und Jurisprudenz. 1852 in Berlin zum Doktor beider Rechte promoviert, widmete er sich neun Jahre der juristischen Praxis und habilitierte sich zugleich 1860 als Privatdozent für deutsches und öffentliches Recht in Breslau. 1863 wurde er als ordentlicher Professor nach Greifswald berufen, von wo er 1873 in gleicher Eigenschaft nach Tübingen ging. Schon als Student schrieb er: „Die deutsche Politik Friedrichs I., Kurfürsten von Brandenburg“ (Berl. 1851) und erhielt für dieses Erstlingswerk die Medaille für Wissenschaft und Kunst. Von seinen sonstigen Schriften sind auszuzeichnen: „Magdeburger Weistümer für Breslau“ (Bresl. 1856); „De justitiariis curiae imperialis“ (das. 1860); „Beiträge zur Geschichte der Rezeption des römischen Rechts in Deutschland“ (Hannov. 1863); „Das Reichshofgericht im Mittelalter“ (Weim. 1867–69, 2 Bde.); „Sententiae curiae regiae. Rechtssprüche des Reichshofs im Mittelalter“ (Hannov. 1870); „Das königliche Kammergericht vor dem Jahr 1495“ (Berl. 1871); „Das Deutsche Reich nach Severinus von Monzambano“ (Greifsw. 1872); „Die freien Herren und Grafen von Zimmern“ (Freib. i. Br. 1884).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 300
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[300] Franklin, 1) Benjamin, nordamerikan. Staatsmann. Vgl. noch die Biographie von Morse (Boston 1889) und Mac Master, Benj. F. as a man of letters (Lond. 1888).

2) Sir John, engl. Seefahrer. Vgl. Skewes, Sir John F., the secret of the discovery of his fate (Lond. 1889).