MKL1888:Rechberg und Rothenlöwen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rechberg und Rothenlöwen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 624
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Rechberg und Rothenlöwen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 624. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rechberg_und_Rothenl%C3%B6wen (Version vom 27.12.2022)

[624] Rechberg und Rothenlöwen, altes schwäb. Adelsgeschlecht, dessen Stammvater Ulrich 1163 die Marschallswürde im Herzogtum Schwaben bekleidete, das schon um 1227 im Besitz der Burg beim Hohenstaufen war und auch das hohenstaufische Wappen im Banner führte. 1609 zu Reichsgrafen ernannt, hatten die Rechberge seit 1613 Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium. Gegenwärtig blüht bloß noch eine Linie, die Weißensteinsche, welche in Württemberg die Herrschaften Donzdorf, Weißenstein etc. (140 qkm) und in Bayern die Herrschaft Mickhausen (84 qkm) besitzt. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Aloys, Graf von, geb. 18. Sept. 1766, war beim Rastatter Friedenskongreß 1799 kurbayrischer Gesandter und unterzeichnete 1806 als bayrischer Komitialgesandter die Lossagung vom Reichsverband. Auch dem Wiener Kongreß wohnte er 1815 als bayrischer bevollmächtigter Minister bei, leitete nachher in München die Territorialausgleichung mit Österreich und vertrat 1819 Bayern beim Kongreß von Karlsbad, zu dessen strengen Beschlüssen er mitwirkte. Seit 1825 in Ruhestand versetzt, starb er 10. März 1849. Sein Bruder Joseph, Graf von R., geb. 3. Mai 1769, befehligte in den Feldzügen von 1813 bis 1815 ein bayrisches Armeekorps, war dann bis 1826 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter bayrischer Minister am Berliner Hof und starb 27. März 1833.

2) Albert, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 7. Dez. 1803, Mitglied der Ersten Kammer in Württemberg und lebenslänglicher Reichsrat in Bayern, starb 27. Dez. 1885; ihm folgte als Standesherr Graf Otto, geb. 23. Aug. 1833.

3) Johann Bernhard, Graf von, Bruder des vorigen, geb. 17. Juli 1806, trat in den österreichischen Staatsdienst und ward im Juli 1848 österreichischer Bevollmächtigter bei der Zentralgewalt in Frankfurt a. M. 1850 begleitete er die in Kurhessen einrückenden bayrischen Exekutionstruppen als Zivilkommissar des Bundes. 1851 ward er österreichischer Internunzius in Konstantinopel, 1853 Adlatus Radetzkys für die Zivilangelegenheiten des Lombardisch-Venezianischen Königreichs, 1855 Bundespräsidialgesandter und 17. Mai 1859 Minister des Auswärtigen und im August d. J. zugleich Minister des kaiserlichen Hauses und Ministerpräsident. Letztere Stellung mußte er im Dezember 1860 an Schmerling abtreten. Als Minister des Auswärtigen leitete er die Politik Österreichs in der deutschen Frage, namentlich den Versuch einer Bundesreform 1863, vereinigte sich aber dann mit Bismarck zu der gemeinschaftlichen Aktion gegen Dänemark, die zum Wiener Frieden führte. Am 24. Okt. 1864 ward er wegen Differenzen mit Schmerling und infolge des Wechsels der österreichischen Politik durch Graf Mensdorff-Pouilly ersetzt. Seit 18. April 1861 ist er lebenslängliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses.