MKL1888:Abraumsalze

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abraumsalze“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 52
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Abraumsalze. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 52. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abraumsalze (Version vom 13.04.2021)

[52] Abraumsalze, die das Staßfurter Steinsalzlager bedeckende Schicht leichtlöslicher Salze, welche im wesentlichen Kalium- und Magnesiumverbindungen enthält und als hauptsächlichste Quelle für Kalisalze ausgebeutet wird. Das 376,6 m mächtige Steinsalzlager gliedert sich in vier Abteilungen: 1) Carnallitregion, 40 m mächtig, enthält Steinsalz, Kieserit und vorwaltend Carnallit; 2) Kieseritregion, 56 m mächtig, enthält 65 Proz. Steinsalz, 17 Proz. Kieserit, 13 Proz. Carnallit, 2 Proz. Anhydrit, 3 Proz. Chlormagnesium; 3) Polyhalitregion, 63 m mächtig, enthält 91,2 Proz. Steinsalz, 6,63 Proz. Polyhalit, 0,66 Proz. Anhydrit, 1,51 Proz. Chlormagnesium; 4) Anhydritregion, 215 m mächtig, besteht aus reinem, mit Anhydritschnüren durchsetztem Steinsalz. – Der Carnallit ist ein Doppelsalz von Chlorkalium mit Chlormagnesium KCl+MgCl2+6H2O, meist durch Eisenglimmerschüppchen rot gefärbt. Kieserit ist schwefelsaure Magnesia MgSO4+H2O. Polyhalit ist ein Doppelsalz von schwefelsaurem Kalk mit schwefelsaurer Magnesia und schwefelsaurem Kali 2CaSO4+MgSO4+K2SO4+2H2O. Anhydrit ist schwefelsaurer Kalk. In der Carnallitregion finden sich außerdem in geringer Menge Sylvin, d. h. Chlorkalium KCl, Schönit, ein Doppelsalz von schwefelsaurem Kali mit schwefelsaurer Magnesia K2SO4+MgSO4+6H2O, Kainit, ein Doppelsalz von Chlorkalium mit schwefelsaurer Magnesia KCl+MgSO4+3H2O. Ferner finden sich Tachydrit, ein Doppelsalz von Chlorcalcium mit Chlormagnesium CaCl2+2MgCl2+12H2O, Boracit und Staßfurtit, borsaure Magnesia mit Chlormagnesium 2Mg8B8O15+MgCl2, Eisenkies, Magnetkies, Eisenglimmer, Rubidium, Cäsium und Brom. Das Vorhandensein dieser Salze zeigt deutlich, daß das Salzlager durch Verdunstung von Meerwasser entstanden ist. Das Kochsalz hat sich zuerst ausgeschieden, und die übrigen in geringerer Menge vorhandenen und sehr löslichen Salze haben sich in einer Mutterlauge gesammelt, welche schließlich auf dem Salzlager zur Kristallisation gelangte. Der Eltonsee, die Ostseite des Kaspischen Meers, das Tote Meer, die Salzgärten des Mittelmeers zeigen ganz ähnliche Verhältnisse.

Man gewinnt die A. firstenmäßig durch Pfeilerbau und liefert sie mit einem Gehalt von 50–55 Proz. Carnallit (13–14 Proz. Chlorkalium), 25–30 Proz. Steinsalz, 12–15 Proz. Kieserit an die Fabriken, welche sie auf Kalisalze, Magnesiasalze, Düngerpräparate (z. B. schwefelsaure Kalimagnesia), Brom, Bromsalze, Borsäure etc. verarbeiten. Bei Kalusz in Galizien hat man Sylvin (Chlorkalium) im Haselgebirge, einem Gliede der Mitteltertiärschichten, gefunden. Die Sylvin führende Schicht ist 13,3 m mächtig und enthält keine Magnesiasalze. Außerdem entdeckte man ein Kainitlager von mehr als 25,3 m Mächtigkeit, welches durchschnittlich aus 61,77 Proz. Kainit, 10,80 Proz. Sylvin, 20,67 Proz. Steinsalz und 5,65 Proz. Thon etc. besteht. Vgl. Bischof, Die Steinsalzbergwerke bei Staßfurt (2. Aufl., Halle 1875); Reinwarth, Die Steinsalzablagerung bei Staßfurt und die dortige Kaliindustrie (Dresd. 1871); Krause, Die Industrie von Staßfurt und Leopoldshall und die dortigen Bergwerke (Köth. 1876).