MKL1888:Anzengruber

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Anzengruber“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Anzengruber“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 666
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Ludwig Anzengruber
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Ludwig Anzengruber
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Anzengruber. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 666. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Anzengruber (Version vom 23.05.2023)

[666] Anzengruber, Ludwig, Bühnendichter und Schriftsteller, geb. 29. Nov. 1839 zu Wien, Sohn eines Subalternbeamten, war durch den frühzeitigen Tod seines Vaters genötigt, seine Studien zu unterbrechen und als Autodidakt weiterzustreben. Sein Leben ist ein wechselvolles, vielbewegtes. Wir finden ihn zuerst als Praktikant in einer Buchhandlung angestellt, hierauf (1860–67) als Schauspieler, dann, der Misere dieses Standes überdrüssig, als Journalist thätig, schließlich, als auch diese Laufbahn den realen Anforderungen des Lebens nicht entsprach, als Kanzleibeamten bei der Polizeibehörde beschäftigt, bis ihn endlich der durchschlagende Erfolg seines Dramas „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (1870) bestimmte, den Staatsdienst zu entsagen und sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Seine dramatische Thätigkeit weist von jetzt an eine Reihe zum Teil großartiger Erfolge auf, und zwar beruhen diese weniger auf der kunstreichen Anlage seiner Stücke als auf dem realistischen Kolorit und der naturwüchsigen Kraft des Ausdrucks wie anderseits auf der Wucht des Inhalts, d. h. der in ihm aufs höchste gesteigerten Leidenschaften, die meist aus sittlichen oder religiösen Konflikten hervorbrechen. Nicht alle Schöpfungen des Dichters stehen auf gleicher Höhe; er selbst gibt den Volksstücken: „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (1870), „Die Kreuzelschreiber“, „Ein Faustschlag“, „Der Meineidbauer“, „Das vierte Gebot“ (letzteres 1878 geschrieben) den Vorzug. Andre Dramen von ihm sind: „Elfriede“, Konversationsstück (1873); „Die Tochter des Wucherers“ (1873); „Der Gewissenswurm“, Bauernkomödie (1874); „Hand und Herz“, Trauerspiel (1875); „Doppelselbstmord“, Bauernposse (1876), und „Der ledige Hof“, Schauspiel (1877). Als erzählender Dichter hat A. nicht geringere Erfolge mit dem Roman „Der Schandfleck“ (Wien 1876; umgearbeitet, Leipz. 1884) und einer Sammlung von Bauerngeschichten: „Dorfgänge“ (Wien 1879, 2 Bde.), erzielt. Neuere novellistische Arbeiten sind: „Bekannte von der Straße. Genrebilder“ (Leipz. 1881); „Feldrain und Waldweg“ (das. 1882); „Allerhand Humore“ (das. 1883); „Die Kameradin“ (Dresd. 1883) u. a.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 30
korrigiert
Indexseite

[30] Anzengruber, Ludwig, Dichter. Vgl. Bettelheim, Ludwig A., der Mann, sein Werk, seine Weltanschauung (Dresd. 1890).