MKL1888:Czuczor
[396] Czuczor (spr. zutzor), Georg, ungar. Dichter und Gelehrter, geb. 17. Dez. 1800 zu Andód im Komitat Neutra, trat 1824 in den Benediktinerorden, war 1825–35 Lehrer an den Gymnasien zu Raab und Komorn und lenkte als solcher durch seine Heldengedichte: „Die Augsburger Schlacht“ (1824) und „Der Reichstag zu Arad“ (Pest 1828) die Aufmerksamkeit auf sich. Später folgten: „Botond“ (Pest 1831) und „Johann Hunyady“ (2. Aufl., das. 1833). Im J. 1835 zum Sekretär der ungarischen Akademie erwählt, zog er nach Pest, wo 1836 seine „Poetischen Werke“, von Toldy gesammelt, erschienen. Der erotische Inhalt derselben wie überhaupt Czuczors freies Leben bewirkten seine Zurückberufung ins Kloster und ein Verbot seiner Schriften. Erst 1842 erlangte er die Lehr- und Schreibfreiheit wieder. Er veröffentlichte eine vortreffliche Übersetzung des Cornelius Nepos (2. Aufl., Pest 1843) und ein „Leben Washingtons“ (das. 1845) und ward 1844 von der Akademie mit Ausarbeitung des großen akademischen Wörterbuchs betraut, eine Aufgabe, der er jedoch wegen mangelnder wissenschaftlich-linguistischer Schulung nicht gewachsen war, so daß die von ihm verfaßten Teile des groß angelegten Werkes mit ihrer phantastischen Etymologie durchaus unbrauchbar sind. Wegen eines im „Kossuth Hirlapja“ abgedruckten Gedichts: „Riadó“ („Weckruf“), wurde C. im Januar 1849 von Windischgrätz zu sechsjährigem Festungsarrest in Eisen verurteilt, dann bei der Einnahme Ofens durch die Ungarn befreit und, nachdem er sich freiwillig wieder gestellt und einige Zeit auf der Festung Kufstein gesessen hatte, 1850 amnestiert. Er starb 9. Sept. 1866 in Pest, bis zu seinem Tod mit dem großen Wörterbuch der Akademie beschäftigt, das 1874 durch Fogarassy beendigt wurde. Außer den oben genannten Dichtungen hat C. Volkslieder, Balladen, Legenden und Elegien verfaßt. Seine gesammelten Gedichte erschienen in 3 Bänden (Pest 1858).