MKL1888:Gerlache

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gerlache“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 174
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Gerlache. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 174. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gerlache (Version vom 29.04.2021)

[174] Gerlache (spr. scherlásch), Etienne Constantin, Baron de, belg. Staatsmann, geb. 26. Dez. 1785 zu Biourge im Luxemburgischen, studierte die Rechte und trat während der Kaiserherrschaft am Pariser Kassationshof mit vielem Glück als Advokat auf. Nach der Vereinigung Belgiens mit den Niederlanden ließ er sich als Rechtskonsulent in Lüttich nieder, ward Rat am Appellationshof und infolge mehrerer Schriften über das Steuer-, Zoll- und Gewerbswesen Belgiens 1824 Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten, wo er sich auf seiten der Opposition durch maßvolle Haltung, Rednertalent und politischen Blick auszeichnete. Beim Ausbruch der Revolution (1830) wurde er Mitglied der Lütticher Sicherheitskommission, sodann Präsident der Kommission, welche mit der Abfassung eines Verfassungsentwurfs beauftragt war. Nach Surlet de Chokiers Ernennung zum Regenten Belgiens zum Präsidenten des Kongresses gewählt, stand er an der Spitze der Deputation, die dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg die belgische Krone antrug, und nahm als Präsident der Repräsentantenkammer dem neuen König den Eid auf die Verfassung ab. Darauf ward er 1832 Präsident des Kassationshofs, in welchem Amt er seinen alten Ruhm als Redner und kenntnisreicher Geschäftsmann aufs glänzendste bewährte. Er war zugleich Direktor der belgischen Akademie der Wissenschaften und Präsident der belgischen Geschichtskommission. In den kirchlichen Fragen gehörte er zu den Häuptern des belgischen Ultramontanismus, dessen Interessen er in Rede und Schrift verfocht. Nachdem er 1869 in den Ruhestand getreten war, starb er 11. Febr. 1871 in Brüssel. Als Schriftsteller im historischen und politischen Fach hat er sich bekannt gemacht durch „Souvenirs historiques du pays et de la principauté de Liége“ (Brüss. 1825, 2. Aufl. 1842); „Révolution de Liége sous Louis de Bourbon“ (das. 1831); „Essais sur les grandes époques de notre histoire nationale“ (4. Aufl., das. 1880); „Histoire de Liége“ (das. 1843, 3. Aufl. 1875); „Études sur Salluste“ (das. 1847, 4. Aufl. 1880); „Histoire du royaume des Pays-Bas 1814–30“ (das. 1839, 3 Bde.; 4. Aufl. 1875) u. a. Seine „Œuvres complètes“ erschienen 1875 in 6 Bänden. Vgl. Juste, Le baron de G. (Brüssel 1870).