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MKL1888:Porzellanerde

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Porzellanerde“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Porzellanerde“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 265
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Porzellanerde. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 265. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Porzellanerde (Version vom 23.08.2025)

[265] Porzellanerde (Kaolin, nach dem chinesischen Kao-ling), ein sehr reiner Thon, entstanden durch die Zersetzung thonerdehaltiger Silikate und zwar meist aus Feldspat, kommt sowohl derb als in Afterkristallen nach Orthoklas, Porzellanspat, Leucit, Beryll etc. vor, ist scheinbar amorph, jedoch kryptokristallinisch, sehr weich, leicht zerreiblich und abfärbend, in Afterkristallen auch von größerm Zusammenhang, aber stets mit dem Fingernagel ritzbar, im Bruch meist feinerdig, von matter, meist rötlich-, gräulich-, grünlich- und gelblichweißer Farbe, aber sich weiß brennend. Das spezifische Gewicht der P. ist 2,2. Mit Wasser angemacht, wird sie plastisch. Vor dem Lötrohr wie im Ofenfeuer ist sie unschmelzbar. Von Säuren wird sie wenig angegriffen, nur Schwefelsäure schließt sie vollständig auf; auch in kochender Ätzkali- oder Natronlauge wird sie allmählich aufgelöst. Sie enthält stets durch kohlensaures Natron ausziehbare Kieselerde, oft auch Quarz. Meist nähert sich ihre Zusammensetzung der von 46,4 Kieselerde, 39,68 Thonerde und 13,9 Wasser, entsprechend der Formel H2Al2Si2O8, so daß die P. dem Serpentin ähnlich ist. Sie ist sehr verbreitet in zersetzten (kaolinisierten) Feldspat führenden Gesteinen und tritt bisweilen in mächtigen Lagern und Gangmassen oder als einziges Bindemittel von Quarzsandstein auf. Die meiste P. ist aus feldspatreichen (Orthoklas), glimmerarmen Graniten (Aue bei Schneeberg in Sachsen, Zedlitz bei Karlsbad in Böhmen, Griesbach im Bayrischen Wald, auf Elba), aus Talkgranit (St. Stephens und St. Austell in Cornwall), aus feldspatreichem Gneis (am Bacher in Steiermark, zu Schwarzbach im Böhmerwald) und aus verschiedenen quarzführenden wie quarzfreien Porphyren (Morl und Trotha bei Halle, Rasephas bei Altenburg, Seilitz bei Meißen, Venusberg im Thüringer Wald) entstanden; im Granit von Oberzell ist sie aus Porzellanspat hervorgegangen. Die Zersetzung der Silikate wird herbeigeführt durch die Einwirkung kohlensäurehaltiger Quellen, welche die thonerdehaltigen Silikate zersetzten und mit den Alkalien auch Eisen und einen Anteil der Kieselsäure wegführten. Außer den ursprünglichen Lagerstätten der P. findet man sie auch auf sekundären, so über dem Liaskalk von Dignac im Departement Charente, und als Bindemittel von Sandsteinen (Kaolinsandsteine), von denen sie aber nur die Kohlensandsteine bei Pilsen in Böhmen und die bunten Sandsteine am Thüringer Wald (Sandberg bei Limbach, Elgersburg) in solcher Reinheit und Menge enthalten, daß es lohnt, sie durch Ausschlämmen und aus dem zerpochten Gestein auf den sogen. Massenmühlen für Porzellanmanufaktur zu gewinnen. Die wichtigsten Fundorte der P. sind: Morl und Trotha bei Halle (Material der Berliner Porzellanmanufaktur), Aschaffenburg, Stollberg, Diendorf, Oberedsdorf, Schwefelgosse, Brand, Niederlomitz, Göpfersgrün, Amberg, Wegscheid (Passauer P., Material der Fabrik in Nymphenburg), Seilitz (Material der Meißener Fabrik), Branditz in Mähren, Zedlitz bei Karlsbad, Prinzdorf in Ungarn, St.-Yrieux bei Limoges, St. Austell in Cornwall, China.