Meister der Waffenschmiedekunst: Johann Michael Maucher

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Textdaten
Autor: Wendelin Boeheim
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Titel: Johann Michael Maucher
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aus: Meister der Waffenschmiedekunst vom XIV. bis ins XVIII. Jahrhundert, Berlin 1897, S. 129–130
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Erscheinungsdatum: 1897
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Kurzbeschreibung: Vorstellung der Werke von Johann Michael Maucher (1645-1701) aus Schwäbisch Gmünd
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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Johann Michael Maucher.
Bildschnitzer, Büchsenschäfter.
Schwäbisch-Gmünd, Würzburg.

Aus dem Umstande, dass der Meister sich einige Male nun mit dem zweiten Vornamen bezeichnete, leitete man die Annahme zweier Persönlichkeiten, Vater und Sohn, ab. Diese ist aber irrig, wir haben es in Werken der Büchsenschäfterei nur mit einem einzigen Meister zu thun, da der Vorname Johann (des Heiligen der Taufe) ein allgemein gebräuchlicher und zur Zeit immer der zweite Vorname der unterscheidende war. Ueber die Lebensumstände dieses ausgezeichneten Schäfters ist wenig zu erfahren gewesen; wir kennen ihn nur als Ahnherrn einer ausgezeichneten Bildschnitzerfamilie und wie leider noch so viele andere bedeutende Kunstmeister lediglich aus ihren vortrefflichen Werken. Maucher tritt uns in selben zuerst 1670 entgegen, sein jüngstes Werk datirt von 1693. Er wirkte anfänglich in Schwäbisch-Gmünd, später in Würzburg, woselbst er in den Diensten des Fürstbischofs gearbeitet haben dürfte.

Die zahlreichsten und schönsten Arbeiten Mauchers besitzt das königlich baierische Nationalmuseum zu München. Wir zählen sie hier der Reihe nach auf:

Radschlossgewehr. Der Schaft ist geschnitzt und mit Perlmutter und Elfenbein eingelegt. Auf selbem erblicken wir in Relief Jagdscenen, auf dem Schieber Actäon, die Diana belauschend, und Venus Anadyomene. In den Einlagen gravirt, ein Kavalier und eine Dame zu Pferd, rückwärts Treiber, welche Wild tragen, dann der Reichsadler und der Spruch: „Got mit vns”. Der Schaft ist bezeichnet: „Jo. Michael Maucher Bildhaver v. Bixen Schifter In Schwebischen Gemundt 1670”. Der Lauf trägt den Namen: „Marcus Zilli in Memmingen 1670”. Wie ein weiteres Monogramm erweist sind sämmtliche Gravirungen wie auch der schöne in Eisen geschnittene St. Georg darstellende Hahn Arbeiten Zilli’s.

Radschlossgewehr. Der Schaft reich in Holz geschnitten und in Elfenbein eingelegt. Darauf St. Georg, Actäon überrascht Diana, und jener von den Hunden zerrissen, fernen Jagdscenen. Der Schaft trägt weiter das Monogramm des Meisters. der Lauf den Namen „Marcus Zilli in Memmingen” und die Jahreszahl 1671.

Radschlossgewehr von 1671 von ähnlichen Ausstattung und der gleichen Bezeichnung des Meisters. Auf dem Schafte: Davids Sieg [130] über Goliath, darunter der Spruch: „Gott allein die Ehr”, ferner trefflich gezeichnete Jagdscenen. An der Anschlagseite des Kolbens: Venus, Kavalier und Dame zu Pferd, Jagdthiere etc. Der Büchsenmacher Marcus Zilli hat hier nur weniges aber dieses sehr nett gravirt.

Radschlossgewehr ähnlich dem vorigen. Auf dem Schafte: St. Eustach oder Hubertus und schön erfundene Jagdscenen.

Radschlossgewehr mit dem Monogramme des Meistens. Auf dem Schafte Actäon, Venus auf dem Adler, Kavalier, Jagdscene.

Radschlossgewehr bezeichnet: „Johan Michael Maucher Bildhav. v. Bixen schift. z. Wirtzburg.” Auf dem Schafte St. Georg, Europa, Venus mit Amor, Jagdthiere und Blattwerk etc. Auf dem Laufe liest man „Jean Jacques Zilly Memmingen 1693.” Die Gravirungen sind schwächer.

Ausser diesen ist dem Verfasser nur die folgende Arbeit Mauchers vor Augen gekommen, die, im Besitze Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein, sich etwa in das Jahr 1680 reiht:

Radschlossgewehr mit geschnitztem Holzschafte mit Einlagen in gravirtem und geschnitztem Elfenbein und Perlmutter. Auf dem Schieber Fortuna und Cupido auf einem Schwan. Oberhalb Actäon. Auf der Anschlagseite: Kampf mehrerer Männer mit einem Löwen, St. Eustachius, ein Wildschwein von prächtiger Zeichnung, zunächst der Spruch: „Got mit vns”, Jäger, Kavaliere etc. An den Schwanzschraube erblickt man das Monogramm des Meisters. An der glatten Fläche des Backenstückes findet sich eine minder schöne Einlage in Perlmutter, ein N in einem Lorbeerkranze, von zwei Adlern mit Szepter und Reichsapfel gehalten, darüber eine Krone.

Die Arbeiten Mauchers sind von ungemeiner Gewandtheit und Lebendigkeit, dabei graziös und korrekt. Sie zählen zu den kostbarsten, welche in den Sammlungen zu finden sind.

Als Bildschnitzer hat sich Maucher auch ausserhalb des Waffengebietes bekannt gemacht. Wir erinnern nur an die herrlich schöne Elfenbeinschale und Kanne mit mythologischen Sujets, ferner eine andere Kanne, noch aus seiner Werkstätte in Schwäbisch-Gmünd datirend, in der Sammlung des Fürsten Hohenlohe in Württemberg.

Ein Onuphrius Maucher, vielleicht ein Bruder Michaels, wirkt als Büchsenschäfter 1670 in Schwäbisch-Gmünd. Ein etwas jüngerer Bildschnitzer, Christof Maucher, fertigte den prächtigen Aufsatz in Elfenbein: Kaiser Leopold I. über Türken und Rebellen triumphirend, welcher in den kunsthistorischen Sammlungen zu Wien bewahrt wird. Noch im XVIII. Jahrhundert treffen wir einen Fr. Jos. Maucher als Maler.1)


1) Das bayerische Nationalmuseum. München 1868. – Führer durch das königlich bayerische Nationalmuseum. München 1890. – Kunstgewerbliches aus der im Mährischen Gewerbemuseum 1885 veranstalteten Ausstellung von Waffen, Kriegs- und Jagdgeräthen. Beschrieben und kulturwissenschaftlich erläutert von Wendelin Boeheim. Brünn 1886.