Melpomene/Band 1/017 Bei dem Grabe eines Mannes, der an Altersschwäche starb

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 84-85
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17. Bei dem Grabe eines Mannes, der an Altersschwäche starb.

Melod. III.

1. Hier modert nun im düstern Grabe
Der Leib von einem alten Mann;
Er sank an seinem Wanderstabe,
Und schloß die Erdelebensbahn;
Er brachte zwar sein langes Leben
Beinah auf acht und siebenzig;
Allein so viele Jahre geben
Dem Tode nur den leichten Sieg.

2. So gieng bei seinen vielen Jahren
Es unserm Bruder hier im Grab,
Es lief in Freuden und Gefahren
Der Faden seines Lebens ab:
Denn plötzlich schwanden seine Kräften,
Er sank auf’s Schmerzenlager hin,
Und seinen Blick auf Gott zu heften
War seiner Seele steter Sinn.

3. Er sah daher ohn’ Angst und Beben
Dem Tode frey ins Angesicht;
Er hatte ja sein ganzes Leben
Erfüllet seine Christenpflicht,
Empfieng mit wahrer Vorbereitung
[85] Der heil’gen Sakramente Gnad,
Und überließ sich Gottes Leitung,
Und wallte froh den Todespfad.

4. So lag er in den letzten Zügen
Und war dabei sich stets bewußt,
Und mußte endlich unterliegen
Dem schweren Kampf in seiner Brust;
Der Athem wurde langsam schwächer
Das Blut im Herzen blieb zurück,
So trank er aus den Todesbecher,
Und schloß den welken Thränenblick.

5. So schlief er, von des Todes Armen
Umschlungen, sanft im Herren ein,
Und Gottes Gnade und Erbarmen
Wird ihm zu Theil geworden seyn,
Denn wer auf Gott allein vertrauet,
Und wandelt auf der Tugendbahn,
Und unverwandt zum Himmel schauet,
Dem wird er sicher aufgethan.

6. Wollt ihr auch einst so sanft entschlafen,
Und froh dem Tod entgegen sehn,
Und bei den auserwählten Schafen,
Und nicht bei den Verworfnen stehn;
So müßt ihr jede Sünde meiden,
Und gänzlich euch der Tugend weihn,
Dann wird euch nach dem letzten Scheiden
Gott beim Gerichte gnädig seyn.