Melpomene/Band 1/044 Bei dem Grabe des Thomas Mayer, der plötzlich zu todt fiel

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 169–171
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[169]

44. Bei dem Grabe des Thomas Mayer, der plötzlich zu todt fiel.

Melod. III.

1. O welche unverhoffte Leiche,
Die dieses neue Grab verschließt,
Wobei der Arme wie der Reiche
In einen Thränenstrom zerfließt;
Denn ach! der Mann, den wir begraben,
War vor drei Tagen noch gesund,
Und eh wir es vermuthet haben,
Schlug plötzlich seine Todesstund.

2. Er wollte dienstbar sich bestreben
Im Stadel dort beim Strohverkauf,
Und stieg, um es herabzugeben,
Zum aufgethürmten Stroh hinauf,
Als plötzlich seinem schweren Tritte
Die Unterlage sich entzog,
Und er mit beden Füssen glitte,
Und umgestürtzt hernieder flog.

3. Er griff mit ausgespannten Armen,
Ob er sich nirgends, halten kann,
Und rief um Gnade und Erbarmen
Die heiligsten drei Namen an;
Allein sein tiefer Sturtz erlaubte
[170] Ihm keiner Hoffnung Dämmerschein,
Und schlug ihm an dem Vorderhaupte
Den ersten Sitz des Lebens ein.

4. Sein Fall auf rauhem Ziegelgrunde
Zerquetschte furchtbar seine Stirn,
Da trat aus tiefer Schedelwunde
Hervor mit Blut vermischtes Hirn,
Und aus der Mund- und Nasenhöhle
Floß eine Menge schwarzes Blut,
Da starb der Hauch in seiner Kehle
Und jeder Schlag im Herzen ruht!

5. So war in einem Augenblicke
Gesund und todt der starke Mann,
Und kehrte nimmermehr zurücke
Vom letzten Schritt, den er gethan.
Wie Feuer lief die Schreckenskunde
Von seinem Todesfall umher,
Und jammernd giengs von Mund zu Munde
Der beßte Mann, er ist nicht mehr.

6. So klagen wir in bittern Schmerzen,
Und geben sie durch Thränen kund,
Verwundet bluten unsre Herzen,
Mit ihm vereint im Liebebund;
Die Kinder und die Wittwe winden
Verzweiflungvoll die Hände wund,
Und ach! so lang sie leben, finden
Sie schwerlich einen Trostesgrund.

7. Doch ja, in Jesu Lehre finden
Wir wahren Trost und Linderung,
[171] Denn jedem Reuigen verkünden
Sie Nachlaß und Begnadigung.
Gott will ja, daß der Sünder lebe
Durch Reu für seine Sündenschuld,
Und sich zur Seligkeit erhebe
In des Erlösers Gnad und Huld.

8. Noch rief im Falle der Entseelte
Zu Jesus um Barmherzigkeit,
Die um so weniger ihm fehlte,
Weil er verblich aus Dienstbarkeit;
Auch war er ja sein ganzes Leben
Voll Menschenlieb und Tugend schon,
Und sicher durfte sich erheben
Sein Geist empor zu Gottes Thron.

Anmerkungen (Wikisource)

Jungs Errata (Bd. 2, S. 294) wurden in den Text eingearbeitet.