Melpomene/Band 1/049 Bei dem Grabe einer Frau, die sehr lang und schmerzlich leiden mußte

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 180–181
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49. Bei dem Grabe einer Frau, die sehr lang und schmerzlich leiden mußte.

Melod III.

1. Nun endlich ruht von ihren Schmerzen
Die stille Dulderin im Grab,
Die mit gedulderfülltem Herzen
In Gottes Willen sich ergab;
Nun sind vollendet ihre Leiden,
Verschwunden jede Qual und Pein,
Und zum Genuß der höchsten Freuden
Gieng dort ihr Geist in Himmel ein.

2. Auf ihrem harten Schmerzenlager
Lag leidend sie vier volle Jahr,
Und ward so abgezehrt und mager,
Daß sie noch kaum zu kennen war;
Und namenlose Schmerzen fuhren
Ihr durch die Glieder, Mark und Bein;
Und doch, sie zeigte keine Spuren
Von Ungeduld in Qual und Pein.

3. Dem Willen Gottes ganz ergeben
Ertrug sie Mangel, Kreutz und Noth,
Und sehnte ohne Furcht und Beben
Sich nach Erlösung durch den Tod;
Und endlich schloß in Todesarmen
Voll Hoffnung sie die Augen zu,
Und fand gewiß bei Gott Erbarmen,
Und die ersehnte Seelenruh.
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4. Denn auf die Tugendbahn geleitet,
Durch wahre Buß und Besserung,
War sie zum Tode vorbereitet
Voll Hoffnung auf Begnadigung.
Denn wer zum Tode sich bereitet
Durch wahre Buß und Tugendsinn,
Der wird vom Tode nur begleitet
Zum Gnadenthron des Höchsten hin.

5. Wohlan, wir wollen uns bereiten
Durch frommes Leben zum Gericht,
Und gegen die Versuchung streiten,
Bis unser Herz im Tode bricht,
Und Busse thun für unsre Sünden,
Und gänzlich uns der Tugend weihn;
Dann werden wir Verzeihung finden
Und einstens ewig selig seyn.