Melpomene/Band 1/059 Bei dem Grabe eines jungen Mädchens

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 203–205
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[203]

59. Bei dem Grabe eines jungen Mädchens.

Melod. IV.

1. Ach! eine junge Leiche
Versenken wir ins Grab,
Es fiel im Lebensreiche
Des Mädchens Blüthe ab.

2. Denn schon von Kindheit fehlte
Ihr der Gesundheit Lust,
Und stetes Leiden quälte
Die ungesunde Brust.

3. Zuletzt war sie getroffen
Von einem Nervenschlag,
[204] Und dieser ließ nichts hoffen,
Als ihren Sterbetag.

4. Sechs Monat lange lebte
Entkräftet sie dahin,
Und nur zum Himmel strebte
Ihr tugendhafter Sinn.

5. Die Wassersucht im Herzen
Gesellte sich dazu,
Und gab ihr für die Schmerzen
Zuletzt die Grabesruh.

6. Doch wohl dem guten Kinde,
Sie starb noch unbefleckt,
Eh sie das Gift der Sünde
Der Unzucht angestekt.

7. Denn ach! Verführer schleichen
Einher im Tugendschein,
Die Unschuld zu erreichen,
Und ihrer Lust zu weihn.

8. Sie wischen von den Wangen
Das schamerglüte Roth,
Die Sünde wird begangen
Und ach! sie bringt den Tod.

9. Sie bringt den Tod der Seele,
Und kürzt das Leben ab,
Und stürzet in die Hölle,
Wie in das frühe Grab.

10. Wohl also diesem Kinde,
Das noch in Unschuld starb,
[205] Eh es das Gift der Sünde
An Leib und Seel verdarb.

11. Nur keusche Menschen leben
An Leib und Seele gesund,
Und dürfen einst nicht beben
In ihrer Todesstund;

12. Sie sterben ohne Grauen,
Ihr Herz ist keusch und rein,
Und werden Gott anschauen,
Und ewig selig seyn.