Melpomene/Band 1/065 Bei dem Grabe einer jungen Frau, die an einem unheilbaren Brustgeschwür starb

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 219-220
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65. Bei dem Grabe einer jungen Frau, die an einem unheilbaren Brustgeschwür starb.

Melod III.

1. Da ruht sie nun von ihren Schmerzen,
Die stille fromme Dulderin;
Sie gab mit hoffnungvollem Herzen
Sich in den Willen Gottes hin:
Sie nahm ihn an, den Leidensbecher
Und trank ihn aus bis auf den Grund,
Sie wurde schwach, und immer schwächer
Und endlich schlug die Todesstund.

2. Schon ungefähr vor vierthalb Jahren
Entstand ein Schmerz in ihrer Brust,
Und unter drohenden Gefahren
Verlor sie jede Lebenslust:
Denn ach! das Leiden, das sie quälte,
War von verderbenvoller Art,
Und jeder Trost zur Lindrung fehlte,
Mit höchster Qual und Pein gepaart.

3. Ein fressendes Geschwür verzehrte
Das zarte Fleisch in ihrer Brust,
Und ach, kein Strahl der Hoffnung kehrte
Zurück mit seiner süssen Lust;
Vergebens schnitt des Artztes Messer
[220] Das Übel aus mit blut’ger Hand,
Es wurde schlimmer nur statt besser,
Und führte sie zum Grabesrand.

4. Doch dachte sie bei ihren Schmerzen
An des Erlösers Lanzenstich,
Wie er mit liebevollem Herzen
Für uns im Kreutzestod verblich,
Und trug ihr namenloses Leiden
Mit wahrhaft christlicher Geduld,
Und starb in süssen Seelenfreuden
Voll Zuversicht auf Gotteshuld.

5. So gab sie ohne Furcht und Beben
Dem Tod ihre junges Leben hin,
Denn Jesus Christus war ihr Leben,
Und Sterben war für sie Gewinn:
Nur ihrer lieben Kinder wegen
Hätt sie noch länger gern gelebt,
Um ihren Tugendgrund zu legen,
Damit er nicht im Sturme bebt.

6. Und nun! was gab wohl ihrem Herzen
So viel Geduld und Zuversicht
Bei ihren grenzenlosen Schmerzen,
Als nur allein das Glaubenslicht!
Deswegen ist ihr frommes Leben
Für uns ein sichres Unterpfand,
Daß für ihr tugendhaftes Streben
Sie ihren Lohn im Himmel fand.