Melpomene/Band 2/036 Bei dem Grabe eines Mädchens, das im Schlamm erstickte

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aus: Melpomene
Seite: Band 2, S. 113–115
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[113]

36. Bei dem Grabe eines Mädchens, das im Schlamm erstickte.

Melod. IV.

1. Ein hoffnungvolles Mädchen
Schloß hier zur Grabesruh,
Doch nicht in seinem Bettchen,
Die holden Augen zu.

2. Es wurde am Mittage
Nur gar zu lang vermisst,
Und laut erscholl die Klage:
Wo doch das Mädchen ist.

3. Man suchte es vergebens
Bei dritthalb Stunden lang,
[114] Und war für seines Lebens
Erhaltung todesbang.

4. Auf einmal fiel den Eltern,
O welch ein Schrecken! ein:
Es könnt in den Behältern
Des Schlamms ertrunken seyn.

5. Man suchte, und erblickte
Es wirklich. Welch ein Schmerz!
Des Todes Pfeil durchzückte
Dabei der Eltern Herz.

6. Da lössten ihre Thränen
Sich auf in Klaggeschrey
Und lauten Jammertönen;
Allein es war vorbei.

7. Umsonst war das Gewimmer
Und die Verzweifelung;
Der Athem kehrte nimmer
In die verschlammte Lung.

8. Die Hülfe war vergeben
Zur Rettung angewandt,
Und nichts entriß das Leben
Der kalten Todeshand.

9. Drum wendet bei den Kindern
Die größte Vorsicht an,
Um Alles zu verhindern,
Was ihnen schaden kann.

10. Doch weh dem frechen Sünder,
Der Ärgernisse giebt,
[115] Und unschuldvolle Kinder
In Sünd und Lastern übt:

11. Es wär demselben besser,
Er würde schon ersäuft
Im tiefesten Gewässer,
Eh er zur Hölle reift.

12. Doch besser ists dem Kinde,
Wenn es in Unschuld stirbt,
Eh es das Gift der Sünde
An Leib und Seel verdirbt.

13. Denn frey von allen Mängeln,
Und reiner Unschuld voll
Ist bei den heil’gen Engeln
Demselben ewig wohl.