Melpomene/Band 2/062 Bei dem Grabe einer Frau, die an der Lungensucht starb

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aus: Melpomene
Seite: Band 2, S. 171–172
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62. Bei dem Grabe einer Frau, die an der Lungensucht starb.

Melod. XVIII.

1. Nun endlich hat sie ausgelitten,
Die heldenmüthge Dulderin,
Und ihren letzten Kampf gestritten,
Und Sterben war für sie Gewinn.
Nun sind verschwunden ihre Leiden
In einer sanften Todesnacht,
Sie rief entzückt von Himmelsfreuden
Mit Jesus aus: Es ist vollbracht.

2. Schon viele lange Jahre keuchte
Sie mit Geschwür erfüllter Brust,
Und diese Lungenqual verscheuchte
Des Wohlbefindens edle Lust.
Denn unter Husten Krampf und Schmerzen
Schien oft ihr Athem auszugehn,
Und in dem schwer beklommnen Herzen
Das Blut im Laufe stille stehn.

3. So lag sie schon seit Jahr und Tagen
Auf ihrem Schmerzenlager dort,
[172] Und fressende Geschwüre nagen
An ihrer wunden Lunge fort,
Bis endlich aus dem hohlen Herzen
Der letzte Tropfen Bluts verschwand,
Und sie das End von ihren Schmerzen
In einem sanften Tode fand.

4. Doch trug sie diese Leidenketten
Mit unerschütterter Geduld,
Und bath, ihr Seelenheil zu retten,
Gott um Erbarmen Gnad und Huld;
Und sehnte sich nach jener Stunde,
In der sie Gott zu sich berief,
Wo sie mit athemlosem Munde
In Todeshänden sanft entschlief.

5. So starb in namenlosen Qualen
Die christlich fromme Dulderin,
Und sah verklärt in Hoffnungstrahlen
Voll Zuversicht zum Himmel hin;
Denn muthig hatte sie bestanden
Die Tugendprüffung lange schon,
Und o gewiß! zum Lohne wanden
Ihr Engel dort die Siegeskron.

6. Denn wer nach reiner Tugend strebet
Und pünktlich seine Pflichten thut,
Und nach der Lehre Jesu lebet,
Gelanget dort zum höchsten Gut.
Lasst uns daher das Böse meiden
Und immer Gottes Willen thun,
Dann werden wir in höchsten Freuden
Im Himmel dort auf ewig ruhn.