Melpomene/Band 2/084 Bei dem Grabe einer Frau, die an der Lungenschwindsucht starb

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aus: Melpomene
Seite: Band 2, S. 221–223
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[221]

84. Bei dem Grabe einer Frau, die an der Lungenschwindsucht starb.

Melod VIII.

1. Unter diesem Grabeshügel
Ruht ein seelengutes Weib,
Und es ist ein treuer Spiegel
Ihr ganz abgezehrter Leib.

2. Vor beinah drei viertel Jahren
Wurde kränklich ihre Brust,
[222] Und aus ihr verschwunden waren
Jede Freude, jede Lust.

3. Ihre Lebenskräfte schwanden,
Schwerer ward ihr Athemzug,
Alle Hoffnung ward zu Schanden
Die sie zur Genesung trug.

4. Denn izt kam ein heisses Fieber
Und zuletzt der kalte Brand.
Und sie schlummerte hinüber
In das wahre Vaterland.

5. Unter Zuckungen und Krämpfen
Sah man zwanzig Stunden Lang
Sie im bittern Tode kämpfen,
Bis er ihr zum Herzen drang.

6. Doch sie litt die größten Schmerzen
Stets mit christlicher Geduld,
Und bereute noch von Herzen
Ihre große Sündenschuld.

7. Ja sie hat ihr ganzes Leben
Treu gestrebt nach Frömmigkeit,
Und war ohne Furcht und Beben
Immer auf den Tod bereit.

8. Dieses also läßt uns hoffen,
Daß sie an dem Grabesrand
Dort für sich den Himmel offen,
Und den Lohn der Tugend fand.

9. Diese Hoffnung soll uns trösten,
Wenn auch uns der Tod befällt,
[223] Daß uns Gott zu den Erlössten
Seines Eingebohrnen zählt.

10. Doch zu diesem Ende müssen
Wir nach seinem Willen thun,
Und für unsre Sünden büssen
Bis wir einst im Grabe ruhn.

11. Lasst uns also Gutes üben,
Eh uns Kraft und Zeit gebricht,
O dann zeigt uns ewig drüben
Gott sein heil’ges Angesicht.