Miramare (Franz Poppe)

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Autor: Franz Poppe
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Titel: Miramare
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aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 439
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Miramare.

Nachts im Schlosse Miramare
Hört man oft ein leises Klagen,
Und die Wellen geben Antwort,
Ueber’s Weltmeer hergetragen.

5
„Ach wann wird mein Weinen enden,

Wann empfang’ ich meinen Gatten?“
Und die Wellen murmeln Antwort:
Einst vielleicht, im Reich der Schatten.“

„Der des Heldenlorbeers würdig,

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Warum hat man ihn erschossen?“

Und die Wellen rauschen Antwort:
Frag’ Juarez und Genossen.

„Wohnt kein Glück in Fürstenschlössern,
Nicht auf goldnen Königsthronen?“

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Und die Wellen geben Antwort:

Das Geschick spielt auch mit Kronen.

„Ach, was haben wir verschuldet,
Daß man unser Glück vernichtet?“
Und die Wellen murmeln Antwort:

20
Die Geschichte hat gerichtet.


„Der uns auf den Thron gehoben,
Warum läßt er jetzt uns fallen?“
Und die Wellen rauschen Antwort:
Das ist Schicksal der Vasallen.

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„Warum strafte nicht der Himmel

Ihn, der schuld an der Bedrängniß?“
Und die Wellen geben Antwort:
Sein auch wartet das Verhängniß.

„Warum mußte man auf’s Neue

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Montezuma’s Reich errichten?“

Und die Wellen geben Antwort:
Um es wieder zu vernichten.

Dort im schönen freien Westen
Ist kein Boden für Cäsare.“ –

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Also murmelt’s, also klagt es

Nachts am Schlosse Miramare.

Franz Poppe.