Modenbericht (Illustrirte Zeitung, 1843, Heft 2)

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Titel: Modenbericht
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aus: Illustrirte Zeitung, Nr. 2 vom 8. Juli 1843, S. 32
Herausgeber: Johann Jacob Weber
Auflage:
Entstehungsdatum: 1843
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: J. J. Weber
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: MDZ München, Commons
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Modenbericht.

Es ist als entschieden anzunehmen, daß die Taille der Damenkleider für diesen Sommer lang sein und bis auf die Hüften herabgehen wird. Vorn wird sie weniger spitz sein, als an den Ballkleidern; für die Länge des Leibchens aber hat man kein anderes Maß zu nehmen, als die wirkliche Taillenlänge der betreffenden Person.

Die Röcke der Damenkleider bleiben lang und weit, das übertriebene Aufbauschen aber fällt weg, weshalb man zu garnirten Kleidern vorzugsweise geschmeidige Stoffe zu wählen hat, die sich leicht zusammenlegen.

Die nachstehende

Wiener Mode

zeigt uns ein Kleid von gestreiftem Argantin mit Tunique und mit Spitzen garnirt, nach einem Originale von Beer; der Hut, Clementine genannt, ist von Gros de Naples und von Madame Louise Polborn erfunden.

Der Kaschemirshawl ist durch die Mäntelchen, Venitiens genannt, verdrängt worden, welche vorn abgerundete Ecken haben, einen großen umgeschlagenen Kragen von weißer oder schwarzer Farbe und lilas oder rosa Futter; einige davon haben auch eine kleine Capuze, welche die Stelle eines Schleiers vertritt.

Man spricht davon, die Kleider an der Seite zu garniren, ein Vorschlag, der in Folge der herrschend gewesenen Wintermode höchstwahrscheinlich angenommen wird, da er eine Eleganz darbietet, die durch glatte Kleider nimmermehr erreicht werden kann. In Bezug auf Aermel und Leibchen läßt sich nichts Bestimmtes sagen. Abends, bei der Halbtoilette, werden gewöhnlich kurze Aermel getragen; sie sind mehrentheils eng, und die, welche oben und unten gleiche Weite haben, werden an der Handwurzel nicht geschlossen und zeigen doppelte Musselin-Puffen, die in einer Art von Spitzenmanschette anliegen. Zu solchen Kleidern, von welchem Stoffe sie auch sein mögen, paßt ein ganz einfaches Tuch und ein kleines Tüllhäubchen mit Gacebändern, da die kurzen Aermel jetzt durchaus keine Ansprüche mehr machen können.

Die Fichus gehören ausschließlich der kleinen Abendtoilette, in welche sie sich mit einer Art um den Hals herum gefältelter, ziemlich bizarr aussehender Pelerinen theilen.

Dem seit langer Zeit im Exile lebenden Gürtel mit Schnallen und Schlössern scheint man neuerdings die Rückkehr zu gestatten.

Anstatt der Pelerines sieht man häufig auch Shawls oder sehr große Echarpes von Sammet oder Seide, größtentheils schwarz, mit weißem Altasfutter.

Man fängt an, italienische Strohhüte zu tragen, von denen die mit Federn verzierten die elegantesten sind. – Die kleinen, zur Morgentoilette gehörigen Strohhüte sind mit schmalem gefälteten Band besetzt. Diese Garnitur macht sich einfach, kokett und geschmackvoll. – Das Band auf den Strohhüten wählt man mit gutem Erfolge von entgegengesetzten Farben. Man sieht Grün und Kirschroth, Grün und Violett, Blau und Grün; auch zuweilen verschiedene Nuancen einer und derselben Farbe, wie Rosa und Roth, Paille und Orange, Himmelblau und Haïtiblau. Glattes Taffetband, grün oder orange, sieht sehr einfach und gewählt aus.

Eben so sieht man auch viele Reisstrohhüte von sehr gefälliger Form.

Die kleinen Crêphüte mit einer hängenden Feder zeichnen sich durch die Eleganz aus, die man von einer gewählten Toilette verlangen kann. Sie eignen sich ganz für den Sommer und nehmen sich vorzüglich im offenen Wagen wunderschön aus.

Man sieht jetzt sehr viele Kapoten von zarter Farbe, welche sehr elegant und leicht sind und den Kopf von dem Tragen der schweren, lästigen Winterhüte ausruhen lassen. Sie sind größtentheils leicht ausgeschweift und nehmen nach unten ein Wenig an Weite zu, so daß die Haare frei bleiben.

Noch gedenken wir der türkischen Coiffüren, welche man mit Tüchern oder Schärpen von orientalischem Gewebe trägt. Es dürfte schwer sein, die Eleganz reicher und geschmackvoller als in dieser künstlichen Form zu erblicken.

Einen Turban kann man diesen Kopfputz nicht nennen, denn dazu ist er nicht streng genug, aber doch bleibt er ein Charakterputz, den man nicht zu den Ausgeburten der Pariser Phantasie zählen darf.