Neues vom Spargel

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Titel: Neues vom Spargel
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 323–324
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[323] Neues vom Spargel. Der Braunschweiger Spargel genießt mit vollem Recht seinen ausgezeichneten Ruf, denn er ist die Krone aller Spargelsorten, und schon seit geraumer Zeit bezieht man von Braunschweig Samen und Pflanzen dieses Spargels. Freilich, der Same und die Pflanze allein thun es nicht, es muß noch die richtige Pflege dazu kommen, wenn man auch anderwärts den Braunschweiger Spargel in seiner echten Vorzüglichkeit erzielen will. Vor einigen Jahren hat Dr. E. Brinckmeier in seinem „Braunschweiger Spargelbuch“ die nöthige Anleitung zum richtigen Spargelbau gegeben, und das Buch hat sich viele Freunde erworben. Nachträglich wurde es auf der vorjährigen „Internationalen Gartenbau-Ausstellung“ in Köln mit dem ersten Preis als das beste vorhandene Spargelbuch ausgezeichnet; die beste Empfehlung für dasselbe dürfte aber der „Vorwurf“ sein, den einige Braunschweiger Spargelzüchter dem Verfasser gemacht haben – der Vorwurf, daß er durch sein Buch das „Geheimniß“ der Braunschweiger Spargelzucht zum Gemeingut gemacht habe. Ein Schaden ist den Braunschweigern daraus nicht erwachsen und wird ihnen in absehbarer Zeit nicht erwachsen können; denn die Nachfrage nach Spargeln ist immer noch so groß, daß sie kaum mit der erzeugten Ware befriedigt werden kann. Bedenkt man aber, daß bei zweckmäßiger Spargelzucht ein Morgen Boden einen Reinertrag von 1400 bis 1500 Mark liefern kann, so muß die Verbreitung der richtigen Kenntnisse vom Spargelbau als ein Verdienst um das allgemeine Wohl angesehen werden.

Der Verfasser ist auch nicht müde, die Sache weiter zu verfolgen, und läßt soeben einen Nachtrag zu seinem „Braunschweiger Spargelbuch“ unter dem Titel „Neueste Erfahrungen in der Spargelzucht“ (Aug. Schröters Verlag in Ilmenau) erscheinen.

Unter den vielen wesentlichen Verbesserungen und beachtenswerthen Winken finden sich auch einige, welche für die weiteren, die Spargel essenden Kreise von Wichtigkeit sind.

Schon früher hat Brinckmeier darauf hingewiesen, daß man die Spargelschalen nicht wegwerfen, sondern dieselben rasch an der Sonne oder im Ofen trocknen solle. Man bewahrt sie alsdann für den Winter auf und kann mit ihnen Suppen und Saucen einen frischen Spargelgeschmack geben, der den des Büchsenspargels bei weitem übertrifft. Man bringt die Schale zu diesem Zweck in einen reinen Gazebeutel und läßt sie darin in der Bouillon mitkochen. Nach neueren Erfahrungen, welche das Zweckmäßige dieses Verfahrens durchaus bestätigten, empfiehlt Brinckmeier, auch den ganz dünnen, sogenannten „Suppenspargel“ in der gleichen Weise zu verwenden.

Außerdem tritt er auch für das Dörren des Spargels ein. Da dieses einfacher ist als das Einmachen in Büchsen, so dürfte es von unseren Hausfrauen gern versucht werden. Man hat früher den Spargel in der Regel ungeschält getrocknet, aber damit keine guten Erfolge erzielt, da die ganz trocken gewordene Schale das spätere Aufquellen verhinderte.

Weit besser ist es nun, den Spargel vor dem Trocknen zu schälen. Man nehme aber dazu nicht zu dünne Stangen. Man trockne ihn, nachdem er geschält, in der Sonne, auf der Herdplatte, in einem Trockenofen oder wo sich sonst Gelegenheit dazu bietet, und packe ihn, wenn er ganz zusammengetrocknet und dürr ist, in Kästen oder auch in Beutel, worin er zum Gebrauch für den Winter aufbewahrt wird. Will man ihn auf die Tafel bringen, so lege man ihn eine halbe Stunde in kaltes Wasser und lasse ihn dann kochen, bis er völlig gar ist. Zur Versendung eignet sich dieser Spargel in getrocknetem Zustande nicht, da er sein weißes Aeußere nicht völlig behält, er bringt aber eine wohlthuende Abwechselung [324] für den Familientisch zur Winterszeit und schmeckt ganz wie frischer, besser und kräftiger jedenfalls als der Büchsenspargel.

Merkwürdig ist endlich noch eine Verwendung der Spargelbeeren, die Brinckmeier empfiehlt. Er hat zwei Spargelzüchter veranlaßt, bei denjenigen Pflanzen, die nicht zur Samengewinnung dienen sollten, die Beeren zu entfernen, bevor dieselben reiften. Es sollten dadurch die Wurzeln der Pflanzen gekräftigt werden, und in der That ergab die Ernte der abgebeerten Beete viel schönere Stangen, als dies bei den nicht abgebeerten der Fall war. Die Beeren selbst aber ließ Brinckmeier trocknen und dann wie Kaffeebohnen behandeln, d. h. in einem Kaffeebrenner rösten, mahlen und mit heißem Wasser aufgießen oder besser noch eine Minute lang kochen. Dies ergab ein Getränk, dessen Geschmack und Wirksamkeit denen des echten Kaffees sehr nahe kommen, das aber jedenfalls viel zuträglicher als die Cichorie sein soll.

Wir schließen damit unsere Mittheilungen und verweisen alle, die genauer über die Einzelheiten unterrichtet werden möchten, auf das Büchlein von Brinckmeier. Das „Neue“ ist sicher beachtenswerth und es kann jedermann leicht nach dieser Richtung hin Versuche anstellen. Vielleicht gelingt es diesem oder jenem, das Verfahren noch zu verbessern, und er wird dann hoffentlich auch seine Erfahrungen zum Gemeingut machen. Namentlich was das Dörren des Spargels anbelangt, sollte man sich die Mühe nicht verdrießen lassen, dasselbe zu vervollkommnen; denn es dürfte mit der Zeit die zweckmäßigste und billigste Aufbewahrung der edlen Stangen für den Winter abgeben. *