Neueste Litteratur der Fränkischen Geschichte und Rechte (Journal von und für Franken, Band 6, 3)

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Autor: Anonym
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Titel: Neueste Litteratur der Fränkischen Geschichte und Rechte
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 6, S. 344-353
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
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XI.
Neueste Litteratur der Fränkischen Geschichte und Rechte.


Versuch einer Lebensbeschreibung des Feld-Marschalls Grafen von Seckendorf, meist aus ungedruckten Nachrichten bearbeitet. Erster Theil. Ohne Druck-Ort 1792. kl. 8. S. 260. Mit dem Brustbild des Herrn Grafen. Zweyter Theil. S. 388.

Endlich ist das Buch, welches bereits in der Jenaisch. Allgem. Litterat. Zeitung im Jahrgang 1792. und in den Wirzburg. gel. Anzeigen N. V. vom Jahr 1793. so vorteilhaft angezeigt und empfohlen war, in den Teutschen Buchhandel gekommen, und von dem gelehrten Herrn Verf. einem Verwandten des verdienstvollen Grafen von Seckendorff, die ganze Auflage nebst dem Verlags-Rechte an den Buchhändler Barth zu Leipzig überlassen worden, wohin sich nun alle Buchhandlungen zu wenden haben, welche Bestellungen auf dieses interessante Werk machen wollen.

 Der Held dieser Geschichte, Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff, gehörte| zwar als Besitzer von Meuselwitz im Altenburgischen nicht in die Fränkische, sondern in die Sächsische Geschichte. In so ferne dürfte also die Anführung seiner Lebensbeschreibung in der neuesten Litteratur der fränkischen Geschichte für überflüßig angesehen werden. Folgende Ursachen werden aber diesem Vorwand begegnen und unser Verfahren hinreichend rechtfertigen. Graf von Seckendorff war den 16 Jul. 1673. zu Königsberg in Franken geboren, wo sein Vater herzogl. Sächsischer Amtmann war. Die Hauptbesitzungen der ausgebreiteten von Seckendorffischen Familie waren von jeher in den Fränkischen Kreislanden, und der Vater des Grafen, Heinrich Gottlob von Seckendorff, war Mitbesitzer von Obernzenn. Veit Ludwig von Seckendorff, der Oheim des Grafen, sagt deswegen von seinem Bruder in der historia Lutheranismi Lib. I. Sect. 13. §. 13. addit. 1. „Frater meus Henricus Gottlob à Seckendorf, cum Serenissimo Carolo Ludovico, Electori Palatino à Consiliis esset, inde in Franconia, patria et arce nostra Zenniana (Obernzenn) communi, priuatim vivens, à Ducibus Saxoniae Consiliarii dignitate ornatus et ad Hennebergici Principatus militaria et| circularia, quse vocant, negotia adhibitus, praefecturam etiam Regiomontanam ab Ernesto, Saxoniae Duce p. m. gubernandam obtinuit; sed anno 1675. in legatione ad serenissimum Electorem Brandenburgicum, qui tum in Franconia cum exercitu hibernabat, lue castrensi infectus, florente aetate (nam annum XXXVIII. nondum impleverat) ereptus nobis est, longiori, si eruditio et rerum agendarum peritia morumque honestas spectetur, dignissimus.“ Auch ein Jahr seines höchsten Alters, das durch die Magdeburgische Gefangenschaft so sehr verbittert war – sie hatte ihm über 20-3000 fl. gekostet, wovon ihm kein Heller weder durch den Kaiserlichen Hof, noch durch das Reich gut gethan wurde, – verlebte er, um vor den Preußischen Nachstellungen sicher zu seyn, zu Renntweinsdorf, einem freyherrlichen Rothenhahnischen Gute im Ritter-Canton Baunach, bey seiner Klein-Nichte, der Frau Ritterhauptmännin von Rochenhahn. – Über dieses ist diese Lebensbeschreibung selbst das Werk eines sehr vorzüglichen Fränkischen Cavaliers, eines Herrn von Seckendorff zu Obernzenn; verdiente also schon in dieser| einzigen Rücksicht hier einen Platz, wenn auch das Übrige nicht statt gehabt hätte.

 Von dem Plan und den Absichten seiner Arbeit sagt der Herr Verfasser: „da mir der Gedanke unerträglich war, daß ein beträchtlicher Theil des Publikums von dem Feld-Marschall von Seckendorff, der sich doch um sein Vaterland und sein Jahrhundert so wesentlich verdient gemacht hat, aus Mangel hinlänglicher Belehrung so nachtheilige Begriffe hegt, und daß seine grossen und guten Thaten von Zeitungs-Schreibern und Compilatoren (bessere Quellen sind bisher meist verborgen geblieben) so unrichtig und verstümmelt erzählt worden sind; so konnte ich schon geraume Zeit dem Verlangen nicht widerstehen, verschiedene handschriftliche in diese Geschichte einschlagenden Nachrichten zu benutzen, und etwas Ganzes herauszuziehen.“

 Den Erfolg dieser rühmlichen Bemühungen finden wir in beyden vor uns liegenden Theilen, die Seckendorff, dem Helden, gewidmet sind. Ihnen soll ein 3ter Theil folgen, der uns mit Seckendorff, dem Staats-Manne, bekannt macht. Daß der Herr Verfasser manchfache Schwierigkeiten in der Ausführung seines Vorhabens zu überwinden| gehabt habe, und daß die Sichtung der Nachrichten ihm viele Zeit gekostet haben müsse, wird ihm jeder aufs Wort glauben, der mit der Natur solcher Arbeiten auch nur von ferne bekannt ist. Graf Seckendorffs Leben, das unter dem angenommenen Namen Bellamintes ein gewisser 1765 zu Erlangen verstorbener Freyherr Karl Christoph von Seckendorff verfaßt haben soll, wird gleich in der Vorrede nach seinem wahren Wehrte gewürdiget, und äusserst leicht und unbrauchbar [1]| befunden, ob es gleich 2 Auflagen in Teutscher und 2 in der Französischen Übersetzung erlebt hat. Bey der Schilderung des Charakters des Grafen von Seckendorff hat es der Herr Verfasser immer mit dem Weisen von Sans Souci zu thun, der sowohl in seinen Memoires de Brandenbourg als in seinen nachgelassenen Schriften den Feld-Marschall oft einseitig, hart und mir Geringschätzung behandelt. Bey Würdigung seiner militärischen Talente berichtigt er nicht nur viele Urtheile Friedrichs des Einzigen über den Grafen von Seckendorff, sondern er würdiget auch oft die im theatro Europaeo gelieferten Erzählungen, und im 2ten Theil der Lebensbeschreibung stößt man sehr häufig auf Verbesserungen der vom General von Schmettau über den Türken-Krieg 1736 und 37 gelieferten Nachrichten. Nachdem diesem einsichtigen und geschickten General und Schriftsteller alle Gerechtigkeit widerfahren ist, die seinen Kriegs-Talenten und zum Theil auch seinen Schriften gebühret; sagt der Herr Verfasser S. 21. des 2ten Theils in einer Note, wo er seinem Schmerz über den Undank des Freyherrn von Schmettau gegen den Grafen von Seckendorff Luft macht:
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|  „Seckendorf blieb nicht dabey stehen, daß er diesen Mann (von Schmettau) dem Kaiser in seinen Berichten so vortheilhaft mahlte. Er nahm sich auch seiner in verdrießlichen Lotterie-Schuldenhändeln bey dem Monarchen mit der Wärme eines Freundes an. Schnöder Undank war dafür sein Lohn. Schmettau, dessen Kopf besser war, als sein Herz, verunglimpfte seinen Freund und Beschützer nicht nur in seinen Memoires secrettes de la guerre de Hongrie, einem glücklicher- oder unglücklicher Weise sehr seltenen Buche, dem Product einer schwarzen Galle oder eines sehr untreuen Gedächtnisses; sondern auch während des türkischen sowohl als bayerischen Kriegs in mehrern Schreiben, die alle das Tags-Licht gesehen haben.“
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 Da der Herr Verfasser an der Quelle so vieler schriftlichen Nachrichten saß: so kann man leicht ermessen, daß er, was er zur Berichtigung der wahrhaften Darstellung so interessanter Begebenheiten, als diejenige waren, die Graf von Seckendorff während seines ausserordentlichen Lebens zu leiten und auszuführen hatte, thun konnte, alles mit einer ungewöhnlichen Bescheidenheit und vorzüglichen Genauigkeit gethan habe.| Die Beweise einzeln darüber zu liefern, würde ein neues Buch erheischen. Liebhaber der Geschichte werden beym Durchstudiren der hier beglaubigten Erzählungen das alles selbst finden. Unparteiisch wird indessen auch hier eingestanden, was eben nicht zu des Grafens sonderlicher Empfehlung gereicht, als:
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 „Er hatte nichts Ausgezeichnetes in Gesichts-Zügen oder Körperbau, ob er schon übrigens gerade gewachsen und von mittlerer Größe war. Seine Sprache war unangenehm; weil er zugleich durch die Nase und durch die Zähne redete. Sein Gesicht, das ohnedem nicht schön war, wurde durch das Vorhängen der Unterlippen etwas entstellt. Seine Abneigung von Pracht und seine Wirtschaftlichkeit artete freylich zuweilen in Geiz aus. Dessen ungeachtet muß ihm doch selbst der Neid einräumen, daß er stets die strengste Unbestechlichkeit behauptet und viele Nothleidende in Geheim unterstützt hat. Es ist nicht zu läugnen, daß er gerne trank; da er aber viel vertragen konnte, so kam es bey ihm selten, und in spätern Jahren nie, zum wirklichen Rausche. Er war äusserst hitzig und da er ohne dieß nicht viel Komplimente machte, so beleidigte er in dergleichen Anfällen aufbrausender| Laune eine Menge Menschen, die oft dadurch seine Feinde wurden. Seine Arbeitsamkeit war ohne Grenzen und beynahe ohne Beyspiel. Er forderte daher auch viel, oft zu viel von denen, die mit ihm zu thun hatten. Er hielt sehr viel auf Keuschheit, trieb aber in diesem Puncte zuweilen die Strenge seiner Moral gegen andere bis zur tadelhaftesten Härte, woran die Erziehung und der Genius seiner Zeit mit Schuld gewesen seyn mag. Ein Zwerg, der ihm lange Jahre sehr ehrlich gedient hatte, gerieth zu Meuselwitz, in den letzten Lebens Jahren des Feld-Marschalls, auf den unglücklichen Einfall, mit einer großen vierschrötigen Weibs-Person einen verbotenen und durch die Schwangerschaft der Dirne bewiesenen Umgang zu pflegen. Sein Herr war nicht zufrieden, daß dieses ungleiche Paar, zum größten Ärgerniß der Gemeine, eine komische Kirchenbuße thun mußte, sondern ließ den kleinen Liebhaber für die übrige Zeit seines Lebens in ein Zuchthaus sperren, wo dieser Elende in wenig Jahren seinen Geist aufgab.“ Man ersieht hieraus, daß nicht blinde Liebe zu einem berühmten Mitgliede seiner Familie dem Herrn Verfasser die Feder führte, sondern ächte Schätzung des| Verdienstes an einem seiner würdigen Vorfahren. Der 3te Theil wird daher gewiß von allen Sachkundigen mir Begierde erwartet, und die Herausgeber dieses Journals eröffnen dem Herrn Verfasser dasselbige mit vieler Bereitwilligkeit, wenn ihm hier und da ein kleiner Nachtrag übrig blieb – oder in der Folge noch ein und das andere schriftliche Beleg sich finden sollte.



  1. Bey dieser Gelegenheit bitten wir unsere Leser, was in dieser Lebens-Beschreibung Th. I. S. 19. Note *) gesagt wird, mit der Abhandlung in unserm Journal Bd. 3. S. 647. u. s. w. zu vergleichen. In unserm Journal heißt es. „Zu Ausgang des 13ten Jahrhunderts, nämlich gegen das Jahr 1296. theilte sich das Geschlecht wegen der Vielheit und zu besserer Unterscheidung in 11. Linien – von allen diesen sind gegenwärtig nur noch die 2 erstern, nämlich die Aberdarische und Guttendische, übrig, die andern also sind ausgestorben.“ Und in dieser Lebensbeschreibung sagt S. 19. in der Note selbst ein Glied dieses berühmten Geschlechts:
    :„Die Familie der Freyherren von Seckendorff, welche sich ehedem in eilf, einige behaupten gar 20 Zweige theilte, besteht heut zu Tag noch aus 3 Linien der Aberdarischen, Gutendischen, (nicht mit tt wie im Journal,) und Rhinhofischen.
    Welche von beyden Behauptungen ist nun die ächte? Wahrscheinlich die letztere. d. H.