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Noch einmal Belltafel

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Titel: Noch einmal Belltafel
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 753
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[753] Noch einmal die Belltafel. Ueber dieses uralte Gesellschaftsspiel, das der Verfasser des betreffenden Artikels der Gartenlaube (S. 523) nur noch den Städten Breslau und Liegnitz eigen sein läßt, sind uns Mittheilungen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands zugegangen, welche auf Verbreitung, Alter, Bezeichnung und die Verwandtschaft desselben mit Kegel- und Billardspiel wenigstens einiges Licht werfen.

Genau dieselbe Belltafel, wie sie in der Gartenlaube bildlich dargestellt ist, findet sich in dem Dorfe Zeschnig bei Hohenstein in der Sächsischen Schweiz. Das Spiel heißt dort „Bilger“ und wird stets mit vier numerirten Steinen von vier Mann gespielt. Eine ähnliche „Bilgertafel“ soll in dem Wirthshause des Dorfes Fischbach bei Stolpen, ebenfalls in Sachsen, stehen.

Aus Thüringen kommen uns mehrfache Nachrichten zu. Einen festen Sitz hatte dieses seltene Spiel in den drei Dörfern Oberdorla, Langula und Niederdorla zwischen Eisenach und Mühlhausen, deren Bewohner den Namen „Vogteier“ tragen. Neben mancherlei Eigenthümlichkeiten in Trachten und Sitten zeichneten sie sich auch durch das „Bellke- oder Billke-Spiel“ aus, wie sie es nannten. Nur die Belltafel von Oberdorla wich insofern von der gewöhnlichen, wie auch Breslau sie zeigt, ab, als bei ihr auf dem runden Ende der Tafel auf einem Kreuz neun Kegel aufgestellt waren, welche durch mit Queues (ganz wie die Spielstöcke des Billards) fortgestoßene Kugeln umzuwerfen waren. Dieser Apparat, der uns in der Belltafel eine Verbindung von Kegelbahn und Billard zeigt, wurde 1859 ein Raub der Flammen; der zu Niederdorla wird als langer Kneiptisch entwürdigt, und der Dritte ist ein verkanntes Werthstück einer Rumpelkammer. Dagegen soll das Karnstädt'sche Wirthshaus in Windehausen bei Nordhausen noch im Besitz einer Belltafel sein.

„Belke“ wird ferner noch in den Ortschaften Donndorf und Bottendorf bei Wiehe (an der Unstrut, im Kreis Eckartsberga) gespielt, und zwar genau wie in Breslau, nur nicht von einer geschlossenen Gesellschaft, sondern von Jedem, der Lust dazu hat. Auch in der goldenen Aue, in Tilleda, der ehemaligen kaiserlichen Pfalz am Fuß des Kyffhäusers, fand ein fröhlicher Wanderer noch 1844 eine Belltafel, die derselbe auf eine Länge von acht bis zehn Ellen schätzt, und die muldenförmig, mit Graphit geglättet und mit einem erhabenen Rande versehen war, welcher das Herausgleiten der Steine verhinderte.

Endlich schreibt uns aus Königsberg in Preußen Einer, der vor beiläufig fünfzig Jahren dort studirt hat, daß es damals noch drei sogenannte „Pilketafeln“ in den ehemaligen „Gemeindegärten“ der drei Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof gegeben habe. Auch dort waren die Räume, in welchen sie aufgestellt waren, mit Schützenscheiben geziert. Man sah gar nicht selten ältere Bürger sich mit dem Spiele vergnügen, welches ganz mit dem in der Gartenlaube geschilderten der Breslauer übereinzustimmen schien. Die Tafeln waren jedoch nicht muldenartig vertieft, ohne Rand oder sonstige Vorrichtung. Sie bestanden aus einer einfachen, durch Alter gebräunten und durch das Spiel spiegelglatt gewordenen Eichenplanke und es wurde wohl auf dieselben wegen ihrer enormen Länge, ansehnlichen Breite und völligen Ast- und Fehlerlosigkeit als auf Merkwürdigkeiten und Zeugen von dem, was einst der preußische Wald lieferte, aufmerksam gemacht.

Der Kneiphöfischen Pilketafel gedenkt noch Rosenkranz in seinen Königsberger Skizzen (Danzig, 1842. 1. Abth. S. 196), aber schon als in Privatbesitz übergegangen. Er erwähnt, daß sie 1580 gestiftet sei.