Zum Inhalt springen

Ostindianische Kriegsdienste/3. Kapitel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« 2. Kapitel Johann Jacob Saar
Ostindianische Kriegsdienste
4. Kapitel »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
[38]
Das Dritte Capitul.
Der Autor kommt auf die Insul Banda.
Was sich Anno Christi 1646. begeben.

ALs Wir nun auf erstbemeldter Reé, und Insul Amboina, biß in den Januarium folgenden 1646. Jahrs / verharret / gieng es den 7. ejusdem auf Banda zu / eine Insul viertzig Meil von jener gelegenDer Bandanesen Kleidung. / woselbst / Wir auch den zehenden glücklich arriviret.

Es ist aber solche Insul der Compagnia eigen / und Ihr von dem König von Ternate, * dem es zugehöret / verehret worden / doch so Sie es mit Bandanesen Gewehr. dem Schwerd bezwingen würden. Die Einwohner sind sonst bekleidet wie die Amboinesen, ausser daß Sie wie einen Wulst auf dem Kopf ligen haben / gelb von Farb / kurtz / und kraus / von Haaren / grossen Knäbel-Bärten / starck von Armen / und Beinen. Ihr † Gewehr ist in einer Hand [39] ein kurtzer breiter Säibel / und in der andern ein länglichter Schild / von solchem Holtz gemacht / das / so man mit einem Gewehr darauf stösset / solches in sich hält / und gleichsam einsauget / daß mans nimmer heraus ziehen kann. Das beydes können Sie künstlich führen / und mächtig behend / springen gewaltig hoch / also / daß Sie im Sprung einem den Kopf schnell abschlagen können; fallen auch geschwind wieder auf die Knye / und sind hinter und vor Sich / lincks und rechts / von einem Knye auf dem andern / so trefflich gewandt / wo man Ihnen beykommen will. Theils führen auch Würfpfeil / die Sie an einem Strick haben / und gar gewiß damit schiessen / und was Sie getroffen / mit dem daran gebundenen Strick / zu Sich reissen. † Zum Theil haben ein roth rund Holtz / das Sie nach den Beinen werfen / und so gewaltig / daß einer / so getroffen / fallen muß.

* Wie Volquard Iversen berichtet / pag. 184. ist der damahlige König gar ein leutseliger Herr gewesen / der bißweilen zu den Holländischen Directorem kommen sey / ein Pipken Tabac mit zu trincken. Es habe der König auch fast alle Seine Insulen der Holländischen Compagnia zum Gebrauch überlassen / dafür Er jährlich / zu Seinen Unterhalt / von Ihnen in die zwantzig tausend Reichsthaler bekomme; hergegen müsten die Holländer wider die / so Ihn / und Seine Länder / feindlich anfallen / (wie dann zuvor oft geschehen) den Krieg führen.

† Aller Malaccer Gewehr muß / Iversen Beschreibung nach / pag. 185. fast einerley seyn. Säibel / schreibt Er / sinds / aber forne breiter / und dicker / als die gemeinen Türckischen / werden Padang genannt; darbey haben Sie lange hültzerne Schild / so Sie Salwake nennen / mit diesen wissen Sie so behend und hurtig umzugehen / daß es zu verwundern; Sie exercirn Sich auch stets damit in Fechten / springen und hupfen dabey / gleich wie die Graßmücken / und sehen / wie einer dem andern einen Streich gibt. Sie führen auch Spiesse / so theils vom harten Holtz / und gebrannten Spitzen: theils haben forne eiserne Wiederhacken / welche mit dünnen Tauen oder Riemen am Holtz befestiget / selbige können sich im Werfen loß geben / und einhacken / damit Sie den Menschen / oder das Begehrte / gleich als mit Harpunen / nach Sich ziehen. Mit solchen Spiessen können Sie auch so gewiß schiessen / daß Sie auf einen Nagelkopf / oder / aufs wenigste / einen Reichstalerbreit / treffen können. Solche Spiesse nennen Sie Kalwai.

Ihre Kleidung hat Herr von Mandelslo also beschrieben / L. III. p. 212. Sie seyn dünne / und leicht / von Cattun; etliche / sonderlich die Sclaven, haben nur die Scham bedecket. Sie sind Mahummedisches Glaubens; etliche wenig / so die Holländer als Sclaven zu Ihren Diensten brauchen / seyn Christen. Die Mahummedisten gebrauchen der Perser Ceremonien. Bey Begräbnus Ihrer Toden sollen Sie Sich eben also / wie die Russen anstellen / und die Leiche mit grossem Geheule fragen / was Sie für Ursachen zu sterben gehabt. Mann lese dabey / so es beliebt / Olearii Muscowitischer Reis-Beschreibung / Lib. III. c. 31.

Etliche sehen zu Nacht gar nicht. Es gibt auch auf der Insul etliches Volck / daß in denen drey Monaten / Junii, Julii, Augusti[WS 1],* nur allein des Tags Ihres Gesichts gebrauchen kann: Zu nächtlicher Weil aber / ob schon noch so helle Fackeln und Lampen brennen / doch nichts sehen mögen / biß Sie nach einer Zeit wieder zu recht kommen / dazu / Ihren Sagen nach / die Leber von einem Fisch / Hay genennt / † den Sie gern essen / dienlich seyn solle.

* Dagegen sind in Malacca Leut / wie Jürgen Andersen bezeuget / p. 102. von den Holländern Filii de Kackerlae genannt worden / weil Sie / wie die Kackerlacken / [40] (das ist ein Art Käfer / so die Javanen Kackerlaen nennen / fliegen an die Leut / stossen an / und fallen nider / und verhindern den Schlaff / wie Er auch meldet / pag. 1.) des Tags mit ofnen Augen auch nicht viel sehen können: sondern nur des Nachts / und können in den finstern Orten das Geld kennen / und zählen / Nehen / und ander Hanthierung treiben / welches Sie des Tags nicht vermögen. Daher ligen Sie des Tags / und schlaffen. So bald aber die Sonn unter den Horizont gangen / daß es zur Demmerung kommt / beginnen Sie wieder zu sehen. Von Statur und Proportion, auch von Farben / sind Sie den Europæern gleich / haben graue Augen / da sonst alle Orientalische Völker schwartze / und schwartz-braune / Augen haben. Ihr Haar ist gelbicht; der Weiber Haar sind so lang / daß selbige auf den Hintersten herunter hangen / mit den Füssen gehen Sie einwarts; dergleichen hat Iversen auch zu Batavia gesehen.

† Als Herport die æquinoctial-Linie passiret, schreibt Er p. 6. daß Er viel solcher Hay, oder Meer-Wölf / gesehen habe / derer etliche zwey / oder drey / Ellen dick / und vier / oder fünf / Ellen lang gewesen / wären den Menschen sehr aufsetzig. Denn als desselben Abends von Ihrem Schiff ein toder Mann über Bort gesetzet worden / wäre Er / so bald Er in das Wasser kommen / von einem Hay in der Mitte abgebissen / und verzehret / worden. Seine gantze Gestalt hat Joh. von der Behr / der dergleichen bey dieser Linea auch gesehen haben will / also beschrieben: Er ist von zimlicher Läng / und Dicke / hat einen breiten Kopf / im Maul zwey Reihen überaus scharfe Zähn / damit Er dem Menschen / so Er einen im Wasser antrifft / gar leicht einen Arm / oder Bein / abbeissen kann: hat eine schwartze Haut / unter dem Bauch aber gantz weißlicht / sein Fleisch ist grob / nicht wohl zu essen / und noch übler zu verdauen / massen denn an dergleichen übel-gesottenen / und nicht recht gepfefferten Fisch / ein Fieber bald zu essen ist. Sonsten ist er ein guter medicinischer Fisch; dann das Gehirn von selbigem / so den Schwangern dienlich / soll in Holland dem Gold gleich gehalten werden / und daher komt es / daß der Hay, so oft er erhaschet wird / dem Kaufman / oder Schiffer / als die ihn am ersten zu gebrauchen wissen / überliefert werden muß. Die Leber des Fisches / bevorab eines Creutz-Hayes / hat eben die Kraft und Tugend / welche dort im 6. Cap. des Büchlein Tobiœ hervorschiessenden grossen Fisch / von so genanntem Azaria zugeschrieben wird / daß sie nemlichen eine bewährte Artzney vor die Blindheit sey; Und seynd die arme Leut der Unserigen / in diesen Ländern / sothaner Hilfs-Mittel wohl bedürftig. Dann es bekannt / daß etliche wegen allzuheisser Sonnenstrahlen / dadurch die Schärfe der Augen geschwächt wird / Nachts beym Liecht gantz nichts sehen / oder etwas erkennen können / öfters auch wohl gar Ihr Gesicht darüber verliehren. Zwey Reihen scharfer Zähne[WS 2] gedenckt von der Behr / p. 15. Hemmersam aber saget / die in Guinea von den Mohren gefangen werden / hätten fünf Reihen Zähn hinter einander / damit sie auch starck / und oft Menschen / die da baden wollen / die Bein gantz angebissen hätten / oder wohl gar aufgefressen. Die Mohren / spricht Er ferner / essen solchen Fisch auch; die Teutsche dagegen nicht / weil das Fleisch die Köpf toll mache / Seiner Reiß-Beschreibung p. m. 54. Herr von Mandelslo schreibt L. II. p. m. 136. daß Sie einen gefangen hätten / welcher im Rachen allenthalben vier Reihen hintereinander gesetzte lange spitzige Zähn hatte / welche nicht in Knochen oder Kihnbacken veste: sondern nur im Zahnfleisch sitzen / sich bewegen / und hineinwarts ziehen können. Was ein solcher Fisch in den Rachen bekommt / wird durch solche Wiederhacken so gehalten / daß nicht wieder erlöset werden kann. Was Er sonst von dessen Art und Gestalt meldet / wird nicht verdrüßlich fallen / bey solcher Gelegenheit aus Ihm [41] anzufügen: Wir fiengen / spricht Er / p. 135. einen grossen ungeheuren Fisch / über 8. Ellen lang / welchen die Engelländer einen Schark[WS 3] nennten; der Kopf / und forder Theil des Leibes / war sehr groß / und dicke / und gieng nach den Schwantze gar schmahl zu / war am Bauche gantz weiß / hatte ein groß Maul voller scharfer Zähne / die Augen sassen stracks über dem Munde / hatte nicht fern vom Kopf zwo grosse Floß-Federn / und eine oben auf dem Rücken. Es ist der grösseste Raub-Fisch / so man in der See finden mag / ein Feind von allem / was lebet / oder Fleisch hat; sonderlich stellet er dem Menschen sehr nach. Es wird von diesem Fisch mancher gebissen / verlähmet / und gar hinweg genommen / wenn Sie nemlich Sich ans Schiff ins Wasser hinunter lassen / und nach des Schiffes Nohtdurft sehen wollen / auch wenn Sie Sich zu baden in die See begeben / da wird manchem Arm / und Bein / abgebissen; dann sie sehr spitzige und scharfe Zähn haben / so dichte aneinander stehen / wie die Zähne in den Sägen. Etliche ziehen die Menschen gantz hinunter ins Wasser / und fressen Sie auf. So bald ein solcher Rauber einen Menschen im Wasser ansichtig wird / fähret er zu / wirft sich auf den Rücken / und schnappet von unten hinauf. Dann das Maul sitzet ihm weit unten / und gehet der Kopf über dem Maule spitzig zu. Das Hertz hat er unten im Kopfe; als es heraus gerissen war / bewegte es sich noch eine gute Weile. Er sol / gleich wie man von dem Wall-Fische saget / seine Jungen im Bauche führen / und wie ein ander Thier gebähren. Bey stillem Wetter sollen etliche von seinen Jungen ihm aus- und um den Mund lauffen / und spielen.

Jürgen Andersen erzählet dieses / was Er auf Seinem Schiff Schip Svvu1 genannt / wahrgenommen habe. Etliche / spricht Er / sassen in unserm Schiff-Boot / und fischeten / und als einer auf dem Boot sitzend / das Bein ins Wasser hieng / kommt ein grosser Fisch / Hay genannt / und beisset Ihm das glat ab; denn sie haben dünne breite Zähne / auf den Seiten gekerbet / wie die Sägen. Er hätte den Menschen gantz hinweg genommen / wenn Ihm nicht die andern zurück gerissen / ist aber in wenig Tagen hernach gestorben. Dieses gab zwar ein wenig Schrecken unter Uns; aber in ein paar Tagen war es alles vergessen / und meinten etliche / weil Wir auf einen andern Platz gekommen / würden solche Raub-Fische nicht mehr seyn; Derowegen etliche unsere Boots-Völcker / weil es schön still Wetter war / in die See sprungen / Sich zu baden; Sie waren aber kaum hinein gesprungen / so wurden Ihrer zween von solchen Fischen ertappet / und unter das Wasser gezogen / kamen auch nicht wieder empor / die andern danckten GOtt / daß Sie wieder ins Schiff kamen. Der berühmte Beschreiber / der Gottorfischen Kunst-Kammer / hat in den Notis an Jürgen Andersen Reiß-Buch das bezeichnet / p. 62. Den 26. Decemb. Anno 1662. wäre ein solcher Hay gefangen worden von zwölf Fuß lang / habende in seinem Bauch drey Menschen-Beine / eines Jungen Fuß / ein Bein mit dem dicken Fleisch ohne Fuß / einen Arm / an welchem Hand / und Schulter / etliche Bocks-Füß / ein Bock-Fell / ein Partey Stockfisch / einen Rump von einem Menschen / etliche Ellen leinen Lacken / ein klein Tönnichen. Nun ist nicht zu vermuhten / daß dieser Fisch die Menschen alle lebendig soll erschnappet haben: sondern wenn Sie die / so auf dem Schiff sterben / theils bloß / theils in leinen Tuch gewickelt in die See werfen. Denn dieser Fisch sich gern bey den Schiffen finden läst / um etwas zu empfahen / was über Port geworfen wird.

Castellum Nassoviæ und ihre Fortification. Ein trefflichs Castell haben die Holländer darauf gebauet / und Nassau getituliret, mit vier starcken Pünten oder Bollwercken versehen / als fürs erste / des Admirals Pünte / bey des Gouverneurs Hause: Fürs ander / den [42] Wall nach / die Pünt Seelandia / worinn das Zeughaus[WS 4] stehet: Fürs dritte / die Pünt Delft: Viertens Rotterdam / auf derer jedwederm / zu meiner Zeit / acht Metalline Stück stunden. Zwischen Seeland / und Delft / ligt ein hoher Berg / darauf ein Werck von hohen Mauren aufgeführet ist / Belle Gücke genennt / viereckigt gebauet / und immer ein viertzig Mann Besatzung innen hat. Noch höher davon ist ein Reduit,[WS 5] das Sie heisen Gück in Hafen. Ehe man in das Castell kommt / sihet man / auf der lincken Hand / den Karnabesberg / so mächtig hoch ist; auf der Rechten das Fort Lundern / dabey eine Negrey oder Dorfschaft stehet / und kann man an das Castell an dreyen Orten einlauffen. Fürs erste bey Lundern: Zum andern bey Selam, wobey auch eine Reduit; Fürs dritte / bei so genannten Sonnenloch / wo zwar nur kleine Schiffe ankommen können / und wo nicht weit davon wieder eine schöne Reduit aufgerichtet worden; dergleichen auch vom Castell gegen das Siechenhaus[WS 6] stehet. Drey Meil ehe man auf Banda kommt / ist ein Fort, Boule Bay, von fünf Pünten aufgerichtet / immerzu mit Besatzung auf die sechzig Soldaten versehen / und mit vierhundert / biß fünfhundert / Wasser-Fassen / darinnen Sie den Regen samlen / weil es anderst kein Wasser haben kann. Es ist aber wie eine Vorwache auf Banda, weil es / wanns Schiffe in der See sihet / allezeit mit Stucken ein Loos geben muß / zur Nachricht. Tieffer in der See ist noch auf einer andern kleinern Insul / Boule Rund genennet / ein Reduit, von den Holländern aufgeworfen / auf welchen beyden Insulen die beste Muscaden-blühe und Nüß kommen daher. und schönste * Muscaden-Nüsse sich finden / wachsen wie unsere Marillen / aber grösser von Postur, und wann sie reiff sind / haben sie unter der ersten Schelfen die Blühe / welche so roht ist als Blut / unter derer die Nuß stecket / welche allesamt / zuvor / ehe mans verschicket / gekalcht werden müssen / von den Sclaven / die von dem Platz an / da sie ligen / aneinander stehen / und sie in Körben einander zulangen / biß an den Kessel / darinnen der Kalch ist / durch welches Wasser der Korb voll gezogen / und abgeseyet / und dann wieder auf einen Hauffen gegen über ausgeschüttet wird / von welchen sie nur bloß in die Schiff gethan werden / biß sie erst zu Batavia recht geimballiret, und in unsere Länder verschickt werden. Es müssen aber diese / in gewisser Zahl / der Compagnia die Freyleut liefern / welche wieder Ihre Sclaven halten / die an Ihrer Statt die Arbeit thun müssen / wiewohl die Compagnia auch Ihre eigene Sclaven zu den End daselbst hält / deren erzeugte Kinder nicht Ihr / als leiblicher Eltern / sind: sondern der Compagnia, die es abrichten / und im End / so eines ein wenig erwachsen / alle Monat ein Thaler vier der Compagnia verdienen kann.

* Wie der Zimmet-Baum nirgend so häuffig wächset / als in der Insul Ceilon: Also wird der Muscad-Bäum nirgends in solcher Menge gefunden / als in der Insul Banda. Der Einwohner meinste Handtiehrung ist / sonderlich der Weiber / daß Sie die Nüsse aus den Schalen machen / und die Blumen davon samlen / hernach an die Holländer um schlechten Preiß verlassen. Sie pflegen auch eine Parthey Nüsse / ehe Sie noch reiff werden / mit den grünen Schalen in Zucker zu legen / und / als die beste Confecturen, in gantz Indien herum zu verführen; ist ein sehr anmuhtiges und gesundes Wesen / des Morgens zu nehmen / sind alle Wort Herrn von Mandelslo / Lib. III. p. m. 212. Der Baum aber / darauf gemeine Muscaden-Nüsse / von den Indianern Bongogala genannt / wachsen / ist / Neuhofs Bericht nach / wie ein [43] Apfel- oder Birn-Baum gestalt / entstehet oft von ihm selber und ungepflantzt / und wird sehr alt / ist immer grün / hat sehr viel Blumen / und Früchte / derer etliche gantz / etliche nur halb / reiff werden; Die Rinde des Baums ist aschenfarbig / das Holtz lose oder löchericht / und das Marck darinnen braun-roth. Die Blätter / so zur Seiten / und selten eintzeln: sondern wie Büschlein zusammen sitzen / hängen an kleinen Stengeln / sind liecht-grün / dünn / glatt / und haben in die Länge eine einige Holkehle oder dicke Linie / davon an beyden Seiten viel kleine Linien abgehen. Wenn man Sie zwischen den Fingern zerreibet / riechen Sie / nicht allein so lang Sie grün seyn / sondern auch / wann Sie verdorret / gar starck. Die Frucht / so länglicht-rund / wächset nicht / wie welsche Nüsse[WS 7] / forn an den Spitzen: sondern hin und wieder an den Gliedern / der Zweigen. Wann die Blumen-Blätter abfallen / ist die erste und äusserste Schale oder Hülse der Frucht anfänglich grün / runtzlicht / rauh / und dick: aber wenn Sie reiff zu werden beginnet; lassen sich daran viel purpurfärbiche und goldgelbe Flecken sehen. Diese Hülse bekommt alsobalden einen Riß / und berstet hernach / wenn die Frucht reiff ist / überahl von einander / wie die Hülsen unserer welschen Nüsse thun / so bald die Nüsse reiff werden. Darunter sieht man die Foli oder Muscaden-Blume / zu erst mit einer schönen rothen / und bald darauf mit einer goldgelben Farbe: welche Blume wie ein Netz um die innerste Schale sitzt / darinn eigentlich der Kern / die Muscaden-Nuß von Uns genannt / verborgen / daß also die Muscaden-Nuß mit drey Schalen oder Hülsen überzogen / davon die öberste dick / und grün / die mittelste was dünner / goldgelb / und theurbar / die unterste aber hart und höltzern ist; Wiewohl bißweilen die mittelste Schale / da nemlich die Blume mangelt; welches geschicht / wann die Nuß / so mit der Blumen / als mit einem Netz / umgeben / sehr eilig und geschwind zunimmt / ehe die Blume ihre gebührende Dicke und Stärcke erlanget / weil dieselbe alsdann bersten und vergehen muß.

Frucht Chini. Eine Frucht wächset auch sonderlich auf Banda, wie bey Uns der Flachs / die Sie Chini nennen / ist gantz grün / und wann mans zerreibet / und in Blätter von Pisan wickelt / die sehr groß / und breit / sind / (daß mans oft / sonderlich so man im freyen Felde ligen muß / an Statt der Schüsseln brauchet) und durch solche gedachtes Chini trinckt / und aus Unachtsamkeit den Rauch mit einlässet / machet sie einen Menschen mächtig lachend / und wie wann Er ohne Vernunft wäre / und Sich allerley Phantaseyen machet / sonderlich wann Er ein Wasser vor Sich sihet / daß nur ausgegossen worden ist / will Er Sich darinn niderwerfen / und schwimmen / auf der nur ein wenig nassen Erden. Aber / welches jo wohl wunderlich ist / mit einem kleinen bißlein Saltz im Mund wird es vertrieben / daß einem allerdings Wilde Pferd daselbst. wieder recht wird. Trefliche wilde Pferd sind auf der Insul / die doch zahm gemacht werden / und sich hernach so stattlich brauchen lassen / als die Persianische / derer Sich auf die dreyhundert / die Compagnia auf Batavia bedienet / und von Ihrem Volck beritten machen kann / wen Sie will.

Auf gedachter Insul Banda, da Wir vor dem Castello Nassoviæ, oder Wilhelmsburg / ligend geblieben / und das Schiff / die wachende Buhe / mit Muskaden-Nüssen / und Blumen / starck beladen / haben Wir den funfzehenden dito die Segel wieder fliegen lassen / unserer Ordre nach / auf der Insul Damma anzulenden. Weil Wir aber Wind / und Strom / nicht haben kunnten / musten Wir biß gegen das vierte Monat unter Segel ligen / inzwischen auf unterschiedliche Insulen / so gut Wir kunnten / anlauffen [44] / alsden ins gemein genennten Emmer / sonst Ombo, genannt / klein / und groß / Key, die Insul Ara.

Da Wir an den Emmer kommen / sind die Wilden so froh gewesen / daß Uns in die sechzig kleine Schiff entgegen fuhren / welche von Ihnen † Caracora eine Art Schiff. Caracora genennet werden / und jede viertzig / oder funfzig / Mann hält; Etliche hatten bey Sich ein Spiel / gleich als eine Heerbaucken von Kupfer / Gungumma. das die Indianer Gungumma nennen; Theils hatten auch Bogen / und Pfeil / deßwegen Wir Sie Anfangs nicht an unsere Schiff kommen liessen: sondern ein Rohrschuß weit bleiben musten; worauf Sie Ihre Pfeil / und Bogen / in Stücke zerbrachen vor unsern Augen / und als unser Commendeur fragen liesse; Was das bedeute / daß Sie Ihre Gewehr brächen? gaben Sie zur Antwort: Sie wären Freund mit den Holländern! Deßwegen Ihnen auch erlaubt worden / frey an unsere Schiffe zu kommen / und / welches Sie mitbrachten / Verfrischungen von Fisch / und Früchten / zu verkauffen. Geld wolten Sie aber dagegen nicht nehmen: sondern roht Tuch / weise Leinwad / Kupfer / Messing / rohte Hauben / Messer / rohte Corallen / und dergleichen Kinderwerck.

† Volquard Iversen nennts Kurkur oder Kurcolla, und spricht / Lib. III. p. m. 184. seq. also: Weil es lauter Insulen sind / die beschützt werden müssen / so führen Sie meinst Kriegs-Schiff / und müssen die Völcker mit Schiffen überbringen. Selbige Schiff aber seyn auf eine gar fremde und seltzame Art formiret, haben auf beyden Seiten Absätze oder Neben-Schiffe / als Flügel / und oben auf dem Schiffe eine Gallerie, da gewapnete Soldaten stehen / und fechten / können / und solche Schiffe nennen Sie Kurkur, an etlichen Orten Kurcolla, und seyn bey allen Moluccanern gebräuchlich / ein jegliches Dorff muß ein solches Schiff unterhalten / und wann es zum Kriege gilt / auch die Dorfschaft Sich darauf præsentirn, und wider den Feind gebrauchen lassen. Sie pflegen auch gar lustig aufzuziehen: Oben auf stehet der Orangkay, oder Vogt / und Fürnehmster im Dorfe / mit Seinen besten Soldaten / und commandirt das Schiff. Im Schiff-Raum sitzen des Orangkayis Diener / und Trummelschläger. Ihre Trummeln aber seyn drey / oder vier / hangende Becken / eines grösser als das ander; auf welche mit Knüppeln / so mit Tuch überzogen / geschlagen wird / und solches nach gewisser Mensur, gleich wie die Reemen am Schiffe gehen / oder vielmehr / daß die Ruderknechte Ihre Reemen nach den Schlag ziehen müssen.

Auf dem Emmer ist ein schlimm und betrogen Volck. Es ist sonst ein schlimm und betrogen Volck; daum haben Wir Ihrer nicht zu viel auf die Schiffe dürfen kommen lassen: sondern etliche darneben heissen ligen bleiben. Die Wir aufs Schiff liessen / haben durch die Schieß-Pforten / da die Stuck ausstehen / mit Uns handeln müssen / durch welche Wir einander zugelanget / was beyderseits wolte. Ich vor Der Autor erfähret es Selbst meinem Theil / bin von einem solchen Schelmen recht betrogen worden: Denn mich / und meinen Camerade, verlangte nach Fischen; accordirten auch mit einem Indianer / daß Wir Ihm wolten zwey Klafter weise Leinwath: Er solte Uns dagegen Fisch geben! Mein Camerade hatte bereit Wasser zum Feuer gesetzt / daß Wir die Fische desto eher haben mögten. Denn es wässerte Uns das Maul mächtig darnach. Wie aber der Vogel die Leinwath in die Händ bekam / gieng Er mit der / und mit den Fischen / durch / daß Uns das Hertz / und der Magen / groltzte / und mächtig verdroß. Ich hab Mich aber an Ihn wieder gerochen / so gut Ich gekönnt. [45] Denn den dritten Tag hernach / als wir ans Land gesetzt wurden / ist Er Mir zu Gesicht kommen / und Ich hab Ihn alsbald gekennt / und gedacht: Ich müsse Ihm nun meine Leinwath anmessen / mit einer rechten Ellen. Es waren aber auf der Insul viel Nußbaum / die man die Cockernuß[WS 8] heiset / wohl und lieblich zu essen / und die um Lusts willen / die Innwohner so wohl als Fremde / pflegen herab zu schiessen; sintemahl sie zimlich hoch Nimmt Seine Revenche. stehen. Mit Ihren Lands-gewöhnlichen Pfeilen aber können Sie nicht wohl mehr / als eine abwerfen. Wir dagegen mit unsern Rohren / mit Drahtkugeln / (die sich zimlich ausbreiteten) kunnten gantze damit beladene Aeste brechen / dessen Sich die Innwohner / als unsers Vortheils unwissend / mächtig verwunderten / und mit unsern Gewehr zu schiessen / auch Lust gewonnen / auch für eine singulare Ehr hielten / so Wir das zulassen mögten. Weiln nun mein Fisch- und Leinwath-Dieb auch da stunde / und Maul / und Ohren / auf hatte / in grosser mächtiger Verwunderung / dachte Ich von Selbigem ein Laggio zu hohlen; præsentirte Ihm mein Rohr / der nicht meinte / daß Ich Ihn mehr kenne; lude es aber mit zweyfacher Ladung an Pulver / und Kugel / und animirte Ihn dapfer Feuer zu geben. Es gab Ihm aber das Rohr einen solchen Stoß / daß Er auf den Hintern fiel / und den rechten Arm nimmer aufheben kunnte / worüber Wir gewaltig lachten / und an unsere Arm auch gedachten / wie Wir sie zum Holtz lesen / und Feuer schüren / brauchten / da Wir den Fisch übersetzen wolten. Als Er Sich nun wieder erholte / und aufstunde / und unsern Dolmetscher fragte: Warum das Rohr Ihm also thäte: Uns aber nicht / die Wir auch daraus geschossen hätten? gab der Ihm die höfliche Antwort: Er müsse noch keine Kuntschafft / oder / wann Wirs recht hochteutsch ausreden sollen / keine Brüderschaft mit dem Rohr gemacht haben / darum wäre es noch so feindselig. Worüber Wir nochmahl alle lachten / und Ich sonderlich / für dem mein Rohr Seines Herrn Revenche gesuchet Innwohner Statur, Farb / Brod und Gewehr. hätte. Von Statur, und Gliedmassen / sind Sie starcke Leut / gantz schwartz / und haben die Haar hinten auf dem Kopf zusam gebunden / wie bey Uns oft die Pferdeschwäntz in der Mitte gefasset werden; brauchen Sich an Statt des Brods einer Wurtzel / die so gros ist als ein Kopf / sonst den Erdäpfeln Wurtzel Vffasen. gleich / und von Ihnen Uffasen genennt wird / die Sie vorher sieden / hernach schaben oder schehlen / und also in Stuck getheilt / geniessen / keines übeln Geschmacks / wann es wieder erkaltet / und härter wird; aufs Sind gute Dachdecker. wenigst um ein merckliches besser / als der Sagem ist. Sonst wissen Sie künstlich mit den Häusern mit Stroh zu bedecken umzugehen / daß eine solche Dachung / sieben / acht Jahr dauren kann in allen Wetter; wiewohl sich dagegen auch darinnen Mäus / und Schlangen / mächtig aufhalten. An Kleidungen sinds den Javanen gleich: Bogen / und Pfeil / ist Ihr Gewehr. Von Frucht ists Banda gleich.

Als Wir nun eine Zeit lang da waren / kam von Batavia Ordre, es solte Insul Ara. ein Lietenant[WS 9] mit vier und zwantzig Mann / samt unserm Herrn Prædicanten, nach der Insul Ara gehen / um zuversuchen / ob die Inwohner den Christlichen Glauben annehmen mögten; sintemahl ein Jahr vorher etliche von den Fürnehmsten Herrn der Insul / die man Orankay nennet / Sich verlauten lassen hätten / daß Sie Sich als Christen / tauffen lassen wolten. Worauf unserm Commandeur, unser Capitain Thomas Budel / [46] befohlen / mit einem Galiot,[WS 10] und einem kleinen Schiff / Seinem Lieutenant besagter massen zu schicken. Solches / da es an unsern Herrn Prædicanten gebracht wurde / baat Er / daß man doch solche von unsern Volck nehmen solte / die am wenigsten Ergernus geben mögten / sonderlich dem Weibsvolck nicht zugethan / dadurch sonst mehr gehindert / als Frucht geschaffet werden solte. Weil Ich nun damahls noch jung / und ein wenige Zeit im Land war / wurde Ich auch mit commandiret. Wie wir nun allda glücklich in die Revier geloffen / da es auf beyden Seiten Negreyen oder Dörfer gibt / haben Uns die Innwohner freundlich empfangen / Paradeis-Vögel[WS 11] / Paradeis-Vögel / Papageyen Ostindianische Raben / Luri. Papageyen / und Ost-Indianische Raben / so gantz grün sind / aber nicht reden lernen; und Luri, das ist ein Art von Vögeln / so gros als eine Amschel / von allerley Farben / am Kopf schön blau / mit rothen Federlein durchzogen / an Flügeln grün / am Bauch roth / am Schwantz grün und roth / von röhtlichen Füssen / mit einem krummen Schnabel / und allerley nachreden lernen / sonderlich mächtig natürlich lachen: Solches alles / sprich Ich / (dessen da eine Menge ist) haben die Innwohner gebracht / und eine gute Hofnung eines seeligen Success gemachet. Als aber unser Herr Prædicant, Seiner Ordre nach / es bey den grossen Herren versuchen / und Ihnen die heilige Tauf mittheilen wolte / wurden Die Araner wollen nicht Christen werden. Sie anders Sinnes / und sagten: Wo Sie es thun würden / und die Innwohner es in Erfahrung brächten / müsten Sie von Ihnen unfehlbar sterben. Also war unser Hofnung aus / und weil unsere Flotte / von dem Emmer / nach gros / und klein / Key geloffen / Holtz daselbst von den Indianern zu kauffen / ein Forteresse auf der Insul Damma zu bauen / und Uns in vier / oder fünf / Wochen von Ara wieder abzuholen / warteten Wir Ihrer daselbst.

Viel Bandanesen auf Arax[.]. Es hielten Sich aber viel Bandanesen da auf / die der Holländer abgesagte Feind waren / um willen Sie von Ihnen aus Ihrem * Patria[WS 12] vertrieben worden[WS 13] / und nicht einer mehr daselbst erduldet werde. Die verhinderten nicht nur unser Christlich Vorhaben: sondern machten Uns auch diesem Volck sehr verdächtig / als ob Wir bey Ihnen auch eine Vestung machen wolten / weil Sie sahen / daß Wir etwas Holtz fälleten im Wald; welches aber unser Herr Prædicant darum thun li.sse / damit Wir besser in die offenbahre See sehen / und ehender unserer verhofften Flotte wahrnehmen könnten / wiewohl die in Ara es so gros nicht achteten. Einsmahls aber / da deren etliche von Paradeis-Vögeln / und anderen Ihren Wahren / den Unserigen zu verkauffen zutrugen / und untereinander handelten; Ihr Gewehr aber / und Hacken / ligen liessen / auch keinen Succurs von SoldatenBandanesen verwunden mit giftigen Geschoß Ihre Feind. hatten / fielen die Schelmen / die Bandanesen, ungefehr aus dem Wald / und schlugen geschwind zweyen Schiffgesellen die Köpf weg; ein Zimmermann aber / und noch ein Schiffgesell / die schon mit vergifteten Pfeilen geschossen waren / retirirten Sich doch noch zu Schiff / wiewohl jener dannoch davon gestorben: dieser noch vom gegenwärtigen Tod Sich Selbst / durch Sich Selbst / also gerissen hat. Es wächst ein Baum auf Maccasser, einer Cüst auf der Insul Celebes, der ist treflich vergiftet / daß / wann einer nur an einem Glied damit verletzet wird / und man solches nit alsbald wegschlägt / der Gift geschwind zum Hertzen eilet / und den Garaus machet / es sey denn / welches das einige Mittel übrig ist / daß einer [47] Seinen eigenen Stuhlgang brauche / so warm / als er von Ihm gehet. Mit solchem Gift schmieren die Bandanesen Ihre lange Pfeil / die Sie von grossen Bögen / einer Mannsläng hoch / hurtig schiessen; in Banda aber tähten auch Ihre Weiber grossen Schaden damit. Denn Sie Sich auf Was für Medicin wider Gift. die Bäume setzten / und kleine Fischgeräht damit schmierten / † und / durch ein gehöhlert Röhrlein / von einem Baum / auf unser Volck schossen / mit grossen mächtigen Schaden. Weil nun gedachter Schiffsgesell / solche Seine abscheuliche Medicin, Sein Leben zu erretten / brauchte; ermeldter Zimmermann aber keinen Stuhlgang haben kunnte / giengs mit Diesem bald zu Ende: Jener aber kam durch GOttes Gnad davon / und Wir / weil Wir Uns länger da nicht betrauen durften / lieffen in die Revier hinaus / setzten Uns vor den Mund / und erwarteten unserer Flotte / die auch wenig Tag hernach ankam / und da Wir alle beysam waren / gieng es in GOttes Namen Insul Damma wieder zuruck auf die Insul Damma zu / an welche Wir / den zehenden May auch gesund arriviret. Die Indianer / die am Meer wohneten / haben Sich alsbald Freund erkläret: Da hingegen die auf dem Gebürg wohneten / Sich recht Feindselig erwiesen / und viel Volck von Uns tod geschlagen hatten / um weswegen Wir / so starck Wir waren / ans Land setzen musten / und mit unsern Zimmerleuten den Wald / so lang als eine halbe Cartaunen[WS 14] schiessen kann / umhauen; auch ein Forteresse da zu bauen anfiengen / die nach des Hertzogs Wilhelms von Nassau Namen / gleichwie die zu Banda, die Wilhelmsburg tituliret worden.

* Denn für etlich zwantzig Jahren haben die Holländer selbige Insulen mit Macht eingenommen / die Einwohner theils verjagt / theils getödet / theils zu Ihren Sclaven gemachet. Müssen nun also diese / und umligende / Insulen die Holländer für Ihre Herrschaft erkennen / sind Wort Herrn von Mandelslo / Lib. III. pag. m. 212.

† Herport hat eben das bemercket / Seiner Ost-Indianischen Reis-Beschreibung / am sechs und zwantzigsten / und folgendem / Blat. Johann von der Behr erzählet auch davon / gedachten Orts / pag. 53. Herr Olearius gedenckt dessen auch in Seinen Notis, über Mandelslo Bericht von der Insul Borneo, Lib. III. pag. m. 204.

Es ist sonst ein ungesund Land / und Wir / die Wir in die sieben Wochen Castellum VVilhelmi auf der Insul Damma. da gelegen / haben in der Zeit hundert und sieben und zwantzig Toden gehabt / ohne daß anderes / das meinste Volck / dazu erkrancket war / daran unser Commandeur (Torstmann war Sein Nam / ein Seeländer) Schuld hatte / der wie ein Schelm gehauset / und das Volck Hunger leiden lassen / daß Sie schwartz davon worden sind / unerachtet das Wasser auch in der Revier vorhin gantz gesaltzen war. Denn je weiter man in das Land kommt / je frischer Wasser ist. Wir durften Uns aber nicht weit auf das Land hinein wagen; Denn die Heyden bald mit drey / oder vier / hundert Mann von einem Berg / oder aus einem Busch heraus / gewischet / und was Des Autors Gefahr. Sich zu weit begab / geschwind nidergemacht / wie es Mir einsmahls Selbst überaus genau gestanden ist.

Denn unser Capitain, genannt Thomas Budel / von Nation ein Engelländer / hatte einen Leibschützen / der trefflich gut war im schiessen; mit dem / als Ich einsmahls auf der Insul nach Vögeln gegangen / die man Nußesser hiese / dergleichen auch viel in Banda gibt / welche die [48] Mußcaden-Nüß / mit samt den Blumen / fressen / und wann sie es von sich durchgehen lassen / und solches Excrementum auf die trockne Erden fället / so wächset ein Mußcadbaum daraus / derer es dann daselbst die Meng gibt hin und wieder / auf allen Strassen: Sintemahl sie nicht in gewissen Gärten / oder Wäldern / gezogen werden. Denen Vögeln nun / wie gemeldet / als Ich / mit dem Leibschützen / nachgieng / und bereit in die neun Stuck hatten / (denn sie gut zu essen sind / und so groß als eine hiesige Taube /) und vermeinten bey unserm Capitain eine grosse Ehre einzulegen: Ich aber dabey mit einem kleinen Beil einen jungen Palmenbaum abkoppen / und meinem Camerade, der zu Haus todkranck war / mitbringen wolte / weil der Kern gut Innwohner untreue Leut. darinn zu essen / die Blätter aber zu einen Salat gebraucht / und gekocht / werden können / sonderlich / so man sein feist Fleisch daran thut / und bey Uns ohne das Schmalhans Küchenmeister war; den Palm / sprich Ich / da Ich bey nahe abgeworfen / und schon an dem Berg / darauf er stunde / abzusincken fienge / fuhren die Wilden schnell herfür / die Ich eben noch von der Höhe des Bergs herab lauffend erblickte; Ich ließ aber Palm Palm seyn / nahm mein Beil vest in die rechte Hand / und bot meinen Füssen auf zuspringen was sie kunnten. Ich habe Selbst nicht gemeint / daß Ich so einen trefflichen Lauffer geben könne; Allein / die letzte Noht lehret gar fliegen! Meinen lieben Schieß-Camerade aber / der Sich ein wenig nidergesetzet / und den Kopf in die Arm gelegt / und kaum eingeschlummert hatte / ergriffen Sie / und schlugen Ihm / mit Ihren kleinen Schwerdlein / die Sie führten / geschwind das Haupt weg. Sein Rohr aber / und Seine Kleider / schickten Sie Uns den vierten Tag wieder / da Wir miteinander Accord waren / und als Unser Gouverneur fragte / warum Sie das Rohr nicht behalten hätten? antworteten Sie: Mit Mußqueten könnten Sie noch ein wenig umgehen: Aber mit diesem Gewehr wisseten Sie nicht / wie man es machte / und machen müste.

* Neuhof ist dessen auch ein Zeug. Die Frucht / spricht Er / pag. 336. wird von mancherley Vögeln abgefressen: sonderlich von einer weissen / und kleinen / Art Tauben / welche / so bald die äusserste Schale berstet / die Nuß / samt der Foli oder Blumen / einschlucken / und nicht eher aufhören / biß Sie Ihren zimlich weiten Kropf wohl gefüllet; daher Sie auch von unsern Kaufleuten Nüßfresser genannt werden. Aber die eingeschluckten Nüsse gehen Ihnen unten gantz wieder ab / und wo Sie aufs Land fallen / schlagen Sie Wurtzel / und beginnen zu wachsen / geschwinder denn andere Nüsse / weil Sie im warmen Magen der Vögel gleichsam geweichet und zubereitet seyn. Die Bäum aber / so davon kommen / sind nicht daurhaft; tragen auch viel schlechtere Frücht / denn andere / welche Früchte wenig geachtet / und nur um der Foli oder Blume willen / womit man die beste Blume verfälschet / eingesamlet werden.

Wollen mit den Holländern nit Fried machen. Wiewohl nun unser Commendeur Ordre hatte / mit den Innwohnern auf der Insul Damma Fried zu machen / wolten Sich doch die / so in den Bergen / und Wäldern / wohnten / nicht dazu finden lassen. Die aber nahe beym Meer auf dem platten Land waren / kamen zwar / nachdem gedachter Accord geschlossen / alle Tag zu Uns: aber dannoch haben Wir von Ihnen nicht recht erfahren können / wo die meinste / und schönste / Mußcaden-Bäume wären / und so bald Sie merckten / daß Wir in den Wald Selbst streichen wolten / schickten Sie zwey / oder drey / Wilde heimlich [49] voraus / die es denen andern Wilden verrahten solten; brachten auch geschwind auf die vier- biß fünf-hundert zusamm / die auf Portugäsisch schryen: Stehet und bleibt zuruck! Ihr habt in dem Wald nichts zu thun!

Weiln dann bey unsern damahligen Mitteln ferner nichts zu tentiren, Forteresse auf Damma gebauet. und obgedachtes Forteresse inzwischen verfertiget / Wir auch noch täglich viel Tode / und Krancke / bekamen / liessen Wir acht eiserne Stuck / und siebenzig Mann mit einem Lieutenant, und Kaufmann / daselbst / mit Munition, und Vivres, auf ein Jahr lang versehen / und giengen den I. Jul. mit Unserer Flotte wieder auf Banda zu. Weil Wir aber sehr schwach waren / (denn Wir viel Tode / und Krancke / bey Uns hatten) versuchten Wir / die WirHolländer überfallen eine Insul Bootsleut zu bekommen. gesund blieben / in der Nacht und Stille an eine Insul zu kommen / im Schlaff etliche Nigriten / oder Schwartzen / zu überrumpeln / welches Uns auch geglückt / die Wir auf die zwey hundert antraffen / geschwind an Händ / und Füssen / bunden / und eilends in unsern kleinen Booten auf die grosse Schiff brachten / in die Ketten und Springer schlugen / daß Sie die Schiff regieren helfen musten. Denn Wir so schwach vom Volck waren / daß Wir ohne dieses die Schiff nicht hätten über Meer bringen können.

Commissarii kommen auf Banda. Seynd also mit Gottes Hülf den dreyzehenden Jul. wieder in Banda arriviret, und ein Schiff da gefunden / welches von Batavia kommen war / Opwasser genannt / worauf zween Commissarii waren / welche im Namen des Generals, damahls Cornelii von der Lini von Altmour / alle Plätze / und Insulen / da die Holländer Ihre Handlungen haben / visitiren, alle Bücher General Cornel. von der Lini. der Kaufleut durchgehen; Und wann ein Gouverneur nicht wohl regieret / und von den Innwohnern / oder Volck / einig Klagen über Ihn kommen / so nehmen Ihn diese Commissarii mit nach Batavia, allda Er bey dem General über alles und jedes Rechenschafft geben muß. Findet man / daß Er Schuld habe / so wird Er von dem Raht von Indien verstossen / und muß mit der ersten Flotte / die nach Holland gehet / fort / und bey den Herrn Principaln, oder Bewindhabern / in Holland / Seine volle fernere Verantwortung thun.

Commissarii visitiren das Volck. Als Wir nun auch auf die Reé kommen / vor das Castellum Nassoviæ, sind die Commissarii alsbald auf unsere Schiff kommen / und da Sie beysamm in dem Cojet, oder Schiffer Logimant, waren / liessen Sie die Glocken leuten / worauf alle Mannschafft erscheinen muste. Da aber Unseser sehr wenig waren / und Sie nachfragten: Wo das Volck wäre? Unsere Officiers aber sagten / daß meinst kranck wären; würde alsobald Ordre, daß man Sie geschwind ans Land setzen / und Jedem / kranck- und gesunden / klein und groß / zwey Monat Sold reichen solte / zu unserer Befrischung. Commandeur Trostmann wird übel angesehen. Unser Commendeur aber / Torstmann / wurde schöhl angesehen / und als Er zu Land kam / und suchte dem Gouverneur damahls Cornel: de Witte aufzuwarten / Ihm auch an der Stiegen Seines Saals die Hand bieten wolte / gab Ihm der / mit Gouverneur Cornel. de VVitte.dem Fuß / einen Stoß / daß Er hintersich wieder zu ruck fiel / und sprach zu Ihm: Du Schelm bist nicht wehrt / daß Du mein Logimant betretten solt; muste auch von Stund an wieder zu Schiff / und mit den Commissarien nacher Batavia gehen. Unterwegs aber (welches wohl Sein Glück) starb Er vor Unmuht / und Furcht / Seiner erwarteten und angedroheten deshonneur. Unser Capitaine, Thomas Budel / aber muste Kranckheit wegen auch zu Banda ligen bleiben. [50] Ich war zwar / Gott Lob! nicht kranck: aber um meines Camerade willen / Conrad Bömer genennt / der auch malade war / und vorhin nur ein Aug hatte / weil Ihm das ander ein Portugäß auf einer Zucker-Mühl ausgeschossen hatte / blieb Ich mit daselbst. Da Er wieder ein wenig gesund worden / und Sich mit einem aus Flandern von Gent / Namens Cort Vogel / lustig machen wolte † beym Sagatver /(das ist / wie gemeldet / ein starck Getranck / und kömmt von den Bäumen / die Klapperbäum genennt / in der Grösse eines Palmbaums / wie man bey uns das Bircken-Wasser pflegt aufzufangen / gar süß / wanns frisch ist) kamen Sie im Trunck mit Worten aneinander; weil aber keiner dem andern etwas nachgeben wolte / und beyde darüber allein von der Compagnia weg / in den Wald giengen / und mit der Klinges es austragen wolten / gab Ihm mein Camerade, nach dem Sie schon ausgefochten hatten / einen unversehenen Stoß / davon Er sterben muste; Er aber wurde auch darauf eingezogen / und vierzehen Tag hernach / durch das Kriegs-Recht wieder zum Schwerd verurtheilt. Weil Er nun nicht nur ein versuchter Mensch: Denn Er ehedessen schon fünf Jahr in West-Indien gewesen: sondern mein vertrauter werther Freund war / daß / was Einer / auch der Ander gehabt hat / so gar / daß Wir auch unsere Kleider gemein hatten / bin Ich noch die letzte Stund bey Ihm gewesen / und zugesprochen / wie Er dann auch freywillig zum Tod gegangen / fleissig gebetet / allen Leuten eine gute Nacht gesagt / Unsern Herrn und Officiers die Hand gebotten / daß Sie Selbst weinen musten. Ist auch darauf in einer eignen Todenbahr[WS 15] ehrlich zur Erden bestattet worden. Gott verleihe Ihm eine fröliche Auferstehung!

† Johann von der Behr sagt / pag. 50. das wäre eben das Siere, davon besser unten gedacht werden solle / das aus dem Cocos-Baum quelle / anfänglich / wann es vom Baum komme / süß und annehmlich zu geniessen / und mache sehr truncken; wenn es aber zwey / oder mehr Tag / gestanden / werde Er gantz sauer / und davon nachmahls Essig / oder Brantewein / gemachet / der absonderlich / so Er zweymal abgezogen / und ein wenig gelegen / sehr starck / und gut von Geschmack / zu seyn pflege. Selbigen Siere, spricht Er ferner / zapfen die Singelesen des Morgens / und Abends / im Kühlen / ab / füllen Ihn in grosse Callbassen[WS 16] / in derer einen vier / fünf / auch sechs / Kanne[WS 17] gehen; selbige binden Sie an Leib; zur andern Seiten aber haben Sie Hackmesser / damit öfnen Sie den Baum / klettern damit den Baum hinauf / und herunter. Unter dem Baum haben Sie grosse steinerne Krüg stehen / darein giessen Sie den Tranck / und kann man einen Krug von drey / vier / fünf / oder sechs / Kannen für zween / drey / biß vier / Groschen bekommen. Volquard Iversen / Lib. IV. pag. 186. meinet / allen Ansehen nach / diesen auch / da Er spricht von Amboina, und Bantam: Es sind auch Bäume / aus welchen Sie Ihr Getränck zapfen. Solch Getränck nennen Sie Sagevvehr; ist weißlicht. Wann es erst aus dem Baum kommt / ist es sehr süß und lieblich zu trincken; aber wennman zuviel davon trincket / kann es die rohte Ruhr[WS 18] verursachen. Es wächset aber ein Baum daselbst / welchen Sie Hubat punge pohum nennen; von selbigem Baum werden die Wurtzeln genommen / mit einem Hammer auf einem Stein zerquetschet / und in das Sagevvehr geworfen / fänget alsbald an zu arbeiten und zu kochen / als wie man einen Topf Wasser am Feuer stehen hätte; es wircket sich also durcheinander / daß das Getränck gelblich / und bitter darnach / wird / gleich wie bey Uns wohlgehopfet Bier; ist aber gar gesund / und machet guten Appetit zum [51] Essen. Eine Art muß das seyn / wie in West-Indien der Palm-Wein / den Hemmersan / pag. 10. (wiewohl Er des Geträncks von dem Cocus-Baum in West-Indien auch Meldung thut / pag. 84.) also beschrieben: Der Palm-Wein ist gantz weiß / hat des neuen Wein in Teutschland Geschmack / wächset selbiger Orten auf hohen Bäumen / als die Tannenbäum seyn mögen. Wann Sie wollen einen hohlen / binden Sie mit einem Strick / oder Bast / wie Sie es nennen / ein Krüglein um den Leib / welches die Mohren Püth nennen; steigen hernach den Baum / nicht gerad: sondern der Rundung nach hinauf / da Sie denn oben solches Krüglein anbinden / bohren ein Loch in Baum / und stecken ein Röhrlein hinein / worauf allmehlich von des Baums Saft dieser Wein in das Krüglein tropfet: hernach haben Sie Ihre gewisse Zeit / daraus Sie wissen / ob es bald voll werden wird / da hohlen Sie es auf vorgedachte Weiß wieder herab. Sie bringen mehr nicht / als was Sie auf einmahl Sich getrauen zu verkauffen. Dieser Wein ist nicht lieblicher zu trincken / als den ersten Tag. Denn / so man denselben länger wolte aufheben / verlöhre es seine Kraft / und würde säuerlich.

Der Autor strebet wieder nach Batavia. Demnach Ich nun auf die neun Monat lang in Banda geblieben war / kam ein neuer Gouverneur von Batavia, weil der vorige verschieden / mit zweyen Schiffen / einem / genannt die Fleut / der Utgeist: Dem andern / die Concordia; Und weil Ich hörte / daß unser Capitaine, Thomas Budel / wieder mit funfzig Mann nacher Batavia gesandt werden solte / an dessen Statt aber Sein Bruder zum Capitain fürgestellet werden / auch der Ort Mir nicht anstünde / so wohl des hitzigen Getrancks: als ungesunder Früchten wegen: über diß kein Feind da war; (daher es auch den Namen bekommen / daß es des alten Manns Hauß getituliret worden; denn Sich Soldaten da funden / die wohl zwantzig Jahr Ihren Herren mit einer Kugel gedienet) dachte Ich / als ein junger frischer Mensch / Mich weiter etwas zu versuchen / und wieder auf Bataviam zu gehen / da man mehr erfahren kann. Sprach derowegen dem Capitain zu / daß Er Mich mitnehmen mögte / der Sich auch erbitten liesse / meinen Namen aufzeichnete / und Mir eine Ordonnance gab / daß Mir der Kauffmann meine Rechnung schreiben solte / und auf das Fleut-Schiff / genannt Ut-Geist / aufnehmen wolte / welches Mich / der Ich keinen Sinn länger zu bleiben hatte / mächtig erfreuete.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Im Original steht ”Augnsti“.
  2. Im Original steht ”Zhäne“.
  3. Schark - von Englisch "Shark" für Hai.
  4. Zeughaus - anderes Wort für Rüst- oder Waffenkammer.
  5. Reduit - eigentlich Réduit, verstärkter Rückzugsort innerhalb einer Festung.
  6. Siechenhaus - auch Quarantänehaus.
  7. welsche Nüsse - heute bekannt als Walnüsse.
  8. Cockernuß - heute bekannt als Kokosnuss.
  9. Lietenant - militärischer Dienstrang, heute bekannt als Leutnant.
  10. Galiot - niederländischer Schiffstypus.
  11. Paradeis-Vögel - gemeint sind Paradiesvögel, einer v.a. auf Neuguinea und den Molukken beheimatete Singvolgel-Art.
  12. Patria - lateinisch für Vaterland.
  13. im Original "wordeu"
  14. Cartaunen - Kartaune waren Vorlader-Geschütze des 15. und 16. Jahrhunderts.
  15. Todenbahr - gemeint ist ein Sarg.
  16. Callbassen - Kalebasse - ausgehölte getrocknete Flaschenkürbisse
  17. Kanne - Altes Hohlmaß, je nach Gegend zwischen ein und zwei Liter.
  18. rote Ruhr - eine von Bakterien ausgelöste Durchfallerkrankung mit blutigem Stuhl.