Er war von Tours und büßt hier manchen Schmaus
Von weinersäuftem Aal mit schwerem Fasten.“
Und nannt’ ihn mir, was Jeden sehr erfreute,
Und Keiner sah drum trüb’ und finster aus.
Mit Pfründen-Fett geazt; den Ubaldin,
Der hungernd mit den leeren Zähnen käute;
Aus seinem Krug, der Durst nur ärger brannte,
Und dem der Mund beständig trocken schien.
Ich mein Gesicht nun zu dem Buonagiunt,[2]
Der, wie es schien, mich dort am besten kannte.
An dem sich hier der Schlemmer Sünden rächen,
Ward etwas wie das Wort Gentucca, kund.
So lüstern scheinst, sprich so, daß man’s versteht,
Und dich und mich befriedige dein Sprechen.““
Gibt dir dereinst an meiner Stadt Behagen,
So sehr man diese Stadt auch immer schmäht.
Und trog mein Murmeln dich, in kurzer Zeit
Wird dir die Wirklichkeit es klarer sagen.
Der jene neuen Weisen fand, beginnend:
Ihr Frau’n, die ihr der Liebe kundig seid?“[3]
- ↑ 28. Bonifaz, Erzbischof von Ravenna.
- ↑ 35. Buonagiunta von Lucca, dessen er schon oben V. 20 erwähnt, war ein, wie man aus V. 55 ff. sehen wird, nicht sehr glücklicher Dichter. Er sagt dem Dante hier voraus, daß ihm künftig, wenn er als Verbannter sich in Lucca aufhalte, ein junges Mädchen, Gentucca, sehr wohl gefallen werde. [Es darf hier nur an ein mehr platonisches Verhältniß gedacht werden, sonst würde Dante nicht so darüber reden.]
- ↑ 51. Donne, ch’avete intelletto d’amore. Anfang einer schönen Canzone des Dichters, die man in seiner Vita nuova findet.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_331.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)