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III. Hother, Othin. 99

 Schlacht tragen, um nicht im Zelte eines unrühmlichen Todes zu sterben. In der folgenden Nacht erschien ihm Proserpina (Hel) im Traume und verkündete ihm, dass sie des nächsten Tages in seinen Armen ruhen werde; die Weissagung des Traumbildes war nicht eitel; denn als drei Tage vergangen waren, da liess ihn die grosse Qual der Wunde sterben. Seine Leiche bestattete das Heer mit königlichem Begängnis und setzte sie in einem aufgeschütteten Hügel bei.

Diesen Hügel versuchten in unserer Zeit Männer, deren Anführer Haraldus war, bei Nacht aufzugraben, denn die Kunde von dem alten Begräbnisse war noch lebendig, und sie hofften Geld in dem Hügel zu finden; sie liessen aber ihr Beginnen infolge einer plötzlichen Schreckerscheinung unausgeführt. Nämlich aus dem Gipfel des von ihnen angegrabenen Hügels schien plötzlich unter grossem Gebrause des Wassers ein starker Strom hervorzubrechen, dessen reissender Schwall in raschem Gefälle sich über die tiefer liegenden Felder ergoss und alles, worauf er in seinem Laufe traf, überflutete. [78] 78Bei seinem Nahen warfen die bestürzten Schatzgräber die Hacken weg und ergriffen nach allen Seiten die Flucht, denn sie meinten, sie würden von den Strudeln des auf sie eindringenden Wassers verschlungen werden, wenn sie ihr Beginnen weiter zu führen versuchten. So wurde von den Schutzgöttern des Ortes den Männern ein plötzlicher Schrecken eingejagt, der sie nötigte ihre Habgier zu vergessen und an ihre Rettung zu denken, ihr gieriges Vorhaben aufzugeben und für ihr Leben zu sorgen. Die Erscheinung dieses Strudels ist aber offenbar nur ein Schattenbild, nichts Wirkliches gewesen und nicht aus dem Innern der Erde hervorgebrochen, sondern nur das Erzeugnis einer Art Hexerei gewesen, denn auf dürrem Boden lässt die Natur nicht flüssige Quellen strömen. Alle Nachgebornen, die die Kunde von dieser Aufgrabung erreichte, haben seitdem den Hügel unberührt gelassen; man weiss also nicht, ob er irgend welche Schätze enthält, da niemand die bewaldete Anhöhe nach Harald aus Furcht vor der Gefahr anzurühren gewagt hat.

Aber Othin, obgleich der oberste der Götter, befragte

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)