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426 Neuntes Buch.


Gefahr fürchte. Iwar eilte auch nach England, fand aber, dass seine Flottenmannschaft nicht imstande war, einen Kampf mit dem Feinde zu wagen; deshalb griff der Mutige zur List und suchte den Hella durch Witz zu fangen, indem er als Unterpfand für den friedlichen Austrag der Sache soviel Land verlangte, wie er mit einer Rosshaut umspannen könne. Und er erreichte wirklich sein Verlangen. Der König nämlich sagte, die Erfüllung der Bitte koste ja nicht viel und freute sich, dass der Feind etwas so Geringfügiges als etwas Wertvolles verlange; er meinte natürlich, dass die kurze Haut nur wenig Land bedecken werde. Iwar aber zerschnitt die Haut in ganz dünne Riemen und zog sie zu erheblicher Länge aus und konnte nun so viel Boden umspannen, wie für die Anlage einer Stadt hinreichte. Jetzt kam dem Hella die Reue über sein leichtfertiges Schenken, und zu spät lernte er die Grösse einer Haut abschätzen; denn die ganze Haut bemass er falsch, richtig erst, als sie zerschnitten war. Er hatte gemeint, dass sie nur ein winziges Stück Land umspannen würde, jetzt musste er sehen, dass sie ausgedehnte Hufen auf eine grosse Strecke hin umschloss. Iwar aber brachte in die neugegründete Stadt Vorräte, die auch bei einer Einschliessung vorhalten konnten; seine Stadt sollte ebenso geschützt gegen den Hunger sein wie gegen den Feind.

Inzwischen kamen Siward und Biorn mit 400 Schiffen heran und sandten dem Könige eine offene Herausforderung zur Schlacht. Zur bestimmten Zeit wurde sie geschlagen, König Hella wurde gefangen, und die Sieger liessen seinen Rücken mit dem Adlerschnitt zeichnen; es freute sie, den grausamen Feind durch das Zeichen des wildesten Vogels nieder zu strecken; sie begnügten sich auch nicht damit ihm die Wunde beizubringen, sondern salzten noch das zerrissene Fleisch. Nachdem Hella auf diese grässliche Weise getötet war, gingen Biorn und Siward in ihre Reiche zurück. Iwar behielt England zwei Jahre in der Hand.

Inzwischen fielen die Dänen wiederum ab, griffen zum Bürgerkriege und übertrugen Siward und Erik, die der Königsfamilie angehörten, die Regierung des Reiches. Die Söhne

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_436.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)