Seite:OAHerrenberg 087.png

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Als nach dem Anfang des 10. Jahrhunderts ein neues Herzogthum Alemannien wieder auflebte, gehört [un]ser Bezirk zu dessen nördlichsten Theilen (die nördliche Abgrenzung durchzog die Oberämter Böblingen und Calw), während die Gegend vom Kl. Hirschau bereits zum deutschen Franken (Francia teutonica) gerechnet wurde.

In der Zeit der Gaueintheilung, welche bis in’s 12. Jahrhundert herab dauerte, bildete der Ammergau einen Haupttheil des Bezirks, wenigstens werden Mühlhausen und Reistodingen im Jahre 778 ausdrücklich denselben zugetheilt (Cod. Laur. Nr. 3638). Dieser Gau war untergeordnet dem Nagoldgau, welcher sich nicht blos über dieses Oberamt, sondern auch über die Oberämter Nagold, Horb, Freudenstadt erstreckte; so werden Mühlhausen und Reistodingen eben so gut Orte des Nagoldgau’s als des Ammergau’s genannt. Als Zugehörden des Nagoldgau’s werden Gültstein und Kuppingen namentlich erwähnt. Grafen in demselben und im Schönbuch, welcher Wald vom Reiche zu Lehen ging, waren die Ahnherren der nachherigen Grafen (seit 1246 Pfalzgrafen) von Tübingen, welche ihre Hauptburg Tübingen auf der Südgrenze ihrer niederschwäbischen Herrschaften erbauten, und deren oberherrliche, mit vielen Eigengütern verbundenen Rechte ursprünglich auch unsern Bezirk begriffen. Der älteste urkundlich erhaltene dieser Nagoldgau-Grafen ist Anselm, als zu dessen Grafschaft gehörig der Ort Kuppingen im Jahre 966 erwähnt wird; es folgt dann wieder ein Anselm, welcher in den Jahren 1027 und 1048 vorkommt. Zwischen beiden Anselmen, welche die einzigen bekannten, nach dem Nagoldgau bezeichneten Grafen sind, erscheint, wohl von derselben Familie, im Jahre 1007 ein Graf Hugo mit dem, seinem Gau Glehuntare zugetheilten Orte Holzgerlingen (O.A. Böblingen), und eröffnet, soweit unsere Kenntniß reicht, die Reihe der seit dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts häufiger werdenden Hugone, Grafen (Pfalzgrafen) von Tübingen. Neben dem Namen Hugo bürgert sich, gegen 1087, auch der Name Heinrich in der Familie ein, im Jahre 1175 erscheint der erste Rudolph, dieser genannt nach dem mütterlichen Großvater, Graf Rudolph von Bregenz, von dem das reiche Bregenzer Erbe, worauf ein Tübinger Nebenzweig, die Grafen von Montfort um 1200 abgetheilt wurden, an die Familie gelangte.

Wiederholte Theilungen traten überhaupt in diesem Hause ein; namentlich wurde um 1220 auf Asperg-Böblingen eine Linie abgezweigt. Obigem Tübinger Rudolph von einem gleichnamigen Sohn entsprossene Enkel Hugo und Rudolph († 1277)

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 087. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_087.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)