Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 061.jpg

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gewesen / so hiebevor von viele der Bergleuten / und Ertz-Knappen derselbigen Gegend erbauet worden. Dann ein Meil Wegs von Breysach vor Zeiten ein gut Bergwerck gewesen / dessen Einkommen zu Erbauung dieses Orts / auch desselben Klöster und Kirchen / meistentheils geholffen hat. Es wurden die Bürger auch also reich / daß sie sich Adlen liessen / und viel vom Adel zu ihnen sich begaben / und es daher darzu kommen / auch lange Zeit also gehalten worden / daß allwegen da zwölff Ritter in den Raht giengen. Er vermochte auch dazumahl Freyburg dreytausend Mann ins Feld. Und seyn noch innerhalb / und nächst ümb die Stadt vierzehn Manns- und Frauen- Klöster / ohne S. Johanns / S. Anthonii / und der Teutschen-Herren-Hauß. Hertzog Bertold zu Zäringen / von etlichen der Ander / von andern aber der Dritte genandt / hat sie ümbs Jahr Christi 1120. zu einer Stadt gemacht / bevestiget und befreyt / wie die Verß lauten:

Anno milleno, centeno, bis quoque deno,
Friburg fundatur, Berchtoldus Dux dominatur.

Nach der Hertzogen von Zäringen Abgang im Anno 1218. kam diese Stadt / sampt dem Breißgäu / an deß letzten Hertzogen von Zäringen / Berchtoldi V. Schwester / Agnesen / Graff Egons von Fürstenberg Gemahlin / bey welchem Geschlecht auch diese Stadt hernach verblieben / biß sie Anno 1366. oder 1367. mit ihrem Graff Egon in Krieg geriehte / auch von ihme erstlich hart geschlagen worden / daß der Bürger über tausend geblieben seyn; folgends aber durch Unterhandlung deß Bischoffs zu Constanz / auch etlicher zu Straßburg und Basel / der Krieg geschlichtet worden / daß der Graff mit 12000. Gulden / (darfür er die Herrschaft Badeweiler gekaufft) sich abweisen lassen / und die Vogtey Freyburg ( wie mans nennet ) seinen Vettern / den Fürsten von Oesterreich / denen sich noch underworffen / übergeben hat. Und wird das Jahr 1386. gesetzt[WS 1] / darinn diese Stadt ans Haus Oesterreich kommen ist. Es ist diese Stadt / wegen vier Stück sonderlich berühmbt: Erstlich wegen der obgedachten Gottes Häuser; darunter das herrliche Münster / oder Haupt-Kirchen ist / so einen prächtigen Thurn hat / welcher mit sonderlicher Kunst / von Grund auff / biß an den höchsten Gipffel geführet / mit eitel Quader - und gebildeten Steinen gebauet und gezieret ist; deßgleichen man / nach dem Thurn zu Straßburg / in Teutschland nicht finden solle. Es ligen in der Kirchen obgedachter letzte Hertzog von Zäringen / Berchtoldus V. und die folgende Graffen von Freyburg: Item / neben dem Chor / in underschiedlichen Grufften / die Professores der Hohen-Schul / und der berühmte Jurist Ulricus Zasius in einer Capellen / und gegen über Henricus Glareanus, deren jener Anno 1535. dieser aber Anno 1563. gestorben. Es machen diese Kirch auch das Grab Christi / und vor demselben der Oelberg: Item / das schöne gross Portail, oder Pforte; die zwo Orgeln; und die schöne Altär / als der Käyser Caroli V. Ferdinandi I. und Maximiliani, wie auch die seine Capellen / desto zierlich- und ansehenlicher. Uns seyn verwichener Zeit allda zweyerley Domherren gewesen / nämlich / die Freyburgisch- und die Baßlerische so sich / nach der Reformation / hieher begeben haben. In der Prediger und Barfüsser Klöster-Kirchen seyn auch viel Epitaphia. Die Jesuiter haben da auch ein Collegium und Kirche; wie ingleichem die Capuciner ein Kloster haben. Zum andern ist diese Stadt berühmbt / wegen der Hohen-Schul / oder Universität / welche Hertzog Albertus zu Oestereich Anno 1450. fundirt hat; deßwegen es mit den Jesuitern der Jurisdiction halber / zu Streit und Disputat bißweilen gerathen ist. Jedoch haben die Jesuiter Theologicam und Philosophicam Facultates erhalten / und seyn deßwegen deren etliche der Universitaet inferirt; Juridicam und Medicam aber haben die andere alte Professores behalten; welcher Collegium schön und groß / daran die Jesuiterische / und Philosophische / Lycaeum genandt / besonders. Die Sapientz ist ein Seminarium, oder Stipendiaten-Hauß / ein schönes Collegium, vor allerley Facultäten gestifftet. Die Theologi haben vor diesem in der Kirchen gelesen. Der dritte Ruhm dieser Stadt ( so der Eingang in den Schwartzwald ist / und allda es auch eine feines Raht - und Kauffhauß hat) ist / wegen deß herrlichen durch die gantze Stadt lauffenden Wässerlein / und Bächlein / von frischem Brunnen-Wasser / so über Winter nicht gefrieret. Es fleust auch neben der Stadt hin ein gar Fischreiches Wasser / die Triesen genandt / so nicht fern vom Ursprung der Thonau entstehet. Und zum Vierdten / die sonderliche Polier-kunst daselbst / mit allerley Steinen / und Polier Mühlen / von Cristall / Granaten / Jaspis / Corallen / Cacedonier / ( so in Lothringen gegraben werden ) und andern Edlen-Gesteinen. Anno 1281. ist Freyburg von Käyser Rudolpho dem Ersten / mit einem dreyfachen Läger belägert worden. Anno 1545. ist allhie die löbliche Gesellschafft zum Ritter angeordnet worden / in welche sich Graff Conrad zu Tübingen; Ludwig Frey-Herr zu Stauffen; Johann Christoph / und Antonius Frey-Herrn von Falckenstein; David von Stain / Lucas von Reischach / Johann Ulrich von Stadion / und andere gethan. Anno 1632. den 19. Decembris alten Calenders / hat sich auch diese Stadt / ohne geschlossenen Accord / in Schwedische Devotion begeben / und den Feld-Marschall / Gustav Horn / eingelassen / und ward ihr dreissig tausend Gülden zugeben aufferlegt. Als sie nachmals von den Käyserischen wieder einbekommen worden / haben sie den 1. Aprilis Anno 1634. die Schwedischen wieder erobert; und hat sie damahln / und folgender Zeit / viel Hunger / Kummer / und Sterben erlitten / auch ist sie durch diesen Krieg / fast in das eusserste Verderben gesetzt; und Anno 1638 abermahls von den Schwedischen / under Hertzog Bernharden von Sachsen / belägert / und erobert worden: Gerhardus de Roo lib. 3. Annal. Austriac. Munsterus lib. 5. Cosmograph. cap. 220. Crusius

Anmerkungen Wikisource

  1. Laut Heinrich Schreiber (Google) und dem Bauten-Buch war dies bereits 1368 geschehen.


Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1647, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_061.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)