Pomologische Monatshefte:1. Band:4. Heft:Ueber den Unterschied zwischen Apfel, Birne und Quitte, besonders in pomologischer Hinsicht

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 4, Seite 121–134
Gustav von Flotow
Kernobstgewächse
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Ueber mehrere Kirschen aus einem aus Belgien neu bezogenen Sortimente
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Welche Kernobstsorte ist für ein weniger günstiges Klima besonders zur Anpflanzung zu empfehlen
[121]
Ueber den Unterschied zwischen Apfel, Birne und Quitte, besonders in pomologischer Hinsicht.

Wenn man die verschiedenen, dem äußeren Ansehen nach ganz ineinandergehenden Sorten der Aepfel und Birnen betrachtet, so wird man sehr bald zu der Frage veranlaßt: was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen Apfel und Birne? oder worin besteht denn das charakteristische Kennzeichen des Apfel- und des Birnbaums? – Bereits im Jahre 1834 hat der Unterzeichnete diese Frage in den Schriften der ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen zu Dresden zu beantworten gesucht. Er nimmt dieselbe jetzt von Neuem auf und wird die Beantwortung umgearbeitet und mit weiteren Beobachtungen vermehrt im Nachfolgenden vorlegen.

Wir müssen zuvörderst sehen, was uns botanische Schriftsteller darüber sagen. – Bekanntlich begreift Linné beide Gewächse, den Apfel- und den Birnbaum, sowie den Quittenstrauch, als verschiedene Arten (species) unter die Gattung (genus) Pyrus[1], und setzt den Unterschied zwischen Pyrus Malus, den Apfelbaum, und Pyrus communis, den Birnbaum, in die von einem Punkte ausgehenden, auf keinem gemeinschaftlichen Hauptstiele stehenden einzelnen Blüthen, d. h. ungestielten Dolden (Umbella) des ersteren, und in die von einem gemeinschaftlichen Hauptstiele in verschiedenen Punkten ausgehenden, aber ziemlich gleiche Höhe erreichenden, einzelnen Blüthen, d. h. in die Doldentrauben (Corymbus), oder wie sich andere ausdrücken, flachen Blumensträuße des letztern, während die Quitte sich durch ganzrandige Blätter und einzeln stehende Blumen unterscheidet. Vgl. dessen Syst. veget. 5. Ausg. v. Persoon. Gött. 1797, und Schkuhrs botanisches Handbuch 2. Thl. 1808. Den neueren Botanikern hat dieses Unterscheidungszeichen, wobei der Frucht nur bei der Gattungsbestimmung, als einer unter der Blumenkrone stehenden, 5fächrigen, vielsamigen Apfelfrucht gedacht wird, nicht genügt und dürfte auch allerdings nicht auslangend seyn. Man hat seitdem nicht nur die Quitte, Cydonia, von Pyrus getrennt, sondern sich auch bemüht, bestimmtere Kennzeichen für Apfel und Birnen anzugeben. Dieses ist nun auf sehr verschiedene Weise geschehen, und so auffallend es [122] auch scheinen mag, man ist bis jetzt weder zu einem Einverständnisse gelangt, noch dürften, was die Frucht anlangt, welche uns in pomologischer Hinsicht besonders interessiert, die aufgestellten Unterscheidungszeichen, welche im Folgenden besonders hervorgehoben sind, genügen. Wir wollen nur einige botanische Charakteristiken hier anführen.

Dierbach in seiner systemat. Uebersicht der um Heidelberg wildwachsenden und häufig zum ökonomischen Gebrauche kultivirten Gewächse – Karlsruhe 1827 (welches Werk hier vorzüglich deswegen genannt wird, weil der Verfasser dabei auf die verschiedenen Kernobstsorten Rücksicht nimmt und diese, wiewohl meines Bedünkens sehr willkürlich und mit geringem Glücke von verschiedenen Arten und Unterarten abzuleiten sucht, auch in der später anzuführenden Flora excursoria vom Hofrath Dr. Reichenbach darauf verwiesen wird) faßt Birne und Apfel unter Pyrus zusammen und beschreibt die Frucht als eine geschlossene 5fächrige Apfelfrucht (Melonida) mit 2samigen (?) Fächern mit pergamentartigen (cartilagineis) Wänden (?) und markigen Samen. Er trennt aber S. 148. Pyr. communis, die Birne, ohne dafür ein allgemeines Kennzeichen anzugeben, in drei Unterarten. die er folgendermaßen bestimmt: a) P. Achras, dornig, mit eiförmigen, lang zugespitzten, ganzrandigen (integerrimis) langgestielten Blättern, welche im jüngeren Zustande, sowie der Fruchtknoten wollig, später aber unbehaart (glabratus) sind, und mit an der Basis verlängerten Apfelfrüchten. b) P. Pyraster, dornig, mit fast runden, spitzigen, scharf gesägt gezähnten, im jüngeren Zustande glatten Blättern und an der Basis abgerundeten Früchten. c) P. Sativa, meist ohne Dornen und mit einer weniger herben und zusammenziehenden Frucht. Von P. Achras leitet er nach S. 118. die besseren, süßen Birnen und von P. Pyraster die harten Koch- und Winterbirnen her. Vom Apfel gibt Dierbach S. 154. zwei hieher gehörige Spezies an, nämlich: P. acerba (Holzapfel) mit eiförmigen, spitzigen, gekerbten – crenatis – (?) Blättern, welche im jungen Zustande, ganz kahl (unbehaart) sind, und doldentraubigen Blumen und P. Malus (Wildapfel) mit eiförmigen, spitzigen, gekerbten Blättern, welche unten und an den Kelchröhren wollig sind, doldentraubigen Blumen und unbehaarten Griffeln. Von der ersteren leitet er die saueren, von der anderen die besser schmeckenden Apfelsorten ab. – Ueber die Früchte ist hier nichts gesagt, so wenig wie bei den Birnen über den Blüthenstand. – Die Kennzeichen der Quitte, Cydonia, lauten: Kelch fünfspaltig mit dem Fruchtknoten verbunden. Eine geschlossene, 5fächrige Apfelfrucht mit vielsamigen Fächern, pergamentartigen inneren Wänden, markigen mit einer schleimigen Schale bedeckten Kernen.

Reichenbach in seiner Flora germanica excursoria, Lips. 1830–32, sagt dagegen S. 630.: „Pyrus, Apfel-Birn-Baum. Fleischige Apfelfrucht, welche eine 5fächrige, häutige (membranaceus) (?) Kapsel mit 2samigen (?) Fächern einschließt.“ und trennt sodann in zwei Abtheilungen: „a) Pyrus, Birne mit freien Griffeln und einem an der Basis in den Stiel übergehenden (?) Apfel.“ b) Malus, Apfel, mit an der Basis verbundenen Griffeln und einem an der Basis eingedrückten (intruso) Apfel. Unter [123] ersteren führt er: „P. Achras, mit eiförmig fast runden, zugespitzen, scharfgezähnten, wenig behaarten (glabriusculis) Blättern, und einem fast kugligen, kreiselförmigen Apfel, und P. communis mit Dornen, eiförmig-elliptischen Blättern, die im jungen Zustande am Rande und an den Rippen wollig sind, und einen unter der Mitte zusammengezogenen und an der Basis verlängerten (birnförmigen) Apfel,“ als Arten auf, von welchen beiden er die kultivirten Birnsorten ableitet; unter dem zweiten (Malus) ebenso: P. acerba mit eiförmig-zugespitzen Blättern, welche wie die Kelchröhre unbehaart sind, im jüngeren Zustande aber an den Adern weiche Haare haben, und einer an der Basis eingedrückten Frucht, und P. Malus, mit eiförmigen, spitzigen, sägeförmig-gezähnten, unten fast filzigen Blättern, aufsitzenden Dolden (umbellis) und einer an der Basis eingedrückten Frucht. – Als Charakter der Quitte Cydonia wird angegeben: Kelchrand fünftheilig, mit gezahnten blättrigen Einschnitten, 5 rundliche Blumenblätter, 5 Griffel. Eine vom vergrößerten und zurückgeschlagenen Kelch geschlossene Apfelfrucht, welche eine 5fächrige häutige Kapsel einschließt, mit vielen in 2 Reihen gestellten Kernen in jedem Fache. Die Schaale der Kerne äußerlich schleimig. Die Sträucher mit großen, fast einzeln stehenden Blumen. –

Link in seinem Handbuche zu Erkennung der nutzbarsten und am häufigsten vorkommenden Gewächse, Th. 2. Berlin. 1831. bestimmt den Unterschied zwischen Birn- und Apfelbaum so: „P. communis, Birnbaum, mit eiförmigen, sägeartig-gezähnten Blättern, welche, sowie die Knospen und Zweige unbehaart sind; einfache doldentraubige Blüthenstiele; ein kreiselförmiger Apfel.P. Malus, Apfelbaum, mit eiförmigen, scharf gekerbten (?), unten wolligen Blättern, wolliger Kelchgröße und doldentraubigen Blumen mit einfachen Blüthenstielen, fast kugeligten, unten mit einem Nabel versehenen Aepfeln. Bei P. acerba, welchen Link nur als eine Unterart erwähnt, wird als Unterscheidungszeichen blos gedacht, daß die jüngeren Blätter und die Kelchröhren ganz unbehaart seyen.

Reum[WS 1] in seiner ökonomischen Botanik, Dresden 1833. bezeichnet die Gattung, Pyrus, Apfel und Birne: Der Kelch krugförmig und 5spaltig; 5 runde Blumenblätter, 20 Staubfäden und 5 Griffel, 5 pergamentartige Bälge (?) und diese 2samig (?) und führt ebenfalls nur P. Malus und P. communis auf, gibt aber die Unterscheidungszeichen wieder etwas anders S. 343. an, nämlich: P. Malus, die Blüthen doldenartig, mit röthlich-weißen Blumen und am Grunde vereinigten Griffeln. Die Frucht am Stiele eingedrückt und mit harten Bälgen (?), die Blätter eiförmig, zugespitzt, stumpf gesägt und unten, wie die Blattstiele, fein und dicht behaart. Im wilden Zustande an den Zweigen mit starken Dornen besetzt. S. 349. P. communis, die Blüthen in einfachen Doldentrauben mit weißen Blütenblättern und freien Griffeln. Die Frucht am Stiele verdünnt und mit weichen Bälgen, die Blätter eiförmig, zugespitzt, ganzrandig (integerrimis) und kleingesägt, oben glänzend grün, beiderseits glatt und nur in der Jugend unten weichhaarig. Im wilden Zustand an den Zweigen mit kurzen Dornen besetzt.

Oken[WS 2] in seiner Naturgeschichte Bd. 3. S. 2071 f. sagt zuvörderst von den Pomaceen, [124] Gewächsen mit Apfelfrüchten, seinen Apfel-Aepflern, Pomaria pomales: „Gröps (Kernhaus) balgartig, weich zwei- und mehrsamig, ein fleischiger Kelch; Gröps 2- bis 5fächerig mit je zwei aufrechten Samen.“ Er versteht hierunter die Aepfel, Birnen, Mispeln und Vogelbeeren, ohne weiter anzugeben, bei welchen dieser Gattungen die oben angedeuteten Verschiedenheiten des Gröpses etc. stattfinden. Bei der Birne, Pyrus, heißt es sodann S. 2074: „Blumenblätter flach und offen mit 5 freien Griffeln und kreiselförmiger Frucht. Bäume mit einfachen Blättern ohne Drüsen; Blüthen in Dolden.“ Bei P. communis fügt er hinzu: „Blätter oval, gezähnelt und glatt; Blüthen in einfachen Afterdolden, überall einzeln in Wäldern, ein kleiner fast strauchartiger (?) Baum mit Dornen und kleinen harten Früchten. In ganz Europa seit den ältesten Zeiten angepflanzt; einer der gemeinsten und größten Obstbäume ohne Dornen (?), welcher sehr süße und mannigfaltige Früchte liefert. Blatt langgestielt, etwas zugespitzt, hinten rundlig, hellgrün und fein gezähnelt; gegen ein Dutzend große, weiße Blumen in aufrechten Afterdolden, welche sich vor den Apfelblüthen entwickeln etc.“ Dagegen sagt er vom Apfel, Malus, S. 2081.: „Blumenblätter flach und offen mit 5 unten verwachsenen Griffeln, Frucht rund, oben und unten eingedrückt und glatt. Bäume mit einfachen Blättern ohne Drüsen und Blüthen in einfachen Dolden,“ und fügt bei dem gemeinen Apfelbaum (P. Malus oder Malus mitis) hinzu: „Blätter spitz-oval, gekerbt (?), unten, sowie die Kelche, etwas filzig, Stiele nur halb so lang (?) als die Blätter; wenig Blüthen in Afterdolden, mit glatten Griffeln. Ueberall einzeln in Wäldern, ein ziemlich dorniger Baum mit kleinen herben (?) Früchten, die Holzäpfel heißen, aber durch ganz Europa etc. als das vorzüglichste Kernobst angepflanzt. Ein mäßiger Baum mit etwas überhängenden Aesten und einer großen, runden Krone. Blätter breit oval und viel länger (?) als der Stiel, die Zähne mit Drüsen; nur 3–6 Blüthen in doldenartigen Sträußern, groß, weiß, auswendig rosenroth und wohlriechend; Früchte rund, aber oben und unten eingedrückt, gewöhnlich grün etc. mit unzähligen Abarten, welche bald süß, bald sauer schmecken. Ihr Fleisch unterscheidet sich hauptsächlich von dem der Birnen, außer dem Geschmack, dadurch, daß es derber ist (?) und sich länger halten läßt (?) etc. Endlich gibt er S. 2088. die Kennzeichen der Quitte so an: Quitte (Cydonia), Fächer vielsamig. Kelch glockenförmig, mit 5 laubartigen Lappen, soviel rundlichen Blumenblättern und 20 aufrechten Staubfäden. Apfel elliptisch, wollig, 5fächrig, mit je einem Dutzend Samen in Schleim (?). Sträucher und mäßige Bäume im südlichen Europa und Orient, mit ovalen Blättern und einzelnen Blüthen, oder in kleinen Dolden.“

Hören wir nun noch einige Neuere: Loudon in seinem Arboretum et fruticetum brittanicum, Vol. IV. Lond. 1838. begreift unter dem Genus Pyrus, Vol. II. S. 879. f. in acht Sectionen Pyrophorum, Malus, Aria, Torminaria, Eriolobus, Sorbus, Adenorachis und Chamaemes – pilus, ob er gleich dabei bemerkt: das genus Pyrus sey jetzt aus sehr verschiedenen Arten zusammengesetzt, welche, wie Apfel und Birne, nicht auf einander veredelt seyn wollen, ein Umstand, welcher klar zeige, daß die Vereinigung dieser beiden Pflanzenarten in ein genus nicht natürlich ist etc.“ [125] Von den genannten Abteilungen interessiren uns hier nur die beiden ersten: Pyrophorum, welches die eigentlich sogenannten Birnen enthält, sowie Malus, die Aepfel. – Pyrophorum charakterisirt L. folgendermaßen: Blumenblätter flach ausgebreitet; 5 getrennte Griffel; Apfelfrucht mehr oder weniger kreiselförmig oder fast kugelförmig, ohne Vertiefung an der Basis (?) – Blumenstiele einfach, dolden-schirmförmig. Blätter einfach, nicht drüsig – und die darunter gehörige erste Art: P. communis L., gemeine Birne: „Zweige und Triebe glatt; Blätter eiförmig, gezähnt, auf beiden Seiten glatt. Blüthen in Sträußen.“ – Als Varietäten führt er sodann auf: „1) P. Achras. Wallr. mit einem an der Basis verlängerten Apfel und 2) P. Pyraster mit an der Basis abgerundetem Apfel,“ und dann unter 8) P. sativa Dec. mit der Bemerkung: „das ist die Varietät, von der alle Subvarietäten in den Gärten (von denen er einige namentlich angibt) herstammen.“ – Dagegen wird die Abtheilung Malus S. 891. so charakterisirt: „Blumenblätter flach ausgebreitet; 5 Griffel mehr oder weniger an der Basis genau verbunden; Apfelfrucht kugelig, plattgedrückt und immer (?) mit einer Aushöhlung an der Basis versehen; Blüthen in Sträußen; Blätter einfach, nicht drüsig.“ – Bei dem hierunter als Species aufgeführten P. Malus L. gemeiner Apfelbaum, sind folgende Charaktere angegeben: „Blätter eiförmig, scharf gekerbt (crenated), auf der untern Seite wollig; die Blüthen in Sträußen; die Kelchröhre wollig; Griffel glatt.“ – Dabei ist bemerkt, daß von ihm allein oder in Verbindung mit andern Sorten und Rassen, die in Europa in Gärten cultivirten Apfelsorten herstammen. – Als zweite Species wird dann P. acerba, der Holzapfelbaum, (saure Frucht-Apfelbaum) mit glatter Kelchröhre aufgeführt und bemerkt, daß Decandolle die Subvarietäten mit sauren Früchten (Ciderfrüchte) davon ableiten wolle, daß es aber unmöglich sey zu bestimmen, welche Varietäten von P. Malus und welche von P. acerba abstammen.

In Bischoff’s Lehrbuch der Botanik 1840. Bd. 3. S. 65. finden wir über den fraglichen Gegenstand Folgendes: Gatt. Pyrus, Birne, Birn- und Apfelbaum. Kernapfel mit einer kleinen vertieften Fruchtnarbe (Auge); Butzen 2 (?) – 5fächrig, die Fächer mit einer pergamentartigen (?) Haut ausgekleidet, 2samig (?) oder durch Fehlschlagen der Ei’chen 1samig. – 1. Rotte: Eigentliche Birnen. Pyrus. Frucht kreiselförmig oder fast kugelig, am Grund nicht genabelt. Griffel frei. – Schon im wilden Zustande (sagt der Verf. ohne weitere Abarten aufzuführen) lassen sich mehrere Spielarten unterscheiden, die zum Theil auch als wirkliche Arten betrachtet werden. – 2. Rotte: Apfel. Malus. Frucht meist niedergedrückt-kugelig, am Grunde genabelt. Griffel am Grunde verwachsen. – Es gibt, fügt B. hinzu, mehrere wildwachsende oder verwilderte Spielarten etc. Der gewöhnlich auch für eine bloße Varietät des genannten Apfels gehaltene Zwerg- oder Johannis-A. (P. praecox Pall.) wird von Pallas und mehreren anderen Schriftstellern als eine eigene Art betrachtet etc.

Metzger in seiner landwirthschaftlichen Pflanzenkunde, Heidelb. 1841. sagt S. 725. f. über Birn- und Apfelbaum, Pyrus L.: „Kelch 5spaltig; Blumenblätter [126] 5., Griffel so viel als Fächer des Fruchtknotens. Apfelfrucht 2- (?) bis 5fächrig, Fächer 2samig (?). Unterscheidet sich von der Gattung Cydonia, bei welcher nach S. 719. die Fächer vielsamig sind, nur durch die 2samigen (?) oder beim Fehlschlagen 1samigen Fächer der Frucht und von Crataegus und Mespilus durch die mit einer papierartigen knorpeligen (?), nicht knöchernen Haut bekleideten Fächer. – S. 727: 1) Apfelbaum. (P. Malus L.) Blätter eiförmig, stumpf gesägt, kurz zugespitzt, kahl oder unterseits filzig. Blattstiel halb so lang, als das Blatt (?), Ebensträuße einfach; Griffel an der Basis zusammengewachsen. Als Unterarten führt er: Malus austera Wallr., M. praecox. P. und M. sativa Duh. den edlen Apfel, an. Ein Kennzeichen dieser letztern Unterart gibt er nicht an und bemerkt nur, daß die edlen Apfelsorten Früchte von mehr oder minder gewürzigem Geschmack liefern und sich meist durch Größe und Feinheit von dem wilden Apfel unterscheiden.

Dagegen finden wir in Leunis Synopsis der Pflanzenkunde, Hanov. 1847. S. 158. folgende Eintheilungen und Charakteristiken. 10. Familie, Pomaceae Lindl. Apfelfrüchtler, Kernobst. Kelchröhre dem Fruchtknoten angewachsen. Blumenkrone fünfblättrig, Staubgefäße 20 und mehrere, auf einem Ring im Kelchschlunde, Griffel 2–5. Die Kelchröhre wird fleischig und bildet eine 2–5fächrige Apfelfrucht, auf welcher der 5spaltige Kelchsaum (Auge, Buze) verwelkt stehen bleibt, und schließt 3–5 Nüßchen ein. – Darunter gehören die Gattungen: Crataegus, Cotoneaster, Mespilus, Eriobotrya, Pyrus, Cydonia, Aronia und Sorbus, und zwar:

5) Pyrus, Birn- und Apfelbaum. Kelch 5spaltig, Blumenkrone mit 5 rundlichen Blättern; Griffel 2–5; Apfelfrucht 2 (?) bis 5fächrig; Fächer 2samig (?); von vorigen Gattungen durch die pergamentartige (?) Auskleidung der Fächer verschieden.

A. Birnen. Griffel frei, Frucht rundlich oder kreiselförmig, am Grunde nicht nabelartig vertieft (?)

P. communis L. Birnbaum. Blätter eiförmig, klein gesägt, ungefähr von der Länge der Blattstiele (?), im Alter nebst den Zweigen kahl; Scheindolden einfach.

a) Wilde Birne, Holzbirne (P. Achras. Särt.), dornige Stämme mit kleinen, säuerlichen Früchten.

aa. P. pyraster. Wallr. Kütel- oder Kötelb. Blätter eirundlich, mehr oder weniger zugespitzt, mit spinnewebigem (?) bei der Entwickelung sich verlierendem Ueberzuge; Frucht meist (?) rundlich, an der Basis abgerundet. Stammart aller rundlichen (nach Dierbach, vgl. oben, aller harten) Sorten (?).

bb. P. Achras. Wallr. Holzbirne, Höltgen. Ebenso, aber die Blätter behalten den starkwollig-filzigen Ueberzug noch lange nach der Entwickelung. Stammart aller kegelförmigen (nach Dierbach aller besseren, süßen) Sorten (?).

b) Cultivirte Birne. Dornlose Stämme (?) mit größeren, wohlschmeckenden Früchten.

B. Aepfel. Griffel am Grunde verwachsen, Frucht meist niedergedrückt-kugelig, am Grunde nabelartig vertieft.

P. Malus L. Apfelbaum. Blätter eiförmig, stumpf gesägt, halb so lang als der Blattstiel, kahl oder unterseits filzig; Scheindolden einfach; Blüthen auswendig rosenroth, inwendig weiß.

a) Wilder Apfel. (Malus sylvestris, [127] Mill.) Holzapfel. Stamm meist dornig; Früchte klein, herb.

aa. M. austera Wallr. Säuerling, Blätter und Kelchröhre schon in der Jugend ziemlich kahl: Blumenblätter schmal; Frucht säuerlich. Wird als Stammart der sauern, vorzüglich der Mostäpfel angesehen. (Vgl. oben.)

bb. M. mitis Wallr. Süßling. Blätter und Kelchröhren auch im Alter noch, mehr oder weniger wollfilzig; Blumenblätter breiter; Frucht süßlich.

cc. M. praecox. Pall. Zwerg- oder Johannisapfel, Paradiesapfel. Immer nur Strauch, niedrig, oft dornlos.

b) Cultivirter Apfel. Stamm dornlos. Früchte größer und schmackhafter.

C. Cydonia Tourn. Quitte. Wie Pyrus, aber Fruchtfächer vielsamig. Strauch mit ungetheilten, unterseits meist sehr filzigen Blättern.

Hoffentlich wird manchem Pomologen diese Zusammenstellung der botanischen Bestimmungen hinsichtlich des Apfelbaums, Birnbaums und der Quitte nicht uninteressant seyn. Vergleicht man aber diese Angaben untereinander, so muß die große Verschiedenheit auffallen. Wir haben es den Botanikern zu überlassen, in wie weit sie, die es allerdings mehr mit den Arten zu thun haben, sich durch dieselben befriedigt fühlen, und haben uns nur erlaubt, gegen die Gültigkeit und den Werth einiher Annahmen durch ein Fragezeichen bescheidene Bedenken auszudrücken. Fast möchte man sich aber versucht fühlen, mit Poiteau und Turpin in dem Prachtwerke, traité des arbres fruitiers par Duhamel. sec. Ed. pag. 32. hinsichtlich der Blüthen und Blätter zuzugestehen, daß allein die an der Basis verbundenen oder freien Griffel das Hauptunterscheidungszeichen zwischen Apfel- und Birnbaum abgeben.

Betrachtet man aber bei den obigen Charakteristiken dasjenige, was den Pomologen natürlich am meisten interessirt, nämlich die Frucht, so bemerkt man, daß, wenn auf diselbe überhaupt Rücksicht genommen ist, der Unterschied zwischen Apfel und Birne in die fast kugelige am Stiele eingedrückte oder genabelte Form des erstern und in die am Stiele verlängrte, oder an der Basis in den Stiel übergehende, jedenfalls nicht eingedrückte Form der letztern gesetzt ist. (Vgl. auch Converchel in dem untenangeführten Werke S. 417.) Daß dieses dem Pomologen, der es hauptsächlich mit Varietäten und jedenfalls nur mit der cultivirten Birne und dem cultivirten Apfel zu thun, und also das allen diesen Gemeinschaftliche zu berücksichtigen hat, nicht genügen kann, ist klar, und es hat bereits v. Münchhausen im Hausvater, Thl. III. St. 2. S. 19. 1768. auf die Unzulänglichkeit dieses Unterscheidungszeichens aufmerksam gemacht. Jedem Pomologen ist bekannt, daß eine sehr bedeutende Anzahl Birnen, wie z. B. alle wahre Bergamotten, die Rosenbirnen, die Winter Ambrette, die Darmstädter Butterbirne etc. am Stiele ebenfalls eingedrückt, ja selbst am Stiel, wie am Kelche, ziemlich gleich abgerundet, kugelig (apfelförmig) sind, während es auch einige, wie wohl allerdings wenige und seltenere Apfelsorten gibt, z. B. den Quittenförmigen Gulderling, Kirkes Lemon Pippin, den Birnförmigen Apfel etc., welche am Stiele nicht eingedrückt, sondern verlängert (birnförmig) sind. Noch häufiger sind Birnen, welche zwar nach dem Stiel zu verlängert, doch am Stiel wieder eingedrückt (genabelt) sind, d. h. deren Stiel in einer deutlichen Vertiefung [128] steht. Ueberhaupt getraue ich mir nicht, einen allgemein gültigen Unterschied zwischen Apfel und Birne, rücksichtlich der Form, anzugeben, obschon mir allerdings noch keine Birne vorgekommen ist, welche am Kelche zulaufender als am Stiele (zugespitzt) apfelförmig gewesen wäre, wohin sich jedoch die Whitfield sehr zu neigen scheint. Auch ist mir kein Apfel bekannt, der am Kelch gar nicht eingedrückt wäre, oder mit anderen Worten, dessen Kelch in keiner Vertiefung, sondern oben aufstünde, wie dieses bei den Birnen doch nicht selten vorkommt.

Dagegen finde ich den schon von Reum angegebenen Unterschied hinsichtlich der harten und weichen Bälge, oder, wie ich lieber sagen würde, der pergamentartigen Kernhauswände der Aepfel und der häutigen Bälge oder Säckchen der Birnen, wohlbegründet, und werde mich darüber weiter unten noch näher aussprechen, sowie über das hinsichtlich der Frucht der Quitte angegebene einzige Merkmal der vielsamigen Fruchtfächer, während der Birne und dem Apfel nur 2samige Fruchtfächer zugeschrieben werden.

Sieht man sich nun in den pomologischen Schriften um, so findet man über den vorliegenden Gegenstand, nämlich den Unterschied zwischen Apfel, Birne und Quitte, in den meisten gar nichts und nur in einigen wenigen ist darauf Rücksicht genommen, und einiges hierher Gehörige erwähnt, dessen wir weiter unten gedenken werden.

Es kann füglich dahingestellt bleiben, ob unsere dermaligen edlen Kernobstsorten wirklich von den, dermalen von den Botanikern als wild aufgeführten Arten abstammen, oder ob die Urstämme derselben, sowie die Mutterpflanzen so vieler unserer Culturgewächse und die Urarten unserer Hausthiere nicht mehr bekannt sind (vgl. Sickler Geschichte der Obstcultur Bd. 1. S. 96. und 192. f. zugleich aber auch Wallroth Geschichte des Obstes der Alten. S. 4 fol.); immer ist so viel richtig, daß die ursprüngliche Form und der Geschmack unserer Kernobstsorten, namentlich der Aepfel und Birnen durch die Cultur (Klima, Boden, Düngung, Pflege etc.) so verändert worden sind, daß die Urform, sowohl im Blatt, als in der Frucht, kaum mehr zu erkennen ist, und die äußersten Gegensätze selbst der edlen Sorten der Aepfel und Birnen, z. B. eines Orangenpeppings und eines Gelben Winter- oder Rothen Herbst-Calvills, einer Runden Sommer-Bergamotte und einer Alexander, auf den ersten Anblick kaum als zu einer Art gehörige Früchte erscheinen. Da dieß aber doch der Fall ist, so müssen doch gewisse Eigenheiten den sämmtlichen Aepfel-, andere den sämmtlichen Birnensorten zukommen, beide aber dadurch auch sich von einander unterscheiden. – Solche unterscheidende Merkmale finden sich auch allerdings und zwar:

1) in der Verschiedenheit des Samengehäuses (Kernhauses);
2) in der Zahl der Samenkerne in den Fächern;
3) in der Verschiedenheit der Textur des Fleisches, und
4) in der Verschiedenheit der Schale (Haut) der Frucht.

Zu 1. Das Samengehäuse des Apfels besteht nämlich aus einer vollständig 5fächrigen Kapsel, deren regelmäßig um die Axe der Frucht gestellte mit einander verbundene Fächer, von zwei gebogenen, nach Außen im scharfen Winkel zusammenstoßenden, ohrförmigen, harten, oder vielmehr pergamentartig bekleideten Wänden gebildet werden, also im [129] Querdurchschnitte nach Außen scharfkantig[2] und nach der Axe zu mit einer Naht versehen sind, die bei der Reife der Frucht entweder weit geöffnet, oder doch wenigstens mit einer Ritze versehen ist.

Das Samengehäuse der Birne dagegen besteht aus 5 eiförmig zugespitzten, mit der Spitze nach dem Stiel und der Axe zugekehrten, von einander getrennten, (also keine Kapsel bildenden) weichhäutigen, glatten (ungefurchten) im Querdurchschnitt abgerundeten Bälgen (oder Säckchen) welche nach oben und der Axe zu zwar mit einem Ansatze zu einer Scheidewand versehen, nach der Axe zu aber regelmäßig geschlossen sind, obgleich bei einigen Birnensorten, auch zuweilen bei völliger Reife der Fall vorkommt, daß sich einzelne Bälge auch gegen die Axenhöhle zu etwas öffnen. Diese Bälge lassen sich bei den meisten Birnen im überreifen Zustande leicht ganz aus der Frucht herausziehen. –

Das Samengehäuse der Quitte hat mehr Aehnlichkeit mit dem der Birne, als mit dem des Apfels. Es besteht aus fünf an der Basis breiten, nach dem Kelche schmäler zulaufenden, im Querdurchschnitte ziemlich runden, balgartigen Fächern, deren Wände mit weicher Haut bekleidet, aber mit halbrunden, durch scharfkantige Ränder von einander getrennten Furchen versehen sind. Die Fächer sind nach der Axenhöhle zu geschlossen, von welcher aus sich aber bedeutende Spalten zwischen die Fächer erstrecken.

Zu 2. Der Angabe mancher Botaniker, daß bei Pyrus, Apfel und Birne, die Fächer nur 2samig seyen (welche auch Couverchel im dictionaire carpologique etc. Paris 1839. S. 147. annimmt), kann ich nicht beitreten[3]. Es findet dieß vielmehr nur bei den Birnen Statt, wo mehr als zwei Kerne nie in einem Fache vorkommen. In den Aepfeln ist dagegen in jedem Fache die Anlage zu 5 Kernen vorhanden. Ob und wie viel Kerne in jeder einzelnen Frucht zur Ausbildung kommen, hängt von den Umständen ab. Es gibt sehr viele Sorten von Aepfeln, bei welchen in dem einen oder dem andern Fache 3, 4 und 5 Kerne vorkommen, ja es gibt welche, wo dieß fast regelmäßig in allen Fächern der Fall ist, z. B. bei Diel’s Großem edlen Prinzessin-Apfel, bei der Großen Casseler Reinette, bei der Engl. Winter-Gold-Parmäne, bei dem Weißen italienischen Rosmarin-Apfel etc., so daß in einem Apfel 16–20 mehr oder weniger vollkommene Kerne enthalten sind, welche übereinander, abwechselnd rechts und links an der Naht sitzen. So wenig man bei den Birnen das oft vorkommende Fehlschlagen des einen Ei’chens berücksichtigt, ebensowenig wird man dieses Fehlschlagen bei dem Apfel beachten können, denn es kann hier stets nur von einer vollkommenen Frucht die Rede seyn. – Es kommen allerdings auch sowohl Aepfel, als Birnen ohne alle Kerne, ja selbst ohne Kernhaus vor; doch bleibt stets die Anlage angedeutet und es dürfte dieß (sowie wenn irgend einmal nur 2 Fächer vorgekommen, vgl. oben einige [130] Angaben) nur als seltene Mißbildung (Abnormität) anzusehen, und so wie der Umstand, daß bei einigen Aepfeln und Birnen zuweilen nur 4, manchmal aber auch mehr als 5 Fächer vorkommen, im Allgemeinen nicht zu beachten seyn[4]. Es dürfte daher der Apfel wohl als 5kernig oder als mehr als 2kernig, in jedem Fache, zu bezeichnen seyn.

Bei der Quitte stehen die Kerne in zwei Reihen, dicht gedrängt über einander, 10–16 in einem Fache.

Zu 3. Was die Textur des Fleisches dieser Früchte betrifft, so sagt schon Hirschfeld in seiner Fruchtbaumzucht 1788. S. 113: „das Fleisch der Aepfel ist durchaus milde, in den Birnen hingegen voll kleiner Steinchen, wovon ein Theil unmittelbar unter der Haut sitzt“ und Schkuhr gedenkt in seinem Handb. a. a. O. ebenfalls „des griesichten Fleisches der Birnen“ und „des nicht griesichten oder steinichten“ der Aepfel. (Auch Christ im pomolog. Wörterbuch, 1802. S. 143.) Bei den Aepfeln besteht dasselbe aus vielen zusammengehäuften, mehr oder weniger großen, mit Saft erfüllten Zellen, ohne irgend einige steinige, oder cristallinische Absonderungen, ist also dem anderer Pflanzentheile anscheinend sehr ähnlich; während das Zellgewebe der Birnen aus weit kleineren, zusammengedrängten und mit Saft und steinigen Körnchen (holzigen oder steinigen Absonderungen) erfüllten Zellen (nach andern holzig gewordene Zellen) gebildet ist. Diese Verschiedenheit des Zellgewebes der Aepfel und Birnen erwähnt auch Loudon a. a. O. S. 894. und gibt aus Martyns neuer Ausgabe von Miller Gartenlexikon, 1819. an: „daß die Zellen des Apfels schmal und an beiden Seiten zugespitzt seyen, dagegen die der Birnen fast eiförmig, nach außen breiter und am Ende nach der Mitte der Frucht spitzer zulaufend. Auch Couverchel a. a. O. S. 418. und 457. beschreibt nach Turpin und Mirbel’s mikroskopischen Untersuchungen die Verschiedenheit des Zellgewebes ausführlich. Es ergibt sich daraus seiner Meinung nach auch die Verschiedenheit des spezifischen Gewichts der Aepfel und Birnen, man mag nun selbige nach Turpin von den körnigen Absonderungen in den Birnen, welche in den Aepfeln gänzlich fehlen, oder von der größeren Menge des Zuckerstoffes in den Birnen, wie Couverchel ableiten; immer wird, wie Couverchel sagt: „ein Stück einer Birne im Wasser untersinken, während ein Stück Apfel auf dem Wasser schwimmt.“ – Ich kann dieß jedoch hinsichtlich der Birnen nicht so ganz und wörtlich bestätigen, indem viele Birnen ebenfalls leichter als Wasser sind und daher auf demselben schwimmen, wenn sie sich auch etwas tiefer einsenken, als die Aepfel. Daher kann ich auch hierin kein sicheres Unterscheidungszeichen für Birnen und Aepfel finden. Es kommt aber hiebei auch sehr viel auf die mehrere oder mindere Reife der Früchte an und nur von der völligen Reife der Frucht kann die Rede seyn. Daß auf dieser Verschiedenheit des Zellgewebes und der Säfte der Aepfel und Birnen, auch der in mehreren Schriften bemerkte Unterschied beruht, daß der Apfel wohl fault, aber nie teig wird, wie die Birne, dürfte wohl außer Zweifel seyn. Es [131] ist aber dieser Unterschied für den Pomologen nicht brauchbar, weil, wenn derselbe eintritt, die Frucht sich bereits nicht mehr im vollkommenen Zustand befindet. Ueber das Zellgewebe der Birnen und Aepfel vergleiche übrigens: Correspondenzblatt des Württemberg. landwirth. Vereins. Neue Folge. Jahrg. 39. Bd. I. G. 1. – Mayen Pathologie der Gewächse, S. 274. und Corda über die Verholzung oder das Steinigwerden der Birnen in Hlubeck ökonom. Neuigkeiten, 1827. Nr. 5. – Diese körnige Beschaffenheit des Zellgewebes der Birnen zeigt sich besonders sehr deutlich an den vom Stiel auslaufenden, das Samengehäuse sowohl des Apfels, als der Birne umgebenden, und am Kelche sich wieder vereinigenden 10 holzigen Hauptgefäßbündeln. Während diese Gefäßbündel wie Adern (Fäden) das Kernhaus des Apfels umziehen, sind dieselben bei den Birnen weniger deutlich zu sehen, aber mit mehr oder minder starken Körnchen begleitet, welche am Kelche am größten sind. (Vgl. Loudon a. a. O. S. 894.) In den Querdurchschnitten der Früchte sind aber diese Gefäßbündel, deren Stellung den Fächern und den regelmäßigen Zwischenräumen derselben entspricht, auch stets, bei den Aepfeln durch ein, zwei oder 3 Punkte an jeder Stelle, bei den Birnen durch die sie begleitenden Körnchen, welche einen Kreis oder ein an den fünf Ecken abgerundetes Fünfeck bilden, mehr oder weniger deutlich zu bemerken.

Daß das von der Axe bis zu diesen Gefäßbündeln zunächst um das Kernhaus befindliche Fleisch, sowohl bei dem Apfel als bei der Birne, von dem darüberliegenden, zwischen diesen Gefäßbündeln und der Haut befindlichen, den Haupttheil der Frucht bildenden Fleische, etwas verschieden ist, habe ich hier nur im Vorbeigehen zu gedenken.

Die Quitte hat ebenfalls ein feinkörniges, steiniges Fleisch, welches sich überhaupt in seiner Beschaffenheit mehr dem der Birne, als dem des Apfels nähert. Die um das Kernhaus laufenden Gefäße sind mit sehr groben Körnern umgeben. Das spezifische Gewicht des Fleisches wird dem des Wassers ziemlich gleich kommen. – Bei dem was vorstehend über die Quitte bemerkt ist, setze ich jedoch voraus, daß hier blos von Cydonia vulgaris und lusitanica die Rede ist, und die übrigen Species, wie Cydonia japonica, welche auch neuerlich davon gänzlich getrennt worden, darunter nicht begriffen sind.

Zu 4. Mit dieser Verschiedenheit des Fleisches der Früchte hängt noch ein anderer Unterschied zwischen Apfel und Birne zusammen, welcher sehr leicht bemerkbar, meines Wissens aber noch nirgends besonders hervorgehoben worden. Es liegt dieser Unterschied in der Schale (Haut) der Frucht. Die Schale der Birnen, auch die derjenigen, welche mit der feinsten Schale versehen sind, ist körnig, d. h. sie besteht aus einer mehr oder weniger feinen Oberhaut, unter welcher sich eine Lage mehr oder weniger feiner Körnchen oder Steinchen (verholzter Zellen) dicht aneinander gedrängt befindet. Beide Theile lassen sich im überreifen Zustande ziemlich leicht von einander trennen, bei manchen Birnen aber, z. B. bei der Langen weißen Dechantsbirn etc. im recht reifen Zustand der Frucht mit einander abziehen. Im ersten Falle sieht man die Lage der Körnchen deutlich auf dem Fleische, im andern stellen sie sich auf der inneren Seite der Haut, sowohl dem Auge, als dem Gefühl ganz deutlich dar, was auch der Fall ist, wenn man die Birne abschält und das Fleisch vorsichtig abschabt. Bei aufmerksamer [132] Betrachtung kann man aber auch schon diese Körnchen fast bei allen Birnen von Außen unter der Schale bemerken. Die Schale des Apfels dagegen ist häutig, ohne körnige Unterlage[5]. Auch unter der Haut der Quitte ist eine besondere Lage Körnchen, wenigstens mit bloßem Auge nicht zu bemerken.

Versteht man unter Quitte, wie schon gedacht, neuerlich von mehreren geschehen ist, nur unsere gemeine Quitte mit ihren Varietäten, trennt also davon die sogenannte japanische Quitte oder Mispel (Cydonia oder Mespilus japonica), so finden sich noch einige hier nicht unerwähnt zu lassende Unterschiede zwischen der Quittenfrucht und der Apfel- und Birnfrucht. Die Frucht der Quitte ist nämlich völlig ungestielt, d. h. sie hat nie einen besondern Fruchtstiel, sondern sitzt unmittelbar auf dem Zweige auf. Die Frucht der Quitte ist ferner mit Filz bedeckt; der auf der Frucht stehen bleibende Kelch ist völlig blattförmig, oder besteht aus vollkommenen, kleinen Blättern, und die äußere Hülle der Samen ist schleimig.

Fasse ich nun dieses Alles kurz zusammen, so würde ich in pomologischer Hinsicht den Unterschied zwischen Apfel, Birne und Quitte folgendermaßen feststellen:

1) Apfel. Eine gestielte Apfelfrucht[6] mit 5fächriger Kapsel und zusammengedrückten,

[133]

im Querdurchschnitt scharfwinkeligen, mit pergamentartigen Wänden versehenen Fächern, welche nach der Axe zu sich öffnen und mehr als 2samig sind. Das Fleisch nie körnig. Die Schale der Frucht häutig und glatt. Der die Frucht krönende Kelch 5spaltig.

2) Birne. Eine gestielte Apfelfrucht mit 5 geschlossenen, im Querdurchschnitt abgerundeten, häutigen (weichen) Bälgen, welche 2samig sind. Das Fleisch ist körnig. Die Frucht ist mit einer körnigen, glatten Schale bedeckt. Der Kelch ist fünfspaltig.

3) Quitte. Eine ungestielte Apfelfrucht, mit 5 balgartigen, geschlossenen,

[134] im Querdurchschnitt runden Fächern, welche weiche, häutige, gefurchte Wände haben und viele, dichtgedrängte, in zwei Reihen stehende Samen einschließen. Das Fleisch ist grießlich und sehr steinig. Die Schale der Frucht häutig, glatt, mit Filz bedeckt; der Kelch aus fünf kleinen Blättern bestehend.

Die hier beigefügten, völlig naturgetreuen, sechs Längen- und Querdurchschnitte eines Apfels, a und b (der Englischen Winter-Goldparmäne) einer Birne, c und d der Wahren Winter-Ambrette und einer Birnquitte e und f, werden das Vorstehende völlig deutlich und anschaulich machen. Ich erlaube mir nur noch zu bemerken, daß die gewählte Birnsorte, wie manche andere feine Sorte, nur wenig Körnchen um das Kernhaus zeigt, bei andern Sorten dieß aber weit mehr hervortritt, die abgebildete Quitte aber zwar zu den kleinen, doch aber vollkommen ausgebildeten Früchten dieses Jahres gehört.


  1. Nach Andeutungen des Hrn. Prof. Carl Koch in Berlin wird dieses Wort richtiger Pirus geschrieben, da die römischen Schriftsteller nur diese Schreibart gebrauchten.
  2. Schon Krome im Handb. d. Naturgesch. f. Landw. Thl. II. Bd. 2. S. 704. sagt: „Die Ecken der Samenfächerchen sind spitzig“ und S. 702. bei der Birne: „Die Winkel der Samenfächer sind stumpf.“
    Anm. d. Verf.
  3. Auch Prof. C. Koch sagt in den Verhdl. d. Vereins zur Bef. des Gartenbaus in Preußen 1853 pag. 224. über die Zweizahl der Samen: „dieses Merkmal ist keineswegs durchgreifend, da es Aepfel gibt (z. B. Rosenäpfel) wo mehrere Samen sich in einem Fache befinden.“
  4. Die Zahl der Fächer hängt stets mit der Zahl der Griffel zusammen; bei den Pigeons, wo so oft ein viertheiliges Kernhaus vorkommt, finden sich dann auch nur 4 Griffel und so kann wohl durch Verkümmerung eines oder mehrerer der fünf Griffel auch eine Mißbildung des Kernhauses veranlaßt werden.
    L.
  5. Unter der Schale des Apfels liegen sogar sehr häufig äußerst lockere, zarte und durchsichtige Zellen, die sich als Stippchen (wie sie Diel nennt) oder hellere Punkte von besonderer Feinheit dem Auge besonders bei vielen feinschaaligen Aepfeln bemerkbar machen.
    L.
  6. Zur Belehrung Derjenigen, die nicht größere botanische Studien gemacht haben, bemerken wir, daß die Apfelfrucht im weiteren Sinne (Pomum) die Frucht der Apfel, Birnen, Weißdornarten, Mispeln, Quitten u. s. w., keine echte Frucht ist, keine solche nämlich, die nur aus der Umwandlung des Fruchtknotens unmittelbar entstanden ist. Wie bei der Rosenfrucht, der Feige u. s. w. sind nämlich die Ränder des obersten Theils des Blüthenstiels bei den Pomaceen über die Mitte hinaus gewachsen, so daß eine Vertiefung gebildet wird, in der nun bei der Feige die ganzen Blüthen, bei der Apfel- und Rosenfrucht nur der Fruchtknoten sich befinden. Was wir bei den genannten Scheinfrüchten das Fleisch nennen, ist daher der fleischig gewordene obere Theil des Blüthen- oder Fruchtstiels, der mit den von ihm eingeschlossenen Früchten (dem Kernhause der Aepfel und Birnen etc.) später abgliedert und abfällt. Die Ansicht, als ob die Apfelfrucht aus einer Verwachsung des fleischig gewordenen Fruchtknotens mit dem ebenfalls fleischig gewordenen Kelch entstanden sey, ist demnach nicht die richtige. (Vgl. Prof. Dr. Koch, die Weißdorn- und Mispelarten; Verhandlungen des Preußischen Gartenbau-Vereins 1853. p. 221.)
    L.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Adam Reum (1780–1839), deutscher Botaniker
  2. Lorenz Okenfuß, (1779–1851), deutscher Mediziner und Naturforscher