Pomologische Monatshefte:1. Band:6. Heft:Beschreibung und Abbildung einiger empfehlenswerther, jedoch noch nicht genau bestimmter Birnen

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 6, Seite 223–237
Gustav von Flotow
Boscs Flaschenbirne
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Ueber den Werth mehrerer Obstfrüchte
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Sollen wir unsere Obstbäume durch Aussäen von Kernen vorzüglicher Früchte, ohne Veredlung heranzuziehen suchen …?
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Beschreibung und Abbildung einiger empfehlenswerther, jedoch noch nicht genau bestimmter Birnen.
Mit zwei Zeichnungen.

Zur sicheren Bestimmung und Beurtheilung einer uns vorliegenden Frucht, insbesondere einer Kernobstfrucht, ist uns die Kenntniß des Standorts und der Verhältnisse, unter welchen sie erwachsen ist, durchaus nöthig und der Mangel genügender Mittheilung hierüber kann nur durch langjährige Beobachtung der Folgen, welche die Einwirkung verschiedenartiger Verhältnisse auf die Früchte, und besonders auf gewisse Sorten derselben, äußern, ersetzt werden. Hiervon ausgehend, mache ich es mir also auch, indem ich dem pomologischen Publikum im Nachstehenden die Beschreibungen und Abbildungen einiger empfehlenswerther Früchte vorlege, zur Pflicht, zuvörderst die Verhältnisse unter denen ich dieselben erzogen habe, anzugeben, und zwar um so mehr, als ich mir keineswegs über die vorliegenden Früchte, hinsichtlich ihrer Benennung und Identität mit andern, eine definitive Entscheidung anmaßen kann, vielmehr diese anderen Pomologen, welche die mir verwandt erscheinenden Sorten genau kennen gelernt haben, überlassen, und um dieselbe bitten muß. Ich werde mich sehr belohnt erachten, wenn ich durch meine Mittheilungen dazu nicht nur Veranlassung, sondern auch die nöthigen Anhaltspunkte gegeben habe.

Mein Garten liegt in der nächsten Umgebung der Neustadt Dresden auf den Räumen der ehemaligen Festungswerke, bisher ziemlich frei und dem Zuge der Winde, besonders dem Ost- und Westwinde, ausgesetzt. Der Boden besteht aus tragbarem, lehmigen Sandboden, zu dessen Verbesserung durch Auffahrung guter Pflanzenerde und Kompostdüngers zwar bereits viel geschehen ist, dessen Oberfläche aber nach starkem Regen leicht erhärtet. Der Untergrund ist sehr trockener Sand, Kies und Schutt aller Art. Die Bäume stehen entweder auf Blumenrabbaten, oder es ist wenigstens, wo sie in Grasboden gesetzt sind, eine Scheibe von etwa 3 Ellen im Durchmesser um dieselben bearbeitet, auch wird der Rasen von Zeit zu Zeit umgearbeitet und gedüngt. Die Früchte stammen von Hochstämmen oder von auf Wildlingen stehenden Pyramiden her und erlaube ich mir dieses hier zu bemerken, weil ich der Meinung bin, daß man nur auf diese Art die wahre Form (Normalform) einer Obstsorte erhalte.

Hinsichtlich der Beschreibungen und Abbildungen glaube ich nur noch Folgendes vorausschicken zu müssen. Die Beifügung einer Abbildung zur Beschreibung einer Kernobstfrucht finde ich durchaus für nöthig, halte aber dazu den Umriß oder vielmehr den Längendurchschnitt einer gut gewählten vollkommenen Frucht mit der Einzeichnung des Kernhauses, wie ich solche seit 20 Jahren von jeder Sorte mehrfach (zur Beurtheilung der Veränderungen, welche die Früchte nach der Zahl der Trachten, nach der Witterung etc. unterworfen sind) genommen und bereits im Jahr 1837 im Universalblatte der Landwirthschaft Bd. 12 f. mitgetheilt habe, und dieß auch neuerlich von Downing [224] und andern (jedoch ohne Angabe des Kernhauses) geschehen ist, für vollkommen hinreichend. – Ueber das, was ich unter einer vollkommenen Frucht und Normalform verstehe, muß ich mir allerdings weitere Mittheilungen vorbehalten.[WS 1]

Die Beschreibung der Frucht wird durch solche Zeichnungen sehr abgekürzt, indem Alles, was aus der Abbildung selbst hervorgeht, wie billig aus der Beschreibung wegbleibt, und später, wenn man sich noch über Einiges verständigt und das Verwandte gehörig zusammengestellt hat, wird wohl noch Manches wegbleiben können. Der Vegetation des Baumes gedenke ich nur in so weit, als sie, meiner Ansicht nach, ein wesentliches Unterscheidungszeichen abgeben kann und für den Obstzüchter von Interesse ist.

Die Alexander-Birne. Alexandre.

Diese vortreffliche Herbst-Butterbirne, welche mit Kaiser Alexanders Butterbirne (Diel, v. Mons etc.) nicht verwechselt werden darf, scheint noch sehr wenig bekannt, wenigstens habe ich noch nirgends eine Beschreibung oder Abbildung derselben gefunden, vermuthe jedoch, daß sie unter andern Namen aufgeführt seyn mag, worüber weiter unten. Meinen Baum erhielt ich von den Gebrüdern Baumann in Bollwiller bereits im J. 1830, aus der damals sehr zu empfehlenden Baumschule derselben, in deren damaligen Katalogen diese Sorte unter obigen französischen Namen steht. In den späteren Katalogen von Joseph Baumann etc., sowie in andern dergleichen Verzeichnissen, finde ich diesen Namen nicht. Ich erwartete in derselben die von Diel Bd. 22, S. 204 beschriebene Kaiser Alexander zu finden, und war sehr überrascht, sie als vollkommen von derselben verschieden erkennen zu müssen, wie die nachstehende Beschreibung und Zeichnung darthun wird.

Die Form und Größe der vollkommenen Frucht vom Hochstamm zeigt nebenstehender Abriß. –

Die Grundfarbe der Frucht ist hellgelb. Selten sieht man aber diese Grundfarbe rein (so viel ich bemerkt habe, nur zuweilen in trockenen Jahren), sondern die ganze Schale ist mit einem schwachen, auf der Sommerseite nur etwas stärkeren, röthlichen Braun, oder schwachem Zimmtbraun glatt überzogen, und erhält in der Reife durch die Grundfarbe ein goldartiges, oder orangefarbiges Ansehen, wie dieses auch bei der Vergoldeten Dechantsbirn, bei der Sickelsbirne etc. vorkommt. Dabei ist die Schale mit vielen feinen, hellbraunen Punkten versehen, nur selten aber habe ich eigentliche Rostflecke, wenn man nämlich darunter rauhe Anflüge versteht, bemerkt. Dann sind die Punkte und Rost etwas dunkeler und etwas rauh, während die Schale selbst sehr glatt und überhaupt sehr fein ist. Einen Anflug von Röthe habe ich nicht daran gesehen. – Der Kelch ist kurzblättrig, schwärzlich und offen; der ziemlich lange Stiel braun und mit hellbraunen Punkten versehen, und steht auf der mehr oder weniger abgestumpften Spitze der Birne, wie bereits erwähnt, theils oben auf, theils in einer kleinen Vertiefung. – Das Kernhaus ist ziemlieh eiförmig, durch feine Körnchen bezeichnet, hat eine starke Axenhöhle, geräumige Fächer und schöne Kerne. – Der Geruch der Frucht ist sehr schwach. – Das Fleisch gelblich weiß, butterhaft, schmelzend, sehr saftig, zuckersüß, fein gewürzt und sehr angenehm schmeckend, natürlich in warmen Jahren besser, als in kühleren, wie z. B. dieses Jahr. – Die Frucht reift Mitte oder Ende Oktober nach und

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Alexander-Birne.

nach (zuweilen schon Anfangs Oktober) und dauert je nach der Aufbewahrung 11 Tage bis 3 Wochen, in diesem Jahr weit in den November hinein. Sie gehört unter die Tafelbirnen ersten Ranges, läßt sich aber auch unreif recht wohl als Wirthschaftsobst verwenden. Der Baum wächst kräftig und

Prinzessin Marianne.

geht schön in die Höhe, scheint aber erst etwas spät tragbar, ist dauerhaft und wenig empfindlich gegen den Frost. Die großen, schweren Früchte (1854 wog eine reife Frucht etwas über 16 Loth) halten sich selbst am Hochstamm gut vor dem Winde, wenn auch die Aeste hie und da Unterstützung bedürfen. Das Blatt zeichnet sich besonders durch Größe und Schönheit vor vielen andern aus.

Ich erlaube mir sogleich die Beschreibung und Abbildung einer in mancher Hinsicht ähnlichen Frucht, der

Prinzessin Marianne

folgen zu lassen, um sodann über die, beiden Birnen verwandten, oder ihnen vielleicht ganz gleichen Sorten mich zu erklären. – [226] Ich habe diese Sorte zuerst von Baumann in Bollwiller ziemlich mit der obigen zugleich erhalten. – Form und Größe ist von der vorigen, wie die Abbildung zeigt, nicht unbedeutend verschieden. Die Färbung ist aber sehr ähnlich. Die Farbe der Frucht ist nämlich ein schönes Gelb, von dem aber wenig oder nichts zu sehen ist, indem dieselbe ganz oder größtentheils mit einem glatten Hellbraun, wie die Alexander, überlaufen ist, und es zuweilen auch auf der Sommerseite eine schwache bräunliche Röthe annimmt. Nicht selten bemerkt man auch zerrissene Rostfiguren auf der Haut, durch welche die glatte braune Farbe derselben durchscheint. Die auf der ganzen Frucht deutlich zu bemerkenden, etwas dunkler braunen Punkte, sind auch im Rost durch hellere Umgebung zu unterscheiden. Die Schale ist sehr fein, glatt, nur bei vorhandenem Rost etwas rauh anzufühlen und trocken. Der Kelch ist braun, kurz, hart, offen, etwas wollig, die Vertiefung eben oder nur mit unbedeutenden Falten umgeben; der Stiel hellbraun, mit erhabenen, helleren Punkten, und an der Frucht meist mit einem Wulst umgeben. Das Kernhaus nur sehr fein angedeutet, die Axe wenig und gar nicht hohl, die Fächer aber sind geräumig und mit schönen Kernen versehen. – Das Fleisch ist weiß oder gelblich-weiß, sehr fein, ganz schmelzend, sehr saftig, süß, fein zimmtartig gewürzt, geht aber schnell vorüber. Der Geruch ist sehr unmerklich. Die Frucht reift im September und ist bei gehöriger Vollkommenheit zu den Tafelfrüchten ersten Ranges zu zählen. Die Zweige sind fein und neigen sich daher gerne herab. Die Tragbarkeit scheint mir weit geringer als bei der Alexander. Das Blatt ist klein. –

Vergleicht man mit den vorstehend beschriebenen Früchten die pomologische Literatur (wenigstens so weit mir solche bekannt ist), so ist nicht zu verkennen, daß beide Früchte zu den Flaschenbirnen (Calebasse) gehören, und besonders mit den unter den Namen: Calebasse Bosc oder Beurré Bosc beschriebenen und abgebildeten Früchten am meisten Aehnlichkeit haben dürften, wenn sie nicht vielleicht mit der einen oder andern völlig identisch sind. Es herrscht nur, wie sich aus dem Folgenden ergeben wird, über die genannten Birnen selbst wieder ziemliche Ungewißheit und Verwirrung. Es wird sich aus der folgenden Zusammenstellung ergeben, daß die Aufhellungen der Synonymik und die Identitätserklärungen nicht immer so leicht sind, und durchaus von einer Bezeichnung der Autoren begleitet seyn müssen, überhaupt aber gar sehr der gemeinschaftlichen Zusammenwirkung bedürfen, und häufig nur durch genügende Darstellung der Normalfrüchte (woran es leider noch gar sehr fehlt) und Kenntniß der Lokalität, worauf solche erbaut worden, sichergestellt werden können. Ich werde bei jeder von mir angezogenen Beschreibung und Abbildung im Nachfolgenden angeben, was mir hier noch wesentlich verschieden von meinen vorliegenden Früchten zu seyn scheint, und am Schlusse zusammenfassen, inwiefern ich die eine oder andere doch als Identität ansehen zu können glaube. –

Im allgemeinen teut. Garten-Magazin ist bereits im 8. Jahrg. 1811, Taf. 44 S. 488[WS 2] eine Bosc-Birn oder Calebasse Bosc (S. 351 wird sie auch Beurré Bosc genannt) nach einer Zeichnung von v. Mons abgebildet, jedoch ohne Beschreibung gelassen worden. Diese Abbildung, welche allerdings fleißiger und naturgetreuer gefertigt zu seyn scheint, als die folgenden, stimmt in Form und Kolorit mit der Alexander so [227] überein, daß ich sie für dieselbe erklären würde, wenn diese Ansicht nur einigermaßen durch eine beigefügte Beschreibung unterstützt würde. – Im Neuen allg. teut. Gartenmagazin Bd. I, 1825, S. 17, Taf. 2[WS 3] folgt aber (nach den Annales generales T. II, S. 65 von v. Mons[WS 4]) eine Beschreibung und Abbildung der von Herrn Swates zu Linkebeecke (nicht von v. Mons) erzogenen Bosc-Birne, Poire Bosc, und ebendaselbst Taf. 6, S. 87 (nach den Ann. T. III, S. 278[WS 5]) die Beschreibung und Abbildung einer „Prinzessin Marianne“ genannten Frucht. Die hier abgebildete Bosc-Birne weicht von der früher gegebenen Abbildung, deren dabei mit keinem Worte gedacht wird, sehr bedeutend in Gestalt und Farbe, wenn auch nicht in der Größe ab. Die Form ist nach dem Stiel zu sehr eingebogen, dann aber sich wieder etwas verdickend und langgezogen, die Farbe wird als graugelbe Nußfarbe, welche in der Reife gelblich wird, geschildert, ist aber in der Abbildung einfärbig dunkelbraun. Das Fleisch wird als schmelzend, halb butterhaft, voll süßem und schmackhaftem Saft und Ende November reifend angegeben. Doch ist die ganze Beschreibung sehr ungenügend. – Die abgebildete Prinzessin Marianne ist von nicht geringerer Größe (5¼ Zoll lang) als die vorige, mit der sie auch in der Gestalt viele Aehnlichkeit haben soll, dem jedoch die Abbildungen widersprechen. Die Prinzessin Marianne ist nämlich sehr bald und sehr stark nach dem Stiel zu eingebogen und läuft sodann sehr lang und schlank gerade kegelförmig nach dem Stiel zu. Die Farbe der Frucht wird bloß als dunkelgelb bezeichnet und stimmt die Abbildung damit ziemlich überein. Uebrigens wird noch bemerkt, daß das Fleisch weiß und schmelzend, der Saft sehr reichlich, schmackhaft, sehr süß gewürzt sey, ihre Reifzeit gegen Ende Oktober falle und ihre Dauer einen Monat betrage, und es wird die Frucht ganz ausserordentlich erhoben. –

Wenn man auch wohl annehmen darf, daß das Kolorit der Bosc-Birne verfehlt und die größere der beiden abgebildeten Früchte eine unvollkommene Frucht sey, so wird man doch, wenn man nicht alles Gegebene als unrichtig verwerfen will, die drei Früchte von v. Mons doch als von einander verschieden und die beiden letztern weder mit unserer Alexander noch mit unserer Prinzessin Marianne übereinstimmend finden können.

Diel hat zwei Calebasse Bosc (oder, wie er immer irrigerweise schreibt, Bose), nämlich: Bosc’s Flaschenbirn, Calebasse Bosc, im 26. Bd. 1828, S. 194 und Bosc’s frühzeitige Flaschenbirn, Calebasse-Passe-Bosc, im 27. Bd. 1832, S. 180, und ausserdem noch im 25. Bd. 1826, S. 196 Prinzessin Marianne, ohne bei der einen oder andern der Beschreibungen und Abbildungen von v. Mons und im teut. Garten-Magazin zu gedenken, oder sich bei der Frühzeitigen Calebasse Bosc auf die von ihm bereits beschriebene Marianne zu beziehen. – Nach Diel ist die Form der erstern, der Späten Flaschenbirne B. „mehr birn- als flaschenförmig, mit einem ziemlich kugelförmigen Bauch, aus dem eine schöne, lange Kegelspitze hervorkommt, die gleichsam in den Stiel übergeht.“ – Weiter unten heißt es aber: „der starke, fleischige Stiel ist 1 Zoll lang, sitzt auf der kleinen (?) stumpfen Spitze wie eingedrückt. Bei etwas kleineren (?) Früchten ist der Stiel aber eine wahre Fortsetzung der Kegelspitze.“ (?) – Die Grundfarbe der ziemlich starken Schale der reifen Frucht, wird als schönes Hellgelb beschrieben, wovon aber fast nichts rein zu [228] sehen ist, denn ein feiner, glatter, hellzimmtfarbiger Ueberzug bedeckt die ganze Schale, die nur durch die Grundfarbe in der Reife goldartig wird. Das Fleisch ist mattweiß, riecht stark (?), von Ansehen etwas körnig, überfließend von Saft, schmelzend und von angenehmem, stark gewürzhaftem, süßweinigem Muskatellergeschmack, sehr ähnlich der Grauen Herbstbutterbirn etc. Das Blatt ist ansehnlich groß, herzförmig, mit lang auslaufender Spitze und die Frucht zeitigt im halben November und hält sich etwa drei Wochen.

Die Frühzeitige Flaschenbirn beschreibt Diel als in Form und Farbe (auch Größe) ähnlich der vorigen, nach dem Kelche zu aber abnehmend gewölbt (also weniger kugelförmig als die erste). Der Kelch soll mit feinen Beulen, die auch über die Frucht hinlaufen, umgeben seyn. Die hellgelbe, fein rauh anzufühlende Schale sey aber mit hellzimmtfarbigem Rost (?) bedeckt; der Stiel fast immer mit einem Fleischwulst umgeben, das Fleisch weiß, butterhaft schmelzend, von angenehmem, feinem weinsäuerlichem Zuckergeschmack. Das Kernhaus habe keine hohle Axe (?), das Blatt sey mittelmäßig groß, die Sommertriebe mit sehr vielen, grell in’s Auge fallenden länglich weiß-grauen Punkten besetzt. Die Reifzeit gibt er Anfangs Oktober und die Dauer auf 14 Tage an. – v. Aehrenthal’s Abbildung dieser Frucht Bd. I, Taf. 36 entspricht dieser Beschreibung in Größe, Form und Farbe nicht ganz, ist besonders am Kelch mehr kugelig. –

Dahingegen soll die Prinzessin Marianne nach Diel in ihrer Bildung viel Aehnlichkeit mit der Grauen Herbstbutterbirn haben (?), doch wird sie eben so groß angegeben wie die vorige, – nach dem Kelche spitze sie sich gewöhnlich schnell und stumpf zu, doch könnten auch manche gut aufstehen. Die Kelcheinsenkung sey häufig mit Beulen versehen, die auch stark und unregelmäßig über die Frucht hinlaufen und deren Rundung oft sehr verschieben. Die Farbe der zarten glatten Schale sey hell zitrongelb, wovon aber bei manchen Früchten wenig zu sehen sey, denn ein feiner zimmtartiger Rost (?) überziehe dieselbe. Nur im Rost sehe man feine, weiß-graue Punkte. Das Fleisch ist matt weiß, fein, sich ganz in Saft auflösend und von gewürzhaftem, sehr angenehmem feinem weinartigem Geschmack. Das Blatt mittelmäßig groß. Die Frucht zeitigt Ende Oktober oder Anfang November und hält sich 14 Tage. –

Dittrich hat über die vorgenannten drei Birnen unter Nr. 221, 132 und 203 Thl. I nichts, als was Diel gibt, und zieht auch nur bei der erstern die oben erwähnte, 1811 im teut. Garten-Magazin mitgetheilte Abbildung von v. Mons an. Dabei erwähnt er aber, ob er gleich oben nach Diel sagt: „der Baum macht meistens nur zarte Fruchtruthen (?), die nicht bald und keine reichlichen Ernten liefern,“ der Baum habe bei ihm als Hochstamm bald und jährlich ziemlich reichlich getragen. An eine Vergleichung der drei Birnen scheint er nicht gedacht zu haben. Dittrich bezieht sich aber auch dabei auf die von ihm gelieferten Nachbildungen dieser Birnsorten in Papiermasse in seinem Obstkabinet unter Nr. 38, 32 und 13. Allein diese Nachbildungen zeigen schon durch ihre Unregelmäßigkeit, durch das grüne Kolorit von Nr. 38 etc., daß sie nicht von vollkommenen, auf geeignetem Boden erwachsenen Früchten genommen sind, wie dieß leider überhaupt bei diesem Obstkabinet hinsichtlich der Kernobstsorten fast durchgehends der Fall ist. –

Es war natürlich, daß ich nunmehr über [229] diese fast unzweifelhaft niederländische Birnen in dem Album der Pomologie v. Bivort 1847 f. die sicherste Auskunft zu erhalten hoffte. Leider fand ich mich aber getäuscht. Schlägt man nämlich hier nach, so findet man im 1. Jahrg. auf der 2. Tafel[1] Beurré Bosc von v. Mons eine nach der Beschreibung und Abbildung ganz andere Birne, die mit unserer vorliegenden nichts als die Reifzeit (Mitte Oktober) und die schmelzende Beschaffenheit gemein zu haben scheint, und besser als die Calebasse Bosc seyn soll. Es wird aber im 2. Band auf der Tafel 45 dieses Albums noch eine Abbildung der Beurré Bosc, aber sehr verschieden von der erstern, gegeben und dabei bemerkt, daß diese Frucht fast überall unter dem Namen Calebasse Bosc bekannt, von der vraie Calebasse Bosc, wie sie im Garten des Hrn. Bouvier zu Jodoigne sich befinde, und deren Abbildung unter Nr. 2 derselben Tafel gegeben wird, ganz verschieden sey. Die Beurré sey weit öfter calebassenförmig als die Calebasse, die mehr birnförmig ist, was auch die Abbildungen zeigen. Die Calebasse ist nach dem Stiel zu mehr eingebogen und am Stiel bedeutend abgestumpft, während die Beurré mehr langgezogen, kegelförmig dargestellt wird. Zwischen dem Fleisch und Geschmack beider Früchte sey wenig Unterschied, aber die Calebasse reife in der Mitte September und die Beurré Mitte Oktober, was Hr. Bivort für einen hinreichenden Unterschied hält. Die Vegetation scheint nicht bedeutend verschieden, nur soll die Beurré kleine oder mittelmäßige Blätter, die Calebasse aber sehr große Blätter haben. – Die hier abgebildete B. Bosc hat nun allerdings in Form und Farbe (nur zu roth) weit mehr Aehnlichkeit mit unserer Alexander, als die früher abgebildete Beurré Bosc und die jetzt abgebildete vraie Calebasse Bosc, und ich wäre wohl geneigt, sie für dieselbe anzunehmen, obschon, abgesehen von der Reifzeit, die Bezeichnung des Blattes und das Kolorit nicht ganz passen will. Noch weniger hat aber die im September reifende Calebasse Bosc Nr. 2, die sich von der früher aufgeführten B. Bosc hauptsächlich nur durch die Reifzeit, welche bei dieser Mitte Oktober angegeben wird, unterscheidet, mit der Prinzessin Marianne Aehnlichkeit. – Ob später in dem Album vielleicht noch andere ähnliche Früchte vorkommen, ist mir nicht bekannt.

Im Katalog de Bavay’s 1846/47 findet sich keine Beurré Bosc, wohl aber eine Calebasse, welche Sept., Okt. reifen und von 2ter Qualität seyn soll, und eine Calebasse Bosc (aus der Kollektion von Mons), welche als halbschmelzend von 1ter Qualität in warmem und leichtem Boden, dagegen von sehr mittelmäßiger Beschaffenheit in kaltem Erdreich, und dann im Oktober reifend, angegeben wird. – Im Katalog von Papeleu 1851/52 findet sich Beurré Bosc v. M. 1ter Qualität, schmelzend, groß, kräftiger und fruchtbarer Baum, Okt. und Nov. und Calebasse Bosc mit der Bemerkung: „ich kann keine Verschiedenheit zwischen dieser und der Beurré Bosc finden“, und sodann noch eine Calebasse ohne weiteren Beinamen, von 2ter Qualität, halbschmelzend, groß, lang, kräftiger und fruchtbarer Baum, Sept. Okt. reifend.

In den deutschen, französischen und englischen, mir bekannt gewordenen pomologischen Werken finden sich zwar mehrere Calebassen oder Flaschenbirnen, die allerdings zum Theil Aehnlichkeit mit den vorliegenden [230] beiden Früchten haben, doch ist aber meistens zu wenig Anhalt zu einer genaueren Beurtheilung gegeben. Ich will nur Einiger kürzlich gedenken. – Schon Christ in seinem Wörterbuche 1802 hat eine Herbst- und eine Winter-Flaschenbirne, von denen er die erstere auch in seine vollständige Pomologie 1809 unter Nr. 79 aufgenommen hat. Seine hier gegebene Beschreibung und Abbildung enthält nichts, was nicht mit unserer Alexander zu vereinigen wäre, nur wird das Fleisch bloß als zart und saftig, von sehr angenehmem Geschmack beschrieben und die Vegetation etwas abweichend angegeben. Auch muß ich bemerken, daß einige unter dem Namen „Christ’s Flaschenbirne“ mir zugesendete Früchte, von der Alexander in der Hinsicht abweichen. –

Ebenso hat Poiteau im traité des arbres fruitiers 1808 f. tab. 366 eine Poire Calebasse, welche nach seiner Angabe im J. 1800 in Brabant erzogen seyn soll. Sie ist eine Herbstbirn von gelber, mit Roth verwaschener Farbe, rostrothen Punkten und Flecken am Kelch, von sehr mittelmäßiger Qualität, und paßt (wenn man nicht bedeutende Fehler in der Abbildung und Beschreibung statuiren will) in keiner Weise zu den beschriebenen Birnen. – Dittrich hat auch im Bd. III, 1841, S. 149 diese Poire Calebasse Poit. aufgenommen und erwähnt dabei, daß Poiteau in den Annalen der Gartenbaugesellschaft zu Paris (ohne nähere Angabe der Stelle) Bosc’s Flaschenbirne beschrieben habe (diese Beschreibung ist mir unbekannt). Er hält dabei die Poire Calebasse Poit. für die von Christ in seiner Pomologie beschriebene und abgebildete und meint, daß Poiteau das Fleisch nur zu früh möge untersucht haben. Ebendaselbst führt er aber auch, als von der vorigen verschieden, S. 162 die große Calebasse v. Mons, nach der Beschreibung, welche Poiteau in den Annalen der Pariser Gartenbaugesellschaft Dec. 1844, S. 374 gegeben hat, (vgl. unten Downing) auf. Hiernach ist diese Frucht, welche Ende Okt. zeitigt, 5¼ Zoll lang, 3¼ Z. breit, von Farbe gelblich, an der Sommerseite wie marmorirt und punktirt; das Fleisch wird aber als halbfein, doch schmelzend und von einem süßen, ziemlich erhabenen Geschmack angegeben. – Unentschieden muß ich es lassen, ob die Calebasse, welche Noisette im Anfang zum Jardin fruitier 1. Bd. 1821, S. 169 als Poire Calebasse, und im Manuel du jardinier 1829, S. 424 unter Nr. 63 als eine graue, in der Reifzeit gelblich werdende Frucht, mit brüchigen, angenehmen, in der Zeit vom 10. Sept. bis Monat Okt. (oder bis an das Ende des Oktober, wie es im Jardin fruitier heißt) reifend beschreibt, und in der 2. Ausg. des letzteren, die mir aber nicht vorliegt, auch abbildet, eine der vorerwähnten Früchte ist. Im Bon jardinier 1844, der die gedachte Abbildung anzieht, wird sie, abweichend von Noisettes mir vorliegender Beschreibung, als vergoldet, rothbraun, mit schmelzendem Fleisch, und als sehr gut bezeichnet. – Couverchel (1839) hat weder eine Beurré noch eine Calebasse Bosc, nur eine Poire Calebasse, welche im Sept. reift, ähnlich wie die vorerwähnte gefärbt, brüchig und von mittelmäßiger Güte ist, und sich besonders dadurch auszeichnen soll, daß der Kelch mehr hervorstehe als in einer Vertiefung sich befinde. – Die Abbildung und Beschreibung einer ähnlich gefärbten, schmelzenden Herbst-Calebasse aus dem Garten des Luxemburg, welche Jaume St. Hilaire in seiner Flore et pomone française 1830, pl. 58, Nr. 2 gibt, ist (wie fast alle Beschreibungen und Abbildungen von Früchten in diesem Werke) [231] so unvollkommen und ungenügend, daß darüber nicht geurtheilt werden kann. –

Auch in den englischen, mir bekannten Schriften, habe ich nichts Passendes und Entscheidendes über die in Frage stehenden Früchte gefunden. – Im Katalog der Londoner Gartenbaugesellschaft 1842 wird Beurré Bosc mit Calebasse Bosc, Beurré d’Yelle (mancher) Marianne nouvelle und Bosc’s Flaschenbirne ohne Weiteres für einerlei gehalten, und die Frucht als rostbraun, pyramidalisch, groß, butterhaft, Tafelfrucht von 1ter Qual., im Okt. Nov. reifend, angegeben und als vortrefflich bezeichnet. – Lindley in Guide to the orchard and Kitchengarden 1831 hat S. 368 Nr. 72 nur eine Calebasse (wobei er sich auf den Katalog S. 31 bezieht) welche er für Calebasse musqué Knoops p. 94 t. 3 hält. Er beschreibt sie als lang irregulär, breitkantig, höckerig, 4 Z. lang und 2½ Z. breit, graugelb, mit dunkelgelb auf der Sonnenseite und orangegrünem Rost bedeckt, brüchig, etwas grieselich, aber zuckerhaft und vollsaftig. – Knoop beschreibt aber diese Birne als schmelzend auf gutem Boden, und dieselbe ist auch von Diel I, S. 222, von Christ im Wörterbuch und in der Pomologie Nr. 79, von Dittrich Bd. I, Nr. 255, im teut. Gartenmagazin etc. mehrmals beschrieben und abgebildet, hat aber daselbst keine Aehnlichkeit mit unsern beiden hier in Frage stehenden Birnen, wenn man auch die geringere Güte, welche ihr Lindley beilegt, auf das englische Klima schreiben will. Ich kann dieß nach eigenem Erbau der müskirten Calbas bestätigen, und Metzger, welcher Bosc’s frühzeitige Flaschenbirne nach Diel in seine Kernobstsorten aufgenommen hat (wobei besonders das Beulige der Frucht und die Fleischwülstchen am Stiel herausgehoben sind), bemerkt dieses gleichfalls. – Downing 1845 gibt S. 358 f. eine Beschreibung und Abbildung der Beurré Bosc, führt aber die Calebasse musqué keineswegs als synonym auf, welche mit Aehrenthals Abbild. des frühzeitigen Flaschenbirn, besonders hinsichtlich der kugeligen (nach der Abbildung sogar platten) Kopfes, ziemlich übereinstimmt. Er beschreibt die Form birnförmig, lang, etwas uneben, allmälig spitzig zulaufend (nach der Abbildung sehr eingebogen und schnell nach dem Stiel abnehmend), die Schale ziemlich glatt, dunkelgelb und großen Theils mit Streifen und Flecken von zimmtfarbigem Rost bedeckt, auch schwach mit Roth an der Sonnenseite angelaufen, das Fleisch schmelzend, butterhaft, von vortrefflichem, angenehm gewürztem Geschmack, nach und nach im Monat Oktober reifend. Die Abbildung hat weder mit der Alexander, noch mit der Prinzessin Marianne Aehnlichkeit, und da man dieselbe für die Beurré Bosc des Londoner Katalogs annehmen darf, so kann also auch diese keine unserer Früchte seyn. – Dabei erwähnt Downing noch, daß diese Frucht von v. Mons 1807 erzogen worden sey, welcher sie Calebasse Bosc genannt habe. Man habe sie in dem Garten der Londoner Gartenbaugesellschaft unter dem Namen Beurré Bosc erhalten und Thompson sey der Meinung, es sey am besten, daß sie diesen Namen behalte, wahrscheinlich um dadurch weniger eine Verwirrung mit der Calebasse einer davon verschiedenen Frucht zu verursachen. – Unter dieser Calebasse versteht er wahrscheinlich die von ihm S. 374, wie im Londoner Katalog, unter dem Namen Calebasse Thomp. Lind. (= Calebasse double extra, Calebasse d’Hollande, Beurré de Payence) aufgeführte und beschriebene Frucht, welche auch belgischen Ursprungs ist, aber nur länglich, von mittelmäßiger[WS 6] [232] Größe, rauher Schale, düster gelber Farbe mit orangeroth Braun an der Sonnenseite, saftvollem, mürbem, etwas grobgekörntem aber zuckerigem und wohlschmeckendem Fleisch, welches Mitte Sept. reift, beschrieben wird. Dieß sey die Calebasse Bosc des Jardin fruitiers, aber unrichtiger Weise so genannt; – und ist wohl auch die Calebasse Lindley’s und Knoops. – Es ergiebt sich hieraus, wie sehr die Angabe des Londoner Katalogs, daß Beurré Bosc und Calebasse Bosc synonym sey, einzuschränken ist, und ähnlich dürfte es bei den gleichen Angaben in andern Katalogen der Fall seyn. –

Downing setzt aber noch a. a. O. hinzu: Die Calebasse grosse (monstreuse Calebasse) des v. Mons sey eine ausserordentlich große, pyramidalische Frucht, 5 bis 6 Z. lang, in der Form eines conischen Kürbis (conical gourd), die Schale fein und glänzend, gelblich-grün, zum großen Theil aber röthlich-grau auf der Sonnenseite, der Stiel kurz und stark, etwa 1 Z. lang, der Kelch klein, aber mit breiten Abtheilungen, das Fleisch weiß, etwas grob, saftig, halbschmelzend, zuckerig und leidlich gut. Reifzeit Okt. Durch Hrn. v. Mons von dieser Sorte zugesendete Pfropfreiser hatten sich aber als unrichtig erwiesen.

Ueberblicke ich dieses Alles nochmals, so würde ich allenfalls wohl Diel’s späte Calebasse Bosc mit der Alexander (ohne Diel’s Beschreibung, bis auf den Mangel der großen Blätter, zu große Gewalt anzuthun) annehmen können; seine frühzeitige Calebasse Bosc dürfte aber wohl mit seiner Prinzessin Marianne, die ich auch für die meinige halten darf, zu vereinigen und für die von Dittrich im Obstkabinet unter beiderlei Namen abgebildeten Früchte zu erklären seyn; keineswegs kann ich sie aber mit Downing’s Abbildung für einerlei halten, ja selbst v. Aehrenthal’s Abbildung läßt mir manchen Zweifel übrig. – Die von v. Mons im teut. Gartenmagazin aufgenommenen, sowie die im Album der Pomologie gegebenen Abbildungen und Beschreibungen wage ich nicht weiter, wie bereits oben erwähnt, zu deuten.

Ich habe nun aber zum Schlusse noch dasjenige aufzuführen, was mein verehrter pomologischer Freund, Herr Superintendent Oberdieck in seinem reichhaltigen Werke: Anleitung zur Kenntniß des besten Obstes 1852, über die hier besprochenen Sorten sagt. Derselbe führt S. 336 nach Diel Bosc’s späte Flaschenbirne und S. 337 Bosc’s frühzeitige Flaschenbirne auf. Von der ersten bemerkt er, daß sie zu den besten Tafelbirnen gehöre, ihr Geschmack stark und etwas muskirt gewürzt, weinartig süß sey und dieselbe im Okt. und Nov. reife und drei Wochen dauere; auch bezieht er sich auf die oben erwähnte Abbildung und Beschreibung der Poire Bosc, von v. Mons im neuen teutschen Gartenmagazin B. I, Taf. 2, jedoch ohne dabei zu gedenken, ob die von ihm erbauten Früchte dieser Beschreibung und Abbildung entsprechen oder nicht. – Bei Bosc’s frühzeitiger Flaschenbirne wird nur die Reifzeit Sept. Okt. 14 Tag angegeben und die Frucht als sehr gut bezeichnet, dabei aber noch bemerkt, daß dieselbe mit Salisbury und Prinzessin Marianne einerlei sey. Ueber Salisbury kann ich aus eigener Erfahrung nicht urtheilen. Diel’s Beschreibung im 27. Bd. S. 182 (bei der freilich die Beschreibung der Farbe und Schale fehlt), sowie von Aehrenthal’s Abbild. Taf. XXXV, 4, spricht im Allgemeinen dafür, und Dittrich’s Abbildungen im Obstkabinet desgleichen. – S. 337 verweist aber Oberdieck noch auf [233] eine Birne, welche er ohne Namen von v. Mons empfangen, und unter verschiedenen Namen versendet, nunmehr aber ihr den Namen v. Humboldt’s Butterbirne beigelegt hat. Nach der S. 313 f. davon gegebenen Beschreibung (wo freilich sehr verschiedene Formen der Frucht angegeben werden) finde ich nichts, was nicht mit Alexander (obschon diese, wie die Abbildung zeigt, bei mir weit größer und regelmäßiger ist), mit Rücksicht auf den Standort etc., zu vereinigen wäre, als daß die Frucht zuweilen auf der Kelchfläche aufstehen könne. Denn die Bemerkung: „daß die Grundfarbe der feinen Haut vom Baume eine gelblich-grüne sey“ (die Angabe des Kolorits der reifen Frucht fehlt), kann ich nicht als etwas Wesentliches ansehen, vielmehr als auf den Standort begründet annehmen. Mehr stört mich, daß „von einem grünlich zimmtfarbigen, später schön zimmtfarbigen Rost, welcher die Schale leicht überdeckt“, die Rede ist, auch daß das Kernhaus als klein, geschlossen, die Kammern eng, angegeben werden. Doch scheint mir wahrer Rost immer nur als etwas Zufälliges, vom Standort und Witterung Abhängiges, und die Begriffe von Größe oder Kleinheit des Kernhauses scheinen mir noch nicht recht festzustehen, auch ist, so viel ich beobachtet habe, das Kernhaus der Birnen stets geschlossen, d. h. die Fächer öffnen sich nicht regelmäßig nach der Axe zu, was nur ausnahmsweise bei üppigen Früchten und an einzelnen Fächern vorkommt, wie das Abreißen des Kernhauses vom Stiel etc. Auch daß die Reifzeit erst Nov. 4 W. angegeben ist, scheint mir nicht entscheidend, da dabei auf Jahreswitterung und den Ort der Aufbewahrung sehr viel ankommt. – Nur die Aehnlichkeit, welche man nach S. 313 mit Marie Louise gefunden haben will, fällt mir besonders auf. Von einer solchen kann zwischen Alexander und Marie Louise nicht die Rede seyn, und beziehe ich mich hinsichtlich der letztern auf die von mir schon 1837 im Universalblatt und neuerlich in Nr. 44 der agronomischen Zeitung Jahrg. 1854, in Uebereinstimmung mit den Abbildungen und Beschreibungen von v. Mons, Downing etc., gegebene Beschreibung und Abbildung derselben.

Unter diesen Umständen schien es mir sehr angemessen, dem gesammten pomologischen Publikum die verwandte Reihe von Flaschenbirnen, insbesondere den Pomologen, welche Alexander, Prinzessin Marianne, die späte Calebasse Bosc oder die Humboldt’s Butterbirn und Marie Louise selbst erbaut haben, zur Entscheidung vorzulegen. Es handelt sich hier nicht bloß um Feststellung von Namen und Synonymen; es handelt sich um genaue Kenntniß und Unterscheidung dreier, vielleicht noch mehrer guter, auf geeignetem Boden und Standort (wie sich von selbst versteht) empfehlenswerther Obstsorten, woran jedem praktischen Obstzüchter gelegen seyn muß, indem den individuellen Verhältnissen die eine oder die andere mehr oder weniger entsprechen wird. Möge diese Mittheilung und Zusammenstellung etwas beitragen, die Beurtheilung der einschlagenden Sorten zu erleichtern. –

Sollte Alexander mit v. Humboldt’s Butterbirn identisch seyn, so würden sich zwar beide Namen mit vollem Rechte in „Alexander von Humboldt“ vereinigen. Doch würde ich in diesem Falle selbst für Weglassung des ersten Namens stimmen, dagegen aber wünschen, daß dieselbe, um die natürliche Familie zu bezeichnen, wohin sie gehört, statt Butterbirne „Flaschenbirne“ genannt werde.

v. Flotow.

[234] NS. Der vorstehende Aufsatz war schon beendigt, als ich erst das zweite Heft der vorliegenden Monatschrift für Pomologie erhielt, worin Hr. Superintendent Oberdieck eine Zusammenstellung der wahrgenommenen Indentitäten seiner Obstsorten mittheilt und darin unter andern S. 46 und 20 die Humboldt’s Butterbirne für Marie Louise erklärt (wornach also der erste Name wegfallen dürfte), auch S. 49 Nr. 37 erwähnt: daß Bosc’s Flaschenbirn (nämlich Diel’s späte) unter dem Namen Alexander vorkomme etc. Es dürfte aber doch noch so Manches, im vorstehenden Aufsatz berührt unentschieden bleiben, Manches vielleicht an den Beschreibungen der Alexander, der Prinzessin Marianne, der Marie Louise etc. unter Berücksichtigung der Oertlichkeiten etc. zu verbessern seyn, daß

ich denselben ohne Aenderung gelassen habe.
v. F.
Anmerkung der Redaktion.

Der vorstehende gehaltreiche und von tiefgehender Forschung zeugende Aufsatz ist ein sprechender Beweis, wie schwer es oft wird, über Identität oder Verschiedenheit mancher Früchte in’s Reine zu kommen, und wie bei den mannigfachen Verwirrungen, die im Laufe der Zeit auch im Auslande über gar manche Früchte eingetreten sind, oft nichts übrig bleibt, als sich zunächst an die von Diel beschriebenen und versandten Früchte zu halten, und wenn man überzeugt ist, diese ächt zu haben, sich zu begnügen, nach deren Verschiedenheit oder Identität, so wie deren Güte und Brauchbarkeit für verschiedene Gegenden, Bodenarten und Zwecke zu fragen. Weitere Forschungen sollen damit nicht für überflüssig erklärt werden; zu mehrerer Gewißheit kommt man aber meistens erst, wenn man bei ineinander laufenden Sorten von den verschiedensten Seiten her sich Pfropfreiser verschafft hat, und die Natur selbst anschauen kann. Da dabei die Arbeit für den Einzelnen, der das Ganze der Pomologie umfassen will, meistens zu schwer wird, so wäre es wünschenswerth, wenn mehrere Pomologen nach Verabredung in solche Reiserbeziehungen und versuchte Aufklärungen sich theilten. Einiges kann ich zu weiterer Aufklärung dem vorliegenden Aufsatze wohl noch hinzufügen, und wird der verehrte und hochgeschätzte Herr Verfasser mir dieß gewiß erlauben und nicht unrichtig deuten.

1) Die beschriebene, von den Gebrüdern Baumann bezogene Alexandre habe ich von dem Herrn Verfasser erhalten. Sie trug mehrmals, und konnte ich sie weder in Frucht noch Vegetation von der von Diel erhaltenen Boses (richtiger Bosc’s) Flaschenbirne unterscheiden. Ebenso erhielt ich die Diel’sche Boscs Flaschenbirne früher von dem eine große Baumschule unterhaltenden Magister Schröder zu Hamburg (weiter von Diel herstammend) als Kaiser Alexander; und später unter demselben Namen zweimal von Bödiker[WS 7] in Meppen (weiter herstammend von Diel und aus Frauendorf). Ich muß daher glauben, daß Diel selbst die Boses Flaschenbirne öfter als Kaiser Alexander versandt hat, und da sie auch sonst noch, z. B. in James Booths Baumschule, in Bollweiler etc. als Alexandre passirt, so ist es möglich, daß vielleicht selbst Hr. v. Mons sie schon öfter unter diesem Namen abgab. Die Kaiser Alexander, welche Diel von Hrn. v. Mons bezog und im 1ten Hefte Aepfel-Birnen S. 204 beschrieb, welche ich gleichfalls von Diel direkt erhielt, ist eine ganz andere, und war sowohl in Sulingen als in Nienburg zu fade und stark körnig.

In der auf Tafel 2 im ersten Theile des Neuen allgemeinen Gartenmagazins abgebildeten, wahrscheinlich doch[WS 8] von van Mons erzogenen Poire Bosc erkenne ich völlig die Diel’sche Boses Flaschenbirne, zumal Diel seine Frucht von Hrn. van Mons schon früh erhielt, und sagt, daß dieser sie erzogen habe; wie auch im Catal. déscriptif abrégé des Hrn. van Mons sich diese Notiz sowohl bei Calebasse Bosc als Princesse Marianne findet, und man nach der Abbildung die Herr[WS 9] v. Mons im Neuen allgemeinen Gartenmagazin von Princesse Marianne (nur nach zu großen und schon der Reife nahen Früchten) gegeben hat, glauben muß, daß Diel von ihm die rechte Frucht dieses Namens erhielt.

2) Salisbury und Prinzessin Marianne bezog ich, außer von Diel, noch aus mehreren andern guten Quellen, setzte Reiser davon auf die schöne Pyramide der Salisbury von Diel, und konnte weder die Vegetation, noch auch, bei öfterem Tragen, die Früchte unterscheiden. Auch Diel’s Boses frühzeitige Flaschenbirn (Calebasse passe Bosc, von v. Mons erzogen) war in Frucht und Vegetation diesen Früchten ganz gleich, (höchstens die Sommerreiser noch etwas stärker punktirt, was etwa nicht wesentlich war und von stärkerer Triebkraft des noch jungen Baumes herrühren konnte) und würde ich einige Zweifel genährt haben, ob ich von Diel die rechte Frucht dieses Namens erhalten hätte, wenn nicht, bis auf den fein weinsäuerlich bezeichneten [235] Geschmack, fast alles recht gut gepaßt hätte, welche Angabe Diel’s Folge zu frühen Pflückens gewesen seyn kann. Auch von Dittrich erhielt ich dessen Große Flaschenkürbisbirn, und war diese, bei öfterem Tragen, in Frucht und Vegetation der Prinzessin Marianne und Salisbury völlig gleich, so daß sie beweiset wie verschieden (vergleiche Dittrich’s Handbuch III, S. 162) die Beschreibung einer Frucht ausfallen kann, wenn zu der Beschreibung etwa besonders große, auf einer Pyramide erwachsene Früchte genommen werden[WS 10], wie hier sicher geschehen ist, da ich nach Allem nicht zweifeln kann, von Dittrich die rechte Grosse Calebasse erhalten zu haben. – Eine Calebasse double, welche ich aus Enghien erhielt, ist im Aeußeren diesen Früchten zwar sehr ähnlich, jedoch in Vegetation und Geschmack leicht und deutlich davon zu unterscheiden. – Auch eine Beurré Bosc Desfontaines, welche Hr. van Mons früher an die Bückeburger Baumschule gesandt hat, und andere Vegetation hat, besitze ich; sie hat aber nicht getragen.

3) Der Vilvorder Katalog von 1852/53 vereinigt Calebasse Bosc und Beurré Bosc als synonym, setzt in Klammern: van Mons, und mag man aus der kurzen Charakteristik und der Angabe, daß sie schlecht auf Quitte gedeihe, schließen, daß die aufgeführte Frucht dieselbe sey, als Diels Boses Flaschenbirn. Dagegen hat er nur Eine Princesse Marianne mit beigesetztem: Esperen, während gleich darauf eine Princesse Marie (van Mons) folgt, die sich auch in Papeleu’s Kataloge findet. Diese habe ich von dem Hrn. Verfasser des vorliegenden Aufsatzes, – herstammend aus Bollweiler, – erhalten, und lieferte sie ganz unverkennbar die Diel’sche Prinzessin Marianne. – Eine Alexandre schlechtweg, oder Empereur Alexandre kommt in belgischen Katalogen nicht mehr vor; es sind aber dort nicht nur gar manche Früchte, die Hr. van Mons besaß und an Diel sandte, bereits verloren, sondern es scheinen auch die Angaben über den ersten Erzieher bei manchen Früchten sich schon verwirrt oder verdunkelt zu haben.

4) Vergleiche ich in Bivort’s Album das, was Tom. I in Tafel 2 und Tom. II, S. 163–165 über Beurré Bosc und Calebasse Bosc beigebracht ist, so zweifle ich durchaus nicht, daß die daselbst zweimal und ziemlich verschieden abgebildete Beurré Bosc die Diel’sche Boses Flaschenbirn, und die abgebildete (die wirkliche[WS 11] des Namens seyn sollende) Calebasse Bosc die Diel’sche Boses Frühzeitige Flaschenbirn (Calebasse passe Bosc van Mons) sey, und bestärkte mich die Abbildung und die sonstigen Angaben in der Ansicht, von Diel die richtige Calebasse passe Bosc erhalten zu haben. Daß die beiden Abbildungen der Beurré Bosc sich auf eine und dieselbe Frucht beziehen, sagt Bivort selbst, gibt auch an, daß seine Beurré Bosc dieselbe sey, die van Mons selbst in den Annales generales des sciences physiques 1819, S. 65 als Poire Bosc und als von ihm erzogen beschrieben habe. Auch im Neuen allgemeinen Garten-Magazin I, Tafel 2 hat van Mons sie gleichfalls noch, wie schon obgedacht, als Poire Bosc aufgeführt, und wird Identität von Beurré Bosc und Calebasse Bosc (unter welchem letzten Namen van Mons die Frucht schon an Diel versandte) auch noch dadurch bestätigt, daß ich die Boses Flaschenbirn auch aus Enghien als Beurré Bosc erhielt, die man wegen ihres noch schmelzenderen Fleisches und delikateren Geschmacks in Belgien später allgemeiner als Beurré bezeichnet haben wird, während die Calebasse passe Bosc, wie man aus Bivorts Album abnehmen kann, in Belgien in Vergessenheit gerathen ist. Die mit der Calebasse passe Bosc wohl identischen Früchte, Prinzessin Marianne und Salisbury, habe ich auf Pyramide in guten Jahren schon in eben der Größe und Form gehabt, wie Bivort die Calebasse Bosc abbildet, ebenso aber auch die Boses Fiaschenbirn in beiden von Bivort abgebildeten Formen der Beurré Bosc (die mehr flaschenförmige etwas seltener), wobei nur anzumerken ist, daß die Beurré Bosc in Bivorts Album Tom. I etwas zu hellgelb kolorirt ist, und daß auch er seine Früchte allermeistens in der Lagerreife, oder dieser nahe, abbildet. Bivort gibt im Texte zwischen Beurré Bosc und Calebasse Bosc fast ganz die Verschiedenheiten an, die auch ich in Frucht und Vegetation zwischen Boses Flaschenbirn und Boses Frühzeitiger Flaschenbirn finde und weiter unten zusammenstellen werde, namentlich bei Calebasse Bosc die 4 Wochen frühere Reifzeit, größere Tragbarkeit, die schlankeren, stärker punktirten Sommertriebe und die selten sich findende Flaschenform, sowie bei Beurré Bosc die stärkeren, dickeren Triebe, den noch delikateren Geschmack und das nicht gezahnte, größere, dickere, papierartige Blatt. Der Vilvorder Katalog von 1853 hat daher ganz richtig Beurré Bosc und Calebasse Bosc als synonym wieder vereinigt, und muß Bivort’s Calebasse Bosc wieder [236] Calebasse Bosc heißen, die van Mons gleichfalls erzog. – Eine Princesse Marianne, von van Mons erzogen, findet sich in Bivort’s Album nicht, sondern nur eine Marie Anne de Nancy, die Millet zu Nancy zwar als junges Bäumchen von Hrn. van Mons erhielt, aber nach seiner Frau benannte, und die mit der Princesse Marianne des Hrn. van Mons nichts gemein hat. Es ist wahrhaft bedauerlich, daß Hr. van Mons, befangen in seiner Ansicht, daß die Sorten sich ablebten wie die einzelnen Bäume, und daß man durch fortgesetzte Samenzuchten es dahin bringen könne, stets nur ausgesucht Gutes aus Kernen zu erhalten, eine Sorglosigkeit gegen die Erhaltung des rechten Namens seiner besten Sämlinge gezeigt hat, die man, verglichen mit den gemachten Anstrengungen und aufgewandten Kosten, auch den gewonnenen Resultaten, fast als leichtsinnig bezeichnen möchte, und Pfropfreiser selbst in Belgien, noch mehr aber in Frankreich und Deutschland fast nie anders abgegeben hat, als unter Nummern, selbst häufig nicht einmal unter den Nummern seines Katalogs, sondern, wie wenigstens bei mir und Burchardt geschehen ist, unter fortlaufenden, von den Nummern seines Katalogs verschiedenen Nummern, zu denen er die Namen nicht gab, – wobei es ihm auch ziemlich gleichgültig gewesen zu seyn scheint, ob er dieselbe Sorte unter mehreren Nummern seines Katalogs oder mehreren Namen mehrmals besaß, wovon namentlich – wenn man auch annehmen möchte, daß manche sich findenden Identitäten darauf beruhten, daß wirklich mehrmals aus Kernen ganz Gleiches fiel, – seine Winter Dechantsbirn ein auffallendes Beispiel gibt, die sich unter 5–6 verschiedenen Namen findet, die er selbst für synonym erklärt hat; wie denn auch seine Calebasse Bosc und mehrere andere Früchte zweimal im Kataloge aufgeführt sind. Er hat dadurch zahlreiche Irrungen und Ungewißheiten hervorgerufen, an deren Berichtigung die Nachwelt noch lange zu arbeiten haben wird und theilweise schon jetzt vergeblich arbeitet, auch veranlaßt, daß manche der von ihm erzogenen guten Früchte bereits untergegangen sind.

5) Faßt man das Wesentliche auf, so erkenne ich, sowohl in den von dem Herrn Verfasser, als von Diel gegebenen Beschreibungen von Alexander, Prinzessin Marianne, Boses Flaschenbirn die Früchte, welche auch ich unter diesen Namen habe, und will ich nur bemerken, daß Diel auch feine, glattere, zimmtfarbige Ueberzüge als zimmtartigen Rost bezeichnet hat, und ich ihm darin gefolgt bin.

In der Natur unterscheiden sich Prinzessin Marianne nebst Boses Frühzeitiger Flaschenbirn und Boses Flaschenbirn leicht. Jene wächst noch stärker und schöner pyramidalisch, als diese (meine wunderschöne Pyramide der Salisbury in Nienburg war für eine Pyramide fast zu groß), hat kleinere, mehr lang eiförmige oder elliptische[WS 12] fein gezahnte Blätter und schlankere, weit stärker punktirte Sommertriebe;[WS 13] diese, die ich auch als Pyramide erzog, hat größere, mehr herzförmige, nicht oder nur unbedeutend gezahnte Blätter von steiferem, stark papierartigem Gewebe und dunkler grüner Farbe, auch stärkere, gedrungenere, dunkler gefärbte, nur wenig punktirte Triebe. Die Frucht von jener war durchschnittlich stets merklich kleiner, meistens, doch nicht allemal um den Kelch so abnehmend[WS 14], daß sie nicht aufstehen konnte, und zeigten sich oft flache, breite, unregelmäßig über den Bauch sich hinziehende Erhabenheiten, sowie der Rost nicht so fein und rauher anzufühlen war, als bei dieser, die um den Kelch meist regelmäßiger gewölbt war und gefälliger gerundeten Bauch hatte, auch öfter zur Flaschenform hinneigt. Jene reift stets mehrere Wochen früher als diese, die mit jener zugleich gebrochen, häufig noch welkte, und war auch der bei beiden süße, nur schwach weinige Geschmack leicht zu unterscheiden, der bei der Prinzessin Marianne etwas fein zimmtartiges hat, so daß Manche behaupteten, sie vor Süßigkeit nicht essen zu können, während die Boses Flaschenbirn mehr zuckerartige, doch auch erhabene Süßigkeit und noch schmelzenderes Fleisch hatte, so daß sie von Allen für delikat erklärt wurde. Beistimmen muß ich Diel und Bivort darin, daß Prinzessin Marianne und Boses Frühzeitige Flaschenbirn weit tragbarer sind, als Boses Flaschenbirn, indem alle Probezweige, die ich von jener und den ihr gleichen Sorten hatte (ich erhielt sie auch noch von Hrn. van Mons als Spence und Clara und mehrmals unter bloßen Nummern), stets sehr voll trugen.

6) Die Birne, welche ich von Burchardt (wie jetzt klar ist, durch Verwechslung) als Calebasse Bosc erhielt und der Frucht gleich fand, welche ich unter den von Hrn. van Mons ohne Namen erhaltenen Früchten von Humboldt’s Butterbirn nannte, unterscheidet sich in Vegetation und Frucht von allen vorgedachten leicht. Die feine Haut ist gegen die Baumreife gelblicher, an großen Stellen von Rost [237] gewöhnlich frei, der Rost am Baume etwas mehr grünlich, der delikate, süße, feinweinige, etwas bergamottartige Geschmack ist von dem der Boses Flaschenbirne verschieden, die Triebe mehr ledergelb, und überhaupt die Vegetation anders. Auf die Vermuthung, daß sie die Marie Louise sey, wovon ich seit ein paar Jahren vorläufig überzeugt bin, konnte ich früher, und auch durch die im Neuen allgemeinen Gartenmagazine gegebene Abbildung der Marie Louise nicht wohl kommen, da ich von Diel als Marie Louise eine ganz andere Frucht erhalten hatte (jedoch, wie ich jetzt glaube, nicht die rechte, zumal Diel sie nirgends beschrieben und ihre Unächtheit vielleicht selbst vermuthet hat), und da Hr. van Mons bei Zusendung der ohne Namen erhaltenen Reiser mir schrieb: „c’est la plus part du plus neuf, c’est du tout neuf“; weßhalb ich glaubte, wohl eine noch unbekannte Frucht aus seinen letzten Kernsaaten[WS 15] vor mir zu haben.

Oberdieck.

  1. Ich muß bemerken, daß weder der Text mit einer Seitenzahl, noch die Tafeln mit Nummern versehen sind.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe Ueber die Form der Kernobstfrüchte und die Normalform insbesondere
  2. Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens. 8. Jg. (1811) Bücherei des Deutschen Gartenbaues e. V.
  3. van Mons: Beobachtungen, in der Baumschule de la Fidélité zu Brüssel gemacht […]. In: Neues allgemeines Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des Teutschen Gartenwesens. 1. Bd. (1825), S. 39–51 Google
  4. van Mons: Essai pomologique, ou observations faites dans la pépinière de la Fidélité, à Bruxelles […]. In: Annales générales des sciences physiques. Bd. 2 (1819), S. 51–69 Chicago
  5. van Mons: Pomologie. In: Annales générales des sciences physiques. Bd. 3 (1820), S. 275–279 Harvard
  6. Vorlage: mit-|mäßiger
  7. Vorlage: Bädiker (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  8. Vorlage: wahrscheinlich doch fehlt (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  9. Vorlage: des Hrn. (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  10. Vorlage: Frucht genommen wird (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  11. Vorlage: wirklich (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  12. Vorlage: elliptisch (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  13. Vorlage: Komma statt Semikolon (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  14. Vorlage: abweichend (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  15. Vorlage: Kernsorten (vgl. Anzeige von Druckfehlern)